Fertilis aestiva Nilus abundet aqua? Et teneram ferro sollicitavit humum, Expressa incultis uva dedit pedibus. 23. pater] heisst der Fluss als Befruchter des Landes; der Scholiast zu Stat. Theb. 4, 709, wo der Nil gleichfalls pater genannt wird, sagt: Semina enim omnium rerum Aegypto infert Nilus, ut merito totam regionem prolificans pater eius ostendatur. 24. Die Frage nach den Quellen des Nils, die im Alterthum ebenso eifrig erörtert ward, wie bei uns, ist nun endlich gelöst. Vgl. Ovid met. 2, 254 s.: Nilus in extremum fugit perterritus orbem occuluitque caput: quod adhuc latet. Hor. od. IV, 14, 45 s.: fontium qui celat origines Nilus. 28. bovem] den heiligen Stier des Osiris, den Apis, der in Memphis verehrt ward; vgl. Plin. n. h. 8, 46: bos in Aegypto etiam numinis vice colitur: Apim vocant. Non est fas, eum certos vitae excedere annos, mersumque in sacerdotum fonte enecant, quaesituri luctu alium, quem substituant; et donec invene rint, maerent, derasis etiam capitibus: nec tamen umquam diu quaeritur; inventus deducitur Memphim a sacerdotibus. 29. Osiris] war der Gott des Ackerbaus und des Weinbaus, daher Bacchus v. 39 und 41. 30. teneram] weil mit Nilschlamm bedeckt. Sonst galt Ceres als Erfinderin des Pfluges; vgl. Verg. georg. 1, 147 ss.; Ovid met. 5, 341 ss.; am. III, 10, 11 ss.; fast. 4, 401 ss.; Ceres aber entsprach der ägyptischen Isis, der Schwester des Osiris. sollicitare] Verg. georg. 2, 418: sollicitanda tamen tellus, pulvisque movendus; Ovid fast. 4, 396. 36. incultis] noch ungeübt. 40. tristitiae dissolvere] von Traurigkeit befreien, eine griech. Construction; vgl. Hor. od. III, 17, 16: cum famulis operum solutis. Bacchus heisst Λύσιος und Λυαῖος, Liber. 42. Die Sclaven trugen oft Fussfesseln bei der Arbeit. Non tibi sunt tristes curae nec luctus, Osiri, Et levis occultis conscia cista sacris. Et capite et collo mollia serta gerat. At tibi succrescat proles, quae facta parentis 55 Nec taceat monumenta viae, quem Tuscula tellus Namque opibus congesta tuis hic glarea dura 45. Der Epheu war dem Bacchus heilig; dieser hiess daher: corymbifer: Ovid fast. I, 393. III, 767: hedera est gratissima Baccho; Ovid erzählt an letzterer Stelle, warum dies der Fall war. 46. Bacchus ward mit einem -langen (odnons) Talare dargestellt; an seinen Festen blies man die phrygische Flöte und trug in Körben geheimnissvolle Heiligthümer umher. 47. Tyriae vestes] Purpurgewänder, wie sie namentlich in Tyrus gefärbt wurden. 48. cista] vgl. zu Cat. Nr. XXV, 259 s. levis] weil aus Ruthen zusammengeflochten. 49-64.,, Erscheine, o Gott, glückbringend zur Feier des Geburtstages; möge dieser noch oft gefeiert werden." 49. genius] der Gott der Geburt und der Geburtsfeste. 60 51. An Festtagen salbte und bekränzte man die Bilder der Götter. 53. hodierne] Vocativ; vgl. Prop. Nr. XLII, 5. 54. Mopsopio] attisch, so genannt nach einem mythischen Könige Mopsopus. Der hymettische Honig war berühmt. 55. Messala hatte zwei Söhne. 56. veneranda] auch die Söhne sollen sich Ruhm und Ansehen erwerben. 57. Messala erneuerte die Latina via, welche von Rom zwischen Tusculum und den Albanerbergen hindurch nach dem Süden führte. 58. Alba antiquo Lare] das altehrwürdige Alba; auch Städte hatten ihren Lar. candida] weiss von dem grauen Kalkstein, auf dem sie erbaut war; daher Alba. 61. magna urbe] beachte den blossen Ablativ, wie bei rus, domus. agricolá]. - 63. natalis] Genius. II. Buch II. Nr. V (c. 1). Quisquis adest, faveat: fruges lustramus et agros, V. Wie am 11. Mai die fratres Arvales um den alten ager Romanus herumwandelten und den Göttern, deren Schutz sie die Gefilde empfahlen, besonders der Ceres, dem Mars, Bacchus und den Lares rurales, ein Ferkel, ein Lamm und ein Kalb opferten (daher suovetaurilia genannt), so that dies auch jeder fromme Landmann für sein eigenes Gut Ende April, indem er den Göttern eines der genannten Thiere weihte. Auch Tibull begeht das Fest der Feldumwandlung (ambarvale; Festus: ambarvalis hostia est, quae rei divinae causa circum arva ducitur ab eis, qui pro frugibus faciunt d. h. opfern, wie odεw, EÇε) auf seinem Gütchen. - Das Gedicht ist erst nach 27 vor Chr. verfasst, da in ihm der Triumph des Messala (vgl. Nr. IV) erwähnt wird, etwa um 23-22. 1-12. Beginn der feierlichen Handlung. 1. Mit den Worten favete linguis (Hor. od. III, 1, 2; welcher casus ist linguis?) wurden die Anwesenden bei Beginn des Opfers zu feierlichem Schweigen aufgefordert. Vgl. Verg. georg. I, 338 ss., wo das Am barvalienfest geschildert wird. 2. tradere] wird gewöhnlich von der Ueberlieferung alter religiöser Gebräuche gesagt. 3. Bacchus ward mit Hörnern dargestellt, er hiess xeoαopógos, ταυροκέρως; so erwähnt Horaz das goldene Horn des Bacchus, od. II, 19, 29 s. Hörner sind das Sinnbild der Fruchtbarkeit und der Kraft; cornu copiae (das Füllhorn): Hor. ep. I, 12, 29 und od. I, 17, 15 s. 4. Vgl. Hor. c. s. 29 s.: fertilis frugum pecorisque tellus spicea donet Cererem corona; daher hiess sie spicifera. Ovid fast. 4, 615 s.; am. III, 10, 36. 8. Vgl. Ovid fast. 1, 663 s.: state coronati plenum ad praesepe iuvenci: cum tepido vestrum vere redibit opus. 10. Alle Arbeit soll am Tag der Feldweihe ruhn, auch die Wollarbeit der Weiber. 12. manibus puris] Hes. oya καὶ ἡμ. 724: μηδέ ποτ ̓ ἐξ ἠους Διὶ λείβειν αἴθοπα οἶνον χερσὶν ἀνίπτοισιν, μηδ' ἄλλοις ἀθανά τοισιν. 13-24. Die Opfer und Gebete. 13. fulgentes] brennend. Vinctaque post olea candida turba comas. Turbaque vernarum, saturi bona signa coloni, eat] das Opferthier wurde an einem losen Strick geführt, damit es freiwillig zu gehn schiene; drei Mal führte man es um das Feld, ehe man es opferte. 17. Vgl. Verg. georg. 1, 225 s.: multi ante occasum Maiae coepere, sed illos expectata seges vanis elusit avenis. 19. tum] wenn ihr unsere Bitten erhört.. nitidus] im festlichen Anzuge. 20 ss. Man zündete bei diesen Festen Freudenfeuer an und baute Laubhütten. 21. satur] begütert; vgl. Hor. epod. 2, 65 s. 24. Vgl. Tib. I, 8, 3: nec mihi sunt sortes nec conscia fibra deorum. 25-82. Das Festmahl; Lob der ländlichen Götter und des Landlebens. 25. Die besten Weine, Falerner und Chier, sollen die Festtafel zieren; man mischte den süssen Chier mit dem herben Falerner; vgl. Hor. sat. I, 10, 24: ut Chio nota si commixta Falernist. war. fumosos] der Wein ward in Rauchkammern aufbewahrt; am Krug schrieb man den Namen des Consuls an, unter welchem der Wein gewonnen Guter Falerner musste etwa fünfzehn Jahr alt sein. Vgl. Varro de r. r. 1, 65: genera sunt vini, in quo Falerna, quae quanto plures annos condita habuerunt, tanto, cum prompta sunt, fructuosiora. Falernos] sc. cados, was aus dem folgenden Vers leicht zu ergänzen ist. 26. vincla] der Wein ward im Krug verkorkt und zugepicht. 29. bene Messalam] sc. valere iubeo; so rief man bene vos, bene te etc.; vgl. Ovid fast. 2, 637 s.: et „Bene vos, bene te, patriae pater, optime Caesar" dicite suffuso ter sacra verba mero. 30. Er möge oft während des Mahles genannt werden. Gentis Aquitanae celeber Messala triumphis Huc ades adspiraque mihi, dum carmine nostro Rura cano rurisque deos. his vita magistris Exiguam viridi fronde operire domum, Servitium et plaustro supposuisse rotam. Tum bibit inriguas fertilis hortus aquas, Et satur arenti primum est modulatus avena 31. triumphis] poet. Plural, wie Nr. IV, 5; gemeint ist der Triumph des Messala wegen des aquitanischen Krieges, 27 vor Chr. 32. intonsi avi] die ersten Barbiere kamen im J. 300 aus Sicilien nach Rom. 34. agricolis caelit.] Bacchus und Ceres. 36. Eicheln als Nahrung erwähnt auch Verg. georg. 1, 147 ss.: prima Ceres ferro mortalis vertere terram instituit, cum iam glandes atque arbuta sacrae deficerent silvae et victum Dodona negaret; Ovid met. 1, 103 ss.; fast. 4, 395 ss.; Tib. II, 3, 69: glans aluit veteres. 42. inriguus] activ, wie auch bei Verg. georg. 4, 32: inriguumque bibant violaria fontem; ebenso riguus: georg. 2, 485: rigui amnes. Sonst passiv: Hor. sat. II, 4, 16: inriguo nihil est elatius horto. 35 40 45 50 44. securo] weil er von Sorgen befreit. 46. comas] hier die Aehren, sonst das Laub der Bäume; vgl. Ovid am. III, 10, 11 s.: prima Ceres docuit turgescere semen in agris falce coloratas subsecuitque comas. 47. Beachte die Form rure statt ruri, die auch in Prosa statt dieser vorkommt. verno alveo] zweisilbig; das Adjectiv steht nach dichterischem Sprachgebrauch statt des Adverbiums: im Frühling. 52. ornatos] die Götterbilder wurden bei festlichen Gelegenheiten mit Kränzen geschmückt. 53. Die Winzer rötheten ihr Gesicht nach der Weinlese mit Mennig, „der Farbe, die Bacchus selbst mit andern Göttern in alten Bildnissen als Andeutung des Gedeihens trug": Voss. Vgl. Plin. n. h. 33, 7: |