Nr. XXII (c. 84). Chommoda dicebat, si quando commoda vellet Hoc misso in Syriam requierant omnibus aures: Nec sibi postilla metuebant talia verba, Ionios fluctus, postquam illuc Arrius isset, Nr. XXIII (c. 93). Nil nimium studeo, Caesar, tibi velle placere, XXII. Wie in England der Ungebildete oft in Zweifel ist, ob er das h am Anfang der Wörter aussprechen soll oder nicht, (to drop the h) so war dies auch in Rom der Fall, wiewohl hier die Aspiration ein selbst von Gebildeten viel umstrittenes Capitel der Grammatik war. Caesar widmete in seiner grammatischen Schrift de analogia der Aspiration einen eigenen Abschnitt. Doch scheinen auch in Rom die Gebildeten in der Aussprache des h meist übereingestimmt zu haben. Wenigstens sagt Nigidius Figulus, ein Grammatiker aus der Zeit des Cicero rusticus fit sermo, si adspires perperam. Catull verspot tet in diesem Gedicht einen unbedeutenden Redner Arrius (Cic. Brut. 69, 242), der mit der Aussprache des h Unglück hatte. Das kleine Gedicht ward bald berühmt und wird bereits von Quintilian I, 5, 20 erwähnt: erupit brevi tempore nimius usus (des h) ut choronae, chenturiones, praechones adhuc quibusdam inscriptionibus maneant, qua de re Catulli nobile epigramma est. 5 10 1. quantum poterat] mit aller Kraft. 5 s. Diese Aussprache verdankt er seinen plebejischen Vorfahren. Liber ist der Name des Oheims. eius ist eine in der Poesie sehr seltene Form und findet sich fast nur am Ende des Hexameters. 8. leniter et leviter] s. zu Nr. XIX, 20. XXIII. Catull stand als eifriger Republikaner den Bestrebungen Caesars schroff gegenüber und verfolgte ihn und seine Anhänger mit beissenden Epigrammen. Tacit. ann. 4, 34: carmina Bibaculi et Catulli referta contumeliis Caesarum leguntur. Suet. Iul. Caes. 73: Valerium Catullum, a quo sibi versiculis de Mamurra perpetua stigmata imposita non dissimulaverat, satisfacientem eadem die adhibuit cenae, hospitioque patris eius sicut consuerat uti perseveravit. 1. velle] steht pleonastisch; dies ist der Umgangssprache entlehnt. 2. albus an ater] sprichwörtlich, cf. Phaedr. 3, 15, 10. Hor. ep. II, 2, 189. Nr. XXIV (c. 116). Saepe tibi studioso animo venante requirens Telis infestum mittere in usque caput, Hunc video mihi nunc frustra sumptum esse laborem, Gelli, nec nostras hic valuisse preces. Contra nos tela ista tua evitamus amictu: At fixus nostris tu dabi' supplicium. IV. Ariadne auf Dia. Nr. XXV (c. 64, 50-265). Haec vestis priscis hominum variata figuris Heroum mira virtutes indicat arte. XXIV. Catull hatte sich vergeblich bemüht einen gewissen Gellius, der sonst unbekannt ist, durch Uebersendung von Uebersetzungen aus Kallimachos für sich zu gewinnen. Nunmehr droht der Dichter mit den Pfeilen seiner lamben. 1. studioso animo venante] = animo studiose venante. 2. Battiadae] s. zu Nr. XI, 16. 3. Beachte nobis neben lenirem und mihi. 4. telis] gehört zu mittere = zielen. 5. Vgl. Caes. b. G. 3, 14: intellexit frustra tantum laborem sumi. 6. hic] in diesem Bestreben dich mir geneigt zu machen. 8. dabi] nur hier gestattet sich Catull die Elision des s; dies galt damals für subrusticum (Cic. or. 48, 161) und ward gerade von den poetae novi vermieden. Hier findet diese Elision darin eine gewisse Entschuldigung, dass sie vor einem s stattfindet. XXV. In ein längeres Gedicht über die Hochzeit des Peleus und der Thetis fügte Catull nach alexandrinischer Manier als Episode die Erzählung von Theseus und der 5 50 Ariadne ein. Zur Feier der Ver- Mit Dasselbe ist in alexandrinischem Geschmack gedichtet, ohne jedoch einem bestimmten Vorbilde entlehnt zu sein. Vielleicht dachte der Dichter bei den Klagen der verlassenen Ariadne an sein eigenes trauriges Geschick; auch er war von Lesbia treulos verlassen worden. Die Sage von der Ariadne war ein Lieblingsgegenstand für die griechischen und römischen Dichter und Künstler. 50. vestis] hier ein Teppich, welcher das Brautbett ziert. Namque fluentisono prospectans litore Diae Sed neque tum mitrae neque tum fluitantis amictus priscis hom. figuris] dichterisch für: priscorum hom. figuris. 51. virtutes] Heldenthaten; vgl. Π. 9, 524 s.: κλέα ἀνδρῶν ἡρώων. 52. fluentisono] ἅπαξ λεγόμενον; vgl. Od. 11, 325 : Δίῃ ἐν ἀμφιρύτῃ. Nach der älteren Sage stirbt Ariadne auf Dia, Od. 11, 321-325; hierzu bemerkt der Scholiast: Δία νῆσος πρὸς τῇ Κρήτῃ ἥτις νῦν Νάξος καλεῖται· ἱέρα δὲ αὕτη τοῦ ΔιοvúGov. Später dachte man wohl an die Cycladeninsel Naxos, welche gleichfalls ihres Weinreichthums wegen dem Dionysos geweiht war. 59. Eine bei römischen Dichtern häufig wiederkehrende Formel; so V. 142; Nr. IX, 8. 60. Minois] Ariadne, die Tochter des Minos, des Königs von Creta. Röm. Elegiker. 62. Vgl. Verg. Aen. 4,532: magno irarum fluctuat aestu. 65. lactent. pap.] „den wallenden Busen". 67. ipsius] der Herrin, wie Nr. XIII, 9; XIV, 7. 70. pendebat] auch wir sagen: ,,hängen an Jem." von einem, der die Augen starr auf Jemand gerichtet hat, oder dessen Gedanken ganz von Jemand erfüllt sind. 72. Erycina] Venus, so genannt nach einem berühmten Tempel der Göttin in der Stadt Eryx auf Sicilien. 73. illa temp., quo ex tempore] eine den Alexandrinern nachgeahmte Breite des Ausdrucks; vgl. Apoll. Rhod. 4, 520: ἐκ τόθεν, ἐξότε; Gall. h. Apoll. 47 s.: ἐξέτι κείνου ἐξότε. 75. iniusti] Minos, der nach äl 3 Nam perhibent olim crudeli peste coactam tern Sagen wegen seiner Gerechtig- templa] der Palast des Königs, weil eine feierliche Halle. Gortyna] oder Gortys, Stadt auf Creta. 77. Androgeos] ein Sohn des Minos, errang in Athen bei allen Wettkämpfen den Sieg und ward aus Neid hinterlistig ermordet; vgl. Verg. Aen. VI, 20 ss. 78. Nach Servius zu Aen. 6, 21 waren es mit Theseus 7 Jünglinge und 7 Jungfrauen. V. 78-80 3 vers. spond. hintereinander, jeder mit einem 4 silbigen Wort schliessend. 79. Cecropiam] Cecrops Stadt, Athen. 80. angusta] weil die Stadt, vom Unglück bedrängt, gleichsam eng eingeschlossen war. = 82. quam] quam ut, nach älterem Sprachgebrauch. 83. funera nec funera] dieses nec entspricht einem griech. a privat. cf. τάφος ἄταφος, γάμος ἄγαuos. Cic. Phil. I, 2, 5: insepultam sepulturam. Der Sinn ist: dem Tode geweiht und doch noch nicht todt. 89. Die Myrte ist überall im Peloponnes heimisch. 95. sancte puer] Amor; ähnlich heisst es c. 68, 18 von der Venus: quae dulcem curis miscet amaritiem. 96. Γολγοί und Ιδάλιον berühmte Cultstätten der Venus auf Cypern; vergl. Nr. XV, 14. Idalium heisst frondosum, weil dort ein Hain der Venus war. 97. incensam iactastis] zwei verschiedene Bilder; inwiefern? verbinde incensam mente. Quantos illa tulit languenti corde timores! 99. timores] Besorgniss um Theseus, der den Kampf mit dem Minotaurus zu bestehen hatte. 100. expalluit] von der Farbe des Goldes; vgl. c. 81, 4: inaurata pallidior statua. 103. non ingrata] wird durch frustra weiter erklärt: die Gaben, welche sie den Göttern für die Rettung des Theseus versprach, waren diesen angenehm, und so versprach sie dieselben nicht umsonst. 104. succendit] ihre Lippen werden mit einem Altar verglichen, auf Idem man Weihrauch anzündet. 105. Tauro] die Dichter lieben es statt des allgemeinen Begriffs einen bestimmten Gegenstand zu setzen; ähnliche Gleichnisse finden sich bereits bei Homer Il. 5, 559 s.: τοίω τω χείρεσσιν ὑπ ̓ Αἰνείαο δαμέντε καππεσέτην, ἐλάτῃσιν ἐοικότες ὑψηλῇσιν und 13, 389 ss.: ἤριπε δ ̓ ὡς ὅτε τις δρυς ἤριπεν 100 105 110 115 ἢ ἀχερωὶς δὲ πίτυς βλωθρή, την τ ̓ οὔρεσι τέκτονες ἄνδρες ἐξέταμον πελέκεσσι νεήκεσι νήιον εἰ val. 107. turben] seltene Nebenform von turbo. 110. saevum] substantivisch gebraucht. 111. Dies erinnert an einen griechischen Dichter bei Cic. Attic. 8, 5, 1: πολλὰ μάτην κεράεσσιν ἐς ἠέρα θυμήναντα. 113. filo] der Faden, welchen ihm Ariadne gegeben hatte. 114. Wie das Labyrinth von Daidalos erbaut ward, beschreibt Ovid met. 8, 159 ss. 116. a primo carmine] vom Beginn des Ariadneliedes, welches uns Ariadne bereits als von Theseus verlassen schilderte. 118. consanguineae] Minos und Pasiphaë hatten vier Töchter, von denen Ariadne und Phaedra die bekanntesten sind. |