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Hei mihi surrepens imos ut torpor in artus
Expulit ex omni pectore laetitias.

Non iam illud quaero, contra ut me diligat illa,
Aut, quod non potis est, esse pudica velit:

Ipse valere opto et taetrum hunc deponere morbum. 25 O di, reddite mi hoc pro pietate mea.

III. An die Widersacher.

Nr. XX (c. 44).

O funde noster seu Sabine seu Tiburs,

(Nam te esse Tiburtem autumant, quibus non est
Cordi Catullum laedere: at quibus cordi est,

Quovis Sabinum pignore esse contendunt)
Sed seu Sabine sive verius Tiburs,
Fui libenter in tua suburbana
Villa malamque pectore expuli tussim,
Non inmerenti quam mihi meus venter,
Dum sumptuosas appeto, dedit, cenas.
Nam, Sestianus dum volo esse conviva,
Orationem in Antium petitorem
Plenam veneni et pestilentiae legi.

26. pro] als Belohnung für.

XX. Catull hatte, um von Sestius zu einem Diner geladen zu werden, sich entschlossen, eine von dessen frostigen Reden zu lesen, wobei er sich jedoch, wie er scherzhaft erzählt, eine Erkältung zuzog. Er flieht nach seinem Landgut und gelobt nie wieder etwas von jenem zu lesen. Der hier erwähnte Sestius ist wahrscheinlich der P. Sestius, den Cicero vertheidigt hat. Seine Witze waren so schlecht, dass Cicero sich ausdrücklich gegen eine Verwechselung derselben mit den seinigen verwahrte.

1 ss. Das Landgut Catulls lag auf der Grenze vom Sabinerlande und Tibur. Während der campus Tiburs wegen seines fruchtbaren Bodens und seiner herrlichen, gesunden

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Lage gesucht war und dort viele vornehme Römer ihre Villen hatten (auch Horaz besass dort ein Gut), war der Boden des Sabinerlandes ärmlich und wenig zu Landsitzen geeignet. Die Weintrauben, Feigen, das Obst und die Rosen von Tibur, welches als Sommerfrische sich eben solchen Rufes erfreute, wie Tusculum oder Praeneste, waren berühmt; das Sabinerland eignete sich mehr zu Weideplätzen und zum Olivenbau.

6. Tibur liegt so nahe bei Rom, dass es von dort aus gesehn werden kann; es bildet gleichsam eine Vorstadt Roms.

11. Antius ist sonst unbekannt. petitor ist entweder einer, der sich um ein Amt bewirbt, oder ein Ankläger.

Hic me gravido frigida et frequens tussis
Quassavit usque dum in tuum sinum fugi
Et me recuravi otioque et urtica.
Quare refectus maximas tibi grates
Ago, meum quod non es ulta peccatum.
Nec deprecor iam, si nefaria scripta
Sesti recepso, quin gravedinem et tussim
Non mi, sed ipsi Sestio ferat frigus,

Qui tum vocat me, cum malum librum legi.

Nr. XXI (c. 49).

Disertissime Romuli nepotum,

Quot sunt quotque fuere, Marce Tulli,
Quotque post aliis erunt in annis,
Gratias tibi maximas Catullus
Agit pessimus omnium poeta,
Tanto pessimus omnium poeta
Quanto tu optimus omnium patronus.

15. Brennesseln galten für be-
sonders heilbringend und wurden
namentlich gegen Husten verordnet;
Hor. ep. I, 12, 8.
19. recepso]
recepero, ältere
Form, gebildet wie faxo u. ähnliche.
21. tum] nur dann.

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XXI. Ein ironisches Lobgedicht auf Cicero. Eine Bescheidenheit, wie sie sich hier in dem Urtheil, das Catull über sich selbst fällt, zeigen würde, wenn man das Gedicht ernst nähme, war dem Alterthume völlig fremd. Der Sinn ist: so wenig ich, Catull, der schlechteste der römischen Dichter bin, so wenig bist du, Cicero, der bedeutendste Redner Roms. Vielleicht antwortet Catull hiermit auf Angriffe, die er und seine Dichterschule, die VETEQOL, wiederholt von Cicero erfahren hatten; so hatte Cicero namentlich über die bei diesen nach alexandrinischer Manier öfter wiederkehrenden versus spondiaci gespottet; vgl. Einl.

1. disertus] dis. zu sein war nicht das höchste Lob des Redners; so

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sagt der Redner M. Antonius bei Cic. or. 5, 18: disertos se vidisse multos, eloquentem omnino neminem; de orat. I, 21, 95: existat talis orator qualem quaerimus, qui iure non solum disertus, sed etiam eloquens dici possit. Auch Romuli nepotes für Romani ist spöttisch; ähnlich gebraucht Catull Remi nepotes c. 58, 5.

2. Die Anrede M. Tulli hat etwas auffallend feierliches, da sonst in der Poesie in der Regel nur das cognomen oder nomen gentilicium hierzu verwandt ward.

quot sunt quotque fuere etc.] dieselbe Wendung findet sich noch zwei Mal bei Catull c. 21, 2 s. u. 24, 2 s. gleichfalls in Spottgedichten, und ausserdem unzählige Mal bei den römischen Lustspieldich

tern.

7. Der Titel omnium patronus war dem Cicero wirklich von seinen Freunden scherzhaft beigelegt worden; vgl. ad fam. 6, 7, 4. Cicero spottet Brut. 97, 332 selbst über das vulgus patronorum.

Nr. XXII (c. 84).

Chommoda dicebat, si quando commoda vellet
Dicere, et insidias Arrius hinsidias,
Et tum mirifice sperabat se esse locutum,
Cum quantum poterat dixerat hinsidias.
Credo, sic mater, sic Liber avunculus eius,
Sic maternus avus dixerat atque avia.

Hoc misso in Syriam requierant omnibus aures:
Audibant eadem haec leniter et leviter,

Nec sibi postilla metuebant talia verba,
Cum subito affertur nuntius horribilis,

Ionios fluctus, postquam illuc Arrius isset,
Iam non Jonios esse, sed Hionios.

Nr. XXIII (c. 93).

Nil nimium studeo, Caesar, tibi velle placere,
Nec scire utrum sis albus an ater homo.

XXII. Wie in England der Ungebildete oft in Zweifel ist, ob er das h am Anfang der Wörter aussprechen soll oder nicht, (to drop the h) so war dies auch in Rom der Fall, wiewohl hier die Aspiration ein selbst von Gebildeten viel umstrittenes Capitel der Grammatik war. Caesar widmete in seiner grammatischen Schrift de analogia der Aspiration einen eigenen Abschnitt. Doch scheinen auch in Rom die Gebildeten in der Aussprache des h meist übereingestimmt zu haben. Wenigstens sagt Nigidius Figulus, ein Grammatiker aus der Zeit des Cicero: rusticus fit sermo, si adspires perperam. Catull verspot

tet in diesem Gedicht einen unbedeutenden Redner Arrius (Cic. Brut. 69, 242), der mit der Aussprache des h Unglück hatte. Das kleine Gedicht ward bald berühmt und wird bereits von Quintilian I, 5, 20 erwähnt: erupit brevi tempore nimius usus (des h) ut choronae, chenturiones, praechones adhuc quibusdam inscriptionibus maneant, qua de re Catulli nobile epigramma est.

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1. quantum poterat] mit aller Kraft.

5 s. Diese Aussprache verdankt er seinen plebejischen Vorfahren. Liber ist der Name des Oheims. eius ist eine in der Poesie sehr seltene Form und findet sich fast nur am Ende des Hexameters.

8. leniter et leviter] s. zu Nr. XIX, 20.

XXIII. Catull stand als eifriger Republikaner den Bestrebungen Caesars schroff gegenüber und verfolgte ihn und seine Anhänger mit beissenden Epigrammen. Tacit. ann. 4, 34: carmina Bibaculi et Catulli referta contumeliis Caesarum leguntur. Suet. Iul. Caes. 73: Valerium Catullum, a quo sibi versiculis de Mamurra perpetua stigmata imposita non dissimulaverat, satisfacientem eadem die adhibuit cenae, hospitioque patris eius sicut consuerat uti perseveravit.

1. velle] steht pleonastisch; dies ist der Umgangssprache entlehnt. 2. albus an ater] sprichwörtlich, cf. Phaedr. 3, 15, 10. Hor. ep. II, 2, 189.

Nr. XXIV (c. 116).

Saepe tibi studioso animo venante requirens
Carmina uti possem mittere Battiadae,
Qui te lenirem nobis, neu conarere

Telis infestum mittere in usque caput,

Hunc video mihi nunc frustra sumptum esse laborem,
Gelli, nec nostras hic valuisse preces.
Contra nos tela ista tua evitamus amictu:
At fixus nostris tu dabi' supplicium.

IV. Ariadne auf Dia.

Nr. XXV (c. 64, 50-265).

Haec vestis priscis hominum variata figuris

Heroum mira virtutes indicat arte.

XXIV. Catull hatte sich vergeblich bemüht einen gewissen Gellius, der sonst unbekannt ist, durch Uebersendung von Uebersetzungen aus Kallimachos für sich zu gewinnen. Nunmehr droht der Dichter mit den Pfeilen seiner lamben.

1. studioso animo venante] = animo studiose venante.

2. Battiadae] s. zu Nr. XI, 16. 3. Beachte nobis neben lenirem und mihi.

4. telis] gehört zu mittere = zielen.

5. Vgl. Caes. b. G. 3, 14: intellexit frustra tantum laborem sumi. 6. hic] in diesem Bestreben dich mir geneigt zu machen.

8. dabil nur hier gestattet sich Catull die Elision des s; dies galt damals für subrusticum (Cic. or. 48, 161) und ward gerade von den poetae novi vermieden. Hier findet diese Elision darin eine gewisse Entschuldigung, dass sie vor einem s stattfindet.

XXV. In ein längeres Gedicht über die Hochzeit des Peleus und der Thetis fügte Catull nach alexandrinischer Manier als Episode die Erzählung von Theseus und der

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Ariadne ein. Zur Feier der Vermählung des Sterblichen Peleus mit der Göttin waren zu Pharsalus in Thessalien viele Gäste von nah und fern erschienen. Die Königsburg strahlt von Gold und Silber, vor allen andern Schätzen aber lenkt ein Teppich die Aufmerksamkeit Aller auf sich, auf welchem die Geschichte des Theseus und der Ariadne dargestellt war (v. 50-265). Auch die Götter erscheinen zur frohen Feier, die Parzen singen feierlich ihr Schicksalslied. einem Lob auf die gute alte Zeit, da die Götter noch unter dem frommen Menschengeschlecht auf Erden weilten, schliesst das Gedicht.

Mit

Dasselbe ist in alexandrinischem Geschmack gedichtet, ohne jedoch einem bestimmten Vorbilde entlehnt zu sein. Vielleicht dachte der Dichter bei den Klagen der verlassenen Ariadne an sein eigenes trauriges Geschick; auch er war von Lesbia treulos verlassen worden. Die Sage von der Ariadne war ein Lieblingsgegenstand für die griechischen und römischen Dichter und Künstler.

50. vestis] hier ein Teppich, welcher das Brautbett ziert.

Namque fluentisono prospectans litore Diae
Thesea cedentem celeri cum classe tuetur
Indomitos in corde gerens Ariadna furores,
Necdum etiam sese quae visit visere credit,
Ut pote fallaci quae tum primum excita somno
Desertam in sola miseram se cernat arena.
Inmemor at iuvenis fugiens pellit vada remis,
Irrita ventosae linquens promissa procellae.
Quem procul ex alga maestis Minois ocellis,
Saxea ut effigies bacchantis prospicit eheu,
Prospicit et magnis curarum fluctuat undis,
Non flavo retinens subtilem vertice mitram,
Non contecta levi velatum pectus amictu,
Non tereti strophio lactentis vincta papillas;
Omnia quae toto delapsa e corpore passim
Ipsius ante pedes fluctus salis alludebant.

Sed neque tum mitrae neque tum fluitantis amictus
Illa vicem curans toto ex te pectore, Theseu,
Toto animo, tota pendebat perdita mente.

Ah misera, assiduis quam luctibus externavit
Spinosas Erycina serens in pectore curas
Illa tempestate, ferox quo ex tempore Theseus
Egressus curvis e litoribus Piraei
Attigit iniusti regis Gortynia templa.

priscis hom. figuris] dichterisch für: priscorum hom. figuris.

51. virtutes] Heldenthaten; vgl. Π. 9, 524 s. : κλέα ἀνδρῶν ἡρώων.

52. fluentisono] ἅπαξ λεγόμενον; vgl. Od. 11, 325: Δίῃ ἐν ἀμφιρύτῃ. Nach der älteren Sage stirbt Ariadne auf Dia, Od. 11, 321-325; hierzu bemerkt der Scholiast: Δία νῆσος πρὸς τῇ Κρήτῃ ἥτις νῦν Νάξος καλεῖται· ἱέρα δὲ αὕτη τοῦ Διοvúoov. Später dachte man wohl an die Cycladeninsel Naxos, welche gleichfalls ihres Weinreichthums wegen dem Dionysos geweiht war.

59. Eine bei römischen Dichtern häufig wiederkehrende Formel; so V. 142; Nr. IX, 8.

60. Minois] Ariadne, die Tochter des Minos, des Königs von Creta.

Röm. Elegiker.

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62. Vgl. Verg. Aen. 4,532: magno irarum fluctuat aestu.

65. lactent. pap.] „den wallenden Busen".

67. ipsius] der Herrin, wie Nr. XIII, 9; XIV, 7.

70. pendebat] auch wir sagen: ,,hängen an Jem." von einem, der die Augen starr auf Jemand gerichtet hat, oder dessen Gedanken ganz von Jemand erfüllt sind.

72. Erycina] Venus, so genannt nach einem berühmten Tempel der Göttin in der Stadt Eryx auf Sicilien.

73. illa temp., quo ex tempore] eine den Alexandrinern nachgeahmte Breite des Ausdrucks; vgl. Apoll. Rhod. 4, 520: ἐκ τόθεν, ἐξότε; Gall. h. Apoll. 47 s.: ἐξέτι κείνου ἐξότε. 75. iniusti] Minos, der nach äl

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