Nempe tuas lacrimas litora surda bibent. Sic maestae cecinere tubae, cum subdita nostrum Quid mihi coniugium Paulli, quid currus avorum En sum, quod digitis quinque levatur, onus. Et quaecumque meos inplicat unda pedes, Inmatura licet, tamen huc non noxia veni: Det pater hic umbrae mollia iura meae. Aut siquis posita iudex sedet Aeacus urna, In mea sortita vindicet ossa pila: Adsideant fratres, iuxta et Minoida sellam Eumenidum intento turba severa foro. Sisyphe, mole vaces, taceant Ixionis orbes, 6. litora surda] die Ufer der Styx;,, wenn auch Pluto dein Flehen vernimmt, so werden doch deine Thränen erfolglos in den Sand rinnen." 7. Die Götter des Olymp kann man erbitten, die des Orcus nicht. Man gab den Todten einen Obolus als Fährgeld für den Charon mit. 8. rogos] das Grabmal selbst; daher herbosos. 9. sic],,so ertönten die Hörner bei meinem Leichenbegängnisse, dass jeder hören musste, ich könne durch keine Thränen wieder der Erde zurückgegeben werden." 10. lecto] dem Bett, auf welchem der Verstorbene verbrannt ward. 11. currus] der Triumphwagen; ähnlich Ovid her. 11, 17 s.: quid iuvat admotam per avorum nomina caelo inter cognatos posse referre lovem? 14. Vgl. II, 9, 14: maximaque in parva sustulit ossa manu. 15-28. „Ein Trost ist es hierbei für mich, tadellos gelebt zu haben." 10 15 20 damnatorum; die Finsterniss und die träge fliessenden Ströme der Unterwelt sind gemeint; vgl. Tib. Nr. IX, 37; Verg. Aen. 6, 369: Stygiam paludem. 16. inplicat] von der Rückkehr zurückhält. 23 ss. Ueber Ixion, Tantalus, Fallax Tantaleo corripere ore liquor, Cerberus et nullas hodie petat inprobus umbras, Ipsa loquar pro me: si fallo, poena sororum Et domus est titulis utraque fulta suis." In lapide huic uni nupta fuisse legar. ter Scribonia war die Tochter des Scribonius Libo. Meine Vorfahren von mütterlicher Seite (altera lurba) kommen an Ruhm denen väterlicherseits gleich. 32. titulis] Inschriften unter den erbeuteten Waffen. 33. Die Kinder freigeborener Römer trugen die mit einem Purpurstreifen verzierte Toga; diese ward am Hochzeitstage abgelegt. 33. acceptas comas] das gebundene Haar; vgl. Nr. V, 49. altera vitta] die vitta der verheiratheten Frau (matrona); sie hatte schon früher als freigeborne Jungfrau eine vitta getragen. Die Verheiratheten trugen eine besondere Art von Haarband: vgl. Nr. XXXIII, 15 s. 35. cubili] welcher Casus? 36. in lapide] auf dem Grabstein; es galt für besonders ehrenvoll, wenn Frauen nur ein Mal vermählt waren. 38. tonsa] weil besiegt. Den Gefangenen wurden die Haare abgeschoren; vgl. Ovid am. I, 14, 45: nunc tibi captivos mittet Germania crines. 39 s. Der von L. Aemilius Paullus besiegte König von Makedonien, Quique tuas proavo fregit Achille domos, Quin erat et magnae pars imitanda domus. Vel tu, quae tardam movisti fune Cybeben, Vel cui, commissos cum Vesta reposceret ignes, Nec te, dulce caput, mater Scribonia, laesi: Perseus, rühmte sich von Achilles abzustammen. Construiere: testor eum, qui et te, Perseu, et domos tuas fregit. 41. Sie rühmt sich so sittenrein gelebt zu haben, wie es die strengen Gesetze der Censur verlangten. 42. focos] der Herd, statt des Hauses; warum? 43. "Ich, Cornelia, habe dem Siegesruhm der Vorfahren keine Schande gemacht." 44-60. Und ich habe mich in meinem Leben dieser Vorfahren würdig gezeigt, so dass ich den herrlichsten Vorbildern römischer Tugend an die Seite gestellt werden kann." 45. mea aetas] „mein Leben;" es blieb sich immer gleich. 46. utramque facem] die Hochzeitsfackel und die Fackel des Scheiterhaufens. 47 s. „Ich war von Natur gut geartet; nicht that ich das Rechte aus Furcht vor Strafe." 48. ne], deshalb hat mir das Geschick edle Vorfahren gegeben, damit ich aus Achtung vor ihnen, nicht aus Furcht vor der Strafe die Gesetze erfüllte." 40 45 50 55 49 s.,,Mag das Gericht auch noch so streng sein, meiner braucht sich selbst die sittenreinste Frau nicht zu schämen." 50. adsessu] „dadurch, dass ich in der Unterwelt neben ihr sitze"; alludit morem Romanum, quo in iudiciis amici adsidebant reis: Broukhus. 51 s. Claudia] eine Vestalin, zog das Schiff mit dem Bild der mauergekrönten Cybebe, das vorher unbeweglich gestanden hatte, den Tiber hinauf, um sich von der Anklage der Unkeuschheit zu reinigen. Dies geschah zur Zeit des zweiten punischen Krieges; vgl. Ovid fast. IV, 305-328. Cybebe, die Göttermutter, ward mit einer Mauerkrone auf dem Haupte dargestellt. 53 s. Als die Vestalin Aemilia aus Sorglosigkeit das ewige Feuer der Vesta hatte erlöschen lassen, warf sie in ihrer Verzweiflung ihr linnenes Gewand auf den Herd; da fieng plötzlich das Feuer von neuem an zu brennen, indem die Göttin Mitleid mit ihrer Dienerin hatte. Die Vestalinnen trugen über der Stola einen leinenen Ueberwurf (carbasus); sie kleideten sich weiss. In me mutatum quid nisi fata velis? 60 Nec mea de sterili facta rapina domo. Tu, Lepide, et tu, Paulle, meum post fata levamen, Condita sunt vestro lumina nostra sinu. [Vidimus et fratrem sellam geminasse curulem; Consul quo factus tempore, rapta soror.] 65 Filia, tu specimen censurae nata paternae, 56. Du hast an meinem Leben nichts auszusetzen, als dass es zu früh beendet ward." Auf Grabinschriften findet sich öfter von Frauen gesagt: de qua vir nil doluit nisi mortem. 57. Diese treten gleichsam als Zeugen auf und bescheinigen die Tugenden der Cornelia. 59 s. Augustus sagt, dass die Cornelia der Julia (sua nata, seiner Tochter von der Scribonia) würdig gelebt habe. Der Dichter übersieht hierbei absichtlich aus Zartgefühl die Sittenlosigkeit der Julia. sororem] die Cornelia heisst Schwester der Julia, weil beide Töchter der Scribonia waren. increpare] mit einer vom Schmerz leidenschaftlich erregten Stimme sprechen; ebenso IV, 10, 10. 60. deo] dem als Gott verehrten Augustus. 61-72. „Ich war nicht nur eine tugendhafte Gattin, sondern auch eine glückliche Mutter." 61. „Obwohl ich zu früh starb, habe ich doch eine genügende Zahl von Kindern hinterlassen, so dass ich die von Augustus für eine kinderreiche Ehe ausgesetzte Auszeich 70 nung (vestis, wohl weil sie in einem . ehrenden Zeichen am Gewand bestand; vielleicht eine purpurverbrämte Stola), die „, Ehrenstola", verdient habe." 62. „Nicht bin ich vom Geschick einem unfruchtbaren Hause entführt worden." 63 s. Lepide et Paulle] ihre Söhne, ersterer Consul des Jahres 759 und letzterer des Jahres 754. An ihrer Brust ruhend schloss sie die Augen. 65. Ihr Bruder verdiente zwei Mal den curulischen Sessel, der den höchsten Staatsbeamten zustand. P. Cornelius Scipio war Aedil gewesen und ward, als Cornelia starb, Consul, im Jahre 16 vor Chr. soror] die Cornelia selbst. 67 s. Sie redet nun ihre Tochter an. Paullus war 22 v. Chr. Censor. Die Tochter war so sittenrein, dass sie von einem Censor als ein Muster guter Sitten hingestellt werden konnte. 69. serie] scil. nepotum. fulcire] ein Haus stützen, die Säulen. wie Charontis; vgl. Verg. me mortuam. georg. 4, 506: Stygia cymba. 70. mea fata] Laudat ubi emeritum libera fama rogum. Oscula cum dederis tua flentibus, adice matris: Seu tamen adversum mutarit ianua lectum, Seu memor ille mea contentus manserit umbra 72. rogus] der Verstorbene selbst. = 82. Traumbilder, die meiner Gestalt, die mir zu ähneln schei 83. Bei Ovid her. 13, 151 s. sagt Laodamia von der Bildsäule ihres Gemahls: illi blanditias, illi tibi debita verba dicimus. 84-99. „Sollte sich Paullus wieder verheirathen, so bringt ihr, Söhne, der neuen Mutter Liebe entgegen; bleibt er Wittwer, so erleichtert ihm sein Alter; stolz bin ich darauf, dass ihr alle mich überlebt habt." 85. Das Ehebett, welches im Atrium der Thür des Hauses gegenüber stand, wird verändert, d. h. der Wittwer heirathet wieder. 86. cauta] „sorglich“. 89 s. „Lobt ihr mich zu sehr, so wird jene glauben, dass ihr sie damit indirect tadeln wollt." 92. tanti] nämlich, dass er sich nicht wieder vermählt. 13 |