Multum lusimus in meis tabellis, Ut convenerat esse delicatos. Scribens versiculos uterque nostrum Ut nec me miserum cibus iuvaret, Ut tecum loquerer, simulque ut essem. Nr. VIII (c. 96). Si quicquam muteis gratum acceptumve sepulcris den Redner Licinius Calvus, der zu- 2. ludere] = dichten, vom Spiel der Phantasie. 5. numero] Metrum. illoc] beachte die alte Form; das c ist der Ueberrest eines angehängten ce, wie hic hi-ce. = 6. per ioc. atque vin.] dasselbe wie c. 12, 2: in ioco atque vino. 13. Ein ὕστερον πρότερον; simul esse] ist eine der Umgangssprache entlehnte Wendung. Cic. fam. 9, 1, 2 sive in Tusculano, sive in Cumano ad te placebit, sive quod minime velim Romae, dummodo simul simus. 19. ocelle] „liebes Herz“, eig. : mein Augapfel. 20. Die Nemesis straft Hochmuth und Verachtung. VIII. Calvus, der seine Gemahlin Quintilia früh verloren hatte, schrieb zu ihrem Gedächtniss Ele Quo desiderio veteres renovamus amores Nr. IX (c. 30). Alphene inmemor atque unanimis false sodalibus, 5 Iam me prodere, iam non dubitas fallere, perfide? 5 Si tu oblitus es, at di meminerunt, meminit Fides, Nr. X (c. 95). Zmyrna mei Cinnae nonam post denique messem gien; derselben gedenkt auch Prop. haec etiam docti confessa est pagina Calvi, cum caneret miserae funera Quintiliae. 4. missas] verloren. 5 s. Quintilia ist nicht so bekümmert um ihren frühen Tod, als sie sich deiner treuen Liebe freut. 10 12. quae] dass die Götter Untreue bestrafen. X. C. Helvius Cinna, der Freund Catulls, mit dem er die Bithynische Reise gemeinschaftlich unternahm, schrieb ein Gedicht Zmyrna, von dem noch einige Zeilen erhalten sind. Catull, der in diesem Gedichte dem Werke seines Freundes Unsterblichkeit prophezeit, stellt diesem zwei weniger bedeutende Dichter gegenüber, den Redner Hortensius, welchem er früher seine coma Berenices gewidmet hatte, und den Volusius (Tanusius), dessen Annalen er auch an anderer Stelle mit beissendem Spott verfolgt. Uebrigens war die Zmyrna so gelehrt und dunkel, dass bald Commentare dazu erschienen. 1. nonam] hierauf spielt wahr Milia cum interea quingenta Hortensius uno Zmyrna cavas Satrachi penitus mittetur ad undas, Nr. XI (c. 65). Etsi me assiduo confectum cura dolore scheinlich Horaz (a. p. 388) an, wenn messis] statt aestas, Ovid her. 6, 56 s.: hic tibi bisque aestas bisque cucurrit hiemps. tertia messis erat. 3. Der Gedanke ist etwa so zu vervollständigen: während Hortensius in kurzer Zeit eine sehr grosse Anzahl von Versen anfertigt. 5. Satrachi] Zátoaxos, ein Fluss auf Cypern, wo das Gedicht spielte. Cinna's Gedicht soll in jenen fernen Gegenden gelesen werden, deren Sagen es erzählt. penitus] weit in das Reich hinein. 7. Padua] eine der Mündungen des Po; von dorther stammte Tanusius. 8. laxus] drückt aus, wie verschwenderisch man mit dem werthlosen Papier umgieng. 10. Antimachus] ein alexandrinischer Dichter, dessen Gedichte sehr wortreich waren. XI. Mit diesem Gedicht über 5. 10 5 sendet Catull seinem Freunde Q. Hortensius Ortalus, dem berühmten Redner und Rivalen des Cicero, die Uebersetzung eines Gedichtes des Kallimachos, der Locke der Berenike; Ortalus war selbst Dichter, fand aber als solcher nicht gerade den Beifall Catulls (vgl. Nr. X, 3). Zugleich meldet der Dichter dem Freunde den Tod seines Bruders; danach lässt sich die Zeit der Abfassung bestimmen: es muss im J. 60 v. Chr. geschrieben sein. Das ganze Gedicht ist ein einziger langer Satz mit eingeschalteter Anrede an den Bruder. 2. doctae virgines] die Musen; Tib. III, 4, 45: doctae sorores; Pindar nennt sie Ἑλικώνιαι παρθένοι. 4. mens animi] mens, das Denkvermögen, ist ein Theil des animus, der Geisteskräfte. Cic. de rep. II, 40, 67. 5. Der Strom Lethe fliesst in der Unterwelt; aus ihm trinken die Verschiedenen Vergessenheit ihres irdischen Daseins. 6. pallidulum] selten; während in der augusteischen Zeit die Deminutiva aus der Dichtersprache fast Troia Rhoeteo quem subter litore tellus Nunquam ego te, vita frater amabilior, völlig verschwunden sind, finden 12. tegam] ich will meine Lieder verbergen, will sie wie die Nachtigall im Verborgenen singen. 14. Daulias] ist Prokne, die Gemahlin des Königs Tereus von Daulis in Phokis. Dieser verliebte sich in ihre Schwester Philomela. Um sich für die der letztern angethane Schmach zu rächen, tödteten die Schwestern den Sohn des Tereus, Itys. Darauf ward Prokne in eine Schwalbe, Philomela in eine Nachtigall und Tereus in einen Wiedehopf verwandelt (Ovid met. 6, 425 ss.). Nach einer andern Fassung der Sage, der Catull hier folgt, ward Prokne zur Nachtigall. Prop. IV, 10, 10: increpet absumptum nec sua mater Ityn. 15. sed] nimmt den V. 4 unterbrochenen Satz wieder auf; dem etsi V. 1 entspricht das tamen V. 15. 16. Battiadae] des Kallimachos, eines Sohnes des Battos aus Kyrene. carmina kann auch ein Gedicht bezeichnen; jedenfalls ist nur eine derartige Uebersetzung erhalten, c. 66. carmina] versus; Ovid ep. Sapph. 5 s. nennt die Verbindung von Hexameter und Pentameter: alterna carmina. 17. tua dicta] wie der Zusammenhang ergiebt, hatte Ortalus den Catull aufgefordert, ihm einige Gedichte des Kallimachos zu übersetzen. Die den Winden anvertrauten Worte heissen, weil sie von diesen verweht werden: nequicquam dicta; vgl. Nr. XXV, 59. 19. Das Gedicht schliesst mit einem Vergleich in alexandrinischer Manier: wie der Apfel, ein Geschenk des Geliebten, dem Busen des Mädchens entrollt, so entfallen die Bitten dem Gedächtniss. Aepfel werden öfter als Geschenk des Bräutigams an die Braut erwähnt: Verg. buc. 3, 70 s.: silvestri ex arbore lecta aurea mala decem misi, cras altera mittam. Prop. I, 3, 24 ss.: nunc furtiva cavis poma dabam manibus, omniaque ingrato largibar munera somno, munera de prono saepe voluta sinu. III, 34, 69 u. 71: utque decem possint corrumpere mala puellas. felix, qui viles pomis mercaris amores! Ebenso schon bei Theokrit. 3,10: ηνίδε τοι δέκα μᾶλα φέρω. Auch warf man sich gegenseitig Aepfel zu, wie noch heute in Süditalien Orangen: Theokrit. 5, 88: βάλλει καὶ μάλοισι τὸν αἰπόλον & Kheagiora (Verg. buc. 3, 64: malo Quod miserae oblitae molli sub veste locatum, Nr. XII (c. 101). Multas per gentes et multa per aequora vectus Et mutam nequicquam alloquerer cinerem, Nunc tamen interea haec, prisco quae more parentum Accipe fraterno multum manantia fletu, Atque in perpetuum, frater, ave atque vale. me Galatea petit, lasciva puella); 6, 6s.: βάλλει τοι, Πολύφαμε, τὸ ποίμνιον & Γαλάτεια μάλοισιν. 20. Festus p. 165 erwähnt ein lateinisches Sprichwort: nec mulieri nec gremio credi oportet, und erklärt den letzten Theil desselben: quod plerumque in gremio posita, cum in oblivionem venerunt exsurgentium, procidunt. 23. Verg. georg. 1, 203: atque illum in praeceps prono rapit alveus amni. Beachte den Gegensatz zwischen illud und huic. XII. Dies Gedicht verfasste Catull im J. 56 am Grabe seines Bruders bei dem Vorgebirge Rhoeteum, welches er auf seiner bithynischen Reise besuchte. Es ist eine Art Grabinschrift, welche durch ihren einfachen, innigen Ton ergreifend wirkt. Einen wie tiefen Eindruck der Tod des Bruders auf des Dichters Gemüth gemacht hatte, geht daraus hervor, dass er desselben noch in zwei andern Gedichten (c. 65 u. 68) Erwähnung thut. 5 10 = ich bin 2. advenio] wie xw da; ebenso audio ἀκούω = ich höre, im Sinne von „ich habe ge hört." = 4. mutam] cinis gebraucht Cat. auch c. 68, 90 als Femininum. SO 5. Da ich dich lebend (tete ipsum) nicht wieder begrüssen kann, empfange wenigstens diese Spenden, die ich dem Todten nach altem Brauch weihe. tete] ein verdoppeltes te, wie häufig sese. 6. Fast dieselben Worte gebraucht der Dichter c. 68, 20 u. 92. indigne] weil allzufrüh. 7. nunc tamen interea] in dieser formelhaften Wendung hat interea einen Theil seiner ursprünglichen Bedeutung eingebüsst; es heisst: unter diesen Umständen. Verg. Aen. 10, 1; 11, 1; Ovid trist. 3, 5, 23; am. 3, 2, 37; Prop. 3, 25, 29. 8. Man brachte den Todten Wein, Milch, Honig und Blumen dar. |