Dixerat, et pharetrae pondus consumit in arcus: 'Sum deus; en nostri sanguinis ista fides.' Prosequitur cantu Triton, omnesque marinae Plauserunt circa libera signa deae. Illa petit Nilum cymba male nixa fugaci, Di melius! quantus mulier foret una triumphus, 65 Ductus erat per quas ante Iugurtha vias. Actius hinc traxit Phoebus monumenta, quod eius Una decem vicit missa sagitta rates. Bella satis cecini: citharam iam poscit Apollo 55. consumere in] ávaλionɛiv Eis. Warum der Plural arcus? 56. post arcus] nach dem Pfeile, der dem Bogen Apollos entflog. 57. fide Phoebi] dem Versprechen des Phoebus gemäss; vgl. V. 39. 59. Caesar sieht vom Stern der Venus herab dem Kampfe zu; Idalius heisst dieser nach einem der Göttin auf Cypern geweihten Haine; vgl. zu Cat. Nr. XV, 12. 60. fides] die Thaten des Augustus leisten Bürgschaft dafür, dass er göttliche Macht besitze. sanguinis] obwohl Augustus nur Adoptivsohn war. 61. Triton, ein Meergott, der auf einer Meermuschel bläst. marinae deae] die Nereiden. 62. circa libera signa] die römischen Feldzeichen heissen erst jetzt, nach der Schlacht bei Actium, in Wahrheit freie. 63. cymba] in Wahrheit floh Cleopatra mit 60 Schiffen aus der Schlacht; vgl. Hor. od. I, 37, 13; vix una sospes navis ab ignibus; Nr. XLI, 51. 70 64. hoc unum] ergänze petit aus dem eine Absicht bezeichnenden moritura. Sie will wenigstens sich selbst tödten, nicht auf Befehl des Siegers sterben. 65. di melius] die Götter haben es besser gefügt; sie ist vor dem Triumphe gestorben. Wie klein (quantus) wäre auch der Triumph gewesen ein Weib da gefangen aufzuführen, wo früher ein Iugurtha im Triumphzug gegangen war. 66. vias] namentlich die Sacra via. 71. candida] glücklich, fröhlich; vgl. Cat. 68, 148: lapide illa diem candidiore notat; 107, 6: o lucem candidiore nota! convivia] die Schmausenden selbst. Horaz beginnt seine Ode auf den Sieg bei Actium I, 37: nunc est bibendum, nunc pede libero pulsanda tellus. luco] vgl. zu Tib. Nr. II, 51. 72. blanditiae (nom.) rosae (genet.). 73. Der Falernerwein, vom ager Falernus in Campanien, gehörte zu Terque lavet nostras spica Cilissa comas. Bacche, soles Phoebo fertilis esse tuo. Gaude, Crasse, nigras siquid sapis inter harenas: Sic noctem patera, sic ducam carmine, donec Nr. XLIII (c. 4, 18). Clausus ab umbroso qua ludit pontus Averno, 33, 15: an tibi non satis est fuscis Aegyptus alumnis? 79. Im Jahre 20 v. Chr. hatten die Parther endlich die dem Crassus abgenommenen Feldzeichen zurückgesandt. 80. signa Remi] statt Romuli: vgl. zu Nr. II, 9. reddat und dabit] scil. Parthus. 81. pharetris Eois] die Völker des Orients, die meist als Bogenschützen ausgezeichnet waren. 83. Crassus ward jenseits des Euphrat erschlagen. nigras harenas] nicht der Sand ist schwarz, sondern die Einwohner des Landes sind von der Gluth der Sonne geschwärzt; vgl. v. 78: fusca regna. 85. ducam noctem] wie Verg. georg. 3, 379: hic noctem ludo ducunt; Tib. 1, 9, 61 s.: illam saepe ferunt convivia ducere Baccho, dum rota Luciferi provocet orta diem. XLIII. M. Claudius Marcellus, der Sohn der Octavia, der Schwester des Augustus, dessen Schwiegersohn er zugleich war (er hatte 25 v. Chr. die Tochter des Augustus, Julia, geheirathet), ein Jüngling, der zu Fumida Baiarum stagna tepentis aquae, Qua iacet et Troiae tubicen Misenus harena, Et sonat Herculeo structa labore via, Hic, ubi, mortalis dextra cum quaereret urbes, Cymbala Thebano concrepuere deo: (At nunc, invisae magno cum crimine Baiae, Quis deus in vestra constitit hostis aqua?) His pressus Stygias vultum demisit in undas, Errat et in vestro spiritus ille lacu. Quid genus aut virtus aut optima profuit illi den besten Hoffnungen berechtigte, starb plötzlich, kaum 20 Jahr alt, bei Baiae. Augustus liebte ihn so sehr, dass er ihn sogar zum Erben seiner Herrschaft ausersehen haben soll. Vergil sowohl (Aen. 6, 860 -87) wie Properz widmeten dem Andenken des Verstorbenen in ihren Werken einen Nachruf. 1. In der Nähe von Baiae liegt der düstere Avernersee, nur durch einen schmalen Streifen Landes vom Lucrinersee und vom Meere getrennt; vielleicht meint Properz hier den Lucrinersee selbst, der oft mit ersterem verwechselt ward. Dieser war ursprünglich durch einen Damm (der Weg des Hercules genannt, weil dort Hercules die Rinder des Geryon getrieben haben sollte) vom Meer getrennt; vgl. Strabo 5, 4, 6: ò đề Λουκρῖνος κόλπος πλατύνεται μεχρι Βαΐων χώματι εἰργόμενος ἀπὸ τῆς ἔξω θαλάσσης – ὅ φασιν Ἡρακλέα διαχῶσαι. 2. tepentis] Baiae war durch seine warmen Quellen bekannt. Vgl. Ovid a. a. 1, 255 s.: quid referam Baias praetextaque litora velis, et quae de calido sulphure fumat aqua? Servius zu Aen. 3, 443: hic lacus (Avernus) ante silvarum densitate sic ambiebatur, ut exhalans inde per angustias aquae sulphureae odor gravissimus supervolantes aves necaret; quam rem Augustus Caesar intelligens, deiectis silvis ex pestilentibus amoena reddidit loca. 5 10 fumida Baiarum stagna ist Apposition zu pontus v. 1. 3. Das nahe Vorgebirge Misenum erhielt seinen Namen von Misenus, einem Gefährten des Aeneas, der, auf der Fahrt verunglückt, hier begraben lag; vgl. Verg. Aen. 6, 234. Misenus war Steuermann und zugleich als Trompeter ausgezeichnet; vgl. 6, 162 ss. 4. sonat] vom Anprall des Meeres. Vgl. I, 11, 1 s.: Baiis, qua iacet Herculeis semita litoribus. Dieser der Sage nach von Hercules erbaute Weg war ein Bergrücken, der in das Meer vorsprang. 5. mortalis] als Hercules noch sterblich war; er soll in Campanien mehrere Städte erobert haben. urbes quaerere] angreifen. = Mater, et amplexum Caesaris esse focos? Tot bona tam parvo clausit in orbe dies. Sed tamen huc omnes, huc primus et ultimus ordo: Est mala, sed cunctis ista terenda viast. Exoranda canis tria sunt latrantia colla, Scandenda est torvi publica cymba senis. Ille licet ferro cautus se condat et aere, Mors tamen inclusum protrahit inde caput. Nirea non facies, non vis exemit Achillem, Croesum aut, Pactoli quas parit umor, opes. 12. Dies bezieht sich darauf, dass Marcellus in die Julische Familie aufgenommen worden war, entweder durch Adoption, oder indem Augustus ihm seine Tochter Julia zur Frau gegeben hatte. 13. Marcellus liess als Aedil das Theater durch Vorhänge gegen die Sonnenstrahlen schützen; vgl. Nr. II, 15. 14. Was nützte ihm alles, das er selbst vollbracht und seine Mutter für ihn gethan hatte?" 15. steterat] bezeichnet, dass das 20. Jahr das letzte seines Lebens gewesen ist. 16. parvo in orbe] 'parvo annorum spatio. 17. Nachgeahmt von Ovid her. 9, 105: i nunc, tolle animos et fortia gesta recense. 18. stantia in plausum] trat eine beliebte Persönlichkeit in das Theater ein, so erhob man sich und klatschte Beifall; Horaz erwähnt dies vom Maecenas: od. I, 20. 19. Attalicas] reich; die Schätze des Attalus waren sprichwörtlich; vgl. Hor. od. I, 1, 12; II, 18, 5. 20. magnis ludis] abl. tempor. 15 20 25 Marcellus hatte als Aedil die Spiele zu besorgen; hier werden die ludi magni erwähnt. ignibus] dem Feuer des Scheiterhaufens, welches das menschliche Leben abschliesst. 21. huc omnes] scil. imus; huc] zum Scheiterhaufen; vgl. Ovid met. 10, 34: tendimus huc omnes, haec est domus ultima. 22. ista via] = via leti. 23 s. tria colla Cerberi; senis Charontis; publica] allen gemein sam. 25. ferro et aere] durch den Helm; vgl. IV, 14, 12: virgineumque cavo protegit aere caput. 27. Vgl. Hom. II. 2, 673 s.: Nigeus ὃς κάλλιστος ἀνὴρ ὑπὸ Ἴλιον ἦλθεν τῶν ἄλλων Δαναῶν μετ ̓ ἀμύμονα Пnhɛiwva; Ovid e P. IV, 13, 15 s.: tam mala Thersiten prohibebat forma latere, quam pulchra Nireus conspiciendus erat. 28. Das Gold des Croesus und des Flusses Pactolus; vgl. zu Nr. VIII, 32. Hor. epod. 15, 19 ss.: sis pecore et multa dives tellure licebit, tibique Pactolus fluat, formaque vincas Nirea. Hic olim ignaros luctus populavit Achivos, Atridae magno cum stetit alter amor. At tibi, nauta, pias hominum qui traicis umbras, Nr. XLIV (c. 5, 11). Desine, Paulle, meum lacrimis urgere sepulcrum: Cum semel infernas intrarunt funera leges, Te licet orantem fuscae deus audiat aulae: 29. hic luctus populavit Achivos olim ignaros luctus: Lachmann. hic luctus] der Tod. 30. alter amor Atridae] die Liebe zur erbeuteten Chryseïs, während seine erste Liebe die zu seiner Gemahlin Clytemnestra war. Da Agamemnon die Chryseïs ihrem Vater, dem Apollopriester Chryses, nicht herausgeben wollte, sandte der Gott die Pest in das Lager der Griechen, um sie für die seinem Priester zugefügte Beleidigung zu bestrafen. stetit] scil. eis, Achivis; Atridae ist Genetiv. 31 s. nauta] Charon. huc] in das Reich der Schatten. animae tuae] die Winde, welche den Nachen über die Styx hinüber treiben; anima aura (άνεμος): vgl. Hor. od. IV, 12, 2: impellunt animae lintea Thraciae. dir zu Liebe, dir gehor corpus inane] der Körper ohne die Seele. „Nur den Körper führst du in das Reich der Schatten hinüber, nicht die Seele der Verstorbenen; diese schwebt zu den Sternen empor." 33. Siculae victor telluris] M. Claudius Marcellus, der 212 v. Chr. Syrakus eroberte. 30 5 XLIV. Mit diesem Gedicht tröstet Properz den L. Aemilius Paullus Lepidus, den Bruder des Triumvirn Lepidus, den Censor des Jahres 21 v. Chr., über den frühen Tod seiner Gemahlin Cornelia, der Tochter des P. Cornelius Scipio und der Scribonia, der spätern zweiten Gemahlin des Augustus. Es fällt in das Jahr 16 vor Chr., indem Cornelia in diesem Jahre, in welchem ihr Bruder Consul war, gestorben ist (V. 65 s.). Valckenaer nennt dies Gedicht die Königin der Elegien. Die Verstorbene wird redend eiugeführt; somit ist das Gedicht gleichsam ein zu längerer Rede erweitertes Grabesepigramm, vielleicht dazu bestimmt, auf dem Grabmal der Cornelia in Marmor eingegraben zu werden. 1 u. 2 enthalten das Thema der Elegie: allzuheftige Trauer stört die Ruhe der Verstorbenen; vgl. Bürgers Lenore. 3-14. Es ist unmöglich, den einmal Gestorbenen ins Leben zurückzurufen. |