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Euphorionis (Nachäffer des Euphorion, eines alexandrinischen Dichters) nannte.

Neben den Gedichten, welche diesem Freundeskreise gewidmet sind, und in denen der Dichter ihr Zusammenleben sowie ihre kleinen Abenteuer ausplaudert, gehen die Gedichte an Lesbia, die Geliebte des Dichters, her, in denen er theils seinem Liebesglück, theils seinem Schmerz über die Untreue der Unwürdigen Ausdruck giebt. Wir wissen, dass nach römischem Dichtergebrauch der Name Lesbia ein fingierter war, und dass das besungene Mädchen mit wahrem Namen Clodia hiess. Es ist wahrscheinlich, dass diese Clodia die geistreiche, aber sittenlose Schwester des P. Clodius Pulcher, die Gemahlin des Q. Metellus war, dieselbe, welche Cicero in seinen Briefen und Reden geschildert hat. Sie dichtete selbst (auf Sappho anspielend nennt Catull sie Lesbia) und verstand es, den um mehrere Jahre jüngern Dichter durch ihren Geist und ihre Schönheit längere Zeit an sich zu fesseln. Erst nach langem Zögern und schwerem Kampfe entsagte der Dichter der Liebe zu ihr; aber ihr Name lebt ewig fort in seinen Gedichten.

Im J. 57 ging Catull mit seinem Freunde Cinna in der Cohors 1) des Praetors Memmius Gemellus nach Bithynien; auf der Rückreise von dort besuchte er am Vorgebirge Rhoeteum in Troas das Grab seines früh und fern von der Heimath verstorbenen Bruders, dessen er wiederholt in rührender Klage gedenkt. Er lebte darauf einige Zeit fern von Rom in seiner Heimath; dort war es auch, wo er mit Caesar zusammenkam den er nebst seinen Creaturen Vatinius und Mamurra als eifriger Republikaner ebenso wie Calvus und Furius Bibaculus bis dahin mit seinen beissendsten Epigrammen verfolgt hatte. Caesar, der bei seinem Aufenthalt in Oberitalien die Gastfreundschaft von Catulls Vater genoss, bot dem jungen Dichter die Hand zur Versöhnung dar. Dies war im J. 54, und da wir kein Gedicht Catulls haben, in welchem Ereignisse aus spätern Jahren erwähnt werden, so ist es wahrscheinlich, dass der Dichter in diesem Jahre vor der Zeit 2) gestorben ist.

Seine Gedichte gehörten zu den beliebtesten der Zeit und erhielten sich lange in der Gunst der Gebildeten.

1) Vergl. zu Tibull Nr. III, 2.

2) Ovid am. III, 9, 61 s.: hedera iuvenalia cinctus tempora docte Catulle.

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CATULL.

I. An die Freunde.

Nr. I (c. 1).

Quoi dono lepidum novum libellum
Arida modo pumice expolitum?
Corneli, tibi: namque tu solebas
Meas esse aliquid putare nugas
Iam tum cum ausus es unus Italorum
Omne aevum tribus explicare cartis,
Doctis, Iuppiter, et laboriosis.
Quare habe tibi quicquid hoc libelli,

I. Mit diesem Gedicht widmet Catull eine Gedichtsammlung, wahrscheinlich nur einen Theil derjenigen, welche uns erhalten ist, seinem Gönner und Landsmann Cornelius Nepos, dem bekannten Geschichtschreiber.

1. quoi] ältere Form für cui. dono] man erwartete donem; Unterschied? vgl. quid ago?,,was soll ich thun?"

lepidum] hier vom zierlichen Aeussern.

2. arida pumice] pumex ist gewöhnlich masc. Die Ränder der Bücherrollen, welche aus Papyrus angefertigt waren, wurden mit Bimsstein geglättet; cf. Tib. Nr. VIII, 10. Ov. trist. I, 1, 11: nec fragili geminae poliantur pumice frontes ; Mart. VIII, 72, 1 ss.: nondum murice cultus asperoque morsu pumicis aridi politus Arcanum properas sequi, libelle.

5. ausus] audere „unternehmen".

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carta] eig. zubereitetes Papyrusblatt, dann übertr. für ein ganzes Buch.

6. Cornelius hatte eine Universalgeschichte in 3 Büchern geschrieben (libr. 3 chronicorum). Beachte den Gegensatz zwischen omne und tribus, da tres überhaupt eine kleine Anzahl bezeichnet. Vgl. zu Prop. Nr. VI, 26. Aehnlich schreibt Cicero von den Annalen des Atticus

[Brut. 3, 14]: libri ..., quo iste

omnem rerum memoriam breviter et.... perdiligenter complexus est.

o. aev. expl.] ähnlich sagte Nepos Epam. 4, 6: vitam explicare und Pelop. 1, 1: res explicare. Timoth. 4, 6: rationem expl.; Hannib. 13, 4: imperatores Rom. expl.; pr. 8: ea quae exorsus sum expl.

7. Iuppiter] dient zur Bekräftigung, wie unser: bei Gott. Verg. Aen. 4, 590; sonst häufiger Hercules, hercle, Castor.

8. habe tibi] die gewöhnliche

Qualecumque, quod, o patrona virgo,
Plus uno maneat perenne saeclo.

Nr. II (c. 46).

Iam ver egelidos refert tepores,
Iam caeli furor aequinoctialis
Iocundis Zephyri silescit aureis.
Linquantur Phrygii, Catulle, campi
Nicaeaeque ager uber aestuosae :
Ad claras Asiae volemus urbes.
Iam mens praetrepidans avet vagari,
Iam laeti studio pedes vigescunt.
O dulces comitum valete coetus,
Longe quos simul a domo profectos
Diversae variae viae reportant.

Nr. III (c. 4).

Phaselus ille, quem videtis, hospites,
Wortstellung in dieser Formel tibi
habe (vgl. bei Ehescheidungen: tibi
habe res tuas) ist des Metrums we-
gen geändert.

9. patrona virgo] die Muse im Allgemeinen.

II. Dies Gedicht ist im Frühjahr des J. 56 verfasst, als Catull im Begriff stand, Bithynien zu verlassen; er verabschiedet sich mit demselben von der Cohors des Memmius.

1. egelidus] heisst sowohl „sehr kalt", als „lau"; hier natürlich das letztere.

2. In der Zeit der Aequinoctien, Ende März und September, wehen gewöhnlich heftige Stürme.

4. Warum redet der Dichter sich mit seinem Namen an?

5. Strabo XII, 4, 7 (p. 565): Níκαια ἡ μητρόπολις τῆς Βιθυνίας ἐπὶ τῇ Ἀσκανίᾳ λίμνῃ (περίκειται δὲ κύκλῳ πεδίον μέγα καὶ σφόδρα εὔδαιμον, οὐ πάνυ δὲ ὑγιεινὸν τοῦ θέρους), κτίσμα Αντιγόνου μὲν πρῶτον τοῦ Φιλίππου, ὃς αὐτὴν

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Αντιγόνειαν προσεῖπεν, εἶτα Λυσι μάχου, ὃς ἀπὸ τῆς γυναικὸς μετωνόμασε Νίκαιαν. Nicaea liegt in Bithynien, welches mit zu Phrygien im weitern Sinne gehörte (Phrygii campi v. 4).

6. Die Städte Kleinasiens (Asiae) wurden damals als hochinteressant von den Römern vielfach besucht; Hor. ep. I, 11, 1 ss.: quid tibi visa Chios, Bullati, notaque Lesbos, quid concinna Samos, quid Croesi regia Sardis, Smyrna quid et Colophon? maiora minorane fama?

volemus] nicht etwa von velle! 7. Was drückt prae hier aus? 11. diversae variae] dies ist nicht etwa eine Tautologie; beachte das Asyndeton!

III. Catull zeigt seinen Gastfreunden die den Dioskuren geweihte Barke, welche ihn glücklich aus Bithynien bis zum Gardasee (lacus Benacus) zurückgebracht hatte. Von Amastris in Paphlagonien (dies war mit Bithynien unter einem Prätor vereint), wo dieselbe gebaut war,

Ait fuisse navium celerrimus,

Neque ullius natantis impetum trabis
Nequisse praeterire, sive palmulis
Opus foret volare sive linteo.
Et hoc negat minacis Adriatici
Negare litus insulasve Cycladas

Rhodumque nobilem horridamque Thraciam
Propontida trucemve Ponticum sinum,
Ubi iste post phaselus antea fuit
Comata silva: nam Cytorio in iugo
Loquente saepe sibilum edidit coma.
Amastri Pontica et Cytore buxifer,
Tibi haec fuisse et esse cognitissima
Ait phaselus ultima ex origine
Tuo stetisse dicit in cacumine,
Tuo imbuisse palmulas in aequore,
Et inde tot per impotentia freta

segelte sie durch die Propontis, dann an der Küste Kleinasiens entlang nach Rhodus, von dort durch die Cycladen nach dem Adriatischen Meere; ob die Reise über Corinth ging, und wie sie vom Meere nach dem Gardasee zurückgelegt ward, verschweigt der Dichter, der den zurückgelegten Weg in umgekehrter Reihenfolge angiebt.

1. phaselus] eine Yacht, ein leichtes, schnellsegelndes Boot, so genannt von der Aehnlichkeit seiner Gestalt mit einer Bohne, qάondos.

2. ait fuisse cel.] eine griechische Construction; vgl. Hor. ep. I, 7, 22: vir bonus et sapiens dignis ait esse paratus.

celerrimus] man erwartete das Femininum.

3. ullius.

6. Das Adriatische Meer war besonders als stürmisch verrufen, es hiess daher: inquietum, improbum

u. S. W.

8. Thracien wird von den Alten oft als ein besonders rauhes Land genannt; es war die Heimath der Winde, so schon bei Hom. 11. 23, 229 s.: οἱ δ ̓ ἄνεμοι πάλιν αὖτις

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ἔβαν οἶκόνδε νέεσθαι Θρηίκιον
κατὰ πόντον.

Thraciam] ist Adj.
9. Propontidá.

10. iste post phaselus] Adv. werden in dieser dem Griech. nachgebildeten Stellung einem attributiven Adj. gleich. Vgl. Verg. Aen. 1, 198: neque enim ignari sumus ante malorum.

11. silva] weil aus mehreren Stämmen angefertigt.

12. Was bezeichnet die Alliteration saepe sibilum?

13. Cytorus] ein Berg bei Amastris, berühmt wegen des auf ihm wachsenden buxus; Strabo XII, 3, 10 (p. 545): πλείστη δὲ καὶ ἀρίστη πύξος φύεται κατὰ τὴν ̓Αμαστριανήν, καὶ μάλιστα περὶ τὸ Κάτωgov. Plin. n. h. 16, 71: buxus Pyrenaeis et Cytoriis montibus pluruma; Verg. georg. II, 437: et iuvat undantem buxo spectare Cytorum.

14. tibi] Amastris und der benachbarte Cytorus bilden gleichsam nur einen Begriff, daher tibi.

18. impotens fretum] ein Meer, das keine Macht mehr über sich selbst hat, sich nicht mehr beherr

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