Haec nocturna suo sidere vela regit. Narrabis Semelae, quo sit formosa periclo, Primus erit nulla non tribuente locus. Hoc tibi vel poterit, coniunx, ignoscere Iuno: Frangitur et luno, siqua puella perit. (28). Deficiunt magico torti sub carmine rhombi, 25. „Das Geschick der eben erwähnten möge dich trösten, Cynthia, falls du sterben solltest; nach traurigem Loos hier auf Erden wurden sie theils Göttinnen (die beiden ersten), theils unter die Sterne versetzt (die beiden letzten)." 27 s.,, Von Sorgen befreit wirst du nach dem Tode unter die Halbgöttinnen versetzt werden." Semele, von der eifersüchtigen Iuno verleitet, bat Iuppiter, er möge sie in derselben Gestalt besuchen, wie er zur luno gehe. Iovis cum fulmine et tonitribus venit et Semele conflagravit; Hygin. fab. 179. Sie hatte also an sich selbst erfahren, wie gefährlich es sei schön zu sein. 29. Maeonias heroïdas] die von Homer besungenen. Maeonius] homerisch, da dieser in Maeonien, einer Landschaft Lydiens, geboren sein soll. = 32. durus dies] der Tag des Todes; vgl. III, 24, 34: niger dies. 33. coniunx] luppiter; erhalte Cynthia am Leben; luno, die Beschützerin der Mädchen und Frauen (daher virginalis, matronalis) und der Ehe, wird dir dies gern gestaten ohne eifersüchtig zu werden. 28 b. „Nach den ungünstigen Vorzeichen zu urtheilen, ist Cynthia dem Tode verfallen; so will ich denn mit ihr zugleich sterben. Bleibt sie aber am Leben, wie dankbar wollen wir uns dir, o Iuppiter, erweisen." 35 ss. Die Vorzeichen sind ungünstig; das Zauberrad dreht sich nicht, die Lorbeerblätter brennen nicht, der Mond lässt sich nicht vom Himmel herabrufen, und der Nachtvogel (das Käuzchen) schreit. Ovid am. I, 8, 7 s. heisst es von einer alten Zauberin: scit bene, quid gramen, quid torto concita rhombo licia, quid valeat virus amantis equae; Prop. IV, 6, 25 s.: non me moribus illa, sed herbis inproba vicit: staminea rhombi ducitur ille rota. Die Zauberkreisel wurden unter Absingen von Zauberformeln gedreht. sub carmine magico] - ad car men mag. 36. Brannten die in die Flamme geworfenen Lorbeerblätter nicht unter laut vernehmbarem Knistern, so galt dies als ein ungünstiges Zeichen; (muta laurus); Ovid fast. 4, 742; vgl. zu Tib. Nr. VII, 79. Et iam Luna negat totiens descendere caelo, Caerula ad infernos velificata lacus. Scribam ego 'per magnum salva puella Iovem;' Nr. XIV (c. 3, 31). Quaeris, cur veniam tibi tardior. aurea Phoebi 37. Vgl. zu Nr. VII, 19. 38. Vgl. Ovid am. III, 12, 1 s. : quis fuit ille dies, quo tristia semper amanti omina non albae concinuistis aves? Tib. I, 8, 4: praecinit eventus nec mihi cantus avis; der Uhu als Unglücksprophet: Verg. Aen. 4, 462 s.: solaque culminibus ferali carmine bubo saepe queri et longas in fletum ducere voces. 39 s. ratis fati] Charons Nachen. una] ein und derselbe Nachen. nostros amores] duos amantes. = nos 40. caerula] Verg. Aen. 6, 303, nennt ihn ferruginea cymba. 41 s. Vgl. zu Tib. Nr. XII, 20; Ovid her. 11, 60: vive, nec unius corpore perde duos; 19, 233 s.; am. II, 13, 15 s. 43. carmen] die Unterschrift unter dem gelobten Geschenk; vgl. II, 14, 25 ss.: magna ego dona tua figam, Cytherea, columna, taleque sub nostro nomine carmen erit, ,,has pono ante tuas tibi, diva, Propertius aedes exuvias". 44. salva puella] sc. dedicat oder ponit; das Verbum fehlt bei solchen Widmungen in der Regel; vgl. V, 3, 72: salvo grata puella viro. 40 45 45. adoperta] um Hilfe flehende und die, welche Gelübde darbrachten, sassen vor der Thür des Tempels oder vor dem Altar mit verhülltem Haupt; vgl. Tib. Nr. III, 29 s.; I, 5, 15 s.: ipse ego velatus filo tunicisque solutis, vota novem Triviae nocte silente dedi. XIV. Dieses Gedicht enthält eine Schilderung des Apollotempels auf dem mons Palatinus nebst den ihn umgebenden Säulenhallen und den dieselben schmückenden Statuen. Von der Cynthia eingeladen, kommt Properz zu spät und entschuldigt sich damit, dass er sich auf dem Wege den neu eröffneten Tempel angesehn habe. Das Gedicht fällt in das J. 28, da in diesem der Palatinische Tempel des Apollo eingeweiht ward, welcher von Augustus zum Dank für die siegreiche Schlacht bei Actium erbaut wurde. 2. Vgl. Sueton Aug. 29: (porticum) Augustum addidisse templo Apollinis in parte domus Palatinae. 3. in speciem] glänzend. Poenis columnis] Säulen aus afrikanischem Marmor; namentlich der numidische (gelb mit purpurrothen Adern) galt für kostbar. Inter quas Danai femina turba senis. Atque aram circum steterant armenta Myronis, Tum medium claro surgebat marmore templum In quo Solis erat supra fastigia currus, Et valvae, Libyci nobile dentis opus, Altera deiectos Parnasi vertice Gallos, Altera maerebat funera Tantalidos. Deinde inter matrem deus ipse interque sororem Nr. XV (c. 4, 16). Nox media, et dominae mihi venit epistola nostrae: 5. visus] sc. est. hic marmoreus] die Marmorstatue desselben. Das Bild schien belebt zu sein; vgl. Verg. georg. 3, 34: signa spirantia; Aen. 6, 847; V. 8: vivida signa. 7. Myron] ein berühmter Bildhauer, ausgezeichnet durch seine Erzgruppen, namentlich Thiergestalten, so die hier erwähnten Stiere. Die Statue des Apollo selbst war ein Meisterwerk des Skopas. 8. artifex] hier im passiv. Sinne. 9. tum] aus den umgebenden Säulenhallen trat man in den Tempel des Apollo selbst ein. clarus] weiss. = 10. Ορτυγία] 5 10 15 12. Libyci dentis] aus Elfenbein; auch Indus dens: Cat. 64, 48; Ovid met. 8, 288; e P. IV, 9, 28: et totum Numidae sculptile dentis opus. 13. altera] valvarum. Als die Gallier (Kelten) unter Brennus 278 vor Chr. gegen Delphi anrückten, stürzte sie Apollo von dem Gipfel des Berges hinab. 14. Apollo tödtete im Verein mit Diana die Kinder der Niobe, einer Tochter des Tantalos, mit seinen Pfeilen, weil diese, stolz auf ihre zahlreiche Nachkommenschaft, die Leto verachtete, welche nur zwei Kinder hatte. Es waren also zwei berühmte Thaten des Apollo auf den Thürflügeln des Tempels dargestellt. 16. in longa veste] als Citharoedus. XV. Cynthia fordert den Dichter brieflich auf, mitten in der Nacht von Rom aufzubrechen und nach Tibur zu ihr zu kommen. Er folgt der Einladung ohne Zögern, beschützen doch Amor und Venus Candida qua geminas ostendunt culmina turres, Peccaram semel, et totum sum pulsus in annum: 5 10 Nec tamen est quisquam, sacros qui laedat amantes: Quisquis amator erit, Scythicis licet ambulet oris: die Liebenden; sollte er aber ster- 3. candida culmina] Tibur liegt auf hohem Kalkfelsen, von Rom aus sichtbar: vgl. Strabo 5, 3, 11 (p. 238): ἐν ὄψει τοῖς ἐν ̔Ρώμῃ. = turres] hohe Häuser, vgl. zu Tib. Nr. IV, 19; Prop. IV, 21, 15: Romanae turres. In Tibur hatten die vornehmen Römer ihre Villen zum Sommeraufenthalt. geminas] es lag auf zwei Hügeln, die durch den Fluss getrennt werden. 4. Der Anio bildet bei Tibur einen See; Strabo c. l. ὁ καταράκτης, ὃν ποιεῖ πλωτὸς ὢν ὁ ̓Ανίων ἀφ ̓ ὕψους μεγάλου καταπίπτων εἰς φά ραγγα βαθεῖαν. 5 s. Nachgeahmt von Ovid am. I, 6, 13 s.: nec mora, venit amor; non umbras nocte volantis, non timeo strictas in mea fata manus. 9. totum in annum] bezeichnet oft überhaupt eine längere Zeit; vgl. Tib. Nr. VII, 107; Prop. Nr. VII, 7; 15 20 Verg. buc. 7, 43: si mihi non haec lux toto iam longior anno est. Ovid her. 11, 29 nennt die Nacht, die lange dauert: nox annua. 12. Sciron] ein Räuber, der auf der Grenze zwischen Megaris und Attica die Wanderer beraubte; Theseus tödtete ihn. 13. Vgl. Tib. I, 2, 27 s.: quisquis amore tenetur, eat tutusque sacerque qualibet: insidias non timuisse decet. 15. Vgl. Ovid her. 17, 59 s.: luna fere tremulum praebebat lumen eunti, ut comes in nostras of'ficiosa vias. 16. Amor versieht den Dienst des Dieners, der in der Nacht dem Herrn die Fackel vorantrug. 19. sanguine parvo] mit dem Blut eines unbedeutenden, gewöhnlichen Menschen. 21 s. Wenn er wisse, dass ihm von Cynthia das Leichenbegängniss bereitet werde, so würde er einen solchen Tod auf der Reise sogar um einen hohen Preis erstehn. Adferet haec unguenta mihi sertisque sepulcrum Nr. XVI (c. 4, 17). Nunc, o Bacche, tuis humiles advolvimur aris: Per te iunguntur, per te solvuntur amantes: Hoc mihi, quod veteres custodit in ossibus ignes, Semper enim vacuos nox sobria torquet amantes, cura fugit multo diluiturque mero. 7. rudem] sc. amoris. Als Ariadne von Theseus verlassen war, kam Bacchus zu ihr; sie ward unter die Sterne versetzt; vgl. Ovid fast. 3, 507 ss.; a. a. 1, 555 ss. munus habe caelum. caelo spectabere sidus: V. 557; Nr. XXIX, 8. 8. Tiger oder Panther fahren den Wagen des Bacchus; vgl. Ovid met. 15, 413: victa racemifero lyncas dedit India Baccho. 11. vacuos] verlassen von der Geliebten. 12. animum] wie pectora versare; vgl. Ovid her. 12, 211; am. I, 2, 8. 14. accersitus] bezeichnet, dass der Schlaf durch künstliche Mittel erzeugt war. |