nicht mit Bestimmtheit zu ermitteln. Von diesen ca. 90 in Rostock als Fremde einziehenden Professoren haben aber die meisten auch erst nach langen und ausgedehnten Studienreisen ihr Rostocker Amt übernommen. Mindestens 40 von ihnen haben neben deutschen auch ausländische Hochschulen, besonders niederländische, französische und italienische besucht, mindestens weitere 10 haben sich auf süddeutschen Universitäten aufgehalten, und von dem größten Teil der noch übrigbleibenden wissen wir, daß sie in Mitteldeutschland studiert, nicht aber, ob sie auch weitere Reisen gemacht haben. Ein wenig anders liegen die Verhältnisse im 17. Jahrhundert. Unter 137 Professoren dieses Zeitraums — die Zahl wird ziemlich vollständig sein findet man schon 48 Rostocker. Es sind zum größten Teil Söhne von Professoren und anderen Gelehrten, die im Gegensatz zur katholischen Zeit nun mit Familien und selbständigem Haushalt einen nicht unwichtigen Bestandteil auch im wirtschaftlichen Leben der Stadt bilden. Die übrigen verteilen sich so, daß auf Mecklenburg 21 kommen, auf Holstein 15, Hannover 9, Westfalen 12, Niederlande 2, Brandenburg-Schlesien 4, Pommern 10, Preußen 7, Skandinavien 2, Thüringen 3, Süddeutschland 3, Siebenbürgen 1. Von diesen 89 Nicht-Rostockern haben. 46 im Ausland gereist und studiert, 9 haben mindestens auch süddeutsche oder österreichische, 25 mitteldeutsche Universitäten besucht, möglicherweise ist aber auch unter diesen letzteren ebenso wie unter den 9, über deren Bildungsgang mir vorläufig nichts Naheres bekannt geworden ist, noch der eine oder der andere, der vor seinem Amtsantritt in Rostock weiter in die Welt hinausgekommen ist. In etwas engeren Grenzen halten sich die Bildungsreisen der Rostocker Geistlichen des Reformationszeitalters. Unter Weglassung der Professoren, die gleichzeitig pfarramtlich tätig sind, zähle ich bis 1600 69 protestantische Geistliche in Rostock. Von diesen stammen 10 aus Rostock, 12 aus dem übrigen Mecklenburg, 3 aus Holstein, 9 aus Hannover, 5 aus Westfalen, I aus den Niederlanden, 7 aus dem Brandenburgischen, 3 aus Pommern, 2 aus Preußen, I aus Livland, während von 16 nichts Näheres bekannt ist. Von 47 Geistlichen des 17. Jahrhunderts sind Rostocker 24, sonstige Mecklenburger 8, Holsteiner 6, Hannoveraner 1, Westfalen I, Brandenburger und Sachsen 2, Preußen 1, Pommern 1, Süddeutsche 2, Dänen 1. Über den Universitätsbesuch vieler von ihnen ist leider nichts Näheres bekannt. Immerhin wissen wir wenigstens von 5 Nicht- Rostockern des 16. Jahrhunderts und von 8 des 17. Jahrhunderts, daß sie auch im Ausland studiert haben. Und was die Herkunft der damaligen Geistlichen anlangt, so muß es immer noch auffallen, daß sich weit mehr fremdbürtige unter ihnen finden als in den neuesten Zeiten. Auch bei den in Rostock praktizierenden Ärzten und Juristen des 16. und 17. Jahrhunderts müssen wir wieder diejenigen ausscheiden, die gleichzeitig als Lehrer an der Universität wirken. Während des 16. Jahrhunderts gibt es nur einige wenige Ärzte in Rostock, die praktizieren, ohne auch Vorlesungen an der Universität zu halten. Ich lasse sie hier beiseite. Aus dem 17. Jahrhundert sind mir 17 Ärzte bekannt, die anscheinend nur ihrer Praxis gelebt haben. 12 von ihnen sind Rostocker, I ist Schweriner, I aus Hamburg, I aus Westfalen, I aus Halberstadt, I aus Meißen. Die sämtlichen Nicht-Rostocker haben weite Reisen gemacht und auch auf verschiedenen ausländischen Universitäten studiert. Ebenso 5 Apotheker, von denen I aus Rostock, I aus Westfalen, I aus Hannover, I aus Hessen, I aus Preußen stammt; darunter sind einige sehr reiselustige, wie der 1692 verstorbene Ratsapotheker Weydenkopf, der unter anderem mit einem Walfischfänger nach Grönland geht. Sehr klein ist die Zahl der außer den Professoren und Ratsherren in Rostock im 16. und 17. Jahrhundert selbständig wirkenden Juristen. Krey kennt nicht viel mehr als ein Dutzend; unter ihnen sind 2 Westfalen und 1 Niederländer; die übrigen sind Rostocker und Mecklenburger. Aus Leichenprogrammen, die ich für diesen Zweck durchgesehen habe, habe ich noch 32 andere ermittelt, nämlich 15 Rostocker, 5 Mecklenburger, 2 Westfalen, I Brandenburger, 2 Pommern, 3 Holsteiner, I Braunschweiger, I Schlesier, 1 Süddeutschen und I Thüringer. Die Rostocker Ratsherrenliste von Niehenck1) enthält von 1567 an mit wenigen Ausnahmen auch die Heimatsorte. Natür1) Hilaria evangelica Rostochiensia, 1756, S. 128 ff. lich ist Rostock bei weitem am meisten vertreten, denn gerade die Ratsherren wurden mit Vorliebe aus den heimischen Patrizierfamilien gewählt. Immerhin finde ich unter den 167 Senatoren noch 29 aus dem übrigen Mecklenburg, II aus Holstein, 4 aus Hannover, 6 aus Westfalen, 4 aus Brandenburg, 5 aus Pommern, I aus Preußen, 9 ohne Herkunftsbezeichnung. Von den Lehrern der alten Rostocker Kirchspielschulen sind uns nur wenige näher bekannt, aber auch unter diesen wenigen sind mehrere Fremdbürtige, besonders solche aus dem westlichen Niederdeutschland. Seit der Errichtung des Gymnasiums im Jahre 1580 wird auch die Liste der Lehrer ziemlich vollständig. Aus dem 17. Jahrhundert habe ich unter Beiseitelassung derjenigen, die später als Universitätsdozenten oder Geistliche in Rostock gewirkt haben, 52 zusammengestellt. Von dreien habe ich den Heimatort nicht ermitteln können. 13 stammen aus Rostock, 7 sonst aus Mecklenburg, I aus Holstein, 7 aus Hannover, 4 aus Westfalen, 5 aus Brandenburg, 6 aus Thüringen, 7 aus Pommern. Was die Zusammensetzung der gewerbtätigen Bevölkerung im damaligen Rostock anlangt, so geben darüber wenigstens für einige Jahre die Bürgerlisten leidliche Auskunft. Vor 1600 fehlen allerdings in den meisten Fällen die Herkunftsnotizen, so z. B. noch in den drei Jahren 1598-1600 unter 255 Neubürgern 130 mal. Es ist aber sicher, daß gerade unter diesen 130, die zum großen Teil als Handwerksgesellen sich in die Zunft einheirateten, sehr viele Fremdbürtige stecken müssen. Die gute Hälfte (69) der mit Ortsnamen bezeichneten sind Rostocker, weitere 39 sind noch Mecklenburger, und der Rest (17) verteilt sich ziemlich gleichmäßig auf die schon erwähnten niederdeutschen Gebiete (darunter 1 aus Livland, I aus Skandinavien). Etwas sorgfältiger sind die späteren Listen geführt. In dem Jahrfünft 1601-1605 sind 653 Neubürger verzeichnet. 115 sind nicht näher bekannt. 197 sind Rostocker, 219 sonstige Mecklenburger, und die übrigen 122 kommen wieder zumeist aus dem uns bekannten niederdeutschen Wandergebiet, und zwar fallen auf Holstein 33, Hannover 12, Westfalen 12, Brandenburg 12, Pommern 26, Preußen 6, Thüringen 6. Auch das Ausland ist Archiv für Kulturgeschichte. XIII. 1/2 5 vertreten mit 2 Niederländern, 3 Livländern, 8 Skandinaviern und 2 Schotten. Süddeutsche fehlen. In den Kriegsjahren 1631-1635, die ich ebenfalls durchgesehen habe, ist der Fremdenzudrang, wenigstens von solchen, die Bürger werden, etwas geringer. Unter 457 neu aufgenommenen Bürgern nur 17 sind unbekannt sind 291 Rostocker, 93 Mecklenburger, 49 Niederdeutsche aus den benachbarten Ländern, 2 Thüringer, 3 kommen aus Süddeutschland, I aus Skandinavien, I aus England. Das Jahrfünft 1646-1650 enthält bei einer Gesamtzahl von 238 mit 10 Unbekannten: 112 Rostocker, 58 sonstige Mecklenburger, 46 Niederdeutsche aus den Nachbargegenden, 5 Thüringer, 3 Süddeutsche, 3 Skandinavier, I Livländer. In den späteren Zeiten werden die Listen zum Teil wieder ungenauer. Bemerkenswert ist es aber, daß z. B. 1662-1666, obgleich fast drei Viertel der Namen ohne Heimatsbezeichnung sind, doch 7 Skandinavier sich unter diesen Neubürgern feststellen lassen. Eine Ergänzung würde zu diesen Bürgerlisten möglich sein, wenn uns die Mitgliederverzeichnisse der alten Zünfte erhalten. wären. Das Wenige, was davon auf uns gekommen ist, ist für unsere Zwecke aber kaum verwendbar. Nur bei einigen selteneren Gewerben sind Lebensdaten über die einzelnen Meister überliefert worden, die hier nicht ganz übergangen werden können. Dahin gehören die Buchdrucker, Baumeister, Maler und Kupferstecher, Münzmeister, Goldschmiede, Kompaßmacher u. dgl. Unter ihnen finden sich verhältnismäßig viele Fremdbürtige, auch Süddeutsche und sonst von weither Zugereiste. Ebenso unter den zum Kriegsdienst der Stadt Verpflichteten, vom Offizier an bis zum Landsknecht. Auf einzelnes kann hier aber nicht näher eingegangen werden. Von den zu geschäftlichen und anderen Zwecken vorübergehend in Rostock anwesenden Fremden nenne ich hier nur ein paar Hauptgruppen. Zunächst die Gesandten der Hansestädte und der benachbarten, oft auch der entfernteren Fürsten. Daß es für sie in den bewegten Zeiten der Reformation und während der langen Kriege des 17. Jahrhunderts unaufhörlich Arbeit genug gab, liegt auf der Hand. Zeitweise waren so viele Abgesandte in Rostock, daß sie stattliche Versammlungen bildeten, z. B. 1564 gleichzeitig 3 kaiserliche Räte, 4 dänische, 3 schwedische, 2 polnische, I spanischer, I französischer, 4 Lübecker, zu denen noch Vertreter der hessischen, sächsischen und brandenburgischen Fürsten erwartet wurden.1) Sehr häufig beehrten auch die mecklenburgischen und andere Fürstlichkeiten die Stadt mit ihrem Besuch. Für das 17. Jahrhundert hat Koppmann) die wichtigsten dieser Besuche aus den Akten zusammengestellt und geschildert. Er zeigt auch, welchen Umfang derartige Besuche damals oft anzunehmen pflegten. 1662 kam der Herzog Gustav Adolf mit 118 Personen, 38 Dienern und 164 Pferden und sein Schwager, der Herzog Ludwig von Liegnitz, mit 80 Personen, 27 Reit- und 52 Kutschpferden. 1689 zog der mecklenburgische Herzog mit Gemahlin und Schwiegersohn, dem Herzog August von Sachsen-Merseburg, mit einem Gefolge von 300 Personen in Rostock ein. Koppmann schildert auch die großen und langdauernden Festlichkeiten, die mit solchen oft im Jahr sich mehrere Male wiederholenden Besuchen regelmäßig verknüpft waren. Die Art der Aufnahme und Bewirtung fernerstehender Fürstlichkeiten beschreibt uns Hans von Schweinichen, der 1578 mit seinem trunkfesten Herrn, dem Fürsten von Liegnitz, in Rostock weilt. Einzüge und Durchzüge von Truppen aus aller Herren Länder sind besonders im 17. Jahrhundert in Rostock ebenfalls keine Seltenheit. Von schutzsuchenden vertriebenen Reformierten aus Frankreich und aus den Niederlanden, die aufzunehmen man in Rostock allerdings bisweilen Bedenken trägt, hören wir z. B. 1553, 1600 und nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685. Lebhaft scheint auch in diesen Zeiten, obwohl die alte hansische Blüte vorbei war, noch der Handel fremder Kaufleute in Rostock gewesen zu sein. Der im Jahre 1466 in Rostock gestifteten LandfahrerKrämer-Kompagnie hatten in den ersten Zeiten besonders viele "Crell, Verz. d. kaiserl. Gesandten in Rostock, 1564. (Jahrbücher d. Ver. f. meckl. Gesch. 44, 1879, S. 43/44.) ') Landesherrliche Besuche in Rostock während des 17. Jahrh. (Beiträge z. Gesch. d. Stadt Rostock IV, 1, 1904, S. 81-108.) |