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rung selbst zu verleugnen. Man stellt es darum so wenig über als neben die heilige Schrift, die man vielmehr als einzigen Grund und oberste Richtschnur christlichen Glaubens anerkennt, aber man ehrt in dem Symbol eben den Kern der Schriftlehre, und stellt es zugleich als den Maaßstab auf, wie der richtigen Schrifterklärung, so der wissenschaftlichen Erfassung der Schrif lehre im Allgemeinen. Wer ihm diese Anerkennung versagt, ist nicht gebunden, selbst durch keinerlei politische Nachtheile im Fall des Austritts veranlaßt, bei der Kirche zu bleiben, er darf ungehindert eine andere kirchliche Gemeinschaft wählen, oder, auf den Grund seines eignen Bekenntnisses, beliebig stif ten; will er aber bleiben, so ist er der Sache, nicht dem Buchstaben nach auf ihr Symbol, und zwar unbedingt ver pflichtet. Die in mehreren protestantischen Kirchen herrschend gewordene Verpflichtung auf die Symbole, unter dem Vorbes behalt der in wie weitigen Uebereinstimmung mit der Schrift *), hålt man für ein trauriges Zeichen des Verfalls 1 derselben, und für einen Verrath an der evangelischen Wahr: heit. Man urtheilt, daß, da die protestantischen Hauptbe: kenntnisse bei aller Verschiedenheit dogmatischer Begriffs: Be: stimmungen und Werthlegungen im Einzelnen doch in der gros

*) Die Beschränkung auf das wiefern," sagt Schleiermacher (in einem Aufsaß über den eigenthümlichen Werth 2c. symb. B.), verwandelt die ganze Verpflichtung in ein leeres Spiel: und deutet auf die Nothwendigkeit hin, die evang. Kirche ernst und kräftig zusammenzuhalten, und sie durch ein fortgesettes Leben in der Geschichte vor jener losen Willkühr zu bewahren, welche am meisten aus dem Verlust des geschichtlichen Sinnes auf dem Gebiet der Religion entsteht. Doch fordert Schl. eine bloße Berpflichtung auf das, was die symb. B. der römischen Kirche entgegenstellen, weil damit deren wahre und ursprüngliche Würde eben sowohl, als die der protest. Kirche unentbehrliche freie Beweglichkeit im Schriftfors schen und Schriftanwenden, wie er glaubt, sicher gestellt werde.

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Ben Hauptsache *) einig seien, solche Inwiefern: Verpflichtung, indem sie der Willkühr des dünkelhaften Unglaubens in der Auslegung und Auffassung der biblischen Grundlehren gefährs lichen Vorschub leiste, die eigentliche Bedeutung des Sym: bols, und mit ihr das Wesen der kirchlichen Gemeinschaft und der christlichen Kirche überhaupt untergrabe. Darum, wer einem seine Unterschrift verweigere, stimme gemeinhin gegen alle, weil er mit keinem, auch nicht mit dem einfachen Be: kenntniß der Apostel, stimme; ihnen ihre subjectiven Ansich: ten lassend halte er sich, wo nicht an fremde menschliche Au: toritåten, an ein in die Formen seiner eignen Weisheit ums gegossenes, oder aus ihr unter biblischen Bezeichnungen abges zogenes Christenthum, dem er objective Gültigkeit vindicire. Der Staat bedürfe seines Coder, die Kirche ihres Lehrbegriffs, jener möge diesen schüßen oder nicht, eben für diesen, und keinen fremden, seien die Kanzeln errichtet, die Schulen und Akademien gegründet. Jedermann darf forschen in der Schrift und als wahr bekennen, was in seine Ueberzeugung eingeht, man heißt Keinen ein Christ werden, will es aber einer, so fragt man, ob und seht von seiner Ehrlichkeit voraus, daß er Jesum Christum glaube und ihm unterthan sein wolle. Will er einer bestimmten Kirche beitreten, an ihren Pråroga: tiven Theil nehmen oder gar ein Lehramt in ihr übernehmen,. so heißt man ihn nicht mit ihr übereinstimmend glauben, són: dern fragt ihn bloß, ob er den Glauben der Kirche, wie ihn ihr Symbol einfach darlege, theile? und fordert, falls er un

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),, L'homme tombé et perdu, mais sauvé par grâce, racheté ,,par le sacrifice expiatoire du Fils de Dieu, sanctifié par le Saint-Esprit, s'unissant à son Sauveur par la foi, l'obéissance ., et l'amour." Confession de Foi des Eglises de la Suisse, Genève 1819. Préface des Editeurs (des ehrwürdigen Cellerier Vater und des genialen Gaussen) XIII:

terschreibt, von seiner Ehrlichkeit, daß er damit nicht meine, er stimme mit der Haupttendenz oder dem Geist des Symbols, oder theilweise mit dessen Lehrsägen, oder gar, er lasse sich: dessen doginatische Formeln gefallen als Tråger höherer Ideen, die er auf eignem spekulativen Wege gewonnen, sondern daß er ohne eine reservatio mentalis einfach damit ausdrücke *), das gemeinsame Bekenntniß der Kirche sei sein eigenes, er geher mit freier Ueberzeugung ein, und werde darauf, als einen Dolmetscher der Gotteswahrheit in der Schrift, seine Lehr:› thätigkeit basiren. Die Inwiefern-Klausel verwirft man um so allgemeiner, als man weiß, daß, die darauf dringen, in der Regel das Evangelium sich gefallen lassen darum, weil ihre Vernunft es billigt, (nachdem sie es nämlich derselben akkommosdirt), nicht es ergreifen (1 Joh. V, 9. 10.), weil es Gottes Zeugniß für sich hat, und daß mit der Anerkennung der Schrift, auf welche sie sich gern berufen, von jeher Philoso phen und Theosophen, Deisten und Schwärmer die abenteuer lichsten und einander widersprechendsten Lehrfäße zu vereinigen, gewußt.

Es mag wahr sein, daß der symbolische Glaubenszwang Heuchler und Orthodoxe mit sich führe, und daß der rein mo ralische Vortrag, mit religiöser Wärme und Begeisterung ge halten, mehr Segen stifte, denn der todte rechtgläubige, aber man hat im eignen Lande erfahren, daß der Unglaube selten

*) Etwa wie in der Declaration zu den engl. Artikeln von solchem gesagt wird, er: „,does submit to it in the plain and full meaning thereof, and shall not put his own sense or comment to be the meaning of the Article, but shall take it in the literal and grammatical sense." Mit den leßtern Worten ist nicht eine Verpflichtung auf den Buchstaben, sondern auf den Inhalt des Symbols gemeint, wie er nach dem einfachen Wortverstande jedem Unbefangenen entgegentritt, der ihm nicht seinen eignen unterschieben will.

duldsam genug ist, bei den allgemein faßlichen Bibelwahrheiten stehen bleibend ihre Fundamentallehren zu ignoriren, daß er vielmehr, indem er das Christenthum aus seinen Urkunden hinaus verfolgt, diese allen Winden der Lehre und Auslegung übermüthig preisgiebt, und Kirchen und Hörsåle mit abge schmackten und gotteslåsterlichen Keßereien erfüllt, welche — wie Bischof Hobart vom jeßigen protestantischen Deuschland bemerkt *). - die Lauheit derjenigen, die einst einen reineren Glauben bekannt, anhören kann, als wären es Drakel der Wahrheit. Man einpfångt das Sakrament lieber aus der Hand eines Unwürdigen, denn gar nicht, und hört den Trost des Evangeliums lieber aus dem Munde eines glaubenslosen Ortho doren, denn gar nicht aus dem eines Heterodoxen: die trostlose Predigt von Menschenadel und Werkgerechtigkeit verstärkt nur die Verkehrtheit, und damit den Abfall des natürlichen Her zens, und verwirret die Gewissen. Neologie ist geachtet, und erhält sich nicht in einem Volke von so allgemeinem kirchlichen Interesse, sie bildet keine Grundlage für ein religiöses Volks: leben. Einer todten Orthodoxie begegnet man selten, der Heu chelei noch seltner. Durch alle Stände regt sich ein bewußtes Glaubensleben, aus ihm geht die Erkenntniß der Lehre, nicht aus theologischen oder Katechumenen: Schulen hervor, mit der Lehre überkommt man gleichsam den Glauben, und hat ge meinhin dessen Kraft erfahren, ehe man über jene argumen: tirt. Daher das feste Anhalten an ihr, und der aufrichtige Ernst, mit dem man ihr Willen und Gedanken im Gehorsam des Glaubens unterwirft, daher aber auch das Interesse und lebendige Hinstreben des Glaubens nach Reflexion und Raison:

*) The United States of America, by the right Rev. J. H. Hobart, D. D. Bishop of the Prot. Episc. Church in the state of New-York. (Nachdr. London 1826. S. 15.)

nement. Er ist nichts Erlerntes und Historisches, nichts Blin: des und Dumpfes, man ehrt die Rechte der Vernunft, erdr tert rationelle und biblische Beweisgründe, würdigt und be: stimmt die dargebotenen religiösen Ideen, sucht sie dem Ver: stande einleuchtend, für's Leben wirksam zu machen, und bes greift nicht, wie man anderswo das System der Neologie durch Rationalismus *) bezeichnen kann. Der wissenschaftli chen Verständigung zustrebend, erhebt sich der Glaube über die Region unmittelbarer Anschauungen und Gefühle, und den Lehrvortrag zeichnet weniger der Schimmer und Schwung der Phantasie und Empfindung, als vielmehr die Kraft einer ge sunden praktischen Argumentation, und ein anregender Ueber: zeugungsernst aus.

Diejenigen, welche das christliche Lehramt zu ihrem Be: rufe machen, sind vorzugsweise vom Glaubensleben durchdrun:

⚫) Man weiß Grund seines Glaubens zu geben (1 Petr. III, 15.) und ehrt in der Vernunft das Werkzeug der höchsten Erkenntnisse, ohne darum sie sammt der Philosophie über oder auch nur neben die Offenbarung zu stellen, dem Grotiusschen Saß:,,ratio fide perficitur, non destruitur, superatur, non evertitur,“ vollkommen beistimmend. Hill (Theol. Inst. S. 34.) erklärt: „Obgleich der Sargon falscher Philosophie, dér Charakter des Fanatismus, die Absichten der Feinde Jesu, die Tyrannei der röm. Kirche, die Vermessenheit der Socinianer mancherlei Fragen in Betreff der Gränzen zwischen Vernunft und Glauben veranlaßt, so muß man zugeben, daß die Vernunft höchst wichtig ist, theils von der Schrift zu lernen, was die geoffenbarten Wahrheiten sind, und die Angriffe der Gegner abzuweisen, theils die Beweisgründe für die Religion zu prüfen, ja ihre Wahrheiten zu beurtheilen." J. Beattic (Evid. of the Chr. Rel., Edinb. 1786.): So entgegengeseßte Meinungen, wie sie von je her über die Offenbarung ans Licht getreten sind, können nicht beide wahr sein, diejenigen, welche die Mittel haben, die Wahrheit zu erforschen, haben ihr auf die Spur zu gehen. Man studire die Evidences und Doctrines des Christenthums, und es wird sich ergeben, daß die einen hinreichend find, to satisfy a fair mind, die andern würdig of a divine Original.“

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