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I. Die Lehre.

Das eigenthümliche Leben jeder kirchlichen Gesellschaft beruht

auf ihrem Glauben, und spricht sich zunächst und hauptsäch; lich in ihrer Lehre aus, in welcher derselbe zur klaren Er kenntniß geworden, und sich aus innern unmittelbaren Ge müths zu Begriffs: Anschauungen objectivirt hat. Ist der Inbegriff der Lehre in kurzen Formeln zusammengefaßt, so ent hält er nicht allein die Grundwahrheiten des christlichen Glau: bens, worin eine kirchliche Gesellschaft mit allen übrigen wirk lich oder vorgeblich übereinstimmt, sondern die unterscheidenden Ansichten ihrer Mitglieder von jenen Wahrheiten und der ge meinsamen Quelle derselben. So der schottische Lehrbegriff *), er umfaßt sämmtliche evangelische Grundlehren, aber zeichnete sich seit den ersten Anfängen der Nationalkirche durch eben das aus, was das religiöse Leben Schottlands überhaupt characte risirt, klare Bestimmtheit, Konsequenz, und einen auf das Praktische, Freie und Gemeinsame gerichteten hohen Ernst und Einfachheit. Er schloß sich wesentlich an die schweizerischen Bekenntnisse, vor allen an den Consensus Tigurinus an, und folgte den dogmatischen Entwicklungen Calvin's bis in die strengsten Prådestinationsformeln, jedoch mehr mit praktischem Sinn und Taft, ohne die Hauptpunkte weiter mit dialektis

;) Die von J. Knox und seinen Freunden herrührende, durch's Parlament 1567 ratificirte Confession of Faith, aus 25 Artikeln bestehend.

schem Wohlgefallen zu zerlegen, und zum Gegenstand scholasti: scher Distinctionen zu machen. Sein treuer Abdruck ist das durch die bekannte Westminster: Versammlung, mit Zuziehung schottischer Geistlichen und Aeltesten *), abgefaßte Bekenntniß, - welches unter Karl I. von den Covenanters angenommen wurde neben einem großen und kleinen Catechism bis auf diesen Tag symbolische Autorität hat.

Dem Schotten, bei dem Gedanke und Handlung so ver: knüpft ist, daß beides wie aus Einem Guß hervorzugehen scheint, war von je her eine ungeheuchelte ins Leben greifende Gottesfurcht eigen, und hing mit der tiefsten Ehrfurcht gegen seine uralte Kirche zusammen. Heinrichs kirchliche Revolution erschien ihm als ein Werk des Bösen, die englische Nation als unter den Fluch Gottes gethan, ja so blind hing er an seinen blinden Führern, daß er das heilige Buch als keherisch verwarf, für dessen freien Gebrauch er kurz darauf den Mår: tyrertod starb, Es bedurfte bei ihm nur der berichtigten Ueberz zeugung. Kaum hatte ihm ein heller Schein des Evangeliums in seinen Wahn geleuchtet, als Liebe und Vertrauen; zu Pabst; thum und Priestern flohen, die ihm auf einmal als Idolatrie und Pfaffen erschienen, und ihm fortan unmöglich wurde, an dem bis auf den Grund schadhaften Gebäude noch ausglei chend zu bessern. Unkräftige, unehrliche Palliative verschmähte er, den Feind, gegen den er von Anfang nur alles zu gewins nen, oder alles zu verlieren hatte, erkennen, und mit ihm.

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⚫) A. Henderson, R. Douglas, G. Gillespie, S. Rutherford und R. Baillie als Geistlicher, und John Earl of Cassilis, John Lord Maitland und Sir Arch. Johnstoun als Aeltester, sie wa ren 1647 von der General Assambly mit dem Auftrag abgeordnet, kräftigst zu wirken for extirpation of popery, prelacy, heresy, schism, superstition and idolatry, und die ganze Însel zu vereinigen in One Form of Church-Government, One Confession of Faith, One Catechism and One Directory for the worship.

ringen bis auf den Tod, war ihm dasselbe. Mit Jubel em: pfing er seine Königin, deren Herzen das Land ihrer Våter weniger galt, denn das fremde, das sie erzogen und angebetet, aber sein Jubel verstummte auf immer, als er ihre Liebe zu welscher Sitte, zu prunkvoll seelenlosem Andachtsspiel und fremden leichtfertigen Vergnügungen sah. Umsonst zeigte sie fich gütig und herablassend, und bot alle Mittel auf, ihm von der liebenswürdigsten Seite zu erscheinen; französischer Liebreiz übermochte nie den schottischen Ernst und Geradsinn *). Sie reichte ihm, indem sie ihm das Schauspiel eines bigotten Re: ligionseifers neben einer anstößig leichten Sinnesart gab, unbewußt selbst den Stab, den er über sie und ihre Kirche brach. Steigende Besorgnisse vermehrten seinen Unwillen, schårften seinen Muth: Kirche und Lehre waren ihm theuer wie sein Leben, eine oder die andere ihm nehmen oder unbe rufen daran åndern, hieß, ihm den Herrn nehmen, oder meiz stern. Sie zu befestigen, verbanden sich alle Stånde durch die feierlichsten Gelübde zu Einem eidgenossischen Glaubensbund (Covenant), und ruheten nicht, bis jede Spur des Alten verschwunden war. Aber der treue besonnene Glaubensmuth zerstörte, um aufzubauen, er entwurzelte allen theoreti schen Betrug, um der Wahrheit Raum zu geben: über den furchtbaren Trümmern stieg, schneller und mächtiger, als ir?. gendwo, - (nach dem Vorbild der ursprünglichen), Kirche empor, wie auf einen Felsen gebaut. Gewässer kamen und fürchterliche Stürme stießen daran (Matth. VII, 25.), sie wankte, aber fiel nicht. Die schwersten Angriffe, welche noch

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⚫) Vorurtheil und Unwissenheit beurtheilen noch immer jenen fittlichen Ernst, wie Hume in f. Hist. of Engl. Vol. V, Ch. 38., als ein bloßes Gemisch von Rohheit und Fanatismus, cf. M' Cric Life of John Knox, Vol. II. S. 17. sq.

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nach der Restauration über sie hereinbrachen, und mit der Verfassung immer zugleich auch ihrer Lehre galten, scheiterten an der frommen Eintracht und aufopferungsfähigen Ausdauer ihrer Glieder, und verhinderten nicht, daß das schottische Pars lament im J. 1690 die Sanction der Westminster-Confession erneuerte, nachdem die englische Kirche zu den milder und bes hutsamer abgefaßten 39 Artikeln zurückgekehrt war, auf welche eine ihrer Konvokationen unter Elisabeth die 42 Artikel redu dirt, zu deren Revision König Eduard auch Knoxen berufen hatte.

Die Westm. Confession of Faith besteht aus 33 Artis keln, und handelt der Reihe nach von der heil. Schrift, von Gott und der heil. Trinitåt, von Gottes ewigem Rathschluß, von der Schöpfung, von der Vorsehung, von Sündenfall und Strafen, von Gottes Bund mit den Menschen, von Christo, dem Mittler, vom freien Willen, von der wirksamen Berufung, von der Rechtfertigung, von der Adoption und Heiligung, vom feligmachenden Glauben, von der Buße zum Leben, von guten Werken, von der Beharrlichkeit der Heiligen, von der Gewißheit der Gnade und Seligkeit, vom göttlichen Gesetz, von christlicher und Gewissensfreiheit, vom Gottes: dienst und Sabbath, von gesetzlichen Eiden und Gelübden, von der Civil: Obrigkeit, von Ehe und Ehescheidung, von der Kirche und Gemeinschaft der Heiligen, von den Sakramenten, von der Taufe, vom Abendmahl, von Kirchenstrafen, von Sy noden und Concilien, vom Zustand des Menschen nach dem Tode, von der Auferstehung von den Todten, vom júngsten Gericht.

Das Ganze ist mit calvinischer Schärfe und Pråcision abgefaßt, besonders die Lehre von dem ewigen absoluten Rath; schluß Gottes, vom natürlichen Verderben und dem stellver:

tretenden Opfertod Christi *), von der Wirksamkeit der Be rufung und von der Gewißheit der Seligkeit. Man bestimmt mit wissenschaftlicher Strenge, aber urgirt diese Artikel nicht in müßiger Spekulation, der freie wirkende Geist richtet sich viel: mehr immer nur auf das Reelle, Lebendige und Haltbare, so daß so excentrische Abschweifungen in Lehre, und Leben, wie sie sich anderswo unter eifrigen Calvinisten bis auf diesen Tag zeigen, selten vorkommen oder sich aufrecht halten. Die par tikularistische Konsequenz **) will nur den Eckstein des christl. Lehrgebäudes, die freie, alles Gute wirkende Gnade, oder, was damit zusammenfällt, die unbedingte Nothwendigkeit der Erlösung, anerkannt und festgehalten wissen. Man hålt an diesem einfachen und klaren Symbol auf Kathedern und Kanzeln, in Schulen und Familien, und ehrt in ihm die Richt: schnur des Nationalglaubens Standard of the National Faith; mithin die Lehrvorschrift der Lehrer der Kirche. Man legt ihm nicht bloß den negativen Werth bei, daß es feststelle, was man nicht zu glauben, nicht zu lehren habe, sondern erkennt es an als einen Inbegriff aller wesent: lichen Wahrheiten der christlichen Offenbarung, von welcher in der Hauptsache Keiner abweichen könne, ohne die Offenba

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*) Wesentlich wie in der von den ersten reform. Predigern verfaßten Confeffion. ,,Alle Nachkommen Adams sind von Natur Feinde Gottes, Sclaven des Satan, die Seligkeit Aller fließt aus einem ewigen unveränderlichen Nathschluß Gottes, der sie aus Gnaden in Jesu Christo vor der Welt erwählt, diesen haben sie mit seis ner Gerechtigkeit und Genugthuung im Glauben zu ergreifen, dann wiedergebiert und heiligt sie der Geist, ohne Rücksicht auf irgend ein Verdienst, das sie vorher erworben, oder nachher erwerben möchten."

**) Eine streng an der Conf. haltende Seceder-Congreg. stieß vor nicht langer Zeit einen Geistlichen aus, weil er behauptet, Chriftus fei, im gewissen Sinne, für alle Menschen gestorben. Solche Schärfe ist der Kirche im Ganzen fremd.

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