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nemlich auf einem Baume, aus dessen Aesten sie gleichsam hervorgewachsen scheinen; und über den Figuren erblicken wir je zwei Amazonenbeile, nebst einem Amazonenschilde. Dr. Haakh erinnerte, dass auch in dem Pindarischen Fragmente bei Pseudoorigenes die Korybanten (denen Attis angehört) als dɛvdooqveis bezeichnet werden: 1) ein Attribut, das sich aus der Bedeutung des Baumes als Lebenssymbol erkläre, und in dem bei mehreren Völkern des Alterthums sich findenden Mythos, dass das Menschengeschlecht aus Bäumen entstanden sei, 15) seine Analogie finde. Die den Attisfiguren beigegebenen Attribute amazonischer Rüstung glaubte er auf die mannweibliche Natur des phrygischen Gottes 16) beziehen zu dürfen.

An den Vortrag des Dr. Haakh anknüpfend sprach sofort Herr v. Thiersch von den Ideen des Lebens und Sterbens, die im Alterthum einseitig gefasst und auf das blose Naturleben bezogen, in den ethisch-religiösen Ideen des Christenthums von dem Sterben und Wiederaufleben Christi ihre tiefere Fassung und geistige Verklärung gefunden hätten.

Das Doppelbild des Attis genauer ins Auge fassend, bemerkte hierauf Herr Scheiffele: Betrachte man die in allen einzelnen Theilen, ausser dass sie von einander abgewandt seien, ganz ähnlichen zwei Jünglingsgestalten, so werde man an Schweiggers physikalische Auffassung und Erklärung der Mythen erinnert, der in den Dioskuren zwei Gegenpole erkenne. Nach dem Polaritätsgesetz müsse, während beide Polaritäten unzertrennlich seien, doch die eine polarische Kraft absterben, wenn die andere aufleben solle. Diese sei in den zwei Brüdern dargestellt, von denen der eine auflebe, wenn der andere sterbe. Sehe man aber auch davon ab, weil zuvor erwiesen werden müsste, dass die Gesetze der magnetischen und elektrischen Polarität den Griechen in so früher Zeit schon bekannt gewesen: so bleibe doch gewiss, dass die Wahrheit aus dem Kampfe entgegengesetzter Kräfte entstehe durch ihr gegenseitiges Anziehen ein neues Leben sehr bald Gegenstand der Reflexion geworden sei, wie sich schon aus Platon ergebe, der im Phädon (c. 15. 16.) von den zwischen zwei évavría liegenden yɛvéσɛis spreche, z. B. von dem Einschlafen und Aufwachen - jenes die Entstehung des Schlafens aus dem Wachen, und dieses die Entstehung des Wachens aus dem Schlafen, welchen beiden Entstehungen hinsichtlich des Lebens und des Todes das Sterben und Wiederaufleben entspreche. 17)

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14) Vgl. Schneide win, im Philologus I. p. 426 f., wo derselbe zu den Worten dɛvdgopveis àvaßhaoteiv bemerkt: h. e. arborum ritu ex solo terrae surrexisse, während wir lieber,,aus dem Baume geboren“ (vgl. яadıμguns wiedergeboren) erklären möchten. Von Attis selbst übrigens lesen wir in dem Hymnos auf den Gott, bei Pseudo-Origenes (p. 118 sq. ed. Miller; vgl. Schneidewin, im Philol. III. p. 247–266.), die Worte: öv odúnaqnos štintev áμúzdaños àvégz ovqintáv, die bei Schneidewin (1. 1., p. 258.) aus dem Mythos von dem göttlichen Hirten (bei Pausan. VII, 17. vgl. Arnob. V, 5 ff.) sich erklärt finden.

15) Vgl. Preller, im Philologus VII. S. 11 ff.

16) Als Hermaphrodite gebildet erscheint Attis auf einem der Denkmäler bei Gronov. Thes. Ant. gr. I. S. 17) Den herakliteischen Ursprung der von Plato (1. 1.) entwickelten (und von Herrn Scheiffelen schicklich in Erinnerung gebrachten) speculativen Ideen beweist die Stelle bei Plutarch. Consol. ad Apollon. 10: nai, y prow Hgánλsıτος, ταυτῷ τ' ἔνι ζῶν καὶ τεθνηκὸς, καὶ τὸ ἐγρηγορὸς καὶ τὸ καθεύδον, καὶ νέον καὶ γηραιόν· τάδε γὰρ μεταπεσόντα inɛívá ¿oti, nánɛíva nádiv μetaneoóvta tavta (s. Preller, Philol. VII. S. 6. N. 7., und Ebendens., Historia philosophiae graecae et romanae ex fontium locis contexta, ed. 2., 1857. p. 28.). Näher noch liegt dem Gedankenkreise des Attismythos der von Bernays (Heraclitea p. 10 sq.) als hérakliteisch erwiesene (und von Preller hist. phil., 1. 1. mitgetheilte) Satz bei Hippokr. de Diaeta, p. 633. Kühn; φάος Ζηνὶ σκότος Αΐδῃ, φάος Αΐδῃ σκότος Ζηνί φοιτᾷ καὶ μετακινέεται κεῖνα ὧδε καὶ τάδε κείσε, πάσην ὥρην διαπρησσόμενα κεῖνά τε τὰ τῶνδε, τάδε δ ̓ αὖ τὰ κείνων. Vgl.

Dieser Gedanke sei es wohl auch gewesen, warum die Alten den Tod und das Leben in der freundlichen Gestalt zweier Jünglinge sich dachten und bildeten; denn durch die yéveous werden die zwei vavría auf eine Weise vermittelt und sich nahe gebracht, dass sie nicht mehr als sich feindliche oder bekämpfende Gegensätze, sondern vielmehr wie befreundete Brüder erscheinen. Es werde also wohl erlaubt sein, bei den vorliegenden Grabdenkmälern mit den Bildern der zwei phrygischen Jünglinge die Absicht vorauszusetzen, das aus dem Tode sich neu entwickelnde Leben in diesen fast ganz gleich gebildeten und situirten Gestalten von Brüdern darzustellen. Und diess sei um so wahrscheinlicher, als ja schon in ältesten Zeiten in Asien, besonders in Phrygien, beim Culte der Rea-Kybele und der ihr gleichen Personifikationen des Naturlebens dem Feste der Trauer (des Todes) stets unmittelbar das der Freude (des Lebens) folgte; vergleiche Attis, Adonis, Linos, Maneros, Kinyras einerseits, in engster Verbindung mit Kybele oder Aphrodite andererseits; die sterbende und wieder auflebende Natur.

Nach Herrn Scheiffele erhob sich Herr Preuner, und erbat sich die Ansicht der Versammlung über eine Behauptung Böttichers, die derselbe in seiner Tektonik aufgestellt, und derzufolge auch die Kallynterien und Plynterien (im Cult der Athene) in diesen Ideenkreis gehören würden. Bötticher stelle unter Anderem auch das Bett, auf das Athene gelegt worden sei, mit demjenigen, auf welchem Adonis lag, zusammen. Herr Walz war geneigt, bei diesen Festen einfach an die Sitte zu denken, Götterbilder ganz wie Menschen zu behandeln: eine Sitte, welche ursprünglich dem Oriente angehöre, und von der auch in dem Briefe des Jeremias an die Juden im Exile die Rede sei. Herr v. Thiersch bemerkte, dass im Hintergrunde des Wesens der Athene eine Naturbedeutung nicht zu verkennen sei. Die aus dem Haupte des Zeus hervorgegangene Göttin bedeute den gereinigten Aether: aber andererseits sei Athene auch das feuchte Element, als Princip der Fruchtbarkeit und des Lebens. Zum Schlusse äusserte er: dass es allerdings von höchstem Werthe sei, diesen Bezügen weiter nachzuspüren. Das könne aber nicht geschehen, ohne auf den Zusammenhang griechischer Cultur mit dem Oriente einzugehen; und es sei so eine neue Wissenschaft ins Leben getreten, die Archaeologia comparata, deren Pflege die älteren Forscher den jüngeren nicht ohne die Hoffnung übergeben, dass ihnen, wie einst den Epigonen vor Theben, der Sieg, um den die Väter schon gekämpft, gelingen werde.

Dr. Haakh dankte für die ermunternden Worte, und unter freundlichen Auspicien für die Zukunft erreichte die Versammlung ihr Ende.

Dem Protokolle der Versammlung fügt der Verfasser des Vortrags über die Attisbilder auf Grabdenkmälern noch einige ergänzende Bemerkungen, unter Mittheilung einer Anzahl von Denkmälern, bei.

Rücksichtlich der Parallelen des Kultes der Attis-Brüder, 18) die erschöpfend zu behan

im Allgem. Bernays, Heraklitische Studien, im Rhein, Mus. VII. S. 90-116 (und zur Kritik des platonischen Unsterblichkeitsbeweises: Prantl, Plato's Phädon, deutsch (1854.) S. 90 f. N. 16 f.).

18) Beide Brüder unter dem Namen Attis zu befassen gestattet sowohl die oben dargelegte Bedeutung des Namens (= ava§), als die Analogie der „, Castores".

deln der Raum nicht gestattet, erinnert er zunächst an die Analogie der Kabiren, jener „grossen Götter" von Samothrake, 19) die insgemein in der Dreizahl, zuweilen aber auch in der Zweizahl aufgeführt (wie umgekehrt Cicero de Nat. D. III, 21, 53. drei Dioskuren nennt) auch durch die Sage von ihrem Brudermorde welcher allerdings bei ihnen als ein wirklicher Mord, und nicht als zufällige Tödtung erscheint 20) unsern Attis-Brüdern nahe treten.

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Auf römischem Gebiete finden wir sofort die Laren und Penaten über deren Verwandtschaft und Unterschied neuestens Marquardt, Röm. Alterth. IV. S. 208 ff. 212 ff. richtig in dem Sinne gehandelt hat, dass die Penaten die Schutzgötter des penus, d. h. der Vorrathskammer und des Haushaltes, und die Laren die Stammväter der Familie seien ganz nach dem Vorbilde des im Oriente unter mehrfachen Namen verehrten göttlichen Brüderpaares gestaltet. Dass der Kult der Penaten und Laren selbst nach seinem Ursprunge dem Oriente angehöre, 2) werden wir im Zusammenhange der oben von uns angekündigten Arbeit erweisen, und begnügen uns an diesem Orte auf ein römisches Grabdenkmal hinzuweisen, welches Laren in der Tracht der Attisbrüder, mit der phrygischen Mütze, sowie mit dem Pedum darstellt. 22) In der Mitte zwischen beiden Gestalten erblicken wir einen Lorbeerbaum, und zur Seite steht ein Hund; und erinnern wir uns, dass nach dem Zeugnisse des Plutarch Quaestt. rom. 48. den Laren ein Hund zur Seite gesetzt ward, und dass ferner das Lorbeersymbol nicht allein den Penaten (vgl. Klausen, Aeneas und die Penaten, S. 644-646), sondern auch den Laren zukam wie denn insbesondere ein Relief des PioClementinischen Museums zwei durch Inschrift als Lares Augusti bezeichnete jugendliche Brüdergestalten zeigt, die zur Rechten und zur Linken zweier Lorbeerbäume stehen, und das Haar mit einem Lorbeerkranz umwunden haben (s. Museo Pio-Cl. IV, Tav. XLV.), so wird

ABARBIO-
AF GROVELAN·
LXXVET COMI
NIAT FPV PA
AN LXTBARB
10 AFQVINTO
MILLEG XVAPO
ANN XV. H.S.S
F BARBIVS ADIVTOR
FBARBIVS IVSTVS
C.BARBIVS APTVS.
BARBIA TERTIA BARBIN
HOSPITA BARBIA·
SATVLA BARBIA
LVCIA FET-FILIAE
Px

19) Der gleichfalls semitische Name bezeichnet sie als solche; denn das Wort (gabar-wovon 123, gibbor, etc. eine Nebenform , kabar) bedeutet,,stark, mächtig sein, siegen, herrschen."

20) Bildnerische Darstellungen des Mordes hat Herr Gerhard auf etruskischen Spiegeln (in dem Werke, das über die letzteren handelt, Taf. LVII-LVIII., sowie im neuesten Berliner Winkelmanns-programm, S. 14., mit der beigegebenen Tafel), und auf einem Gemmenbilde der Berliner Sammlung (s. Archäol. Zeitung i849. Denkm. u. Forsch. Taf. VI, 9., mit dem Texte, S. 60 ff.) erkannt oder vermuthet.

21) Die Laren betreffend ist das Wort das sie bezeichnet nicht allein etruskisch (wie man insgemein annimmt), sondern findet sich von Indien durch Vorderasien bis zu den nordeuropäischen Völkern, in geographischen und Personennamen, wie in Appellativen. Ueber die Bedeutung aber lässt uns das etrukische Lar, Lartis (wozu wohl auch Maéging zu stellen?), und das englische Lord nicht in Zweifel, und Larissa ist ebenso in Assyrien (vgl. Xenoph. Anab. III, 4, 7.) wie in Griechenland die,,Herrenburg.“ (Für die nordischen Sprachen erinnern wir an die Personennamen Larson, Larsen, Lassen.)

22) Der Stein befindet sich auf dem Schlosse zu Enseck, und ist den,,Beiträgen zur Landeskunde für Oestreich ob der Ens und Salzburg", 5. Lieferung, Linz 1846. Taf. III. N. 4. entnommen. Das in Deutschland wenig verbreitete Buch erhielten wir schon vor mehreren Jahren durch die Güte des Herrn Professors Mommsen aus der Bibliothek der antiquar. Gesellschaft zu Zürich. Die damals für uns genommene, treue Copie ist in der Abbildung wiedergegeben, nur dass wir in Zeile 6 der Inschrift für das offenbar falsche (BARB)IA setzten (BARB)IO. Dass in Z. 9 f. auf dem Denkmale selbst der Buchstabe F. (für T.?) stehe, möchten wir bezweifeln; der Wechsel des Casus in den ersten Zeilen, sowie die Dative vor dem nachfolgenden H. S. S. (Hic Siti Sunt) dürften ihm zur Last fallen.

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die Benennung der auf dem Grabdenkmal erscheinenden Gestalten als Laren um so weniger einem Zweifel unterliegen, da die Darstellung der als göttlich gedachten Ahnherren, deren Fortleben die Gewähr der eigenen Fortdauer enthielt, zum Bildwerk eines Grabdenkmals vollkommen sich eignete. Wenn übrigens die Laren auf diesem Monumente die phrygische Mütze tragen, so erinnern wir, dass selbst die Dioskuren nicht allein auf älteren römischen Münzen, sondern auch auf einem Relief des Museo Chiaramonti (Tav. IX.), welches zwischen den rossehaltenden Brüdern den Schwan der Leda zeigt, mit dieser Mütze erscheinen.

Doch nicht allein die Laren und Penaten des römischen Kultes, sondern auch die von der Sage als Gründer Roms genannten Zwillingsbrüder (deren Identität mit den Lares Prästites Schwegler, Röm. Gesch. I, S. 434 ff. nachweist) sind ein Abbild des innerhalb der orientalischen Mythologie so bedeutungsvoll hervortretenden Brüderpaares. Der Name ihrer Mutter, Rhea Silvia, geht auf die Mater Idaea, wie die Göttin Rhea im vorderasiatischen Kultus (von dem Worte dn, Waldgebirge) genannt ward, zurück; und in der Sage von Romulus und Remus selbst tritt uns wiederum der aus vorderasiatischen Mythen bekannte Brudermord entgegen. Wie die ganze römische Sagengeschichte (deren Genesis der für die Wissenschaft zu früh-verstorbene Schwegler vergeblich auf die „ätiologische" Theorie zu stützen suchte) sich aus der Uebertragung von orientalischen Mythen erklärt, wird die künftig von uns zu veröffentlichende Arbeit in überraschender Weise darthun.

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Auf die völlig unsern Attis-Brüdern entsprechenden Begleiter des Mithras, die auf Denkmälern dieses ursprünglich assyrisch-persischen Gottes so häufig erscheinen, vermögen wir nur hinzudeuten, und ebenso auf die Analogieen der germanischen (s. Tac. Germ. 43.) und der keltischen Mythologie (vgl. Mone, Geschichte des Heidenthums im nördlichen Europa, II, S. 498. 511. Eckermann, Religionsgeschichte etc. III, S. 163.).

Von den beiden Rottenburger Darstellungen der Attis-Brüder zeigt die eine in Uebereinstimmung mit den schriftlichen Zeugnissen über Attis (s. Lobeck, Aglaoph. p. 631, n. 1.) sie als Hirten, 23) und die andere als Jäger. Wenn wir ihrer Beziehung auf die Berg- und Waldgöttin Rhea uns erinnern, so kann die letztere Darstellung nicht überraschen; und so zeigt denn auch eine Lampe bei Passeri (Lucernae fictiles, T. I., Pisauri 1739. Tab. XVIII.) den Attis als Jäger, mit der sonst auch bei Feld- und Waldgöttern (vgl. Welcker, Nachtrag zur Aeschyleischen Trilogie, S. 141 und O. Müller, Archäol. §. 335, 7.) vorkommenden Gebärde des anоoxолɛvεv (des mit vorgehaltener Hand in die Ferne Schauens). 2)

Dass dem Mythos von des Attis Verstümmelung (wie dem von. dem Tode des einen Bruders) eine physikalische Beziehung auf den

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23) Von anderen Grabsteinen die sie ebenso als Hirten darstellen, nennen

wir insbesondere den von J. F. Keiblinger, Gesch. des Benediktinerstiftes Melk in Niederöstreich, I. (1851), Figur VI. (vgl. S. 16.) mitgetheilten, von dem wir die Abbildung nur des Raumes wegen zurückhalten.

24) Sofern auch Herakles neben Panen und Satyrn mit dieser Geberde erscheint, mag die Stelle des Aristophanes Eccles. 1089 (ὦ Ηράκλεις, ὦ Πᾶνες, ὦ Κορύβαντες, ὦ Διοσκόρω) in Erinnerung gebracht werden ; s. Lobeck Aglaoph. p. 641., u. vgl. O. Jahn, Archäol. Beiträge S. 62 f. N. 34. (über Herakles als ländlichen Gott).

Verhandlungen der XVI. Philologen-Versammlung.

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Wechsel der Jahreszeiten zu Grunde liegt, wurde in unserem Vortrage bemerkt; und so finden wir denn den verstümmelten Attis als Winter den Genien der drei andern Jahreszeiten zur Seite gestellt, auf einem Relief bei Bartoli (Admiranda Romanarum Antiquitatt.), während derselbe Attis als Personifikation des Winters bekleidet, zur Seite der drei andern, nackt dargestellten Genien, auf einer Lampe bei Passeri (I. Tav. XI.) erscheint. Mit entblösstem Unterleibe- um den Mangel darzustellen, den er nach geschehener That bejammert (vgl. Catull. carm. 61.) - sehen wir den Attis bei Clarac, Musée de Sculpture, T. III. pl. 396. C. n. 664. I. gebildet; und wenn eine andere Statue, ebendaselbst, n. 664. J., die Weichen verhüllt, und nur den obern Theil des Unterleibs und die Brust entblösst zeigt, so ist die Darstellung freilich decenter und ästhetisch ansprechender, aber sachlich insofern verfehlt, als das wirkliche Motiv verkannt und alterirt ist. Den Akt der Verstümmelung stellt eine Contorniatenmünze (von der Morelli, Thesaur. T. III. tab. 54. n. 16. eine Abbildung gibt; vgl. Eckhel, Doctr. Numm. VIII. p. 284.) bei einem Attispriester dar; den Gott selbst aber, zur Seite des Fichtenbaumes, unter welchem die Verstümmlung nach der Sage geschah, mit der Rechten die Harpe ergreifend, die zur Vollziehung des Aktes dienen soll, und das Haupt mit einer Weihebinde geschmückt, scheint das Relief bei Gerhard, Antike Denkmäler, Taf. 82, uns vor Augen zu stellen, das der Herr Herausgeber wohl mit Unrecht auf Apollo bezogen hat. Ueber die Harpe, die auch dem Saturn zur Entmannung des Vaters diente, und über ihren Gebrauch im Kulte verweisen wir auf Movers, die Phönizier I. S. 421-425. Da sie auch als Winzerhippe diente, und desshalb Attribut des Saturnus Vineator ward (vgl. Movers, S. 425, wo der Gott in dieser Eigenschaft nur mit Unrecht als blos „italischer" bezeichnet ist), so erklärt sich der Ausdruck den der Attishymnos bei Pseudo-Origenes von dem Gotte gebraucht (xloegòv otáɣvv άμηJévra, s. Schneidewin, Philol. III. p. 247. 257.).

Das jährliche Fest der Kybele und des Attis waren bekanntlich die Megalesien. Wie aus diesen, und nicht aus den Saturnalien, der römische Karneval entsprang und in allen seinen einzelnen Zügen sich erklärt: dafür soll der Beweis an einem andern Orte geführt werden.

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