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VI.

Protokolle der allgemeinen Sitzungen.

Erste, vorbereitende und allgemeine Sitzung.

Dienstag den 23. September 1856, 9 Uhr Vormittags.

Der Verein deutscher Philologen, Schulmänner und Orientalisten trat unter dem im vorigen Jahre zu Hamburg erwählten Präsidenten, Oberstudienrath Dr. Roth aus Stuttgart, und dem Vicepräsidenten, Professor Dr. Walz aus Tübingen, zu Stuttgart am 23. September 1856 in dem Sitzungs-Saale der Kammer der Abgeordneten zu seiner sechszehnten Versammlung zusammen und wurde vom Oberstudienrath Roth mit folgendem Vortrag eröffnet:

Wenn ich der Pflicht, welche mir die Eröffnung unsrer sechszehnten Philologenversammlung auferlegt, dadurch Genüge zu leisten suche, dass ich von meinem Bruder, Carl Johann Friedrich Roth, spreche, welcher im Januar 1852 zu München als königlich bairischer Staatsrath verstorben ist, so gedenke ich weder überhaupt eine Lobrede auf denselben zu halten, noch, was er als Gelehrter geleistet hat, darzustellen, auch seine Lebensumstände und seine amtliche Thätigkeit nur so weit beizuziehen, als zur Vollständigkeit des Bildes nothwendig erscheint, welches ich dieser verehrten Versammlung vorstellen möchte. Ich wünsche an meines Bruders Ansichten und Denkweise zu zeigen, wie ein inneres, mittelbar freilich auch das äussere Leben sich dadurch gestalte, dass ein wohlbegabter und ernster Mann sich den täglichen Verkehr mit den grossen Alten zur Aufgabe und Erholung zugleich macht; wie die Stimmung, welche dem Geiste aus der Vertiefung in das Alterthum erwächst, sich über das ganze Thun und Wesen des Mannes verbreitet: es ist das Bild eines philologischen Lebens, das ich vor meinen verehrten Zuhörern ausbreiten möchte.

Als Friedrich Roth im Herbste 1797 die Universität Tübingen, noch nicht achtzehn Jahre alt, bezog, hatte er hier auf der Schule unter Anleitung unsers Vaters und einzelner trefflicher Lehrer die klassischen Sprachen liebgewonnen, und schon Vieles darin gethan, aber auch unter einem andern in seiner Art tüchtigen Lehrer das Französische zu einer damals

Carl Johann Friedrich Roth, geb. in Vaihingen an der Enz 23. Januar 1780. Konsulent der Reichsstadt Nürnberg 1802. K. bair. Finanzrath für den Pegnizkreis 1808. Oberfinanzrath in München 1810. Mitglied der Akademie d. W. 1813. Ministerialrath 1817. Ritter des Civil-Verdienstordens der bair. Krone 1822. Präsident des protestant. Oberkonsistoriums 1828. Staatsrath im ao. D. 1831. Komthur des Civil-Ordens 1837. Grosskreuz des Verdienstordens vom heil. Michael 1840. Staatsrath im o. D. 1848. Gestorben 21. Januar 1852.

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ungewöhnlichen Fertigkeit gebracht, und Voltaire, Rousseau, allerdings auch Montesquieu und andre, dem klassischen Geist nähere Franzosen bewundern gelernt: und, wie am Ende jeder lebhafte Kopf seinen Lauf in der Welt mit der Opposition gegen das Bestehende beginnt, so gerieth er in eine geistige Gährung, wodurch die Früchte seiner philologischen Studien mit seinem religiösen Glauben zugleich bedroht waren. Die Bilder politischer Versunkenheit, die er bei Tacitus gefunden, verwuchsen in seiner Phantasie mit den Vorstellungen von einer unabwendbar gewordenen allgemeinen Umkehr der Religion und der gesellschaftlichen Ordnung, die er bei den geistigen Vätern der französischen Revolution und bei den Stimmführern jener Zeit in Frankreich vorfand. Die erste Wirkung hievon war, dass er fast in demselben Augenblicke, wo er nach eigener früherer Wahl und dem sehnlichen Wunsche des Vaters zu theologischen Studien übergehen sollte, seinen unüberwindlichen Widerwillen gegen diese Laufbahn erklärte; die zweite, dass er in der Jurisprudenz, die er zu seinem Fache wählte, nicht eben das positive römische Recht, sondern vor Allem die Gedanken aufsuchte, worin alte Gesetzgeber und Rechtslehrer eine Ahnung Rousseau'scher Theorieen zu verrathen schienen. Das Schwärmen für Freiheit und Gleichheit und der Hass gegen alles Bestehende drohte ihn ganz hinzunehmen, als er mit mehreren begabten jungen Theologen in ein näheres Verhältniss kam, welche, für Kant und Fichte ebenso begeistert, wie er für die Franzosen, eine durchgreifende Umwandlung deutschen Denkens und Lebens gleich feurig anstrebten. Die vorragenden unter denselben waren Denzel und Köstlin, der eine als Dekan in Heilbronn, der andre hier als Prälat verstorben. Die Kirche, so meinte der jugendliche Convent, hat seit Jahrhunderten die Geister in den unwürdigsten Fesseln gehalten, damit ja die Menschenrechte nicht einmal geahnt, viel weniger ausgeübt werden könnten; ohne solchen Druck der Geister wären die Greuel der politischen Gewaltherrschaft gar nicht möglich gewesen. Darum muss der Katechismus, ein Gemisch alberner Glaubenssätze, in welchen keine Moral ist, verbannt, es müssen die Menschen von Kindheit auf, gleich in der Volksschule, mit ihrer Natur und ihrer Bestimmung als Menschen bekannt gemacht, ihrer Menschenrechte sich bewusst werden. Es wurde eine Verbindung gestiftet, mit der Absicht, bei der Volksschule mit der allgemeinen Reform anzufangen. Diese Verbindung, nicht aber das Freundschaftsverhältniss, löste sich auf, als die betheiligten Theologen von der Universität früher als Fr. Roth abgiengen.

Der treffliche Rechtslehrer, Dr. Malblanc, welcher meinen Bruder in sein Haus aufgenommen hatte, öffnete ihm die Augen über seine natürliche Bestimmung und über den einzigen Weg, auf dem er dieselbe erfüllen würde. Wie auch der Vater, schwer bekümmert durch des Sohnes revolutionäres Gelüsten, gehofft hatte, es werde das Studium der Geschichte ihm zur Aufklärung über sich selbst und die Dinge in der Welt verhelfen, so ermahnte ihn Dr. Malblanc, neben der Civilgesetzgebung, die er mit unermüdetem Fleisse studirte, die Staatengeschichte und die Politik gründlich zu durchforschen. So begann er, den geschichtlichen Boden, auf welchem das römische Recht erwachsen war, genauer zu erkunden, als er bis dahin an der Hand der lateinischen Autoren gethan hatte: Polybius, Dionys von Halicarnass, Dio Cassius lernte er jetzt erst kennen; und wie er im spätern Leben immer darauf ausgieng, das Aehnliche und das Abweichende verschiedener Zeitalter aufzusuchen, wendete er schon jetzt neben den alten auch neueren Historikern, wie Macchiavelli und Hume, grossen Fleiss Noch hatte er den Universitätslauf nicht vollendet, als er, in seinen Bestrebungen völlig

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umgewandelt, obwohl dem Glauben noch nicht befreundet, dem Vater schrieb, es erscheine ihm jetzt das Loos eines unabhängigen Gelehrten als das beneidenswertheste; und die von bedeutenden Autoritäten, wie Heyne, Joh. v. Müller, Eichstädt, mit Beifall aufgenommene Schrift De re Romanorum municipali, womit er den Doktorhut gewann, gab Zeugniss davon, dass er sich jetzt ganz dem Positiven, der Gelehrsamkeit, zugewandt hatte. Aber auch das war ihm nicht beschieden, in unabhängiger Stellung ganz für die Wissenschaft zu leben. Beinahe von der Universität weg berief ihn die Reichsstadt Nürnberg auf Empfehlung Dr. Malblancs zu dem Amte eines Konsulenten, und bei'm Uebergang der Stadt in den baierschen Staatsverband wurde er königlicher Diener. Er hatte anfangs die Aufgabe, zu versuchen, ob die unheilbar zerrütteten Verhältnisse von Nürnberg noch irgendwie geordnet, ob das einsinkende Leben der Reichsstadt noch gefristet werden könnte, zu welchem Zwecke er längere Zeit als Abgeordneter seiner neuen Mitbürger bei'm Reichstage in Regensburg, und ausserdem in Paris, in Berlin und Wien zubrachte. In Nürnberg selbst musste er ein ihm ganz neues Feld, das Schuldenwesen der Reichsstadt, bearbeiten, und als baierscher Staatsdiener, zuerst in Nürnberg, später in München, wurde er dem Finanzministerium untergeordnet. Manches Jahr mit Arbeiten überladen, welche seiner wissenschaftlichen Neigung ferne lagen, fand er mit dem Eintritt in die reifen Mannesjahre doch allmälig mehr Musse zu gelehrter Beschäftigung, die auch bis dahin überall, auf Reisen, wie daheim zwischen der Berufsarbeit, ihm fast die einzige Erholung geblieben war.

Er lebte nun mit den Alten, nicht in der Absicht, als Schriftsteller im Fache der Philologie, sondern blos, um an seiner eigenen Bildung zu arbeiten. Die Philologie selbst galt ihm keineswegs als das Höchste: es schien ihm nicht einmal wohlgethan, dass man eine eigene, scheinbar für sich bestehende Wissenschaft aus derselben gemacht hatte. Aber die Seele, meinte er, bedarf eines Gewandes, wie der Leib; und das Gewand, welches den im Verkehr mit den Alten lebenden Geist nach und nach von selbst umkleidet, ist das einfachste, schönste, würdigste; die grossen Autoren belohnen den anhaltenden Dienst, der ihnen erzeigt wird, damit, dass sie ihrem Diener etwas von ihrem Wesen mittheilen; was denn sich daran besonders erkennen lässt, dass die Seele des wahren Philologen der andringenden Mannigfaltigkeit verführerischer Eindrücke der Gegenwart, vornehmlich im politischen und literarischen Gebiete, wie auch dem bunten Wechsel der Sitten, nicht unterliegt, sondern, von der einmal geschauten Wahrheit und Schönheit eingenommen und erfüllt, gegen die Wirkungen des Scheines verwahrt bleibt. Es war zuerst der Grad und die Art geistiger Anstrengung, welche das Eindringen in die alten Sprachen erfordert, was er als bildend für den Geist erkannte; wesshalb er auch die Beschäftigung der Jugend mit deutschen Schriftstellern in der Schule verwarf. Dann aber, meinte er, könne das Vermögen, fremde Gedanken vollständig aufzufassen, eigene mit Konsequenz zu bilden, durch das Reden und Schreiben Ueberzeugung zu erwecken, könne auch die Reinheit und Schönheit der Sprache, der richtige Geschmack, niemals durch Regeln, wohl aber und allein und gewissermassen unbewusst dadurch gewonnen werden, dass man sich in die Alten, und zwar noch mehr in die Griechen als in die Lateiner, hineinlebte. Denn die Kunst der Rede hielt er unter allen Künsten am höchsten, und wies gerne darauf hin, dass Pindarus inmitten vieler uud grosser Denkmäler der bildenden Kunst doch gesungen habe: „Nur das Wort reicht hin an die Herrlichkeit der Unsterblichen". Als ich ihm von dem Eindrucke

schrieb, welchen Thibauts Schrift von der Reinheit der Tonkunst mir hinterlassen hatte, wollte er's nicht einräumen, dass dasjenige so hoch gehalten werde, was der Mensch mit dem Vogel gemein habe, als das, wodurch er über allen Geschöpfen stehe. Bei solcher Ansicht von der Bestimmung und dem Werthe der Philologie beklagte er, dass deren Hülfsfächer gar oft in einer Weise betrieben würden, bei welcher die studirende Jugend weniger als früher, wo die Philologie selbst noch als Dienerin galt, ihre Früchte zu geniessen bekämen; selbst die Pflege der Grammatik schien ihm vielfach über den Zweck der Philologie hinauszugehen. Und wie er in philologischer Thätigkeit nur die Förderung der eigenen Bildung suchte, so können die kleinen Gelegenheitsschriften, die er von Zeit zu Zeit veröffentlichte, Zeugniss darüber geben, dass er im unausgesetzten Umgang mit den Alten dasjenige selbst gewann, was er Allen wünschte. Denn so gerne und so gut er lateinisch schrieb, wie De Bello Borussico, und in den Gedächtnissschriften auf Drück und auf unsern Vater, so wollte er doch vor Allem gutes Deutsch reden und schreiben lernen. Der als Forscher in der ältesten deutschen Geschichte bekannt gewordene Geheimerath Barth hat ihm gesagt, dass seine Vorträge über Finanzsachen, welche an sich aller klassischen Form unzugänglich erscheinen, eben seiner Fassung wegen von andern Räthen vielfach nachgelesen worden seien.

Liess er so die Alten auf seinen Geist einwirken, indem er deren Kunstform und Betrachtungsweise unwillkürlich in sich aufnahm, so suchte er mit entschiedener Absicht und Vorliebe in der Philologie und durch philologische Methode die geschichtliche Erkenntniss. Nicht dass er als Geschichtsforscher nur oder auch vorzugsweise sich in der alten Welt bewegte, wiewohl das Typische in der Geschichte der Vorzeit ihn immerfort beschäftigt hat: die Sprachen selbst waren ihm die vornehmsten Urkunden der Geschichte die Entwickelung der Völker, ihr Auf- und Niedersteigen, Blühen und Welken, fand er nirgends mit so deutlichen Charakteren, wie in ihren Sprachen, verzeichnet, und die Eigenthümlichkeiten der Völker, auf diesem Wege erkannt und verglichen, belehrten ihn über die Natur des Menschen, die er zu erforschen bemüht war; er meinte sicherer auf diesem Wege zu gehen, als diejenigen, welche sich ihre Anthropologie durch naturgeschichtliche Beobachtung bilden. In gleicher Weise, wie er's mit den Alten hielt, deren Dichter, Philosophen und Redner ihm für die Geschichte ebensoviel galten, als die Geschichtschreiber selbst, studirte er die Weltgeschichte bis zur neuesten Zeit herab, ohne sich durch das Missverhältniss zwischen dem Umfang der Quellen und dem geschichtlichen Ergebniss, durch abstossende Form und Sprache, oder auch durch historische Unzuverlässigkeit ermüden zu lassen. So hat er, was nicht leicht Einer nachthun wird, sich durch die Acta Sanctorum und durch sämmtliche Hauptschriftsteller des Mittelalters durchgearbeitet, obwohl er meinte, es komme nicht leicht ein Leser unversehrt von diesen weg, wie Joh. v. Müller weggekommen sei. Bei den Geschichtschreibern neuster Zeit, wie auch in Zeitschriften, glaubte er wahrzunehmen, dass die Ansichten über die Vergangenheit je nach dem Standpunkte wechselten, den die Gegenwart einnahm. Ihm dagegen lag's am Herzen, das Wesen und die Eigenthümlichkeit seiner eigenen Zeit nach den Resultaten zu ergründen, welche er aus dem unbefangenen Durchforschen der früheren gewann. Es war ihm die Geschichte ein Höhenmesser, mit dem man den Stand der Weltverhältnisse ziemlich sicher beurtheilen könne, wenn man das, was durch alle Zeiten herab das allein Merkwürdige und Belehrende sei, den Streit, mit Worten oder mit Waffen geführt, bis in's Einzelne erkunde.

Dadurch könne man lernen, die Gegenwart, welche man ihrer Breite wegen, wie der einzelne im Gefechte stehende Mann, nicht überschauen könne, wie von aussenher und darum schärfer und umfassender ansehen, und den Zusammenhang der Erscheinungen unter sich und mit der Vergangenheit erkennen. Wo sich in der Geschichte der Völker die rechtlichen Verhältnisse lösen, und sich ebendadurch neue Gestaltungen des öffentlichen Lebens vorbereiten, da erkannte er die Zeitläufe als die belehrendsten für die Beurtheilung der Gegenwart. Die englische und die französische Revolution bot ihm hier einen unerschöpflichen Stoff, dem kein früherer an Reichthum zu vergleichen ist. Von da aus suchte er sich das Urtheil über die Gegenwart zu bilden und festzustellen, deren Erscheinungen er mit der grössten Aufmerksamkeit verfolgte.

Er sah in der Gegenwart grosse Bewegung, manche Erschütterung, viel Einzelnes zerrüttet, manche Zeichen drohender Auflösung in unsrem deutschen Vaterlande. Die Bewegung an sich erschien ihm überall nothwendig und eben dadurch berechtigt; wie er denn das rò yag алqayμov ov σúše tau gerne anführte, und kein Begehren für's öffentliche Leben so widersinnig fand, als das der Stabilität. Aber der durchschnittliche Charakter der Bewegung, der von Unten gegen Oben, wie der von Oben nach Unten, schien ihm nicht der rechte, nicht der unsrer Nationalität entsprechende zu sein: das wahre politische Fortschreiten sei dasjenige, welches dem Drehen um die eigene Achse gleiche; während wir von einem solchen Fortschreiten träumten, das uns von den beiden Polen unsers politischen Daseins, der Religion und der gemässigten Monarchie, weg in's ungemessene Weite zu entführen drohe. Schon die allgemein verbreitete Vorstellung von den geistigen Fortschritten, die man bereits gemacht habe, und ebenso von denen, worin man begriffen sei, konnte er sich nicht aneignen: nicht die Vorstellung, dass die ausserordentliche Ausbildung der mechanischen Kunst und die scheinbare Ueberwindung der Natur, dass der unermessliche Anwachs des gelehrten Materials, dass die Ueberfruchtung der sogenannten schönen Literatur, das Schaffen einer vermeintlichen allseitigen und europäischen Bildung und die Pflege des Angenehmen in jeder. Gestalt ein Gewinn für den Geist des deutschen Volkes sei; manche Erscheinungen, wie den Beifall, den Börne und Heine gefunden, deutete er vielmehr als Zeichen davon, dass der deutsche Geist jetzt minder gesund sei, als da, wo Schiller und Göthe auftraten. Was man als die bewegende Kraft hinsichtlich des Fortschreitens betrachte und behandle, die öffentliche Meinung, sei da, wo sie sich als solche in natürlicher Weise kundgebe, allerdings unwiderstehlich, wie im sechszehnten Jahrhundert die Meinung von der Nothwendigkeit der Reformation, wie in dem unsrigen die Erhebung gegen die fremde Gewaltherrschaft: es wirke eine solche Meinung eben wie die Frühlingsluft, welche auf einmal das Eis breche. Aber in solcher Art erwachse eine öffentliche Meinung lediglich und selten durch gemeinsame Empfindung der Noth; wogegen die künstliche Erzeugung derselben durch die Presse in der Regel bewirke, dass Eingebildetes als wirklich, und Wirkliches als eingebildet genommen, und das Vermögen, Gutes und Böses zu unterscheiden, gegeschwächt werde;* er glaubte mit dem grössten Demokraten unsers Jahrhunderts, Thomas Jefferson, dass der öffentliche Geschmack durch nichts so schnell verderbt und für gesunde Nahrung unempfänglich gemacht werde, als durch die Bearbeitung der öffentlichen Meinung

* Dazu noch dasjenige, was Sen de brev. vitae 19 treffend bezeichnet: Amare et odisse, res omnium liberrimas, jubentur.

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