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MITTEL SCHULE.

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GEMEINSAMES ORGAN DER VEREINE
„MITTELSCHULE" UND DIE REALSCHULE" IN WIEN,
„DEUTSCHE MITTELSCHULE" IN PRAG,

MITTELSCHULE FÜR OBERÖSTERREICH UND SALZBURG

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ALFRED HOLDER

K. U. K. HOF- UND UNIVERSITÄTS-BUCHHÄNDLER

ROTHENTHURMSTRASSE 15.

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KF 314812

HARVARD UNIVERSITY LIBRARY

Alle Rechte vorbehalten.

Vorträge und Abhandlungen.

Nekrolog auf den Gymn. Dir. Dr. W. Biehl

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gehalten von Prof. J. Rappold im Vereine Mittelschule" in Wien am 10. December 1898.

Am 3. November d. J. starb in Graz der k. k. Gymn. Dir. i. R. Dr. Wilhelm Biehl, ein bestens verdienter Schulmann, längere Zeit Mitglied unseres Vereines, zwei Jahre hindurch auch dessen Obmann. Bei solchem Traueranlasse hat unser Verein stets die Gefühle der Pietät gegenüber verdienten Schulmännern und Mitgliedern gehegt und diesen Gefühlen an der Stätte seines Wirkens Ausdruck gegeben. Nach dieser schönen Gepflogenheit sollen auch dem Dir. Biehl Worte der Erinnerung gewidmet werden, nicht ausführliche und glänzende Worte, sondern kurze und schlichte, wie sie der Denkart dessen, dem sie gelten, am meisten entsprechen dürften. Wenn dies gerade von dem hier Stehenden unternommen wird, so liegt der Grund hiefür auch darin, dass ihm der nunmehr Verewigte bereits im Jahre 1870 seine Freundschaft geschenkt hat und ihm seitdem stets von ganzem Herzen Freund gewesen ist, weshalb er sich gedrängt fühlt, auch seinerseits einen Dankeszoll es ist freilich nur ein winzig kleiner - dem lieben Freunde abzustatten.

Überblicken wir zunächst den Lebensgang!

Wilhelm Biehl wurde am 25. August 1826 zu Weidenhahn in Nassau als Sohn eines Gutsbesitzers geboren. Nachdem er, vom Pfarrer seines Geburtsortes vorbereitet, die erst im 16. Lebensjahre begonnenen Gymnasialstudien theils in Limburg, theils in Weilburg, theils in Hadamar zurückgelegt hatte, studierte er von 1847 an in Gießen 12 Jahre Theologie, sodann in München 2 Jahre und in Gießen 1 Jahr classische Philologie und Philosophie. Im Herbste 1852 legte er vor der nassauischen Prüfungscommission in Wiesbaden die Staatsprüfung aus Latein und Griechisch ab. Hierauf wurde er vom Mai 1853 bis Ostern 1855 am Gymnasium in Hadamar zur Aushilfe verwendet, von Ostern bis Herbst 1855 an der Realschule in Höchst, vom Herbste 1855 bis Ostern 1856 am Gymnasium in Wiesbaden. Da er in seinem ersten Vaterlande, in welchem nur ein Gymnasium mit katholischen Lehrern zu besetzen war, ein zweites mit Lehrern beider Confessionen, der katholischen und der evangelischen, geringe Aussicht auf baldige

,,Österr. Mittelschule". XIII. Jahrg.

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feste Anstellung hatte, so trat er nunmehr in den österreichischen Staatsdienst über, wie es bekanntlich unter dem Ministerium Leo Thun bei dem in Österreich herrschenden Mangel an philologischen Lehrkräften manche deutsche Schulmänner unter Vermittlung Bonitzens thaten. Vom 7. April 1856 bis zum 20. September 1857 stand er am St. Anna-Gymnasium in Krakau als Supplent in Verwendung. Hierauf wurde er zum wirklichen k. k. Gymnasiallehrer ernannt, und zwar für das Gymnasium in Marburg, wo er 3 Schuljahre hindurch wirkte. Nachdem er weitere 2 Jahre am Salzburger Gymnasium, 1 Jahre am Linzer Gymnasium, 5 Jahre am Triester Gymnasium und 3 Jahre an dem damals eben neu errichteten II. Staatsgymnasium in Graz gedient hatte, wurde er durch Allerhöchste Entschließung vom 29. August 1872 zum Director des Staatsgymnasiums in Innsbruck ernannt. Diese Stellung hatte er 6 Jahre lang inne. 1875 erwarb er sich von der Universität Tübingen den philosophischen Doctorgrad, welcher sodann nostrificiert wurde. Zugleich war er durch 6 Semester Privatdocent der Philosophie an der Universität an Stelle des als Reichsrathsabgeordneten beurlaubten Ordinarius, des Prof. Dr. T. Ritter v. Wildauer. Mit Allerhöchster Entschließung vom 28. September 1878 als Gymnasialdirector nach WienerNeustadt versetzt, verblieb er in dieser Stellung kein ganzes Jahr; denn schon am 30. Juni 1879 wurde er zum Director des neu zu errichtenden Staatsgymnasiums im IV. Gemeindebezirke in Wien des jetzigen Elisabeth-Gymnasiums nannt. Als diese Lehranstalt mit dem Schuljahre 1885/86 innerlich vollständig aufgebaut war und am Schlusse desselben die erste Maturitätsprüfung abgehalten hatte, trat der nun Sechzigjährige nach vollendeten 30 Dienstjahren in den bleibenden Ruhestand, bei welchem Anlasse ihm die Allerhöchste Anerkennung für seine vieljährige verdienstliche Wirksamkeit im Lehramte" ausgesprochen wurde. Den Ruhestand brachte Biehl in Graz zu, wo er am 3. November d. J. sein vielbewegtes und inhaltreiches Dasein schloss, und wo am 5. November seine irdische Hülle von den Familienangehörigen und Verwandten, von zahlreichen Freunden und befreundeten Schulmännern, darunter den zwei Senioren des Lehrkörpers des Elisabeth-Gymnasiums, auf den St. Peter-Friedhof zur ewigen Ruhe geleitet wurde.

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Versuchen wir es nun, von dem geistigen Wesen und Wirken Biehls in Kürze ein Bild zu entwerfen!

Biehls geistiges Wesen zeigte eine schöne Verbindung herrlichster Eigenschaften zu einem harmonischen Ganzen. Er besaß, um dies zuerst zu erwähnen, gründliches und ausgebreitetes Wissen, das er stets noch mehrte und vertiefte, da sein reges wissenschaftliches Interesse bis zum letzten Lebensjahre dauerte und ihm erst bei zunehmender Schwäche Buch und Feder entsanken. Sein Hauptfach war die Philo

sophie, sowohl die alte als auch die neue, wie schon seine Privatdocentur an der Alma mater Leopoldina Francisca bezeugt. Auch seine Kenntnis der altclassischen Sprachen war gründlich und umfassend. Eine Vereinigung beider Wissensgebiete zeigen auch seine literarischen Leistungen. Diese sind: De beatitudine humana Aristotelis doctrina. Gymnasialprogramm von Marburg. 1858. Über den Begriff vous bei Aristoteles. Gymnasialprogramm von Linz. 1864. Die Idee des Guten bei Platon. Programm des Il. Staatsgymnasiums in Graz. 1870. — Die Erziehungslehre des Aristoteles. Gymnasialprogramm von Innsbruck. 1877. Die umfangreichsten Arbeiten datieren aus dem Lebensabende. Er edierte bei Teubner: Aristotelis de anima libri tres 1884, schließlich noch im letzten Lebensjahre 1898 Aristotelis Parva Naturalia, wozu er gründliche Vorstudien - zumtheil an der Münchener Bibliothek gemacht und unter anderem die nach Graz entlehnte Pariser Handschrift verglichen hatte.

Da Biehl die Geselligkeit liebte, betheiligte er sich auch gern an wissenschaftlichen Vereinen und Versammlungen und an den Verhandlungen derselben. So wohnte er im Jahre 1862 der Philologenversammlung zu Augsburg bei und hielt einen Vortrag über die Aristotelische Definition der Seele. Als im Herbste 1874 die allgemeine Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner zu Innsbruck tagte, war Biehl Vicepräsident derselben. Im Jahre 1876 sehen wir ihn wieder auf dem Philologentage zu Tübingen, wo er einen Vortrag über die Materie nach dem Timäus Platons hielt. Während seines Wirkens in Wien war er, wie schon erwähnt, Mitglied unseres Vereines, zwei Jahre hindurch 26. November 1881 bis 24. November 1883 auch dessen Obmann und nahm, wie die Jahresberichte des Vereines melden, regen Antheil an den Verhandlungen sowohl während seiner Obmannschaft als auch vor und nach derselben.

Biehl war nicht nur ein Gelehrter, sondern auch ein ausgezeichneter Schulmann, ausgezeichnet sowohl nach der theoretischen als auch nach der praktischen Seite. Hier, in der Schule, konnte er so recht die Gabe entfalten, die ihn auch in jeder anderen Umgebung auszeichnete, nämlich die Fähigkeit, Geist zu wecken und anzuregen, die Fähigkeit, sittlich zu fördern. Welch guten Namen er bereits im Jahre 1870 genoss, erhellt daraus, dass er ein Mitglied der Gymnasial-EnquêteCommission war, die im Herbste jenes Jahres, vom hohen k. k. Ministerium einberufen, in Wien tagte. Seine Tüchtigkeit auf dem Gebiete des Unterrichtes in den altclassischen Sprachen zeigte er noch gegen Ende seines activen Wirkens in der ausführlichen Besprechung der auf Latein und Griechisch bezüglichen Theile der Instructionen" in der Zeitschrift für die österr. Gymn." 1885, S. 305-314 und 379–393. Seine Thätigkeit als Director zu beurtheilen, steht dem Sprechenden nicht

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