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um ein großes Genie zu bekritteln, sondern um die Nachahmer, 1800.
die nicht Hrn. S. große Talente besigen, von ähnlichen Arbeiten
in dieser Gattung, wo möglich, abzuhalten.

Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, Göttingen, 1800,
11. August.

Jena u. Weimar (ohne Angabe des Verlegers). Sämmtliche Gedichte von Friedrich Schiller, Professor in Jena. Erster Band, mit dem Portrait des Verf. (von Schweper) 2. S. Dorr. 188. S. 8. (12 Gr.)

Der Herausgeber dieser Sammlung der Gedichte von Schiller glaubt sich ein Verdienst um seine Zeitgenossen zu erwerben, daß er die zerstreuten Kinder des verdienstvollen Dichters zusammenstellt, und versichert, daß er seinen Hauptzweck erreicht haben werde, wenn der Verf. dadurch bewogen werden sollte, seinen Geisteskindern mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und sie unter seiner väterlichen Obhut dem Publikum vorzustellen. Ob wir es gleich nicht ganz billigen können, daß der Herausgeber diese Sammlung ohne Erlaubniß des Verf. veranstaltet hat, so glauben wir doch, daß sie Schillers Verehrern willkommen seyn werde. Wahrscheinlich würde der Vf. manche Gedichte von einer solchen Sammlung ausgeschlossen, oder wenigstens hin und wieder verbessert haben.

Leipziger Jahrbuch der neuesten Literatur, Leipzig, 1800,
23. August.

Wallenstein ein dramatisches Gedicht von Schiller. Erster und zweiter Theil. Tübingen in der I. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1800. gr. 8. 31 Bogen. Velinp. 7 fl. 12 fr. Schreibp. 4 fl. Druckp. 2 fl.

Hier steht nun ein kolossalisches Phänomen unserer neuesten vaterländischen Litteratur! Mancher Leser wird, besonders der Form wegen, nicht recht wissen, was er eigentlich daraus machen

1800. soll. Es ist ein Ganzes, das aber in verschiedene Theile abgetheilt ist, die aber dennoch, freilich nicht nach der aristotelischen Einheit der Zeit und des Orts, zusammenhängen. Sie haben folgende Aufschriften: Wallensteins Lager: die Piccolomini in fünf Aufzügen; Wallensteins Tod, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wenn es die Sache des Dichters ist, eine Begebenheit, ausser den tief entwickelten psychologischen Erscheinungen der Charaktere, so darzustellen, daß man in der nicht müssigen Handlung die Personen alle, groß und kleine, lebend und webend vor sich darstehen sieht, so hat dieses Drama den Gipfel der Kunst vollkommen erreicht. In dem Prolog schildert der Dichter seinen Helden also:

Den Schöpfer kühner Heere,
Des Lagers Abgott und der Länder Geiffel,
Die Stüße und den Schrecken seines Kaisers,
Des Glückes abentheuerlichen Sohn,
Der von der Zeiten Gunst empor getragen,
Der Ehren höchste Staffeln rasch erstieg,
Und ungesättigt immer weiter strebend,
Der unbezähmten Ehrsucht Opfer fiel.

Wallensteins Lager ist gleichsam die Vorbereitung zu dem
Hauptdrama selbst. Wir werden da mit dem Geiste der dama-
ligen Zeiten bekannt, und so anstößig auch mancher Leser hier
manche Schilderung finden mag, so sind sie doch meisterhafte
Bambocciaden, die dem Kenner behagen werden. Unter den
auftretenden Personen zeichnet sich besonders der Kapuziner aus,
der wie ein leibhafter Abraham von St. Clara spricht. Er ist
ein wahrer Bußprediger, ganz im Geschmacke seines Zeitalters,
ein großer Liebhaber und Künstler in Wortspielen. Man höre
ihn reden! S. 38.

Heysa, Juchheya, Dudeldumdey!

Das geht ja hoch her. Bin auch dabey!
u. s. w. u. s. w.

Es ist hier auch manches aus unserer vaterländischen Geschichte gemischt und dadurch verewigt worden, wenn es z. B. von Wallensteins Aufenthalt zu Altdorf heißt:

Denn zu Altdorf, im Studentenkragen,
Trieb er's mit Permiß zu sagen,

Ein wenig locker und purschikos,
Hätte seinen Famulus bald erschlagen.
Wollten ihn darauf die Nürnberger Herren,
Mir nichts, dir nichts, ins Carcer sperren,
' war just ein neugebautes Nest,
Der erste Bewohner sollt' es taufen.
Aber wie fängt er's an? Er läßt
Weislich den Pudel voran laufen.

Nach dem Pudel nennt sichs bis diesen Tag;
Ein rechter Kerl sich dran spiegeln mag.
Unter des Herren großen Thaten allen
Hat mir das Stücken besonders gefallen.

Was nun aber das Hauptdrama selbst anbetrist, so ist das-
selbige von der vortreflichsten Komposition. Die Charaktere sind
sehr mannichfaltig, abstechend und doch alle nach dem Leben ge-
zeichnet, von dem raschen Max Piccolomini an bis auf die weiche
Herzogin und ihre sanfte Tochter Thekla herunter. Sie reden
und handeln alle nach einer festen Zeichnung, der Krieger
Wallenstein, so wie der Höfling, Kriegsrath von Questen-
berg. Die Sprache ist ganz dem hohen tragischen Styl an-
gemessen. Wenn Butler von Wallensteins großem Einfluß auf
die Armee redet: so sezt er folgendes passende Gleichniß hinzu,
C. 91.

So wie des Blizes Funke sicher, schnell,
Geleitet an der Wetterstange, läuft,
Herrscht sein Befehl vom lezten fernen Posten,
Der an die Dünen branden hört den Belt,
Der in der Etsch fruchtbare Thäler sieht,
Bis zu der Wache, die ihr Schilderhaus
Hat aufgerichtet an der Kaiserburg.

Manche Stelle ist sententiös gesagt: daß man sie nicht leicht in einem Dichter besser findet, indem das Sentenzreiche besonders dem Charakter des Redenden angemessen ist. So sagt der alte Piccolomini zu seinem Sohn S. 103.

1800.

1800.

Laß uns die alten, engen Ordnungen
Gering nicht achten! Köstlich unschäzbare
Gewichte sinds, die der bedrängte Mensch
An seiner Dränger raschen Willen band.
u. s. w. u. s. w.

Möchten wir doch nun auch in Deutschland bald folgende Schilderung in Erfüllung gehen sehen! S. 106.

schöner Tag! wenn endlich der Soldat
Ins Leben heimkehrt, in die Menschlichkeit,
Zum frohen Zug die Fahnen sich entfalten,
Und heimwärts schlägt der sanfte Friedensmarsch.
u. s. w. u. s. w.

Da nach der Sitte der damaligen Zeiten selbst Wallenstein in
die astrologischen Träumereyen verliebt war, so tritt er auch hier
als ein solcher Träumer auf. Er zeigt sich dabey aber nicht, als
ein astrologischer Narr: sondern als ein Mann, in dessen Kopf
und Munde selbst diese Possen eine Art von Würde und Gewicht
bekommen.

Die Leidenschaft der Liebe verräth sich in den feinsten und wahrsten Zügen: der junge Graf Max Piccolomini giebt sein liebekrankes Herz in folgenden Zügen zu erkennen: ·

Mich ängstigte des Lagers

Gewühl, die Fluth zudringlicher Bekannten,
Der fade Scherz, das nichtige Gespräch,
Es wurde mir zu eng, ich mußte fort,
Stillschweigen suchen diesem vollen Herzen
Und eine reine Stelle für mein Glück.

Kein Lächeln, Gräfin! In der Kirche war ich.
u. f. w. u. s. w.

Wahrheiten sind hier in ungemein schönen Sentenzen kurz ausgedrückt. Eben dieser Graf Max sagt S. 161.

O, der ist aus dem Himmel schon gefallen,
Der an der Stunden Wechsel denken muß!
Die Uhr schlägt keinem Glücklichen.

Wie rasch und schön ergreift die Leidenschaft der Liebe jede sich 1800. ihr anbietende Idee, um daraus Phantasien zu spinnen, die ihr angenehm sind.

In dem Drama Wallensteins Tod kommt ein Monolog des unglücklichen Feldherrn vor, der eines Shakespeare's würdig ist. Der Feldherr steht an der Schwelle seines auszuführenden Entschlusses, und kämpft nun mit sich selbst, ob er den entscheidenden Schritt thun soll, oder nicht, und sagt dann S. 16, II Theil.

- Du willst die Macht

Die ruhig, sicher thronende erschüttern,
Die in verjährt, geheiligtem Besiß,
In der Gewohnheit fest gegründet ruht,
Die an der Völker frommen Kinderglauben
Mit tausend zähen Wurzeln sich befestigt?
u. s. w. u. s. w.

Doch wir müßten mehr als ein Blatt anfüllen, wenn wir länger
das Schöne und Ausgezeichnete aus diesem Drama heraussuchen.
und hier auszeichnen wollten. Genug, Wallenstein ist ein Drama,
das der deutschen Litteratur zur Ehre und Zierde gereicht!

Neue Nürnbergische gelehrte Zeitung, Nürnberg, 1800,
12. September.

Leipzig.

Bei Crusius: Gedichte von Friedrich Schiller. Erster Theil. 1800. 335 S. gr. s. Endlich ist eine lange hingehaltene Er wartung mit der Erscheinung dieser Sammlung zum Theil be: friedigt. Wie viel oder wie wenig seiner frühern poetischen Blüthen (ungern würde man manches liebliche Gedicht aus seiner Antho= logie vermissen) der Verf. für diesen Kranz bestimmen wird, läßt sich jezt noch nicht beurtheilen, da wir nur den ersten Theil vor uns haben und die Auswahl nicht nach der Zeitfolge gemacht ist. Aus den achtziger Jahren liest man hier nun folgende Stücke: Hectors Abschied 1780 (aus den Räubern); die Blumen 1782; Resignation 1786; die Götter Griechenlands 1788; die Hoch

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