um ein großes Genie zu bekritteln, sondern um die Nachahmer, 1800. Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, Göttingen, 1800, Jena u. Weimar (ohne Angabe des Verlegers). Sämmtliche Gedichte von Friedrich Schiller, Professor in Jena. Erster Band, mit dem Portrait des Verf. (von Schweper) 2. S. Dorr. 188. S. 8. (12 Gr.) Der Herausgeber dieser Sammlung der Gedichte von Schiller glaubt sich ein Verdienst um seine Zeitgenossen zu erwerben, daß er die zerstreuten Kinder des verdienstvollen Dichters zusammenstellt, und versichert, daß er seinen Hauptzweck erreicht haben werde, wenn der Verf. dadurch bewogen werden sollte, seinen Geisteskindern mehr Aufmerksamkeit zu schenken, und sie unter seiner väterlichen Obhut dem Publikum vorzustellen. Ob wir es gleich nicht ganz billigen können, daß der Herausgeber diese Sammlung ohne Erlaubniß des Verf. veranstaltet hat, so glauben wir doch, daß sie Schillers Verehrern willkommen seyn werde. Wahrscheinlich würde der Vf. manche Gedichte von einer solchen Sammlung ausgeschlossen, oder wenigstens hin und wieder verbessert haben. Leipziger Jahrbuch der neuesten Literatur, Leipzig, 1800, Wallenstein ein dramatisches Gedicht von Schiller. Erster und zweiter Theil. Tübingen in der I. G. Cotta’schen Buchhandlung. 1800. gr. 8. 31 Bogen. Velinp. 7 fl. 12 kr. Schreibp. 4 fl. Druckp. 2 fl. Hier steht nun ein kolossalisches Phänomen unserer neuesten vaterländischen Litteratur! Mancher Leser wird, besonders der Form wegen, nicht recht wissen, was er eigentlich daraus machen 1800. soll. Es ist ein Ganzes, das aber in verschiedene Theile abgetheilt ist, die aber dennoch, freilich nicht nach der aristotelischen Einheit der Zeit und des Orts, zusammenhängen. Sie haben folgende Aufschriften: Wallensteins Lager: die Piccolomini in fünf Aufzügen; Wallensteins Tod, ein Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wenn es die Sache des Dichters ist, eine Begebenheit, ausser den tief entwickelten psychologischen Erscheinungen der Charaktere, so darzustellen, daß man in der nicht müssigen Handlung die Personen alle, groß und kleine, lebend und webend vor sich darstehen sieht, so hat dieses Drama den Gipfel der Kunst vollkommen erreicht. In dem Prolog schildert der Dichter seinen Helden also: Wallensteins Lager ist gleichsam die Vorbereitung zu dem Hauptdrama selbst. Wir werden da mit dem Geiste der damaligen Zeiten bekannt, und so anstößig auch mancher Leser hier manche Schilderung finden mag, so sind sie doch meisterhafte Bambocciaden, die dem Kenner behagen werden. Unter den auftretenden Personen zeichnet sich besonders der Kapuziner aus, der wie ein leibhafter Abraham von St. Clara spricht. Er ist ein wahrer Bußprediger, ganz im Geschmacke seines Zeitalters, ein großer Liebhaber und Künstler in Wortspielen. Man höre ihn reden! S. 38. Heysa, Juchheha, Dudeldumdey! Das geht ja hoch her. Bin auch dabey! Es ist hier auch manches aus unserer vaterländischen Geschichte gemischt und dadurch verewigt worden, wenn es z. B. von Wallensteins Aufenthalt zu Altdorf heißt: Denn zu Altdorf, im Studentenkragen, Was nun aber das Hauptdrama selbst anbetrift, so ist dasselbige von der vortreflichsten Komposition. Die Charaktere sind sehr mannichfaltig, abstechend und doch alle nach dem Leben gezeichnet, von dem raschen Max Piccolomini an bis auf die weiche Herzogin und ihre sanfte Tochter Thekla herunter. Sie reden und handeln alle nach einer festen Zeichnung, der Krieger Wallenstein, so wie der Höfling, Kriegsrath _von_Questenberg. Die Sprache ist ganz dem hohen tragischen Styl an= gemessen. Wenn Butler von Wallensteins großem Einfluß auf die Armee redet: so seht er folgendes passende Gleichniß hinzu, S. 91. So wie des Blizes Funke sicher, schnell, Manche Stelle ist sententiös gesagt: daß man sie nicht leicht in einem Dichter besser findet, indem das Sentenzreiche besonders dem Charakter des Redenden angemessen ist. So sagt der alte Piccolomini zu seinem Sohn S. 103. 1800. 1800. Laß uns die alten, engen Ordnungen Möchten wir doch nun auch in Deutschland bald folgende Schilderung in Erfüllung gehen sehen! S. 106. schöner Tag! wenn endlich der Soldat Da nach der Sitte der damaligen Zeiten selbst Wallenstein in die astrologischen Träumereyen verliebt war, so tritt er auch hier als ein solcher Träumer auf. Er zeigt sich dabey aber nicht, als ein astrologischer Narr: sondern als ein Mann, in dessen Kopf und Munde selbst diese Possen eine Art von Würde und Gewicht bekommen. Die Leidenschaft der Liebe verräth sich in den feinsten und wahrsten Zügen: der junge Graf Mar Piccolomini giebt sein liebekrankes Herz in folgenden Zügen zu erkennen: · Mich ängstigte des Lagers Wahrheiten sind hier in ungemein schönen Sentenzen kurz ausgedrückt. Eben dieser Graf Max sagt S. 161. O, der ist aus dem Himmel schon gefallen, Wie rasch und schön ergreift die Leidenschaft der Liebe jede sich 1800. ihr anbietende Idee, um daraus Phantasien zu spinnen, die ihr angenehm sind. In dem Drama Wallensteins Tod kommt ein Monolog des unglücklichen Feldherrn vor, der eines Shakespeare's würdig ist. Der Feldherr steht an der Schwelle seines auszuführenden Entschlusses, und kämpft nun mit sich selbst, ob er den entscheidenden Schritt thun soll, oder nicht, und sagt dann S. 16, II Theil. Doch wir müßten mehr als ein Blatt anfüllen, wenn wir länger das Schöne und Ausgezeichnete aus diesem Drama heraussuchen und hier auszeichnen wollten. Genug, Wallenstein ist ein Drama, das der deutschen Litteratur zur Ehre und Zierde gereicht! Neue Nürnbergische gelehrte Zeitung, Nürnberg, 1800, Leipzig. Bei Crusius: Gedichte von Friedrich Schiller. Eriter Theil. 1800. 335 S. gr. 8. Endlich ist eine lange hingehaltene Erwartung mit der Erscheinung dieser Sammlung zum Theil befriedigt. Wie viel oder wie wenig seiner frühern poetischen Blüthen (ungern würde man manches liebliche Gedicht aus seiner Antho= logie vermissen) der Verf. für diesen Kranz bestimmen wird, läßt sich jetzt noch nicht beurtheilen, da wir nur den ersten Theil vor uns haben und die Auswahl nicht nach der Zeitfolge gemacht ist. Aus den achtziger Jahren liest man hier nun folgende Stücke: Hectors Abschied 1780 (aus den Räubern); die Blumen 1782; Resignation 1786; die Götter Griechenlands 1788; die Hoch |