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eine Mondscheinszene in den Wäldern von Böhmen vorzüglich aus. 1798. Man spricht davon, daß in diesem Sommer auch noch die Ver-, schwörung des Fiesko von Schiller auf eben diesem Theater aufgeführt werden solle.

Journal des Lurus und der Moden, Weimar, 1798, October,

pag. 576.

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1799.

1799.

Ueber die erste Aufführung der Piccolomini auf dem Weima= rischen Bof-Theater.

Den 30sten Januar, als am frölichen Geburtstags-Feste unserer allgemein geliebten regierenden Frau Herzogin, wurde dieß neue Schauspiel von Schiller zum ersten mal aufgeführt, und dann den 2ten Febr. um den Wunsch vieler Einheimischer und Auswärtiger zu befriedigen, noch einmahl gegeben.

Man ist berechtiget, über ein Schauspiel, dem das deutsche Publikum schon lange begierig entgegen sah, und von welchem es mit Recht einen neuen Umschwung für die Kunst der ernstern Melpomene sich versprach, von mehr als Einer Seite her zweckmäßige und ausführlichere Betrachtungen zu erwarten. Der Zweck und die Gränze dieses Journals erlauben nur eine kurze, allgemeine Anzeige.

Das Stück als Gedicht, als Theil eines dramatischen Cyclus betrachtet, wird sich erst dann ganz umfassend und gehörig beurtheilen lassen, wenn auch Wallensteins Fall, als die zweyte Hälfte, wodurch die Dichtung zu einem geschlossenen Kunstwerk gegründet wird, dazu gespielt werden kann. Vielleicht wird die Deconomie und Vertheilung der Aufzüge und Scenen, deren schnell abgebrochenes Ende jezt noch immer etwas Unbe

friedigendes zurücklassen mußte, dann auch noch verändert werden. 1799. Aber auch so wie es jezt ist, wird man schon durch eine Reihe von Scenen und Situationen geführt, die in ihren feinern Motiven, in der Anlegung und Zusammenstellung der Charaktere und in der Diction zu dem vollendetsten gehören, was seit langer Zeit auf einer teutschen Bühne gesprochen wurde. Man bemerkt mit Luft den Kampf des Dichters mit der gewaltigen Masse des rohen, formlosen Stoffs, der nur dem Ungeübten und Unkundigen anlockend und dankbar erscheinen kann, und freut sich des Sieges, den fast überall sein schaffender Genius davon trug, ohne dem Charakter des Zeitalters, in welchem das Stück spielt, und der Personen, die wir aus der Geschichte kennen, offenbare Gewalt anzuthun. Man unterscheidet in Wallenstein und den Gliedern seiner Familie das geistig Hohe, und zu den Sternen Aufstrebende; im jüngern Piccolomini und in der Thekla das Sentimentalische, Weiche; in den Generalen und kriegerischen Umgebungen Wallensteins das Grobsinnliche und Gemeine; im ältern Piccolomini die ränkevollste Kälte des Italiäners; im festgeschlossenen Wrangel die trotzige Zuversicht und bibelveste Kernsprache des Schweden, und findet aus der daraus entstehenden Mischung und Contrastirung einen seltenen Genuß zubereitet. Einige hundert Verse daraus müssen bald Denksprüche im Munde der Gebildeten unsrer Nation werden. Worte, wie:

In deiner Brust sind deines Schicksals Sterne.
Die Fabel ist der Liebe Heimatwelt
Das Weib soll sich nicht selber angehören
Nicht ohne Grauen greift des Menschen Hand

in des Geschicks geheimnißvolle Urne -
Nur aus Gemeinem ist der Mensch gemacht,.
und die Gewohnheit nennt er seine Amme.
Das Jahr übt eine heiligende Kraft. —
Nicht hoffe, wer des Drachen Zähne sä’t
Erfreuliches zu erndten. -

Denn aller Ausgang ist ein Gottes-Urthel

darf man nur einmal gehört haben, um Erfahrungen seines ganzen Lebens dadurch ausgesprochen, und sie eben darum auf immer in seinem Gedächtnisse eingeschrieben zu finden. Aber

1799. eben darum, weil so viel auf dichterische oft in die Breite des Epos hinüberschweifende, oft in gehaltreiche Sentenzen zugespißte Diction und Auseinanderstellung gearbeitet ist, kann die Handlung, wenigstens in diesem noch immer vorbereitenden Stücke, nicht überall gleich rasch und eingreifend fortschreiten, und mag daher dem gemeinen Zuschauer, der nur Getümmel und leeres Schaugepränge auf der Bühne zu sehen und zu beklatschen ge= wohnt ist, sogar zu langsam vorkommen.

Ueber Hr. Vohs, der den Liebling des Dichters und der Natur, den jüngern Piccolomini, mit Kraft und Gemüth auffaßte, und fast nirgends den wahren Naturton verfehlte, der der allein wieder den Weg zum Herzen der Zuschauer zu finden weiß, war nur eine ungetheilte preißende Stimme im Publikum. Figur, Anstand, Biegung und Haltung der Stimme, schnelles Auflodern jugendlicher Leidenschaft, lebendige Darstellung des Kampfs zwischen Pflicht und Neigung, alles war im Geist der Rolle empfunden und wiedergegeben. In ihr selbst liegt die rasche Leidenschaftlichkeit, womit das dreymalige: es kann nicht seyn! nur im Anwachsen des Tons und der Schnelligkeit ausgesprochen, und nicht, wie allerdings in einer bedachtsamen Rolle der Fall gewesen wäre, durch Pause und Mienenspiel ausgemahlt werden durfte. Der ältere Piccolomini ist der böse Geist Wallensteins und die kunstbedürftigste Rolle im ganzen Stücke. Stumm, wie das Grab, wenn er vor oder hinter seiner Beute steht, züngelt er zweyschneidige Rede, sobald die verlarvte Arglist ihre volle Befriedigung dabey findet. Je mehr Hr. Schall, der hierbey das Möglichste zu leisten gesucht hat, diesen Charakter_ergründen und bis auf die feinsten Fäden aus welchen der Dichter dieß Gewebe schuf, verfolgen wird, desto mehr wird er die oft nur angedeuteten, oft nur in schwebenden Außenlinien entworfenen Züge auszumahlen wissen. In mehrern Scenen der ersten Aufzüge wird diese Rolle da am meisten sprechen, wo sie ganz stumm, selbst in der Geberde stumm ist. Dem Buben, der hier horcht, ist selbst das sichtbare Auflauschen Verrath. Das Auge allein ist hier dem Zuschauer die Pforte zum Innern. Damit muß der ältere Piccolomini in den Scenen, wo Kriegsrath gehalten, oder nach dem Bachanal die Unterschrift gegeben wird u. s. w. allein sprechen und doch durchaus verständlich werden können. Ein besonders fein: Nüanzirtes Spiel fordert

das Eindringen auf den Gegenübersißenden, das in diesem Stücke 1799. zweymal in ganz verschiedenen Verhältnissen, das erstemal in der herrlichen Scene, wo der Vater den Sohn zu überreden sucht, und das zweytemal gegen Buttler vorkommt. Man erinnere sich nur an den Reichthum von passenden und zu dem steigenden Affect abgemessenen Bewegungen, die z. B. Jffland als teutscher Hausvater dem Mahler Lebock gegenüber anzubringen weiß. Hr. Graff als Wallenstein erfüllte, besonders bey der zweyten Aufführung, alle gerechte Erwartungen, die man von einem so verständigen und seiner Rolle leise nachspürenden Künstler haben konnte. Wallensteins Größe wird im Stücke selbst überall mehr vorausgesezt, als gezeichnet. Der Dichter hatte ohne Zweifel sehr gute Gründe ihn nicht als den planvollen Usurpator von Alters her zu schildern. Wir sehen hier den Verrath durch den Drang der Umstände und die auf ihn einstürmenden Rathgeber erst entstehn. Natürlich mußte dies eine Menge Situationen herbeyführen, wo der große Wallenstein nicht die Umstände sich, sondern sich den Umständen unterwirft, und nur zu oft von der hohen Basis herabzusteigen genöthigt wird, auf welche unsere Phantasie die kolossale Figur so gern erhob. Zugleich wollte der Dichter in einigen Nebenfiguren, als dem Feldmarschall Illo und dem Grafen Terzki, die ihm oft scharf auf den Leib rücken, und den Abstand nicht gehörig zu beachten scheinen, uns gleichsam die rohe Masse zeigen, aus welcher der glücklichere Condottiere sich nur empor gearbeitet hat. Wie schwer ist also die Aufgabe, wie ungemessen die Forderung an den Künstler, uns bey allen diesen Nachtheilen den Königlichen, der eine halbe Welt in seinem Sturz mit hinabzieht, dennoch in jeder Miene und jedem Laute durchblicken zu lassen, und wie groß sein Verdienst, wenn er jetzt bey der ersten Aufführung für's erste nur den allgemeinen Umriß seiner Rolle richtig zeichnete und uns im Ganzen den wunderbaren ahnden ließ, von dem es heißt: Der Geist ist nicht zu fassen wie ein andrer. Wie er sein Schicksal an die Sterne knüpft, So gleicht er ihnen auch in wunderbarer, Geheimer, ewig unbegriffner Bahn.

Herr Graff hat in der That bey der zweyten Vorstellung schon dadurch weit mehr gethan, daß er weniger that, und mit

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