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1798.

1798.

Ohne Anzeige des Druckorts sind gegen die berüchtigten Xenien im Schillerschen Musenalmanach für das vorige Jahr noch erschienen: Gegengeschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar, von einigen dankbaren Gästen. 8. (3 Gr.) Manche dieser Gegengeschenke sind gleich vielen der Xenien plump, manche sind nicht ohne Wit und Salz. Im Ganzen wird kein rechtlicher Mann den Ton des Sansculotismus billigen, den Göthe und Schiller (diese sonst von dem Recens. sehr geschäßten Männer) in die deutsche Literatur einzuführen suchten, und in welchen nun schon verschiedene eingestimmt haben, und noch mehrere einstimmen werden.

Unter dem vorgegebenen Druckorte: Jena und Weimar erschienen bald nachher: Berloden an die Xenien des Schillerschen Musenalmanach 3. 8. Die uns aber fast durchaus ganz unschmackhaft vorkommen.

Gothaische gelehrte Zeitungen, Gotha, 1798, 14. februar.

Weimarischer, neudecorirter TheaterSaal. Dramatische 1798. Bearbeitung der Wallensteinischen Geschichte durch Schiller. *)

(Auszug eines Briefes aus Weimar.)

Es kann nicht ohne Interesse für Sie seyn, daß Herr Professor Thouret, aus Stuttgardt, der, mit gnädigstem Urlaub seines Landesherrn, sich seit einiger Zeit bei uns aufhält, eine innere neue Einrichtung unsers Theater-Saals in Kurzem vollenden wird. Die Anlage ist geschmakvoll; ernsthaft ohne schwer, prächtig ohne überladen zu seyn. Auf elliptisch gestellten Pfeilern, die das Parterre einschließen und wie Granit gemahlt sind, sieht man einen Säulenfreis, von Dorischer Ordnung, vor und unter welchem die Size für die Zuschauer, hinter einer bronzirten Balustrade bestimmt sind. Die Säulen selbst stellen einen antiken gelben Marmor vor, die Kapitäle sind bronzirt, das Gesims von einer Art graugrünlichem Cippolin, über welchem, lothrecht auf den Säulen, verschiedne Masken aufgestellt sind, welche von der tragischen Würde an bis zur komischen Verzerrung, nach alten Mustern, mannigfaltige Charactere zeigen. Hinter und über dem Gesims ist noch eine Gallerie angebracht. Der Vorhang ist dem Geschmack des übrigen gemäß, und das Publicum erwartet, mit Verlangen, sich selbst, so wie die beliebte Schauspieler-Gesellschaft, bald, in diesem, zwar kleinen aber nunmehr sehr gefälligen Bezirk wieder zu sehen.

An dem Lobe, das man dieser neuen Einrichtung giebt, die denn eigentlich wohl nur für uns und unsere Gäste erfreulich ist, nehmen Sie gewiß auch Antheil, da es einem Ihrer Landsleute ertheilt wird, der sich dadurch um unsere Stadt und Gegend verdient macht.

Aber ein allgemeineres Interesse wird die Nachricht erregen: daß wir, diesen Winter, die dramatischen Bemühungen, welche Herr Hofrath Schiller, auch Ihr Landsmann, einer wichtigen Epoche der teutschen Geschichte gewidmet hat, nach und nach auf unserer Bühne sehen werden.

*) Verfaffer: Göthe.

Braun, Schiller. II.

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1798. Ich sage nach und nach! denn die grose Breite des zu bearbeitenden Stoffes sezte den Verfasser gar bald in die Nothwendigkeit, feine Darstellung nicht als ein einziges Stück, sondern als einen Cyclus von Stücken zu denken. Hier war nicht von der Geschichte eines einzelnen Mannes, oder von Verflechtung einer beschränkten Begebenheit die Rede, sondern das Verhältniß groser Massen war aufzuführen. Eine Armee, die von ihrem Heerführer begeistert ist, der sie zusammengebracht hat, sie erhält und belebt. Jener untergeordnete Zustand eines bedeutenden Generals unter höchste Kaiserliche Befehle, den Widerspruch dieser Subordination mit der Selbstständigkeit seines Characters, mit der. Eigensüchtigkeit seiner Plane, mit der Gewandheit seiner Politik. Diese und andere Betrachtungen haben den Verfaffer bewogen, das Ganze in drei Theile zu sondern..

Das erste Stück, das den Titel Wallensteins Lager führt, könnte man unter der Rubrik eines Lust- und Lärmspieles ankündigen.. Es zeigt den Soldaten und zwar den Wallensteinischen. Man bemerkt den Unterschied der mannigfaltigen Regimenter, das Verhältniß des Militairs zu dem gedrükten Bauer, zum gedrängten Bürger, zu einer rohen. Religion, zu einer unruhigen und verworrenen Zeit, zu einem nahen Feldherrn und einem entfernten Oberhaupt. Hier ist der übermächtige und übermüthige Zustand des Soldaten geschildert, der sich, nun schon sechzehn Jahre, in einem wüsten und unregelmäßigen Kriege herumtreibt und hinschleppt. Wir vernehmen aus dem Munde leichtsinniger, einen Dienst nach dem andern verlassender Soldaten, aus dem Munde der beredten Marketenderin, die Schilderung Teutschlands, wie es sich, von unaufhörlichen Streifzügen durchkreuzt, von Schlachten, Belagerungen und Eroberungen verwundet, in einem zerstörten und traurigen Zustand befinde. Wir hören die vornehmsten Städte unseres Vaterlands nennen, der größten Feldherren jenes Jahrhunderts wird gedacht, auf die merkwürdigsten Begebenheiten angespielt; so daß wir gar bald am Orte, in der Zeit und unter dieser Gesellschaft einheimisch werden. Das Stück ist nur in Einem Acte und in kurzen gereimten Versen geschrieben, die den guten, heitern und, mitunter, frechen Humor, der darinn herrscht, besonders glücklich ausdrücken, und durch Rhytmus und Reim, uns schnell in jene Zeiten versehen. Indem das Stück sich unruhig, und ohne eigentliche Handlung hin und her bewegt, wird

man belehrt, was für wichtige Angelegenheiten der Tag mit 1798. sich führe, was bedeutends zunächst bevorstehe.

Der Hof will einen Theil von der Wallensteinischen Armee abtrennen, und ihn nach den Niederlanden schicken. Der Soldat glaubt hier die Absicht zu sehen, die man hege, Wallensteins Ansehen und Gewalt allmählig zu untergraben. Durch Neigung, Dankbarkeit, Umstände, Vorurtheil, Nothwendigkeit an ihren Führer gekettet, halten die Regimenter, deren Repräsentanten wir sehen, sich für berechtigt gegen diese Ordre Vorstellung zu thun; sie sind entschlossen bei ihrem General beisammen und zusammen zu bleiben, zwar für den Kaiser zu siegen oder zu sterben, jedoch nur unter Wallenstein. In dieser bedenklichen Lage endigt das Stück, und das folgende ist vorbereitet. Nunmehr ist uns Wallensteins Element, auf welches er wirkt, sein Organ, wodurch er wirkt, bekannt. Man sah die Truppen zwischen Subordination und Insubordination schwanken, wohin sich die Wage zulezt neigen wird und auf welche nächste Veranlassung? ob die Regimenter und ihre Chefs, wenn Wallenstein sich dereinst vom Kaiser lossagt, bei ihm verharren, oder ob ihre Treue, gegen den ersten und eigentlichen Souverain, unerschütterlich seyn werde? das ist die Frage, die abgehandelt, deren Entscheidung dargestellt werden soll. Eine solcher Mann steht und fällt nicht als ein einzelner Mensch; die Umgebung, die er sich geschaffen hat, trägt und hält ihn, so lange sie beisammen bleibt, oder läßt ihn, indem sie sich trennt, zu Grunde sinken.

Das zweite Stück, unter dem Titel Piccolimini, enthält vorzüglich die Wirkungen der Piccolomini, Vater und Sohn, für und gegen Wallenstein, indessen dieser noch ungewiß ist, was er thun könne und solle.

Das drittte Stück endlich stellt Wallensteins Abfall und Untergang dar. Beide sind in Jamben geschrieben, deren Wirkung durch das ungebildetere SylbenMaas des Vorspiels vorbereitet und erhöht wird.

Der Verfasser, mit Recht besorgt, wie diese, bei uns noch ungewöhnliche, Behandlung dramatischer Gegenstände auf das teutsche Theater überhaupt einzuleiten sey, will sich erst durch Erfahrung überzeugen, was man zu thun habe um die Directionen, den Schauspieler, den Zuschauer mit einem solchen Wagestück zu

1798. versöhnen; es muß sich entscheiden, ob alle Parteien dabei so viel zu gewinnen glauben, um eine solche Neuerung zu unternehmen und zu genehmigen?

Da man in Weimar vor einer gebildeten und gleichsam geAchlossenen Gesellschaft spielt, die nicht blos von der Mode des Augenblicks bestimmt wird, die nicht allzufest am Gewohnten hängt, sondern sich schon öfters an mannigfaltigen originalen Darstellungen ergözt hat, und, durch die Bemühungen der eigenen Schauspieler sowohl, als durch die zweimalige Erscheinung Ifflands, vorbereitet ist auf das Künstliche und Absichtliche dramatischer Arbeiten zu achten, so wird ein solcher Versuch desto möglicher und für den Verfasser desto belehrender seyn.

Wenn das erste Stück, wozu schon alle Vorbereitungen gemacht werden, gegeben ist, erfahren Sie sogleich die Wirkung, um selbst beurtheilen zu können, was sich etwa im allgemeinen für dieses Unternehmen prognosticiren lasse.

Am 29. Sept. 1798.

Allgemeine Zeitung, Augsburg, 1798, 12. October.

Englische Theaternachrichten.

Aufführung der Räuber im Privattheater von
Brandenburghouse London.

Die vormalige Lady Craven, jezige Markgräfin von Anspach, gab den 1. und 7ten Juny in ihrem Geschmackvollen Privattheater die Vorstellung der Räuber von Schiller, wobey die bekannte englische Übersetzung dieses Stückes zum Grunde lag, die aber, wie die öffentlichen Nachrichten sagen, von der Markgräfin selbst beträchtlich vorher verbessert worden war. Der Zuschauer waren soviel da, als das Haus fassen konnte. Jedermann war über die Vortrefflichkeit des Stückes und seine Aufführung entzückt. Unter den kostbaren, zu dieser Vorstellung besonders gemachten Decorationen nahm sich ein durch Transparens und besondere Täuschungskünste meisterhaft nachgeahmter Sonnenuntergang an den Ufern der Donau, und dann

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