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sehr ins Weite zu spinnen; hier aber wo es gerad am nöthigsten 1797. schien, ihn fest zu heften, er solchen gar fallen läßt: so hätte der Nachdrucker doch warten sollen, bis der berühmte Mann ihm wieder aufhob, und wenn Leßterm dieses nicht rathsam schien, das zerrissene Net hängen lassen sollen, wo es einmal hängt!

13) An die Xeniophoren. Ein kleines Meßpräsent. 1797. 16 S. 8. (2 Gr.) Bekanntlich hatten die Xenien auch Deutschlands Flüsse herhalten, das heißt, die Bewohner ihres Ufers harte Dinge sich müssen ins Gesicht werfen lassen. Der guten Weser gieng es nicht besser als ihren Schwestern. Hier ein Ungenannter aus jener Gegend, der für die Ehre des Strohms gleichfalls in Distichen ficht! Gute Absicht, der Sittlichkeit angemessener Vortrag, mit unter auch nicht schlecht gebaute Doppelverse muß man dem Ehrenmanne zugestehn. Ob aber seine Apologie wißig genug sey, um als Gegengeschenk figuriren zu können; und ob die Xenienschreiber vor der Schalkhaftigkeit der Visurginen nunmehr die Segel streichen werden, mag dem Urtheile Andrer anheimgestellt bleiben.

14) Die Ochsiade; oder freundschaftliche Unterhaltungen der Herren Schiller und Göthe mit einigen ihrer Herren Collegen: vom Kriegsrath Cranz. Unter angeblichem Druckort Berlin. 1797. 60 S. 8. Vor 16 Jahren schon, soll laut Vorbericht aus dem Hirn eben dieses Schriftstellers auch eine Bodiade gesprungen seyn, und den damals Aufsehn machenden Zwist zweyer deutscher Gelehrten betroffen haben. Ob außer dem Vater der Bocksschrift sich diesen Augenblick noch Jemand ihrer erinnert, mag der Himmel wissen: soviel aber ist ausgemacht, daß in 16 Jahren die Celebrität vorliegender Ochsias eben so problematisch seyn wird. Sie ist in schlichter Prose abgefaßt; schweift, wie man von diesem Polygraphen schon gewohnt ist, aus dem Hundertsten ins Tausendste, jagt einen drolligen Einfall bis zur Entkräftung herum, und erzählt im Vorbeygehn dieß und jenes von bis dahin zum Vorschein gekommenen Anti-Xenien. Alles in so gedehnter, incorrecter, einschläfernder Schreibart, daß, wenn gegen die Broschüre auch sonst nichts zu erinnern wäre, die aus

1797. ihr erlangte Auskunft, mit daran erschöpfter Geduld des Lesers wenigstens in keinem Verhältnisse steht.

15) Ein paar Worte zur Ehrenrettung unsrer deutschen Martiale. 1797. 32 S. 8. (4 Gr.) Zwey oder drey Augenblicke lang, glaubt man würklich den Apologisten der Xenienschreiber zu hören; und bey der gewaltigen Menge ehemaliger Bewundrer, oder die dafür gelten wollen, war es auch gar nicht unwahrscheinlich, daß irgend Jemand aufstehn, und selbst dem plumpsten Mißgriffe seiner Jdole das Wort zu reden sich erdreusten würde. Mit vorstehendem Ehrenretter indeß hat es eine ganz andre Bewandniß. Gleich auf der andern Seite kommt er mit Uebertreibungen zu Markte, die für Persiflage viel zu stark sind, und um nichts genießbarer werden, wenn er die Nothwehr der im Almanach beleidigten Autoren in eben solche Caricatur stellt. Auch dadurch gewinnt sein Spott nur wenig Anziehendes, daß er in das Privatleben der beyden Xenienschreiber noch tiefere Blicke sich erlaubt, als seine Vorgänger gethan hatten. Welcher Mann von Geschmack, und nur einigem Zartgefühl, verlangt so etwas zu wissen? Als ob die Xenien selbst, nicht schon ein Spiegel wären, wo man mehr zu sehen bekommt, als man zu finden Lust hat! Mit einem Worte: für Persiflage fann vorliegender, auch in zu kostbare Phrasen geschraubter Aufsag nicht gelten; unter was für Rubrik aber solcher zu bringen sey, überläßt man seinem etwanigen Leser.

16) Anhang zu Friedrich Schillers Musenalmanach für das Jahr 1797. von Fr. Nicolai. Berlin und Leipzig. 217 S. 8. (16 Gr.) Herr N. war einer der ersten, der über Mißbrauch spekulativer Philosophie, und das in einer so wenig dazu geeigneten Monatsschrift wie die Horen, mit derjenigen Freimüthigkeit sich äusserte, die in Sachen des Menschenverstands und Geschmacks erlaubter und heilsamer als irgendwo ist. Niemals aber war ihm eingefallen, die übrigen Verdienste der Herren S. und Göthe um unsre anmuthigere Literatur im geringsten schmählern zu wollen; vielmehr sah er noch immer mehr Erzeugnissen ihrer Darstellungskraft mit Antheil entgegen. Ihn, wenn er irrte, des Bessern zu belehren, stand den Herrn frey. Statt aber dieses zu thun, fanden solche bequemer, mit einem Schwarme

pöbelhafter Distichen über ihn herzufallen. Vermuthlich hätte 1797. Herr N. dieser Schmähverse wegen so wenig die Feder angesezt, als andre ehrliche Leute der sie betreffenden halber. Sein Stillschweigen aber konnte sodann für eine Art von Triumph angesehn werden, den die Xenienschreiber auch über das davon trügen, was er mit Rücksicht auf den Werth ihrer Monatsschrift in sehr ernsthaftem Tone geäussert hatte. Darzuthun also, wie kläglich mit diesem Hahngekräh es noch aussieht, und wie die beyden Matadors in ihren Xenien mehr Blöße geben als je, dieß ward für ihn zur Pflicht, der er sich nicht entziehen durfte, ohne das Publikum über Consequenz oder Inconsequenz seines Benehmens, und seiner Denkungsart selbst, in Ungewißheit zu lassen. Mit was für Belesenheit nun, Menschen- und Sachkenntniß, Unpartheylichkeit, Scharfsinn und Umsicht, er für sein Verfahren Rede steht, läßt in so engem Raume als diesen Blättern vergönnt ist, auf feine Weise sich andeuten. Wer es aber der Mühe werth hält, einen Mann, der das halbe Sekulum durch kein müßiger Zuschauer war, über ißiges Literaturwesen sprechen zu hören, wird diesen Anhang zuverläßig nicht ohne Belehrung aus der Hand legen. Wenigstens dürfte Herr S. die Aesopische Fabel nunmehr erst besser studiren, eh er wieder auf den Einfall geräth, auch sie mit Persönlichkeiten zu bepacken. Stellt Herr N. hier und da Namen auf, die mit dem Musenalmanach eigentlich nichts zu thun haben, so ist das Duo cum faciunt idem etc. hier überaus passend; denn nicht von Xenien allein, sondern auch von überhand genommenen Kizel einer zur Unzeit angebrachten spekulativen Philosophie war hier die Rede, und wer darf es Jemand verargen, sich auch die Nach- und Nebenkläffer vom Halse zu schaffen? Ob Herr N. wohl gar an ächter spekulativer Philosophie sich habe vergreifen wollen? Wem so etwas einfällt, braucht nur die Nachschrift des Anhangs zu lesen, als welche über die wahren Gesinnungen des Autors ihm schwerlich noch Zweifel übrig lassen wird.

Eben so viel Plaß wie zu Vorstehendem, wo nicht mehr noch, würde nöthig seyn, um gleichfalls anzuzeigen, was für Journale, Monatsschriften, öffentliche Blätter, mit einem Worte, auf diesen Musenalmanach und seine Xenien, mehr oder weniger Rücksicht nahmen; die jedoch immer darin übereinstimmten, solche höchst tadelhaft zu finden. Aus dieser allgemeinen Uebereinkunft

1797. ergiebt sich ein Resultat, daß für unsern sonst so mißlichen Zeitraum eben nicht zu verachten ist. Noch haben für Deutschlands Bewohner Sittlichkeit, wie man sieht, und Anstand eine so heilig geachtete Gränzlinie, daß solche nicht übersprungen werden darf, ohne ihren Verleßer der Ahndung selbst derer Preis zu geben, die eben diese Gränze nicht ungern möchten weiter hinausgerückt wissen. So viel Referent weiß, hat keine einzige Stimme zu Gunsten der Xenien, laut wenigstens es gewagt, sich hören zu lassen; und der ehemalige Bewundrertroß: aut si dura Silex aut stet Marpesia cautes! Daß ferner die Xenienschreiber selbst, sich dem Ausspruche des Publici gefügt, und bis ißt (August 97.) an keine Appellation gedacht haben welche Behörde sollte der= gleichen auch annehmen wollen? giebt allerdings Hoffnung, diesen Zwischenraum von übrigens so glücklichen Köpfen an Produkte verwandt zu sehn, die über den Auswuchs ihres Muthwillens den Schleier werfen, und das beleidigte Publikum mit ihnen aussöhnen werden: usque quaque oportet sapere, id erit telum accerrimum. Noch eine Kleinigkeit! Der größere Theil der Anti-Xenien ist mit lateinischen Lettern abgedruckt; vermuthlich nur, weil der Almanach selbst mit dergleichen Typen es ist; denn sonst ließe sich glauben, daß die Mehrheit sich dafür zu erklären anfienge; was sodann ein neuer Beleg wäre, wie sehr auch unbedeutende Nebenumstände Etwas in Schwung zu bringen im Stande sind.

Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Kiel, 1797, 34. Band, 1. Stück, pag. 145–155.

Enthüllte Geistergeschichten zur Belehrung und Unterhaltung für Jedermann. Ein Pendant zu Schillers Geisterseher. Leipzig, bey Supprian. 1797. 246 S. 8. 16 Gr.

Ein Pendant, dessen Nachbarschaft Herr Schiller sehr verbitten wird! Dafür zwar, daß dieser auf Vollendung seiner Arbeit noch immer uns warten läßt, verdient solcher die kleine Strafe, sich nunmehr von so mancher Pfuscherhand nachgeahmt, fortgesezt, und wohl gar ergänzt zu sehen. Was indeß vor

liegende Geistergallerie betrifft, so kann ihr Meister eben so gut 1797. im Traum als wachend daran gesudelt haben. Er malt bunt und blau darauf los, ohne sich um Schatten und Licht, um Zweck und Würkung im Mindesten zu kümmern.

Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Kiel, 1797, 34. Band,

1. Stück, pag. 170.

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