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Eigenste, für, eigene. Was Sie mir zu sagen haben, ist 1797. für mich von so großer Wichtigkeit, daß ich es in Ihrer eigensten Sprache zu hören wünsche.“ Er hat diesen unerhörten Superlativ oft gebraucht. Dieser scheint aber mit einzigst in Eine Klasse zu gehören.

Nothdürftig, f., nothwendig. Eben so wollte er auch bei Instrumentalmusiken die Orchester so viel als möglich versteckt haben, weil man durch die mechanischen Bemühungen, und durch die nothdürftigen, immer seltsamen Geberden der Spieler so sehr zerstreut und verwirrt werde."

Vermuthlich denkt der Verfasser der Xenien über den Sprachgebrauch, wie der Herr G. R. von Göthe. Er_schwung sich daher, wie dieser, kühn über denselben empor und sagte:

Ochs und Esel, für verdienter Mann; Purist,
Kleiderbürster, Waschfrau und Pedant, für
- Leute, die, wie der Hr. G. R. von Göthe, unsere
Sprache nach Vermögen zu reinigen, zu bereichern und
auszubilden beflissen sind.

*) Möglich indeß, daß eins oder das andere dieser Wörter in die folgende zweite oder vierte Klasse gehört.

C. *)

Doppelverse (Distichen),

ein Gegengeschenk für die Verfasser der Xenien in Schillers Musen- almanache.

Die Sprachfreunde.

O wie schäz' ich euch hoch! Ihr bürstet sorglich die Kleider
Unsrer Autoren, und wem fliegt nicht ein Federgen an?
D. Verf. d. Xenien.

*) Joachim Heinrich Campe.

1797.

Mit Erlaubniß!

Euro Gnaden vergönnen, daß wir bürsten Hoch-Ihnen

Auch ein Federgen ab; sehn Sie, Federchen heißt's!
Die Sprachfreunde.

Vergebliche Arbeit.

Aber wir bürsten umsonst; denn alles an dir ist Feder:
Weil du als Phönix dir selbst, Andern als Gimpel *) er-
scheinst.

Purist.

Sinnreich bist du, die Sprache von fremden Wörtern zu säubern Nun so sag' uns doch, Freund, wie man Pedant uns verdeutscht?

D. Verf. der Xenien.

Antwort.

Gib, auf meine Gefahr, ihm deinen eigenen Namen;

Trifft er nicht jegliche Art, Eine trifft er gewiß.

Der Sprachreiniger.

Alfanzer.

Spöttisch nennt ihr Puristen die, welche sorglich euch bürsten;
Wißt ihr Herren denn auch, wie euch der Bürstende nennt?
Weil ihr menget die Sprachen, besudelnd das Deutsche durch

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An des Eridanus Ufern umgeht mir die furchtbare Waschfrau,
Welche die Sprache des Teuts säubert mit Lauge und Sand.
D. Verf. der Xenien.

Erläuterung.

Seid ihr rechtliche Männer, so habt ihr nichts zu befahren;
Diesen zeiget man nur, selbst sich zu waschen, den Quell.

Seid ihr aber von jenen, „die über und über beschlabbert

Bis an die Ohren mit Koth, liegen auf faulendem Heu:“***) Dann vermeidet den Ort; denn solcher wartet die Lauge, Wartet der reibende Sand, wartet der striegelnde Kamm! Die Wasch-anstalt am Eridanus.

An die Zuschauer:

Gebet, ihr Herren und Frauen, nur Acht, von wannen Geschrei

kommt;

Da ist der Knabe, den's schmerzt; hüben, wo's still bleibt, der

1797.

Abschied.

Mann.
Ebendieselbe.

Nimm es nicht übel, daß nun auch deiner gedacht wird; ver

Langst du

Das Vergnügen umsonst, Anderer Necker zu sein?
Alles war nur ein Spiel; Gottlob! Du bist ja noch munter.
Hier ist dein Bogen zurück, hier der geliehene Pfeil.

*) Gimpel oder Dompfaff, der kunstreichste Sänger unter den Vögeln.

**) Von al, fremd, und fanzen, reden.

***) S. die Familie der Meerkazen in Göthens Reineke der Fuchs.

Beiträge zur weitern Ausbildung der deutschen Sprache von
einer Gesellschaft von Sprachfreunden, Braunschweig,
1797, 3. Band, 7. Stück, pag. 168–182.

Friedrich Schillers Geisterseher aus den Memoirs des Grafen von O. Zweyter Theil. Von. X. H. 3. Straßburg, bey Grünfeld. 1796. 340 S. 8. Į Rthl.

So ein mißliches Unternehmen es an sich ist, die unvollendete Arbeit eines andern und vorzüglich die Arbeit eines so geistreichen Schriftstellers, wie H. Schiller ist, vollenden zu wollen, so müssen wir doch gestehen, daß die vor uns liegende

1797. Fortsetzung des Geistersehers wenigstens nicht unter die ganz verunglückten Unternehmungen der Art gehört. Dem ungenannten Verfasser gebührt von der billigen Kritik gewiß mit allem Rechte das Lob, daß er sich in den Plan seines Vorgängers sehr gut zu versehen gewußt, die Eigenthümlichkeiten der Charaktere aufmerksam studirt, und selbst den Ton und die Manier der Darstellung zu der seinigen zu machen versucht hat, und wir glauben daher, daß er wenigstens von den Herren mit den Kennermienen, die das Gemälde ohne verkleinernde und gefärbte Lorgnetten betrachten, nicht viel zu fürchten haben wird. Ob er übrigens den Faden eben so gut abspinnen wird, die Geschichte auf eine natürliche und befriedigende Art zu lösen, das ist eine Frage, zu deren Beantwortung in dem vor uns liegenden Theile noch wenige oder vielmehr gar keine Anstalten gemacht sind. Der Prinz sieht sich im Gegentheil je länger je mehr verstrickt, wird nebst dem Armenier und Biondello zuletzt der Staatsinquisition überantwortet und die Verwickelung von allen Seiten eine bedenkliche: denn der Zweck des Armeniers geht auf nichts geringeres, als das stolze Venedig dem Prinzen, der die catholische Religion angenommen hat, zu unterwerfen. Hoffentlich wird der folgende Theil die mannichfaltigen Geheimnisse, in die noch für izt alles gehüllt ist, entziffern, und anstatt Nebel auf Nebel zu häufen, den ohnehin schon allzudichten und schweren zu zerstreuen.

Eg.

Neue allgemeine deutsche Bibliothek, Kiel, 1797, 29. Band, 2. Stück, pag. 320–321.

Musenalmanach für das Jahr 1796. Herausgegeben von Schiller. Neustrelitz, bey Michaelis. 264 S. in Duodez. Mit Apollo's Brustbilde, gestochen von Bolt, und artig verziertem Umschlage. Lateinische Lettern. Į Rthl. Velinpapier Rthl. 12 gl.

Nicht ohne Grund sah man der Erscheinung dieses jüngsten unsrer Musenalmanache mit Neugier entgegen, und wenn die eigensinnige Presse ihn am spätesten entließ: so wartete seiner

ein desto schmeichelhafterer Empfang im kritisirenden Publiko, 1797. das, wie bekannt, immer zahlreicher wird, und dem genießenden würklich zu Kopfe wächst. Kaum nämlich war die Blumenlese zum Vorschein gekommen, als Zeitungen und Zeitschriften sie aufs wärmste empfahlen, und sogleich mehr als ein Commentator sich einfand, der mit Erläuterung jeder Art, Lesern, die ihrem eignen Geschmack nicht so recht trauten, ins Reine zu helfen suchte. Da dergleichen Zeitblätter durch Aller Hände gegangen sind, und einer das Ganze unserer Literatur umfassenden. Bibliothek nicht so viel Spielraum vergönnt ist, als Monatsschriften, die bey einzelnen Erscheinungen nach Herzenslust verweilen dürfen: so glaubt Rec. dahin sich einschränken zu müssen, daß er auf besagte Journale verweist, und nur mit ein Paar Notizen die Namen derjenigen begleitet, denen die Lesewelt eine so gut beseßte Tafel zu danken hat.

Wie billig öffnete der Herausgeber auch seine Brieftasche. Zwey Dugend, bald kürzere, bald längere Stücke, sind die Ausbeute davon; und größtentheils so gehaltreich, daß unter den Beyträgen Andrer ihnen ein vorzüglicher Plaz gebührt. Bey vielen gab es die Schwierigkeit des Reims zu überwinden, der am Ende doch damit lohnte, daß er die Ergiessungen des Dichters oft eindrücklicher macht, als diesem bey reimfreyen Produkten es glückt; wo bey allem seinen Bestreben das Herz zu rühren, der Kopf dennoch mehr Nahrung denn Jenes davon trägt. Mit nichts schicklicherm ohne Zweifel konnte der Almanach anheben, als mit den fünf die Macht des Gesanges feyernden Stanzen. Was indeß für ein Gespenst, Dämon, oder andre Erscheinung, dem Dichter bey Fertigung der zweyten, mit Ausnahme einer Kleinigkeit trefflich versificirten vorschwebte, muß Rec. gestehn, bis diesen Augenblick nicht errathen zu können.

Wie wenn auf einmal in die Kreise
Der Freude, mit Gigantenschritt,
Geheimnißvoll nach Geisterweise
Ein ungeheures Schicksal tritt:
Da beugt sich jede Erden größe
Dem Fremdling aus der andern Welt,
Des Jubels nichtiges Getöse
Verstummt, und jede Larve fällt,

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