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1797. Gefühls von mir ab, daß ich den Einwendungen, die vielleicht gegen sie zu machen wären, lieber gar kein Gehör geben mag.

Ich. Je mehr ich diese Art, mir die Sache zu erklären, mit den Xenien in der Hand, von allen Seiten betrachte, je mehr finde ich mich selbst überzeugt, daß sie der Wahrheit wenigstens sehr nahe kommen muß; und, wie gesagt, ich kann mir den ganzen Hergang nicht anders als möglich denken. Es freut mich, daß sie auch Ihnen einleuchtet. Lassen wir es nun dabey bewenden, und möge dies das lezte Mahl seyn, daß wir etwas von diesen unheilbringenden Geschenken zu hören oder zu lesen bekommen!

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*) Ich gestehe unverhohlen, daß mir Hr. Gr. F. 3. St. ein kleines Epigramm mit seiner Uebersehung einiger Platonischen Dialogen verdient zu haben scheint; ein nicht allzutiefer Bienenstich wäre für diese und einige kleine Versündigungen in seiner Reisebeschreibung nicht zu viel gewesen: aber was soll ein Spott, der ihn bloß zum Märtyrer macht, und dem Spötter die Miene eines profanen Sankülotten giebt?

**) Peregrin war ein Schwärmer, ein Narr (wenn die Herren wollen) bis an sein Ende: aber in seinem ganzen Leben ist auch nicht ein einziger Zug, der ihn zu dem pöbelhaften Ehrentitel Lump qualificirt; ein Wort das ohnehin in der Sprache der Musen, so wie das burschikose Wort Philister (das diesen M. A. so oft verunziert) keine gute Wirkung thut.

***) Zur Steuer der Wahrheit_muß_ich_jedoch hinzuthun, daß der Mann, den ich damals rächen wollte, nicht so unschuldig an der Sache war, als ich hier vorausseße, daß die Herren G. und S. an den Skurrilitäten des Jünglings waren, der in meiner Hypothese eine Rolle spielt, die ihm aus eben dem Grunde verzeihlich ist, warum sie Männern nicht zu verzeihen wäre.

Wieland, Der Neue Teutsche Merkur, Weimar, 1797, Januar, pag. 64, 65, februar, pag. 178—204.

Jena.

Von Friedrich Schillers Musenalmanache auf das Jahr 1797. hat noch im vorigen Jahre ein anderer Recensent in diesen Blättern die schöne Vorderseite beleuchtet und geschätzt. Die Hinterseite desselben hat, um uns milde auszudrücken, so wenig Schönheit und so wenig ästhetischen Werth, daß jener Mitarbeiter

sehr richtig gefühlt zu haben scheint, wenn es ihm widerstand, 1797. mit der angenehmen Beurtheilung von jener die verdrießliche und niederschlagende von dieser zu verbinden. Aber wir können, so wenig Wichtigkeit auch unsere Stimme für den Verf. dieser häßlichen Hälfte haben mag, unser Urtheil über dieselbe doch nicht ganz zurückhalten, ohne parteiisch zu scheinen. Die sogenannten Xenien, welche sie ausmachen, sind nichts anders, als grobe und größtentheils hämische Ausfälle auf würdige Männer, die zum Theil gar, mit verdorbenem Namen, genannt, oder doch mit dem Anfangsbuchstaben des Namens, oder sonst so angedeutet sind, daß man sie leicht erkennt: ohne dagegen durch Wig oder poetische Gaben den schlimmen Eindruck zu mäßigen, welchen jedem moralischen Gefühle jene Eigenschaften bewirken. Unbegreiflich ist es, wie solche wahre Pasquille einer Sammlung von Gedichten angehängt werden durften, die von einem Göthe und einem Schiller, (Männern, die längst am Parnasse glänzen, und schon so treflich gezeigt haben, wie man ästhetische Schönheit und moralische Würde verbinde,) den größten Antheil erhielt, und von diesem überdem den Namen an der Stirne trägt. Ohne Zweifel ist der Verf. dieser Producte ein Gelehrter, der von den Männern, die hier so angetastet werden, beleidiget wurde oder doch glaubt, beleidiget zu seyn; aber gesetzt, daß auch das erstere wäre, ist es denn einem wahren Gelehrten wohl anständig, sich auf eine so niedrige, eines wahren Gelehrten in jeder Rücksicht unwürdige Weise zu rächen? Wie muß der Stand der Gelehrten in den Augen anderer Stände herabsinken, wenn man Männer, von denen diese Aufklärung und Bildung erwarten, solche geist und herzlose Fehden führen sieht? „Wenn das Salz dumm wird, womit soll man würzen?“

Ebendaselbst.

Von Friedrich Schillers längst bekannter Geschichte: der Geisterseher, deren erster Theil durch das interessante seines Gegenstandes eben so sehr, als durch die meisterhafte Bearbeitung alle seine Leser anzog und mit gespanntem Verlangen für den Ausgang der Begebenheiten erfüllte, sind nun, schon im vorigen Jahre, zu Straßburg, bey Grünefeld, auch der zweite und

Braun, Schiller. II,

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1797. dritte Theil, erschienen. Wir wollen denen, welche sie noch nicht gelesen haben, nicht durch einen Auszug das Vergnügen rauben, die Entwickelung in dem Buche selbst zu finden, und bemerken nur, daß in dem dritten, der die Geschichte beschließt, alles aufgehellet wird. Mit so vieler Kunst auch der Verfasser dem Ganzen das Ansehen einer wahren, von dem Grafen von O** erzählten, Geschichte zu geben gewußt hat, so mögte doch in der bekannten Geschichte von Venedig und anderen Staaten der Schlüssel zu derselben kaum zu finden und mithin der Verf. dabei nicht als Herausgeber, sondern als Dichter, anzusehen seyn. Und als solcher hat er dann nicht allein das Verdienst einer treflichen und originellen Erfindung, einer einnehmenden und hinreissenden Darstellung, sondern auch das, wichtige Wahrheiten bloß durch Erzählung zu lehren. Nur zu gräßlich und empörend ist die Geschichte des Armeniers, eines moralischen Ungeheuers, und zugleich, (eben wie dieses, daß er selbst dem Prinzen alles offenherzig erzählet,) in einem zu hohen Grade von Wahrscheinlichkeit entfernt.

Erlanger gelehrte Zeitungen, Erlangen, 1797, 3. febr.

Tübingen bey Cotta: Musen-Almanach für das Jahr 1797. Berausgegeben von Schiller. 12. mit einem Titelkupfer von Bolt. (1 rthlr.) Da dieser Musen-Almanach, wie wir eben sehen, bereits die zweyte Auflage erlebt hat, so möchten wir wohl bey dem größten Haufen der Leser, mit der Anzeige seines Inhalts zu spät kommen. Übrigens überlassen wir es der Entscheidung des Publikums selbst, ob der Almanach die Ehre dieser zweyten Auflage der Güte seiner Gedichte, oder der Neugier nach den berühmten Xenien verdanke, die so viele Federn contra, in Prosa und in Reimen, in Bewegung setzen.

Gothaische gelehrte Zeitungen, Gotha, 1797, 11. februar.

Anhang zu Friedrich Schillers Mujenalmanach für das 1797. Jahr 1797, von Friedr. Nicolai.

Duplex libelli dos est: quod rifum movet.

Et quod prudenti vitam consilio monet. Taschenformat. Berlin und Stettin. (Pr. 16 Gr.)

Der Verfasser gegenwärtiger Anzeige war, nach Erscheinung des Schillerischen Musenalmanachs, der Meinung, daß man die Xenien, wie einen nassen Kothfleck behandeln, nur nicht hineingreifen, sondern ihn ruhig müsse trocken werden lassen, da er dann von selbst abfallen würde, ohne weiter im Geringsten zu flecken. Er läugnet nicht, daß Alles, was bisher gegen diesen Musenalmanach zum Vorscheine gekommen war, ihn von jener Meinung keineswegs zurückgebracht hätte; aber er gesteht auch, daß Hrn. Nicolais Anhang seine Ueberzeugung geändert hat. Dieß liegt, wie man leicht denken kann, in dem Zuschnitte, im Tone und in der Manier, die Hr. Nicolai seinem Anhange zu geben gewußt hat. Seinem Motto: Duplex libelli dos est, ge= treu, behandelt er den Gegenstand mit Ruhe und Würde, läßt seinen Gegnern Gerechtigkeit widerfahren; würzt aber Alles, was er mit Gründen gegen sie zu sagen hat, mit treffendem Wige und mit so echtkomischer Laune, daß man oft in Versuchung ge= räth, den Gegnern zuzurufen: Si tacuissetis! und eben so oft sich des französischen Sprüchworts erinnert: Bien rit qui rit le dernier. Der Verf. dieser Anzeige kann sich unmöglich ent= halten, Manches aus diesem Anhange wörtlich mitzutheilen, und jeder Leser wird dann selbst gestehen, daß Buttlers, Swifts und Hogarths Geist über dem Verfasser gewaltet haben. Gleich die Einleitung ist von meisterhafter Einkleidung und Wendung: Ich habe den Schillerischen Musenalmanach für 1797 gelesen,

nahmentlich auch, was mich darin angehen soll. Wenn man am Abende des Lebens froh spazieret; so ist freylich der Mond und der hellgestirnte Himmel nebst der schönen Landschaft eigentlich das Augenmerk; wenn es aber am Boden irgendwo schimmert, wird man auch wohl beyläufig aufmerksam, sieht wohl nach, obs Johanniswürmchen oder faules Holz sey. Fangen die Dingerchen an, herumzuhüpfen; so merkt man dann freylich, daß es Irrlichter sind, und weiß vorher, daß diese aus schmutzigen Sümpfen entstehen. Der pöbelhafte Ton in diesem Musen

1797. almanache erregte in Deutschland allgemeinen Widerwillen; mir scheint jener sogar auch unbillig; denn man sollte Jedem das Seinige laffen. Wenn die Musen, wie Fischweiber, schimpfen, was bleibt dann den Fischweibern? Schiller und Göthe, reiche Leute, haben eine große Heerde; die Bettler, Kloß und Haschka, haben nichts als ein Par armselige räudige Schafe: und auch diese nehmen die habsüchtigen reichen Leute, und lassen ihre schöne Heerde damit anstecken. Einige Männer, die nicht zu verachten sind, unwillig über die Art, wie mir in diesem Almanache begegnet wird, glaubten, ich müßte nothwendig öffentlich darüber Etwas sagen; denn die Art des Angriffes sey allzu wild: es möchte sonst, wenn ich schwiege, aussehen, als fürchtete ich mich vor diesen gewaltigen Epigrammen und mehreren, womit von so gewaltigen Leuten auf die Zukunft gedrohet wird. Hm! mich zu fürchten, ist eben nicht meine Art, da ich auf rechtem Wege bin, und wenn ich sonst zu schweigen für gut finde, kümmerts mich sehr wenig, ob Andere glauben oder nicht, es geschehe aus Furcht oder nicht. Ich gehe ruhig durch den Wald des gelehrten Wesens, wo ich Wege und Abwege gut genug kenne, um diese zu vermeiden und auf jenen zu bleiben; und es macht mich gar nicht irre, wenn etwa lüderliche Studenten über mich den wilden Jäger spielen, und meinen, ich soll glauben, der Teufel und sein höllisches Heer führe in den Lüften über mich weg, da ich doch recht gut weiß, daß sie versteckt in hohle Fässer heulen. Ich denke, es ist junges Volk, laß sie ihr Spiel treiben, sie werden wohl mit der Zeit verständig werden! Freylich wenn ich erfahre, daß Männer solch Affenspiel treiben, so denke ich, sie sollten billig schon verständig seyn, und es thut mir leid um sie, daß sie es noch nicht sind. Immer aber, in so fern solch Geheul mich angehen soll, kann es mich wenig hindern. Indessen mag es doch, meinetwegen am Wenigsten, aber der deutschen Litteratur wegen seinen Nußen haben, über diesen Almanach freymüthig Etwas zu sagen." Nun folgt die Geschichte des Angriffes auf Hrn. Nicolai, dann die Entwickelung der Ursachen, die ihn wahrscheinlich hervorgebracht haben: diese schlichte Darstellung involvirt schon die Entscheidung, auf wessen Seite das Recht und das Unrecht sey. Darauf geht Hr. Nikolai zu der Methode und Form des gegen ihn gerichteten Angriffes über, und da kommt nun durch die angewandte, wahrhaftkomische Enucleation

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