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Doch wer vernimmt zu Ohren die hohen Lehren der Weisheit,
Die das Franzthum nicht kennt, deutsche Dummheit nicht faßt.
Zweierlei Art lernt man hier, die treffende Wahrheit zu sagen,
Deffentlich immer dem Volk, immer dem Fürsten geheim a)."
Rath im geheimen Conseil von geheimen Räthen gegeben,

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Findet viel bessere Statt, als des Menschenrechts Tand.
,,Wenn man laut den Einzelnen schilt, er wird sich verstocken,
Wie sich die Menge verstockt, wenn man im Ganzen sie lobt b)“.
Daraus erhellet, warum sich Pharao troßig verstockte

Weil die Plagen ihm einst öffentlich Moses gesandt.
,,Willst du frei seyn, mein Sohn, so lerne was rechtes, und halte
Dich genügsam, und sieh niemals nach oben hinauf c).“
Weise gesagt! Denn von oben kommt Hagel und Wolkenbrüche,
Aber von unten kommt nichts auf die Völker herab.
Doch wir fühlen, daß uns das Meisterwerk, wie wir es lesen,
Mit ansteckender Glut fast zu Dichtern entzückt;
Darum brechen wir ab, das Große, das Schöne zu schildern,
Den gutmüthigen Scherz, den nie hämischen Wiß,
Der den stolzen Stümper nur straft, der prahlt, er sey Meister,
Doch aus Menschengefühl stets den Menschen verschont.
Nichtsinn oder Sinn, das ist hier niemals die Frage,

Denn ein jegliches Wort wird zum Gedanken der Kraft.

Alles ist meisterhaft hier, nichts Plattes, Schales, Gesuchtes;
„Kein skurrilischer Spaß, alles männlich und stark!.
Würde doch jeder Monat zum Jahr, und gäb uns Herr Schiller
Zwölfmal in jedem Jahr so ein Ambrosiafest!

Ja, erlebten wir es, wir würden niemals ermangeln,
Unserer Pflicht gemäß dieses Fest zu begehn.

F*.

a) Dieses ist eingesandt. Wir waschen die Hände in Unschuld;
denn von Versen verstehn unsre Zeitungen nichts.

b) Vergl. S. 255.

c) Zur Berichtigung: der heißt Friedrich, dies ist August

Wilhelm.

d) S. 213. e) S. 216.

Deutschen Geschichte.

f) Siehe den zweiten Band der Neuen

i) S. 216. k) S. (67?) 1) S. 227.

g) S. 222. h) S. 225. m) S. 237. n) 6.238. o) S. 242. 1 q. S. 246. 250. t) S. 246. Braun, Schiller. II.

p) S. 246. q) S. 246 fq. r) S. 248.
u) S. 246. 258. fq. fq.

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1797.

1797.

v) Im Driginal stand hier ein anderer Ausdruck;
Doch den strichen wir weg, weil er zu heftig uns schien.
w) S. 259.
x) S. 274 fq. y) S. 276 fq. z) S. 290. a) S. 30.
b) Ibid.
c) S. 28.

Rambach und feßler, Berlinisches Archiv der Zeit und ihres
Geschmacks, Berlin, 1797, Januar, pag. 31–53.

Die Musen-Almanache für das Jahr 1797.
Ein Gespräch

zwischen einem Freund und Mir.

Der Freund. Werden Sie uns nicht auch wieder zum neuen
Jahr eine Recension der Musenalmanache und poetischen Blumen-
Lesen, wenigstens der vorzüglichsten, zum Besten geben?

Jch. Warum? zu welchem Ende?

Er. Was das für Fragen find! Gewiß wird kein Leser solche Fragen an Sie thun.

Jch. Das wäre sehr höflich von den Lesern; aber es dürfte mich nicht abhalten, sie an mich selbst zu thun; und wenn ich dieses Drakel frage, so ist, däucht mich, die Antwort nicht zweifelhaft. 2c.

Ich.

Hier ist Schillers Musenalmanach! da werden Sie Stoff und Formen genug finden, um Ihren Gedanken eine angenehmere Richtung zu geben.

Er. Wahrlich, mehr als Eine große, schöne, herzerfreuende Götter- und Menschen-Gestalt! Aber des Stoffs so viel, daß auch ein gutes Theil Plunder und Auskehricht den Raum mit ausfüllen hilft.

Ich. Das möchte ich nicht sagen, und vermuthlich haben Sie selbst zu dem, was Sie sagen wollten, nur nicht gleich das rechte Bild gefunden. Ich finde hier eher des Lebens als des Stoffes zu viel, und das erste, was ich an diesem Taschenbuche auszusehen habe, ist, daß ein Theil des Stoffs in einer zu großen Menge lebendiger Geschöpfe von der kleinsten und zum Theil von der beschwerlichsten Art ausgebildet ist. Die hier und da einzeln stehenden großen lieblichen Götter- und Menschengestalten werden von einem so großen Gewimmel von Schmetter

lingen, Bienen, Hummeln, Wespen, Hornissen, Schrötern und 1797. Laubkäfern umschwirrt und umsumset, daß man sich kaum Plaz vor ihnen machen kann, um des Anschauens jener herrlichen Gebilde recht froh werden zu können.

Er. Sie treffen sogleich auf das rechte Fleck. Ohne Gleichniß zu reden, es ist mir ärgerlich, ein so liebliches Götterkind des Genius und der Kunst, wie Göthe's Idylle, Alexis und Dora, von der ich Horazens decies repetita placebit bereits an mir selbst erfahren habe, und so auserlesen schöne Stücke, wie Schillers Klage der Ceres, das vollendetste Muster von Harmonie, das ich kenne, oder wie das novem Musis coelatum opus, sein Pompeji und Herkulanum, mit einer solchen ryparografischen Rhapsodie, wie die enien, in Einem und demselben Bande zu sehen.

Ich. Und ich gestehe Ihnen offenherzig, so wenig ich mich auch darüber beklagen kann, daß mir diese Xenien, die so viel Lerms und Skandals um Nichts erregt haben, Langeweile gemacht hätten, ich wünschte sie lieber gar nicht gesehen zu haben.

Er. Wer ein Freund der Verfasser ist, kann sich dieses Wunsches schwerlich enthalten.

Ich. Sie sagen das ja mit einem Tone, als ob Sie gewiß wären, die Verfasser zu kennen?

Er. Wie sollte ich nicht? Ganz Deutschland nennt sie laut und öffentlich. Es ist beinahe unmöglich sie nicht zu kennen, so gut haben sie selbst dafür gesorgt, daß sie, ihrer Anonymität ungeachtet, beim ersten Anblick entdeckt werden müssen, wiewohl das digito monstrari et dicier, hic est, hier leider! weder mehr noch weniger sagen will, als:

Hic niger est, hunc tu, Romane, caveto! Schon allein die vornehme, aristokratische, oder vielmehr duumviralische Miene, die sie sich geben, indem sie mit einer Leichtfertigkeit und einem Uebermuth, wovon schwerlich ein Beispiel in irgend einer Sprache existirt, über alles Fleisch herfallen, läßt sich nur von einem Paar Poetischer Titanen präsumiren, die im stolzen Gefühl ihrer höhern Natur und überwiegenden Kraft, bei einer starken Dosis Verachtung gegen uns andere Menschlein, sich in Augenblicken einer wilden Bacchischen Geistestrunkenheit Alles erlauben, weil sie nichts respektiren noch scheuen, und überdieß, falls etwa das gewöhnlich so geduldige und alles zum Besten kehrende deutsche

1797. Publikum wider Vermuthen muckisch würde, sich damit trösten, daß es nur auf Sie ankomme, uns, wenn sie es einmal gar zu arg getrieben haben, durch irgend eine zierliche goldne Schale voll Nepenthe, die sie uns freundlich darreichen, wieder unter den unwiderstehlichen Zauber ihres Genius zu sehen; eines Alles wagenden und vermögenden Dämons, der uns (wie Sie zum Theil aus Erfahrung wissen) dahin bringen kann, nicht nur seine naevos für lamina, sondern sogar seine Unarten für Grazien anzusehen, und Ungebühren, die wir keinem andern verzeihen würden, als genialische Ergießungen einer fröhlichen Laune zu entschuldigen, ja wohl gar unsre Freude daran zu haben.

Ich. Ey, ey, mein Freund, Sie werden ja vor lauter Eifer so poetisch daß der schönen Tirade, in welche Sie Sich da ergossen haben, nichts als der Hexametrisch-Pentametrische Rythmus fehlt, um als ein würdiger Epilog auf dem lezten Blatt der Xenien figuriren zu können.

Er. Was ich Ihnen sehr positiv versichern kann, ist, daß ich meinen Aerger noch viel stärker ausdrücken könnte, und Sie doch nur den Widerhall der vereinigten Stimmen des ganzen deutschen Publikums hören ließe. Der Unwille, den das widerliche Gemisch von Wiz, Laune, Galle, Gift und Unrath, womit die Verfasser dieser Distichen so manche im Besiz der öffentlichen Achtung stehende oder doch wenigstens eine öffentliche Züchtigung keineswegs verdienende Männer übergießen, bei allen Arten von Lesern erregt hat, ist allgemein, und spricht nur gar zu laut. Wer kann es ertragen, so manchen Gelehrten, der an seinem Plaze und in seinem Fache schon lange anerkannte Verdienste aufzuweisen hat, so manche Zeitschrift, an welcher wenigstens eben so viel zu loben als zu tadeln ist, auf die gröbste Art mißhandelt, gestäupt, gebrandmarkt, oder mit wegwerfender Verachtung in den Roth getreten zu sehen, bloß weil jene Männer in diesen Zeitschriften sich die Freiheit genommen haben, ihren Mund gegen die Horen aufzuthun? Wer muß nicht über den losen Muthwillen ungehalten werden, womit man hier ganze Städte und Provinzen Deutschlands, um eines einzigen Vorwurfs willen, der etwa dem großen Haufen ihrer Einwohner gemacht werden kann, dem öffentlichen Spotte Preis gegeben sieht? Wer kann gleichgültig dabei bleiben, wenn zwei edle Brüder, die selbst da, wo sie Tadel verdienen, oder auch nur zu verdienen scheinen, mit Achtung und

Schonung getadelt zu werden fordern können, bloß deswegen, 1797. weil sie Christen sind, lächerlich gemacht werden? Und wem muß nicht vollends alle Geduld ausgehen, wenn die Distichenmacher, nachdem sie sich auf mehr als sechs Bogen allen diesen Unfug erlaubt haben, am Ende noch einen bloßen Spaß aus der Sache machen, und quasi re bene gesta uns mit dem wißigen Einfall gar stattlich abgefertigt zu haben glauben.

Alles war nur ein Spiel! ihr Freyer lebt ja noch alle,
Hier ist der Bogen, und hier ist zu den Ringen der Plaz.

Was indessen mich und alle ehrlichen Leute, denen die Ehre der Nation und die Achtung, die dem gelehrten Stande gebührt, nicht ganz gleichgültig ist, am meisten schmerzt, ist der Eindruck, den diese Xenien auf den größten Theil der Leser aus den obersten Klassen gemacht haben und machen mußten. Sagen Sie mir, mit welcher Stirne können die Gelehrten noch einige Achtung von andern Leuten fordern, wenn sie sich selbst unter einander so schmählich mißhandeln? Was können wir von den Großen anders als die tiefste Verachtung gegen den ganzen Orden der Schriftsteller, Dichter und sogenannten schönen Geister erwarten, wenn Männer aus unserm Mittel, die in der öffentlichen Meinung bisher auf der höchsten Stufe standen, ihrer eignen Würde so sehr vergessen, daß sie mit einem Muthwillen, der trunknen Studenten kaum verzeihlich wäre, jeden halbwißigen Einfall, der ihnen vor den Mund kommt, in einem wohl oder übelklingenden Distichon von sich geben, wahres und schiefes, sinnreiches und plattes, feines und grobes, durcheinander, ihren Lesern ins Gesicht sprudeln, diejenigen, die vielleicht einer leichten kleinen Züch tigung bedurften, mit Knitteln zu Boden schlagen, und indem sie fogar Leute, mit denen kein Mensch, der sich selbst achtet, gern handgemein werden möchte, mit Koth und faulen Eyern werfen, sich natürlicher Weise in den Fall sezen, von ihnen eine gleiche, und, wie leicht vorauszusehen war, noch pöbelhaftere Begegnung zu erfahren? Was muß von einem so unanständigen Benehmen derjenigen, die man bisher auf dem Gipfel unsers Parnasses gesehn hat, der einzigen beinahe, deren Werke in die Hände unsrer Großen famen, die natürliche Folge seyn? Wahrlich wenn wir am Ende alle sammt und sonders, als ein Pack ungezogener, un

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