1797. scheinung umständlicher zu gedenken, damit wir, nach unserm schwachen Vermögen, dazu beitrügen, sie zu keiner alltäglichen zu machen. Wir begnügten uns, unter einer Menge tadelnswürdiger Ausfälle nur einige, die flüchtigem Lesen auffielen, bemerklich zu machen. Jeder wird mehr als einen Gegner finden. Wehe ihnen, sollte der Mann ihre Kunde vernehmen, welchen sie für den alten Peleus halten, der uns aber vielmehr, bei seiner unabläßigen Wanderung durch alle Gefilde des Wissens, dem Könige Odysseus zu gleichen scheint. Erkennt er an ihnen die Begegnenden, welche das schöngeglättete Ruder auf seiner Schulter für eine Wurfschaufel nehmen, und sich weigern mit Salz gewürzte Speise zu genießen, so weiß der Himmel, ob er, der Lehre des Teiresias eingedenk, nicht sie selbst dem Meerbeherrscher opfert. Denn wiewohl Verblendete wähnen mögen, es mangle ihm die spannende Kraft und die Schnelle, so hat Athene ihm dennoch, so oft er dessen bedurfte, Brust und Schultern gestärkt, Niemand warf ihn bisher ungestraft, und das Gelächter ohne Maaß, die verwirrten Gedanken, das wildverzerrte Antlig, das blutbesudelte Mahl, und die mit Thränen erfüllten Augen dieser Freier, find ein wahrsagendes Zeichen, daß bald der unter sie treten werde, der es vollendet. Aber freilich bedarf es seiner Ankunft nicht, da so mancher aus dem Volk gegen die Uebermüthigen sich rüstet. Möchten alle Streiter bedenken, daß sie ihre Mißbilligung eines beleidigenden Tons nicht besser an den Tag legen können, als wenn sie niemals in denselben einstimmen! Möchten sie ihren Gegnern, die an Wahrheitsliebe und Billigkeit so leicht zu übertreffen sind, an Scharfsinn, Wiz und Kürze keinen Fuß breit weichen! Denn, in der That, sind die Xenien nicht so arm an Wit, als ihre Entschuldiger uns überreden möchten; obgleich Bitterkeit nicht selten dessen Stelle vertritt, und, bei dem Haufen unbedachtsamer Leser, zuweilen durch falschen Schimmer ersehen kann. Wir haben einige Versuche unterdrückt, die uns diesen Forderungen nicht zu entsprechen schienen, schmeicheln uns den Urhebern derselben damit einen Dienst geleistet zu haben, und ergreifen diese Gelegenheit, denen, welche sich uns nicht zu ers kennen gaben, die Ursache unsers Verfahrens bekannt zu machen. - Indem dieses Blatt aus der Druckerei zurück kommt, erhalten wir schon den ersten Beweis, wie gegründet unsre Furcht vor einem gefährlichen Beispiel war. Unter dem Titel: Gegen geschenke an die Sudelköche in Jena und Weimar, 1797. von einigen dankbaren Gästen, hat Jemand, der wohl einer bessern Arbeit gewachsen wäre, die Mühe übernommen, Ungerechtigkeit und Hohngelächter mit gleicher Münze zu vergelten.. Was sich dagegen sagen läßt, wird ihm freilich nicht neu seyn: uns aber war an dieser Erscheinung zweierlei neu und schrecklich. Das erste, daß er zwei hochverdiente Männer als Verfasser der Xenien annimmt, welches der Himmel verhüte! Das zweite, daß er den Archivaren eine Grobheit in den Mund legt, der= gleichen sie weder geäußert haben, noch äussern werden. Nie! So etwas sagt sich nicht: das ist man höchstens so unglücklich zuweilen zu denken. Mehr Freude und weniger Schreck erweckt uns eine Elegie, die freilich die nämliche, unserm Bedünken nach, irrige Vermuthung über die Verfasser der Xenien hegt, deren Sänger aber, wahrscheinlich eben dadurch, bewogen ist, die gute und lobenswürdige Seite an ihnen aufzufinden. Zum Beweise der Unparteilichkeit, nach der wir ringen, tragen wir kein Bedenken, sie unsern Lesern mitzutheilen; zumal da wir besorgen müssen, daß sie, an dem Orte wo sie steht, im dritten Stücke der Beiträge von gelehrten Sachen zur vorjährigen Hamburger Neuen Zeitung, vielleicht übersehen werden, oder doch, als einzelnes Blatt, leichter verloren gehen könnte, als in einer bogenschweren Zeitschrift. Ausserdem ist sie dort, auf Gesangbücher-Art, als Prosa gedruckt, und erhält hier zuerst ihren gebührenden poetischen Glanz, der sogar die Anmerkungen umstralt. Wir glaubten nur etwas zurück gehen zu dürfen, um den Verfasser zu errathen; und trifft diese Vermuthung nicht ganz neben hin, so hat er uns längst berechtigt, Beiträge von ihm zu erwarten, womit er, in einem Fache, das nicht weniger Geisteskräfte erfordert und bewährt, als das Gebiet ernster Wissenschaften, von jeher zu karg und zu geheimnißvoll war: er mag uns also verzeihen, daß wir zur Sünde des Stehlens unsre Zuflucht nehmen. Reicht aber diese Entschuldigung nicht hin ihn darüber zu besänftigen, so sind wir gern erbötig, sie, mit ausdrücklicher Anrufung seines Namens, zu wiederholen und zu verstärken. Tübingen. Cotta verlegt auf vierzehn geglätteten Bogen (Ungerechnet ein Bild, schön gestochen von Bolt): 1797. Musenalmanach, herausgegeben von Schiller a). Wir bedauern gar sehr, daß unser Raum so beengt ist, Eine Venus zerlegt der Zergliederer Nerve vor Nerve, Bis sein verfolgender Blick hascht im Gehirne den Geist. Um vorläufig indeß zum herrlichen Gastmahl zu reizen, Die genannten Verfasser find: Göthe, Steigentesch, Langbein, Voll Gefühls, wie Kleist, wißig, wie Lessing sie sang. Aber wir halten uns beim Originellen nur auf. Marcard und Kozebue sind dagegen wie Staub. Aber vor allen, wenn sie die Geissel züchtigend schwingen, „Feurig stößt dann Schlag auf Schlag, Wiß auf treffenden Wiß.“. Und der gewaltige Vers stürzt dann über die eigenen Füße, Unsre Leser sehn leicht, daß wir jezt von den Xenien reden, Wo wir nicht irren, so sind derselben über vierhundert, Jede ein Distichon, doch das Epopäen aufwiegt. Die neun Musen haben sich wahrlich Herrn Schiller und Göthe Aber mit Herkules Kraft und con amore gezeugt. Hört man sie reden, so hört man unerhörte Gedanken, Bald (zum Beispiel des Hohen) wird Jakob zum Esel ver- Oder weicht man nicht aus, stößt uns der hallische Och 3 e). Rosenwasser heilt ja immer am Besten den Krebs. Und der Thierkreis dazu i), so wie der ganze Donat k). Der doch nicht einmal weiß, wie man Pedant uns ver- gleichen Sich mit komma und Punkt n), sie die Gedankenstrich sind! Mond, Der gleich darauf mit Gurkensalat die Optik beleuchtet, Aber in Versen!" es sagt, weil man die Prosa nicht hört o). Auch die Gerechtigkeit wird durchgängig aufs beste gehandhabt: Tros Rutulusve fuat, alles wird wacker gebläut. 1797. 1797. Voller Urbanität, nur auf Akademien zu lernen, Welche das platte Land nun und nimmer begreift, Faßt nun der Satyr die Geißel, und züchtigt die Skribler. Vor allen Den, der so leer als queer p), kurz, aber pöbelhaft schreibt. Lessings und Ramlers unwürdiger Freund, wie wird er zum Nickel, (Klas, das wäre zu fad') o wie zum Nickel qu) geprägt! Dieses unsterbliche Werk, er, der plumpe Gesell r). Denn es überschwemmt ja nur ein häßlich Insekt t), Statt demüthigen Flehns trozig den Rücken entblößt w); Vom Katheder herab Jena's erzürnter Zevs. |