Umwälzung. Nein, das ist doch zu arg! da läuft auch selbst noch der Alles beginnt der Deutsche mit Feierlichkeit und so zieht auch boran. Sie, lieber Freund, der Sie die Xenien so sorgfältig und wiederhohlt, wie Sie mir sagen, durchgelesen haben, werden mir doch ohne weiteres Bedenken beistimmen, wenn ich behaupte: daß man noch eben so viele aufsuchen könne, die wo nicht mehr, doch sicher eben so viele Gift enthalten, als diese. Noch weit reichlicher muß jedoch die Lese ausfallen, wenn man auf diejenigen achtet, welche flache Gemeinpläge, unbedeutende Reflexionen enthalten, oder sinnlos und abgeschmackt genannt zu werden verdienen. Ich erwarte nicht, daß Sie mir hier einwerfen werden: diejenigen, so uns sinnlos schienen, enthielten verborgene Anspielungen, einen geheimen Sinn. Ich weiß, wie Sie hierüber denken und daß Sie mit mir der Meinung sind, verborgene Anspielungen, ein geheimer Sinn, der von einem Publikum, das ihn nicht kenne, welchem der Schlüssel dazu nicht zugleich mit gegeben sey, auch nicht entdeckt und bemerkt werden könne, wären für dasselbe nicht da; die Epigramme also, worin dergleichen enthalten seyn solle, folglich für einen jeden, der zu diesem Publikum gehöre, auch sinnlos und abgeschmackt; und wenn auch noch so ein reichlicher Vorrath von Wih darin verborgen wäre. Nun auch von dieser Gattung noch einige Beispiele: H. S. Auf das empfindsame Volk hab ich nie was gehalten, es werden, Kommt die Gelegenheit, nur schlechte Gesellen daraus. Der Theolog. Welche Verehrung verdient der Weltenschöpfer, der gnädig, 1797. 1797. Der Kommissarius des jüngsten Gerichts. Analytiker. Ist denn die Wahrheit ein Zwiebel, von dem man die Haut nur abschält? Was ihr hinein nicht gelegt, zieht ihr nimmer heraus. Das deutsche Reich. Wo das Gelehrte beginnt, hört das Politische auf. Schon so lang' umarm' ich die Lotharingische Jungfrau, Der moderne Halbgott. Christlicher Herkules, du ersticktest so gerne die Riesen, An gewisse Umschöpfer. Vernünftige Betrachtung. Warum plagen wir einer den andern? Das Leben zerrinnet, Distinktionszeichen. „Unbedeutend find doch auch manche von Euren Gedichtchen;" Freilich, zu jeglicher Schrift braucht man auch Komma und Bunkt. Wiederholung. Hundert Mahl werd' ichs Euch sagen, und hundert Mahl': Neueste Farbentheorie von Wünsch. Gern erlassen wir Dir die moralische Delikatesse, Der Hausirer. Ja das fehlte nun noch zu der Entwicklung der Sache, Hausrecht. Keinem Gärtner verdenk ich's, daß er die Sperlinge scheuchet; G. G. Jeder, siehst du ihn einzeln, ist leidlich, klug und verständig, Recension. Sehet, wie artig der Frosch nicht hüpft! Doch find' ich die hintern Füße um vieles zu lang, so wie die vordern zu kurz. Deutliche Prosa. Alte Prosa, komm wieder, die alles so ehrlich heraus sagt, Elpänor. Muß ich dich hier schon treffen, Elpänor? Du bist mir gewaltig Vorgelaufen! und wie! gar mit gebrochnem Genick! 1797. 1797. Unvermuthete Zusammenkunft. Sage, Freund, wie find' ich denn dich in des Todes Behausung? Ließ ich doch frisch und gesund dich in Berlin noch zurück. Rhapsoden Wer von Euch ist der Sänger der Jlias? Weil's ihm so gut Jahre lang schon bedien' ich mich meiner Nase zum Riechen, Mich dünkt, Sie haben nun auch von dieser Gattung eben so herzlich genug, als ich. So dürften Sie mir auch wohl den fernern Beweis erlassen, daß die meisten dieser kleinen Gedichte eben so arm an Wiz, als an Humanität und Interesse für gebildete und Bildung schäzende Menschen sind. Wie nun Herr Schiller dieselben mit seinen Ideen von Idealen, die er doch stärker und anhaltender als irgend ein Aesthetiker in Umlauf gebracht und verfochten hat, in Har monie zu bringen denkt; oder wie es zugegangen, daß er davon auf Ein Mahl so weit abgewichen ist, müssen wir ihm selbst aufzulösen überlassen. Wenn mich übrigens die Erscheinung dieser unglücklichen Verslein lebhaft bekümmert hat; so tröste ich mich damit, daß sie in kurzen der Vergessenheit werden übergeben seyn. Freilich können Sie mir sagen, es bleibe dies immer nur ein leidiger Trost. Ich fühle es mit Ihnen, daß er, wenn man ihn näher untersucht, nur neuen und reichlichern Stoff zur Bekümmerniß enthalte. Daß ein Schiller etwas schreiben oder als sein, unter einer Auswahl der Musenprodukte, zum Drucke be= fördern kann, wovon man zu seiner Ehre wünschen muß, daß es je eher je lieber vergessen seyn möge, kann bei den Freunden des Dichters, dies waren bisher alle Freunde der Humanität, nur schmerzliche Empfindungen erregen. Auch ist es eine bekümmernde Vorstellung, daß der Dichter dadurch bei denen, deren Achtung den meisten Werth hat, an derjenigen Achtung verlieren 1797. müsse, die er bisher in eben so reichem Maße als verdienter Maßen genoß. Dennoch muß man eben deshalb aufrichtig wünschen, daß diese neue Erscheinung auch eine schnell vorübergehende und schnell vergessene seyn, und daß der Dichter uns diese Vergessenheit, durch den Rausch des Entzückens über ein bald von ihm zu lieferndes neues Meisterstück, eine neue Huldigung der Humanität, möglichst bald befördern möge. Dies, mein werthester Freund, sind meine Gedanken über diese Xenien, und ich halte mich überzeugt, daß es im Ganzen genommen auch die Ihrigen und aller Freunde ächter Humanität sind. Dennoch wünsche ich, Sie behalten dieselben für sich; denn sollten Sie zufällig dem Verfasser der Xenien zu Gesichte kommen, so dürfte leicht der Schöpfer des nächsten Schillerschen Musenalmanachs auch einige Donnerkeile dieser Art auf Ihr und mein Haupt schleudern; welche ohne Zweifel keine der leichtesten seyn würden. Leben Sie wohl. ***t. *),,Sie soll für die Musen und Charitinnen einen eigenen vertraulichen Zirkel bilden, aus welchem alles verbannt sein wird, was mit einem unreinen Parteigeiste gestempelt ist Wohl= anständigkeit und Ordnung, Gerechtigkeit und Friede werden also der Geist und die Regel dieser Zeitschrift sein Eine reißende Dichtung, durch welche angedeutet wird, daß das Schöne Braun, Echiller. II. *) Herausgeber: Johann Heinrich Voß. Siehe Intelligenzblatt der Allgemeinen Litteraturzeitung, Jahrgang 1794, No. 140. Der Kosmopolit,*) Halle, 1797, Januar, pag. 23-37. 15 |