„Alles will jezt den Menschen von innen, von außen ergründen: Wahrheit, wo rettest du dich hin vor der grausamen Die Versuche. Jagd?" „Dich zu greifen ziehen sie aus mit Neßen und Stangen, Lezte Zuflucht. „Vornehm schaut ihr im Glück auf den blinden Empiriker nieder, Aber seid ihr in Noth, ist er der delphische Gott.“ Alles ein Wort zu seiner Zeit! doch ist auch hier das Wie noch mehr werth, als das Was. Der Kunstfreund, der das Vollendete und Einzige auch an solchen kleinen Meisterstücken zu schäßen weiß, wird sie sich nicht oft genug wiederholen können, und nicht müde werden, sich an ihnen zu freuen. Meine Antipathie, und Der Strengling und der Frömmling sind voll komischen Unwillens gegen die (in Deutschland so zahlreichen) Ausrufer und Lohnbedienten der Tugend. Theophagen. Der Philosoph und der Schwärmer. Das irdische Bündel. Drei genialische Einfälle! Poetischer noch ist die Ausführung eines eben so genialischen Einfalls in dem Distichon: Der wahre Grund: „Was sie im Himmel wol suchen, das, Freunde, will ich euch sagen: Vor der Hand suchen sie nur Schuß vor der höllischen Glut." Nun noch zwei, beide des Inhalts, das erste auch des kecken Das Mittel. „Willst du in Deutschland wirken als Autor, so triff sie nur tüchtig, Denn zum Beschauen des Werks finden sich wenige nur.“ 1796. 1796. Deutsche Kunst. „Gabe von obenher ist, was wir Schönes in Künsten besitzen. Wahrlich! von unten herauf bringt es der Grund nicht hervor. Muß der Künstler nicht selbst den Schößling von außen Nicht aus Rom und Athen borgen die Sonne, die Luft?“ Ungleich individueller scheinen die von G. und S. Vielen gewidmeten Distichen. Die schönste unter so manchen schönen Blumen mag hier den ganzen Kranz repräsentiren. H. W. „Schön erhebt sich der Agley und senkt das Köpfchen Ist es Gefühl? Oder ist's Muthwill? Wir wissen es Herunter. Aus den Einer gewidmeten Distichen von G. und S. lassen Einer. Manuskripte besig' ich wie kein Gelehrter noch König, mir. Raum und Zeit, ich empfind' es, sind bloße Formen des Da das Edchen mit dir, Liebchen, unendlich mir scheint. Sorge! fie steiget mit dir zu Pferde, sie steiget zu Schiffe; Schwer zu besiegen ist schon die Neigung, gesellet sich aber Welche Schrift ich zweimal, ja dreimal hinter einander Lese? Das herzliche Blatt, das die Geliebte mir schreibt. Wer mich entzückt, vermag mich zu teuschen. O! Dichter und Sänger, Mimen! lerntet ihr doch meiner Geliebten was ab! Alle Freude des Dichters, ein gutes Gedicht zu erschaffen, Ein Epigramm sei zu kurz, mir etwas herzlichs zu sagen? Wie? mein Geliebter, ist denn nicht noch viel kürzer der Kuß? Kränken ein liebendes Herz, und schweigen müssen! Geschärfter Schnittest du, Parze, doch nur beide die Fäden zugleich! Bei Schönheiten der Art hindert der Genuß selbst an einer vollständig zergliedernden schulgerechten Beurtheilung. Man kan nicht dazu kommen, und sich nicht dazu zwingeu, den Eindruck ins Verhör zu nehmen und zu protokolliren. Ein dankbares Stillschweigen ist hier des Künstlers und auch des Kunstfreundes würdiger, als ein rednerisches Lob. Ohnehin erlaubt uns der fast beispiellose Reichthum dieser Sammlung durchaus keine durchgängige Zergliederung. Eine Rezension bräucht ja nicht stetig zu sein, wie ein Heynischer Kommentar! - Dieser Reichthum nöthigt uns nur Eines und das Andere auszuheben, und manches sehr bedeutende oder merkwürdige Gedicht, eben darum, weil es das ist, lieber ganz mit Stillschweigen zu übergehen, als ihm keine Genüge zu leisten. Dies gilt unter andern auch ganz besonders von den Beiträgen des Herausgebers. Die untadelige Sittlichkeit in den von der Weiblichkeit handelnden Gedichten (S. 88-91), die sichtbare Kunst in Pompeji und Herkulanum, die verstedte Klugheit in den politischen Gnomen S. 32, 33, der glänzende Schmuck, die elegante Pracht des Ausdrucks in der Klage der Ceres, verdienen wirklich nicht blos im Allgemeinen bewundert, sondern aufs Genauste entwickelt zu werden, wozu wenigstens hier der Ort nicht ist. Es war kaum möglich einige im VII. und VIII. Bande der Herderschen Briefe zur Beförderung der Humanität vorgetragene 1796. 1796. Gedanken über Reim, Verstand und Dichtkunst sinnreicher und reizender zu dramatisiren, als in folgendem Gedichte von V. „Verschwunden war die Dichtkunst von der Erde, Da traten auf den Plaß mit Ritterthumsgeberde Und wurden dann im Streit vertraulich und galant." 2c. Die Gefälligkeit, ein reizendes Gedicht von O. besigt selbst im hohen Grade die Eigenschaft, von der es benannt ist. Der sorgfältigen Ausbildung der Versifikazion und Sprache in Schlegels Pygmalion wird jeder leicht volle Gerechtigkeit widerfahren lassen, wer sich nur irgend auf technische Vollkommenheit eines Gedichts versteht. Die Musen und Grazien in der Mark von Göthe sind eine durchaus vortreffliche Parodie. So viel Zeilen, so viel wißige Einfälle, und alles mit der unnachahmlichen Leichtigkeit und Klarheit ausgeführt, die nur aus der Vollendung entspringt, und sich dem kindlichsten, wie dem gebildetsten Gemüth sogleich unauslöschlich einprägt, und doch nie zu viel wiederholt werden kan. Auf der in den Distichen dieser Sammlung schon vorhin bemerkten Stufenleiter der Lebendigkeit stehen die Xenien oben an. Sie bedürfen keines Rezensenten. Verkündigen wird sie das Virgilische Ungeheuer, ,,des Schlimmen Und Erdichteten treue Verkündigerin, wie des Wahren,“ Es kan heißen: „Gleich verbreitete sich in Germaniens Städten die Sage. Sie, das schnellste der übel, lebt durch Regsamkeit; Kräfte Giebt ihr der Lauf, im Beginn behutsam und klein, doch auf Einmal Hebt sie sich, geht auf dem Boden, verbirgt das Haupt in der Wolfe." Karakterisiren mögen sie sich selbst. Xenien (an den ästhetischen Thorschreiber). Distichen sind wir. Wir geben uns nicht für mehr noch für · minder; Sperre du immer, wir ziehn über den Schlagbaum Der Glückstopf. hinweg. Hier ist Messe, geschwind, packt aus und schmücket die Bude, Affiche. Stille kneteten wir Salpeter, Kohlen und Schwefel, Einige steigen als leuchtende Kugeln, und andere zünden, Das Privilegium. erfreun. Dichter und Kinder, man giebt sich mit beiden nur ab, um zu spielen: Nun so erboßet euch nicht, wird euch die Jugend An den Leser. zu laut. Lies uns nach Laune, nach Lust, in trüben, in frölichen Stunden, Wie uns der gute Geist, wie uns der böse gezeugt. Gewissen Lesern. Viele Bücher genießt ihr, die ungesalznen; verzeihet, Die Adressen. Alles ist nicht für alle, das wissen wir selber; doch nichts ist Warnung. Unfrer liegen noch tausend im Hinterhalt, daß ihr nicht etwa, 1796. |