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was für eine Geschmackseinheit, der Baukunst zum Grunde liege. 1796. Alle Geschmackseinheit werde entweder an sich, oder symbolisch, oder blos analog vorgestellt, die Baukunst gehöre zu den Künsten, welche die Geschmackseinheit symbolisch darstellen. Die Einheit des Begriffs, den die Baukunft darstellen soll, ist nach dem V. S. 97. die Gesetzgebung. Die Analogie zwischen ihr und der Baukunst, als Ausdruck derselben, wird lange fortgesezt, ein Einfall, der mehr für einen Dichter als Philosophen zu passen scheint.

4) Von den nothwendigen Grenzen des Schönen, besonders im Vortrage philosophischer Wahrheiten. Neuntes St. 99-127. Größtentheils richtige Gedanken, schön gesagt über einen bekannten Gegenstand.

5) Über die Gefahr ästhetischer Sitten. Eilftes Stück, 31-40. Ein schön geschriebener Aufsaß, worin gezeigt werden soll, daß die ästhetische Form, als höchstes Willensprinzip gedacht, den Charakter verderbe. Das Fehlerhafte dieser Abhandlung liegt in dem Inhalte. Der Verf. unternimmt es nämlich, psy= chologisch zu zeigen, wie die ästhetische Verfeinerung, da man sich dem Schönheitsgefühle ausschließend anvertraue, den Willen bös mache. Allein, da die ästhetische Verfeinerung selbst ein Naturphänomen ist; so kann dieses den freien Willen, als die Grundlage des moralischen Charakters nicht bestimmen, weil der= selbe sonst nicht mehr frei seyn würde. Es ist vielmehr umgekehrt. Wenn nämlich der Wille bös ist, so erscheint er immer als bös, es mögen sich rohe oder verfeinerte Erkenntniß und Begehrungskräfte zu ihm gesellen. Denn ob man das gröbere, sinnliche oder feinere ästhetische Vergnügen zum höchsten Zweck macht, ist moralisch gleich bös. Also wird sich ein Wille mit verfeinerten Begierden, der das Vergnügen zur höchsten Maxime gemacht hat, immer als ein böser Wille zeigen, nur in andern Formen als der grobe sinnliche Wille, worin seine Verdorbenheit sich länger verbergen kann. So wird sich nun wohl zeigen lassen, wie die speculative Vernunft den verderbten Maximen den Schein der Moralität zu geben sucht. Aber die Aufgabe, die sich der V. gegeben hat: Wie nämlich der Charakter nach und nach in das sittliche Verderben gerathe? ist nicht blos unauflöslich, sondern selbst ohne Sinn, weil der sittliche Charakter etwas Intelligibles ist, welchen in die Zeit zu versehen und durch zeitliche

1796. Dinge auf ihn wirken zu lassen, gar keinen Verstand hat.

Übrigens thut der Auffah in vielen schönen Stellen dar, wie die Sophisterei das Unmoralische in den ästhetischen Willensmaximen zu verstecken sucht, und kann gebraucht werden, wenn man zeigen will, wie wenig sich die ästhetische Lust zu einem Moralprincip schicke.

6) Über das Naive. Eilftes St. 43-76. Die Natur flößt uns bisweilen eine besondere Art von Liebe und rührender Achtung ein, worüber S. 44-48 sehr schöne und wahre Bemerkungen gemacht werden. Diese Art des Interesses findet statt, wenn folgende zwei Umstände zusammenkommen: 1) wenn der Gegenstand wirklich Natur ist, oder doch dafür gehalten wird, und 2) wenn die Natur mit der Kunst im Kontraste steht und sie beschämt. Durch das Leztere wird die Natur zum Naiven. Aus dem Umstande, daß das Einwirkende als Natur vorgestellt werden muß, erhellet, daß diese Art des Wohl= gefallens kein ästhetisches, sondern ein moralisches ist. Denn es wird durch eine Idee vermittelt, nicht unmittelbar durch Betrachtung erzeugt. Zum Naiven wird erfordert, daß die Natur über die Kunst den Sieg davon trage, es geschehe dies nun wider Wissen und Willen der Person oder mit völligem Bewußtseyn derselben. Ersteres nennt der V. das Naive der Überraschung, welches belustiget: das andere das Naive der Gesinnung, welches rühret. In beiden Fällen aber muß die Natur recht, die Kunst unrecht haben. Deshalb ist der Sieg des Affekts über die wahre Anständigkeit nicht naiv, wohl aber über die falsche. Das Naive der Überraschung kann nur dem Menschen, und zwar ihm nur, in so fern er in diesem Augenblicke nicht mehr reine und unschuldige Natur ist, zukommen. Ein solcher Mensch wird, wenn er sich besinnt, über sich selbst erschrecken. Ein naivgesinnter aber wird sich über die Menschen und ihr Erstaunen wundern. Bei dem Naiven der Überraschung achten wir die Natur, bei dem Naiven der Gesinnung die Person. Die leztere Art kann nur Kindern und Kindlichgesinnten zukommen. Naiv muß jedes wahre Genie seyn. Die verwickeltsten Aufgaben muß das Genie mit anspruchloser Simplicität und Leichtigkeit lösen. Es verfährt nicht nach erkannten Principien, sondern nach Einfällen und Gefühlen. Eine interessante Betrachtung über den Charakter der ältern griechischen und einige der neuern Dichter,

die das Natürliche vornämlich an sich haben, macht den Beschluß 1796. dieser Abhandlung, welche etwas zu gedehnt und deklamatorisch geschrieben ist, dabei aber viele lesenswerthe Stellen enthält, obgleich die Materie nicht erschöpft ist.

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7) Briefe über Poesie, Sylbenmaaß und Sprache. Eilftes Stück. S. 77. Die Briefe sind an ein Frauenzimmer gerichtet und haben eine schöne populäre Form. Der philosophische Inhalt der beiden Briefe, wovon noch keine Fortsetzung erschienen. ist, ist folgender Begriff: Überall und zu allen Zeiten, schon mit dem Anfange des Menschengeschlechts, giebt es Poesie, und diese tritt ftäts mit irgend einer gemessenen Bewegung auf. Diese muß, wie jede durchaus allgemeine Sitte, seinen Grund in der menschlichen Natur haben, dem man am leichtesten im Ursprunge derselben nachspüren kann, weil Absicht und Ueberlegung sich da noch am wenigsten in die Spiele des sicher leitenden Instinktes mischen. Poesie entstand gemeiniglich mit Musik und Tanz, und das Sylbenmaaß war das sinnliche Band ihrer Vereinigung mit diesen verschwisterten Künsten. Auch nachdem sie von ihnen getrennt ist, muß sie immer noch Gesang und gleichsam Tanz in die Rede zu bringen suchen. Dies hängt genau mit ihrem Bestreben zusammen, die Sprache durch eine höhere Vollendung zu ihrer ursprünglichen Kraft zurückzuführen, und Zeichen der Verabredung durch die Art des Gebrauchs beinahe in natürliche und an sich bedeutende Zeichen umzuschaffen. Zweiter Brief. Die Poesie entspringt mit der Sprache, und läßt sich aus deren Ursprunge erklären. Daher folgt eine Untersuchung über den Ursprung der Sprache. Das Ursprüngliche ist die Sprache der Gebehrden, Mienen und Accente, die nicht von Uebereinkunft abhängt, sondern in der Natur des Menschen liegt und durch Kunst nie ganz unterdrückt werden kann. Der innere Grund derselben ist die Empfindung. Der Mensch hat, so wie jedes Thier, seine eigenthümliche Sprache der Empfindung, die Stimme auf irgend eine Art fingend zu biegen, ist den menschlichen Organen natürlich. Die erste Sprache mag ein wüstes Gemisch von Geschrey und Gesange gewesen seyn, und warum wäre es unmöglich, daß dieses nach und nach durch viele Mittelstufen sich endlich in eine artikulirte Rede umgebildet hätte? Viele Sprachen der Wilden find nach den Zeugnissen der Reisenden noch sehr unartikulirt. Die beyden Systeme, über den Ursprung der Sprache, worin das

1796. eine behauptet, daß die Sprache allein aus Tönen der Empfin= dung, das andere allein aus Nachahmung der Gegenstände entstanden, scheinen die Wahrheit zu geben, wenn man sie vereiniget. Die Empfindung, in so fern sie als Wahrnehmung des eignen Zustandes jede Vorstellung von etwas außer uns nothwendig begleitet, in Verbindung mit dem Bestreben, die Dinge nachahmend zu bezeichnen, scheinen sowohl an dem Ursprunge, als an der weiteren Ausbildung der Sprache, einen gleich wesentlichen und allgemeinen Antheil zu haben. War die älteste Sprache wirklich das Werk jener beiden vereinigt wirkenden Anlagen der menschlichen Natur, so war sie auch zuverlässig ganz Bild und Gleichniß, ganz Accent der Leidenschaften. Die sinnlichen Gegenstände lebten und bewegten sich in ihr, und das Herz bewegte sich mit allen. Hier ist Poesie und Musik. Aber wie kam eine gleichförmige Bewegung, ein Zeitmaaß in den Gesang, oder ein Rythmus in die Worte?

8) Die sentimentalischen Dichter. Zwölftes St. S. 1-54. Der Begriff der Poesie ist, (S. 3.) der Menschheit ihren möglichst vollständigen Ausdruck zu geben, (ein sehr dunkles Merkmahl) und im Zustande natürlicher Einfalt macht die möglichst vollständige Nachahmung des Wirklichen im Zustande der Kultur die Darstellung des Ideals den Dichter. Dies sind die zwei einzig möglichen Arten, wie sich überhaupt der poetische Genius äußern kann. In jener zeigt sich der naive, in dieser der sentimentalische Dichter der Charakter der Aelteren und Neueren. Der sentimentalische Dichter ist mäch= tig durch Ideen, und Klopstock oder Milton können daher mit Homer gar nicht verglichen werden, weil sie Dichter ganz verschiedener Art sind. Der Charakter der Alten ist Individualität, der Modernen Idealität. In allem, was zur sinnlichen Anschauung gelangen muß, tragen die ersten; wo es aber auf Ideen ankommt, wo die Sinnenwelt überschritten werden soll, tragen die zweiten den Sieg davon. Die wichtigste Frage für die Philosophie der Kunst ist, ob in wie fern in demselben Kunstwerke Individualität mit Idealität zu vereinigen sey. Der sentimentalische Dichter reflektirt über den Eindruck, den die Gegenstände auf ihn machen, und nur auf jene Reflexion ist die Rührung gegründet, in die er sich und andre versezt. Der Gegenstand wird hier auf eine Idee bezogen, und nur auf dieser Beziehung beruhet seine dichterische

Kraft. Er hat es immer mit zwei streitenden Vorstellungen und 1796. Empfindungen, mit der Wirklichkeit als Gränze, und mit seiner Idee, als dem Unendlichen zu thun, und das gemischte Gefühl, das er erregt, wird immer von diesen doppelten Principien zeugen. Es kömmt darauf an, welches von beiden in der Empfindung des Dichters überwiegend ist. Hierauf baut der V. die Eintheilung aller sentimentalischen Dichter in Satirische und Elegische. Satyrisch ist der Dichter, wenn er die Entfernung von der Natur und den Widerspruch der Wirklichkeit mit dem Ideale zu seinem Gegenstande macht. Die Satyre ist entweder strafend (warum nicht lieber ernsthaft?) oder scherzhaft. Die Wirklichkeit ist in der Satyre ein nothwendiges Objekt der Abneigung. Die Abneigung muß aber aus dem entgegenstehenden Ideale (nicht etwa aus Neigung) entspringen. Die pathetische Satyre muß jederzeit aus einen Gemüthe fließen, welches von dem Ideale lebhaft durchdrungen ist. Sie ist das Werk erhabener Seelen. Die spottende Satyre kann nur schönen Herzen gelingen. Sie behandelt nur einen moralisch gleichgültigen Stoff, der daher durch die Behandlung veredelt werden muß. Sie fodert daher noch mehr ästhetische Kunst, als die pathetische, so wie die Komödie mehr als die Tragödie, weil diese schon einen Vortheil aus dem Stoffe zieht, den jene entbehren muß. Elegisch nennt der V. den Dichter, der die Natur der Kunst und das Ideal der Wirklichkeit so entgegenseßt, daß die Darstellung des ersten überwiegt, und das Wohlgefallen an demselben herrschende Empfin= dung wird. Ist die Natur und das Ideal ein Gegenstand der Trauer, welches dadurch geschieht, wenn jene als verloren, diese als unrecht angestellt wird; so ist diese Dichtart eigentliche Elegie; sind beide ein Gegenstand der Freude, so heißt sie Idylle in weiterer Bedeutung. Die Trauer muß bei der Elegie aus einer durch das Ideal erweckten Begeisterung fließen. Der Inhalt der Klage darf nur ein innerer idealischer Gegenstand seyn, selbst wenn sie einen Verlust in der Wirklichkeit betrauert, muß sie ihn erst zu einem idealischen umschaffen. Nun folgt eine Beurtheilung idealischen_umschaffen. Rousseau's, Klopstocks, Kleists, Hallers u. s. w. in dieser Hinsicht, welche viele wahre und vortrefliche Bemerkungen enthält. Die poetische Darstellung unschuldiger und glücklicher Menschheit ist der allgemeine Begriff der Idylle. Die Dichter haben ihr ihre Stelle in dem findlichen Alter der Menschheit angewiesen, allein

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