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1796.

Schinks Faust.

Faust hat sich leider schon oft in Deutschland dem Teufel ergeben,
Doch so prosaisch noch nie schloß er den schrecklichen Bund.

Französische Lustspiele von Dyk.
Wir versichern auf Ehre, daß wir einst wißig gewesen,

Sind wir auch hier, wir gestehn's, herzlich geschmacklos und fad. S. 282. wandern die Xenien sogar ins Unterreich, wo sie bis zu ihrem Abtritt vom Kampsplate bleiben. Hier machen sie nun mancherley Bekanntschaften, und geben die Gespräche der Welt preis, z. B.

Der junge Werther.

,,Worauf lauerst du hier?" - Ich erwarte den dummen Gesellen, Der sich so abgeschmackt über meine Leiden gefreut.

Wie würde es bey diesem Zusammentreffen dem armen Verfasser der Freuden des jungen Werthers gehen?

Peregrinus Proteus.

Siehst du Wieland, so sag ihm: ich lasse mich schönstens bedanken;
Aber er that mir zu viel Ehr'an, ich war doch ein Lump.

Ein offenherziges Geständniß eines Charlatans! - die Gespräche
der Xenien über das deutsche Theaterwesen sind unterhaltend,
und eben so wahr und gut gedacht, als gesagt. Sie schließen:

An die Freyer.

Alles war nur ein Spiel! Jhr Freher lebt ja noch alle,

Hier ist der Bogen, und hier ist zu den Ringen der Plaz.

Also abermahl eine Auf- und Ausforderung!

Aber welch ein schreckliches Ungewitter sieht Recensent an dem litterarischen Himmel sich aufthürmen! Zevs lenke es gnädig ab, und eine gnädige Juno nehme sich der schön geharnischten Griechen an, wenn die racheschnaubenden, wilden Trojer nicht Plaz gewinnen sollen. Eine solche Krisis in unsrer Litteratur war beynahe mit Gewißheit vorauszusehen; aber so plöglich vermuthete man sie wohl nicht! Ein Glück ist es, daß bey diesem

Kampfe mehr Tinte als Blut fließen wird. Ob aber nicht 1796. Gallenfieber 2c. hier und da entstehen werden, das ist eine andere Frage. Gewöhnlich läßt der Krieg Seuchen hinter sich. Und wenn nun pestartige Krankheiten in der litterarischen Welt entstehen sollten, würden die Xenien nicht responsabel gemacht werden können? Indessen, wenigstens der lieben Unterhaltung wegen, zugegriffen, gekauft und gelesen!

Bm.

Oberdeutsche, allgemeine Litteraturzeitung, Salzburg, 1796,
4. November.

Gegengeschenke an die Sudelkóche in Jena und Weimar, von einigen dankbaren Gåsten. 1797. 31 S. in 8.

Es war vorauszusehen, daß die Xenien im Schillerischen Musenalmanache vom Jahre 1797 Gegenerklärungen und Verantwortungen erzeugen würden; und hier sind einige davon. Man fann leicht denken, daß die Grazien ihre Rechte aufgegeben haben, bey einem solchen Unwesen den Vorsiß zu führen, und was Recensent bey Anzeige jenes Musenalmanachs ahndete, ist geschehen. Die Dykische Buchhandlung in Leipzig hat sich das Vergnügen gemacht, Gegengenien in Umlauf zu bringen, und diese Brochure nennt schlechterdings als die Verfasser der Xenien nur Schiller und Göthe allein. (Ob sich die Verfasser der Gegengeschenke, etwa D. und M.? wohl nicht irren? Ob ihrer wohl nicht mehrere Hand ans Werk gelegt haben, als die Xenien ihre Existenz erhielten?) Genug, die Verfaffer der Gegengeschenke mögen zusehen, ob sie mit den Verfassern der Xenien fertig werden; fertig geworden sind sie noch nicht.

Doch zur Anzeige der Gegengeschenke! S. 3.

Das Echo.

Wie die Stimme der Wald empfängt, so gibt er sie wieder.
Nehmt dann, wir bitten, ihr Herren, nehmt mit dem Echo

vorlieb.

1796. S. 5. spricht Apoll ziemlich trivial von Koscher. Seit wann war denn Apoll ein Jude? S. 6. Parodie zu jener Xenie über Dyks Lustspiele; aber ohne Wiß. S. 7.

Ne Sutor.

Was die Muse versagt, das sollte keiner versuchen,
Schiller die schwere Kritik, Göthe das Distichon nicht.

In dem letzten Ausspruch möchte man sich doch wohl ein wenig
stark geirrt haben! S. 8.

Trauriger Frrthum.

Wie man sich irret! Wir glaubten den Marat todt und be

graben,

Siehe, da lebet der Schuft wieder am Saalgestad auf.

Ist plump, und hat keine Pointe!

S. 9.

Poetische Einbildung.

Weil ihn Göthe besucht, so dünkt er sich Göthe der Zweyte,
Schiller der Erste, mein Freund, bist du und bleibst du

Ferner S. 10.

Nicolai und Schiller.

gewiß.

Zärtlich hat Nicolai dich nicht behandelt, doch kannt' er,
Wahrlich er kannte das Kloß, das er zu spalten begann.

Derselbe an denselben.

Schwaben hab' ich durchreis't und manchen Schwaben gesehen:
Über ein Schwabe, wie du, hat sich mir nirgends gezeigt.

Nun folgen Distichen über Schillers Schriften und über die Horen.
S. 17. Erklärt sich die Bibliothek der schönen Wissen =
schaften selbst für einen Spittel. S. 19.

Die Archivare der Zeit.

Wollt ihr, ihr züchtigen Herrn, den Theil der Grazie küssen,
Den ihr bescheiden verschweigt, steht er zu euerm Befehl.

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Nun gehts auf 1796.

Was soll man zu solchen Aeußerungen sagen?
einigen Seiten über Göthen her. Da wird er Philister; Reichs-
bürger; Geheimer Rath, der nie etwas Geheimes gethan hat;
Student; jungenhaft u. s. w. genannt. Dann werden seine Schriften
durchgenommen. Dabey geht's sehr derb, und bisweilen auch
abgeschmackt her. S. 24. wo von Göthens Optik die Rede ist,
zeigt der Verf., daß er sie nicht beurtheilen kann; und dann
folgt S. 26.

Berichtigung.

Zur Beförderung ästhetischer Sitten hat Wolfgang von Göthe,
Rath und Poet und Hannswurst, (?) uns Epigrammen

verfaßt.

S. 28. hat sich die Pleiße schlecht verantwortet. S. 29.

Abschied.

Hiermit befohlen, ihr Herrn! schimpft ihr, so schimpfen wir wieder,
Macht ihr Verse auf uns, machen wir Verse auf euch.

S. 31. erklären die Verfasser ihre Distichen selbst für Sottisen.

Bey dem Allem möchten nun wohl die Buchhändler allein ihr bestes Conto finden! Es würde also sehr gut seyn, als Buchhändler und Schriftsteller zugleich auftreten zu können. Was das Publikum bey diesen Kazbalgereyen gewinnt? €3 wird seine Leute kennen lernen!

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- βμ.

Oberdeutsche, allgemeine Litteraturzeitung, Salzburg, 1796,
28. December.

Tübingen bei Cotta: Die boren. Eine Monatsschrift. Berausgegeben von Schiller, 4-12 St. 1795.

Die drei ersten Stück dieser Zeitschrift sind im vorigen Jahrgange der Annalen Oct. 2. u. s. w. von einem andern Rec. beurtheilt worden. Da es der Plan des Instituts erfodert, aus vermischten Schriften nur solche Auffäße zu beurtheilen, welche

1796. philosophischen Inhalts sind; so schränken wir uns auch hier auf die Anzeige derselben ein. Die Aufsäge sind:

I. Aesthetisch, als:

1) über Charakterdarstellung in der Musik. Fünftes Stück. S. 97–121. Hat Rec. zweymal gelesen, aber die Begriffe scheinen ihm so abstract, ihre Verbindung so fein, ihre Unterscheidung so subtil, daß er überall kein Objekt für sie antreffen kann. Kurz, er hat den Auffah mit aller Anstrengung nicht verstehen lernen. Ob es an ihm, oder dem Inhalte, oder an der Darstellung liege, mögen andere entscheiden.

2) Die schmelzende Schönheit, Fortsehung der Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen. Sechstes Stück. S. 45–124. Rec. stimmt in so fern mit dem Rec. der 3 ersten Hefte der Horen in den Annalen in seinem Urtheile über diese Briefe, überein, daß es ihm ebenfalls unmöglich gewesen ist, bei der sorgfältigsten Durchlesung, einen bestimmten Gedankengang aufzufassen oder einen zusammenhängenden Plan zu ergründen. Hie und da stieß er, wie dieses nicht anders zu erwarten ist, auf helle und fruchtbare Gedanken, einzelne schöne Bilder und vortrefliche Darstellungen, aber die vielen, oft gezwungenen Antithesen, die Menge der neuen, oft unglücklich gewählten Sprachformen und Ausdrücke, die süßlichmetaphysischen und transcendentalen Abschweifungen ersticken alle Deutlichkeit der Begriffe von dem, was der V. eigentlich will, und machen das Ganze zu einer Mystik, deren Sinn wohl schwerlich von irgend jemanden erreicht werden möchte.

3) Über Griechische und Gothische Bauk u n st. Achtes St. 87-102. Der V. sucht zu erklären, wie es komme, daß die Schönheit der Baukunst so verschieden aussiel, und welches das Princip der schönen Baukunst sey. Er glaubt, daß die Schönheit eines Gebäudes, so wie aller Schönheit auf der Einheit des Begriffs beruhe, die er S. 92. darin seßt, daß der Künstler bey seiner Arbeit, bei dem seiner Einbildungskraft vorschwebenden Ideal, das gesammte Urtheil aller Menschen über den darzustellenden Gegenstand zur Einheit gemacht habe. Diese Einheit des Begriffs, die aber, wie es Rec. scheint, etwas sehr Dunkles ist, nennt der V. auch die Geschmackseinheit. Mit dem Verluste derselben sinke der gute Geschmack. Nun soll S. 95 insbesondere gezeigt werden,

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