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1796.

Reichs-Anzeiger.

„Edles Organ, durch welches das deutsche Reich mit sich selbst spricht,

„Geistreich, wie es hinein schallet, so schallt es heraus.“

Darauf möchte ich, im Namen der Herren Einsender, die es eigent= lich gilt, wohl antworten:

Schallen heraus, wie hinein, ist
Tön't es nur immer was nüßt,

des Dinges Natur.
kein hämischer Satyr aus
ihnen.

d. H.*)

Kaiserlich privilegirter Reichsanzeiger, Gotha, 1796, 28. Oktober.

Musen-Almanach für das Jahr 1797. Berausgegeben von Schiller, Tübingen, in der Cottäischen Buchhandlung. Mit einem Titelkupfer. 203 S. in 8.

Eine so angenehme Erscheinung im vorigen Jahre Schillers Musenalmanach unter seinen Brüdern war, eine so merkwürdige ist er dieses Jahr; angenehm und merkwürdig zugleich. Sch. hat wirklich die Blumen zu dieser Lese so sorgfältig gesammelt, daß man mit der größten Gewissenhaftigkeit sagen kann: Es befindet sich nichts in dieser Sammlung, das ganz schlecht ist; und nichts, das äußerst mittelmäßig genannt werden kann. Aber freylich füllen die größte Bogenzahl dieses Musenalmanachs nur Göthens und Schillers Gedichte selbst. Das heißt mit dem Publikum gewissenhaft umgehen.

Die Sammlung wird mit einer Idylle, Alexis und Dora von Göthe eröffnet. Ein Feld, in welchem wir diesen Dichter, so viel Rec. weiß, zum ersten Mahle erblicken. Diese Idylle ist ein äußerst schönes Stück, welches dem Verf. eine entscheidende Palme in dieser Gattung von Gedichten erringt. Sie erregt in uns den Wunsch, diesen dichterischen Proteus in mehreren Gedichten dieser Art zu sehen. S. 17. Das Mädchen aus der Fremde, von Schiller. Von eben diesem Verf. das folgende

*) Zacharias Beder.

Gedicht Pompeji und Herkulanum. (S. 19-24.) Beyde verdienen 1796. ihren Plaz. S. 25. Die verschiedene Weise der Moral; ein gutes Stück. mit V. unterzeichnet. S. 28-31. Sechszehn Epigramme von Göthe. Hier zwey derselben.

An den Selbstherrscher.

Du bist König und Ritter, und kannst befehlen und streiten;
Aber zu jedem Vertrage rufe den Kanzler herbey.

Der Minister.

Klug und thätig und fest, bekannt mit allem, nach oben
Und nach unten gewandt, er sey Minister und bleib's.

S. 32. 33. Sechs dergleichen Gedichte von Schiller.

Würde des Menschen.

Nichts mehr davon, ich bitt' euch. Zu efsen gebt ihm, zu wohnen,
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst.

S. 34. Von eben diesem Verf. Klage der Ceres. Aus diesem Gedichte wünschten wir beyläufig folgende Zeilen heraus:

Und:

„Jedem solchen Aug verschlossen
Bleibt das nächtliche Gefild."

Ach ihr Auge trüb von Zähren."

Je größer der Dichter, desto strenger find die Forderungen an ihn.
S. 41. Das Heilige und Heiligste, von Göthe. S. 42. ff.
Die Musen, ein gutes Gedicht von Conz. S. 49.

Jezige Generation.

War es stäts so, wie jezt? Ich kann das Geschlecht nicht begreifen.
Nur das Alter ist jung, ach! und die Jugend ist alt!

Schiller.

S. 50. Macht der Liebe, von T., schließt nicht gut:

Liebe tränzet nur mit Myrthen;

Doch im seligsten Gewinn

1796.

Wird der König gern zum Hirten,
Die Sultane Schäferinn."

S. 51. Zwey kleinere Blumen von Schiller. S. 57. Andenken, von Sophie Mereau. Wir sind überzeugt, daß diese Dichterinn in einem anderen Metrum uns das alles, was sie sagt, weit angenehmer gesagt haben würde. S. 59. Die Geschlechter, ein Gedicht von Schiller, seines Verfassers würdig. S. 66. An Auroren, von D.; ziemlich prosaisch! S. 67. Drey kleinere Gedichte von Schiller über verschiedene Versarten. 3. B.

Die achtzeilige Stanze.

Stanze, dich schuff die Liebe, die zärtlich schmachtende.
Dreymahl

Fliehst du schamhaft, und kehrst dreymahl verlangend

zurück.

S. 68. Musen und Grazien in der Mark, von Göthe. Wer kennt nicht des Pfarrers Schmidt Gedichte, welche die Natürlichkeit bis zum äußersten Ende treiben, und welche voriges Jahr den sogenannten Kalender der Grazien und Musen füllten? Gegen diesen tritt hier G. mit der feinen Geisel der parodirenden Satyre auf. Das Gedicht wird schwerlich Jemand lesen können, ohne zu fühlen, daß der Verf. seinen Endzweck redlich erreicht hat. Hier sind ein paar Stanzen aus demselben:

Sagt mir nichts von gutem Boden,

Nichts vom Magdeburger Land!

Unfre Samen, unsre Todten,

Ruhen in dem leichten Sand.

Selbst die Wissenschaft verlieret
Nichts an ihrem raschen Lauf;
Denn bey uns, was vegetiret,
Alles feimt getrocknet auf.

Laßt den Wizling uns besticheln!

Glücklich! wenn ein deutscher Mann

Seinem Freunde Vetter Micheln,

Guten Abend biethen kann.

Wie ist der Gedanke labend!

Solch ein Edler bleibt uns nah!
Immer sagt man: Gestern Abend

War doch Vetter Michel da!

In der That, der märkische Dichter konnte nicht seiner und treffender perfiflirt werden! S. 71.

Das Geschenk.

Ring und Stab! O seyd mir auf Rheinweinflaschen willkommen!
Ja wer die Schafe so tränket, der heißt mir ein Hirt!
Dreymahl gesegneter Trank! dich gewann mir die Muse, die Muse
Schickt dich, die Kirche selbst drückte das Siegel dir auf.

Schiller.

Wenn dergleichen Geschenke so gegeben, und so dankend besungen werden, so sind die Geschenke des Sanges, und der Sang der Geschenke werth! S. 72. Die Göttergabe von W. ist sehr menschlich besungen. S. 75. Arkona, ein großes Nordisches Gedicht von Rosegarten, S. 87.

Der Genius mit der umgekehrten Fadel. Lieblich sieht er zwar aus mit seiner erloschenen Fackel; Aber, ihr Herren, der Tod ist so ästhetisch doch nicht. Schiller.

S. 88-91. Schöne Gedichte von eben diesem Sänger über und an Weiber. S. 92. Der Bund, von Matthison. Der Schluß derselben ist:

Am Sternenhimmel flammt das heilge Wort:

Der Geister Einklang tönt unendlich fort.

S. 93. Der Bach, ein gefälliges Gedicht von Woltmann. S. 94. Das Eril von N. verdient Bemerkung. S. 99. Gefälligfeit von D. Mitunter sehr prosaisch! S. 101. Die todte Natur, von Woltmann. S. 105. Reime, Verstand und Dichtkunst, von V. Glücklich ausgeführte Gedanken! S. 108. Sonnenuntergang im Walde, von Neuffer. Verdient seinen Plaz. S. 110. Der Chinese in Rom, von Göthe. Wohl wahr! S. 111. Zwey

1796.

1796. kleinere angenehme Gedichte von Schiller. S. 112. Diogen und der Bettler, von Pfeffel. S. 113. Das Kind, von Conz. S. 114. Zwey fleinere Gedichte von Schiller. S. 116. Lied von Steigentesch. Sehr natürlich! S. 117. Der Wunsch, Legende, von Langbein. In seiner bekannten beliebten Manier. S. 120. Der Besuch, von Schiller. Ein Gedicht der Begeiste= rung. S. 122. Die Liebe und das Glück, von T. S. 123. Das erträumte Paradies, von B. S. 125. Zwey kleinere Gedichte von Schiller. S. 126-141. Pygmalion von Schlegel Hat gefällige aber auch schwere Stellen. S. 142. Der Fuchs und der Kranich. An F. Nikolai, von Schiller. Muß gelesen und verdient beherziget zu werden. S. 143. Die Eisbahn, von Göthe. Gewiß ein vortreffliches Stück! S. 147. Die Landschaft von Sophie Mereau. Hat mahlerisch schöne Stellen. Am wenigsten aber gefällt uns in diesem Gedichte die Zeile:

4

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Und des Tages matter Schein erkranket.

Vielleicht ist dieses der einzige widerliche Pinselstrich in dem ganzen
schönen Gemählde. Andere Farben darüber! S. 152-182. Ta-
bulae votivae, mit G. und S. unterzeichnet. (Göthe und Schiller?)
Hundert und drey kleinere Gedichte, die gewiß alle ihren Platz,
und gelesen zu werden, verdienen. Sie beginnen mit dem:

Was der Gott mich gelehret, was mir durch's Leben geholfen,
Häng' ich dankbar und fromm hier in dem Heiligthum auf.

Man lese und rathe nun, unter welche das G., und unter welche
das S. gehört. Das ist doch wohl die Meinung der Verfasser?
Hier sind ein Par Proben:

Unterschied der Stände.

Auch in der sittlichen Welt ist ein Adel; gemeine Naturen
Zahlen mit dem, was sie thun, Schöne mit dem, was sie sind.

Das Mittel.

Willst du in Deutschland wirken als Auctor, so triff sie nur tüchtig;

Denn zum Beschauen des Werkes finden sich wenige nur.

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