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müßte ich sehr weitläuftig werden; und es wäre immer noch die 1796. Frage, ob es mir gelänge, mein Gefühl in passende Worte zu bringen. Die mit E. unterzeichneten Gedichte sind mehrentheils allegorisch, und beziehen sich oft auf das Bild eines Schmetterlings. Ich kann sie den vorherbemerkten nicht gleich achten.

Manches Stück dieser schäßbaren Sammlung muß man sich freilich wundern hier zu finden: z. B. S. 158 eine Ballade von Rosegarten, die sich also anhebt.

Schön Sidselil schnürte sich so knapp und schlank,
Daß ihr die Milch aus den Brüsten sprang,

und in dieser Manier geht das Gedicht weiter. War es wohl der Mühe werth, dergleichen Schilderungen nach dem Dänischen zu kopiren? Die Beiträge von Kosegarten sind überhaupt nicht vorzüglich. Rauhe Sprache und Versbau machen ihn vor den übrigen kenntlich.

Woltmann, ein junger Dichter und, wie es scheint, Nachahmer von Schiller, hat sechs Gedichte geliefert, die nicht alle dieser Stätte werth sind. Es läßt sich kaum eine schlechter erfundene Ballade denken, als sein Rudolph von Erlach, wo ein junger Mensch von seinem Schwiegervater Geld verlangt, und diesen ohne Umstände todtschlägt, weil er ihm nichts geben will, worauf er sich dann selbst ermordet. Herr Woltmann erlaubt sich Härten, wie folgende:

Der Schwiegersohn von Rudenz stürmte,
Wie Geister blaß im Fackelschein,
Mit wildem Haar, das hoch sich thürmte,
Zum offnen Pfortenthor herein.

Ist dieser Schwiegersohn so blaß wie Geister, wenn sie im
Fackelschein gehn, oder kommt er im Scheine der Fackeln? Eben
so nachher, wenn der Alte spricht:

Ich kann, o Sohn, kein Geld mehr geben;
Du reichst mir noch den Bettelstab,

Dein Weib wird gleich dem Bettler leben,
Dem schimpfend man den Heller gab.

1796. Das Sylphenlied von demselben ist ganz unbedeutend, ein jeder Leser wird an das bekannte Mathissonsche denken. Sehr hart ist folgende Strophe:

So fliehen im Leben,
Die Menschen mit Beben,
Der himmlischen Gunst.
flög er zu Hügeln,
Voll Blumen auf Flügeln

Der dichtenden Kunst!

Die Kunst, S. 49, ist dunkel und voller Phrasen, die wenig
bedeuten: die Hauptidee ist aus den Briefen über die ästhetische
Erziehung des Menschen entlehnt. In diesem Gedichte treffen
Sie folgende Strophe:

Hier ist der Menschheit Heiligthum!

! wäre nie im Schatten dieser grünen, Geweihten Gäng' Apollons Chor erschienen, Uns bliebe kaum des Thieres Ruhm.

Man sieht allenthalben, wie der Reim diesen Dichter ängstigt. Die Treue, S. 81, ist eine sehr harte und ge= zwungene Uebersetzung aus der Estelle von Florian. Im Deutschen findet man fast gar nichts von der Lieblichkeit des Originals.

Die Rache der Elfen, S. 92, enthält eine Geschichte, die Sie schwerlich begreifen werden. Ein Hirt und eine Hirtinn vergessen sich in einer Gegend, welche die Elfen bewohnen, und die Schäferinn stirbt in den Armen ihres Geliebten. Was soll man zu dieser Erfindung sagen?

Das lehte Gedicht Woltmann's, S. 98, ist sehr schön, und allen andern völlig unähnlich. Alle Bilder sind lieblich, die Verse melodisch, und das Ganze, einige Härten abgerechnet, vollendet. Nur den ungelenken, matten und fast unverständlichen Schluß hätte ich dem Dichter gern erlassen:

Wenn ich dereinst mit Engeln Lieder singe,
Den höchsten Ton

Im Lied auf Gott, der Bilder schönstes, bringe
Ich dir zum Lohn.

Was sagt diese spielende unpoetische Idee?

An den Gedichten der Herren Lappe, Neuffer, u. a. läßt 1796. sich weder viel loben, noch tadeln.

Was die Epigrammen betrift, welche den Musenalmanach beschließen, so wird Niemand läugnen können, daß einige derselben vorzüglich schön sind, und einen tiefen Sinn enthalten. Diese habe ich zu wiederholten Malen gelesen, so wie manche andere, an welche ich die Prätensionen nicht machte, zu denen. uns sonst das moderne Sinngedicht verwöhnt hat. Aber wo in vielen das Epigrammatische, oder auch nur jenes Ausgezeichnete liegt, welches den Dichter berechtigt, den Einfall niederzuschreiben, und drucken zu lassen, kann ich nicht begreifen. So z. B. das 73ste: Wundern kann es mich nicht, daß Menschen die Hunde so lieben, Denn ein erbärmlicher Schuft ist, wie der Mensch, so der

So das 66ste, das 49ste, das 46ste.

Hund.

Auch sagt der Dichter dies selbst, und darum dürfen wir es wohl noch freier bekennen, zufolge seines 60sten Epigrammes:

Wie dem hohen Apostel ein Tuch voll Thiere gezeigt ward,
Rein und unrein; so zeigt, Lieber, das Büchlein sich dir,

und das gleich darauf folgende verbietet mir, so wie allen Re-
censenten, die Kritit.

Ob ein Epigramm wohl gut sey? Wer kann es entscheiden?
Weiß man doch eben nicht stets, was er sich dachte, der

Schalk.

Wie müßte man die letzten Töne unsers Gleim bewundern, wenn man gegen die Nachlässigkeiten dieses Dichters, welcher in der Blüthe seiner Jahre steht, blind seyn wollte? Doch ich höre so eben, daß die angeführten Epigrammen dennoch bewundert werden, und so bin ich gern zufrieden, daß keiner als Sie erfährt, wer diese Zeilen geschrieben hat.

M.

Rambach und feßler, Berlinisches Archiv der Zeit und ihres
Geschmacks, Berlin, 1796, März, pag. 226–230.

1796.

Musen-Almanach von Schiller.

Er erschien unter allen zuleßt; aber von ihm gilt was geschrieben steht: die lezten sollen die ersten seyn. Eine noch strengere Auswahl hätte vielleicht einigen Stücken, die meines Bedünkens die Nachbarschaft der übrigen kaum aushalten können, die Aufnahme versagen sollen. Aber wie sehr verlieren sich diese weniger geruchvolle Blumen unter so vielen schönen und geistvollen! Da mir der Mangel an Raum keine Ausführlichkeit mehr erlaubt, so begnüge ich mich zu sagen, daß auch mir (wie dem Aristarch im Berlinschen Archiv (am a. D. S. 127) die mit D. unterzeichneten Stücke, die Parthenope von P. und Conzens Hain der Eumeniden, vorzüglich gefallen. Ich seze hinzu, die mit E. unterzeichneten, den Frühling und das Lieblingsörtchen von einer liebenswürdigen Dichterin, den Weltgeist u. Biondina von Meyer - die Verheissung von Woltmann, Ruhheims Fluren von Rosegarten, und den Metafysiker, den Spruch des Konfucius, und eine Menge kleiner Lieder und Sinngedichte von Schiller und von Göthe. Von dem Frauenlob des erstern und den römischen Epigrammen des andern zu einer andern. Zeit ausführlicher. Haugs Laura nach Petrarch macht mich lüstern nach einer mit diesem Geist und dieser Zierlichkeit übersezten Auswahl der Petrarchischen Sonnette und Kanzonen; und A. W. Schlegels Lieder aus einem ungedruckten Roman, nach dem Roman selbst.

W.

Wieland, Der Neue Teutsche Merkur, Weimar, 1796, April, pag. 451.

Neustrelit, b. d. Hofbuchh. Michaelis: Musenalmanach für das Jahr 1796. Berausgegeben von Schiller. 260 S. 12. Mit der Büste des vatikanischen Apollo als Titelkupfer von Bolt. ( Rthlr.)

Beynahe ohne Ausnahme sind die Gedichte in dieser schönen. Sammlung der Eingebung des Gottes würdig, den Bolt mit genialischem Grabstichel im Ausdrucke der kraftvollsten Milde auf

dem Titelblatte dargestellt hat. Der ganze Almanach enthält 1796. eine Sammlung von Gedichten, die schon durch den Namen ihrer Verfasser: Göthe, Schiller, Kosegarten, Langbein, Haug, Pfeffel, Conz; noch mehr aber durch die glückliche Auswahl interessiren, mit welcher der Herausgeber diese holden Blumen der Phantasie gesammelt, und in einen lieblichen Strauß zusammen gewunden hat. Die meisten darunter sind von dem Herausg. selbst, und athmen aus ihren lieblichen Kelchen den wohlthätigen Duft sittlicher Lehren, oder schönen Gefühle.

Die Macht des Gesanges, ein Zaubergebilde, worinn sich lyrische Kraft mit elegischer Sanftheit vereinigt, wird von Reichardts ausdrucksvollen Melodien begleitet in der besondern Manier, die dieser musikalische Geist im Umgang mit der höhern Muse sich eigen gemacht hat. Der Tanz, ein lebendiges Gemälde mit beweglichen Figuren, worin der Dichter mit Oberons magischen Horen den Zuschauer unaufhaltsam mit sich fortreißt, bis er ihn zulezt bey der erhabnen Idee des großen Wohllauts in der Natur wieder zur Ruhe bringt.

Pegasus in der Dienstbarkeit. Der Dichter läßt den edlen Hippokryphen von einem hungrigen Poeten auf den Roßmarkt bringen. Von einem Pachter wird er zu einem Zugpferde gekauft, weil sonst kein Käufer mit einem solchen, durch zwey häßliche unnüze Flügel entstellten, Thiere etwas anzufangen weiß. Der arme Pegasus wird in einen Karren gespannt, den er grimmig in eine Grube wirft. Am andern Tage muß er in Gesellschaft zweyer Klepper einen Wagen ziehn, mit dem es nicht besser geht. Nun sucht man durch Hunger seine Tollheit zu zwingen. Mit einem Ochsen wird hierauf das abgezehrte Thier an einen Pflug gespannt, bis es nach den lezten vergeblichen Versuchen zu Boden stürzt. Apoll erscheint, und bittet sich das Pferd zur Probe aus. Kaum fühlt das königliche Roß den Meister auf dem Rücken, so schwingt es sich himmelan, und verschwindet am fernen Äther. Die Ideale, ein elegisches Gedicht, worinn die Phantasie beym Erwachen alle Figuren ihres Traumbildes verschwinden sieht, und nur noch die Freundschaft und Beschäftigung zu Begleiterinnen des Lebens behält.

Würde der Frauen in alternirenden Stanzen, worinn der männliche Charakter der weiblichen Milde zum überwiegenden Vortheile der leztern abwechselnd entgegengestellt wird - ein

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