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Berlin. 25. (November 1793) Die Räuber, Tr. (Daß 1794. die Direktion wegen der gar zu häufigen Krankheiten und Unpäßlichkeiten der Schauspieler in Ansehung der aufzuführenden Stücke nicht selten in Verlegenheit gerathen möge, glauben wir gar gern, aber doch möchte man nach so vielen Zurufungen in diesen Blättern endlich ein Stück ruhen lassen, welches immer ein gräßliches und unmoralisches Stück war, das nie auf die Bühne hätte gebracht werden sollen, und für jeßige Zeiten gar nicht frommt. Die Vorstellung eines solches Stücks kann mehr Schaden bewirken, als manches gefährliche Buch, das strenge verboten wird.)

Journal des Lurus und der Moden, Weimar, 1794, Januar,
pag. 40.

Schöne Künste. Paris, b. Maradan: Robert chef des brigands. Drame en cinq actes, en prose, imité de l'Allemand, par le Citoyen La Martelliere. 1793. 8.

Le tribunal redoutable, ou la Suite de Robert chef des brigands. Drame en cinq actes, en prose, par le Citoyen La Martelliere. 1793. 8.

Die Räuber haben bey ihrer Verpflanzung auf das französische Theater Milderungen erhalten, aus welchen abzunehmen

Braun, Schiller. II.

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1794. ist, daß die dramatische Kunst dieser Nation noch lange nicht à la hauteur de la révolution fommen kann, da sie, durch die Revolution veranlaßt, den beschränkten Kreis ihrer kalten, steifen, conventionellen Tragödie mit solchen von uns entlehnten Süjets zu bereichern, selbst hinter unsrer beziehungs- und harmLosen, lediglich poetischen, Kühnheit so weit zurückbleiben muß. Der französische Umarbeiter fängt hier sein erstes Stück mit dem Augenblick an, wo in den deutschen Räubern Franz nach seines Vaters Tod Amalien mit seiner Liebe verfolgt; und er läßt demnach Herrmanns falsche Botschaft von Karls Tod darauf abzwecken, Amalien allein zu hintergehen. Die Ermordung eines Freundes und Bundesgenossen von Franz, eines Grafen von Marbourg, dem die Räuber, welche überhaupt von dem Vf. wohlbedächtig mehr zu einer Art von heimlichen Gericht constituirt worden sind, sein verdientes Urtheil gesprochen haben, ist als Vorbereitung zu dem zweyten Stück in die Handlung des ersten eingeschaltet; sie wird zwar nur erzählt, ist aber mit einigen von den Details verbunden, die in den deutschen Räubern bey andern Veranlassungen vorkommen. Die wichtigste Veränderung hat der Umarbeiter mit Kosinsky's Rolle vorgenommen, und sich dadurch eine andre, natürlicher Weise viele rundere, Entwickelung verschafft. Kosinsky ist nemlich der verkleidete Sohn eines Grafen von Berthold, eines Günstlings des Kaisers, an welchen Karl Moor, oder wie er hier heißt, Robert sich gewandt hat, um mit seinen Räubern Gnade zu erhalten, und ein ordentliches Leben führen zu dürfen. Eine Zeitlang der Verrätherey verdächtig, vertritt dieser junge Mann am Ende des Stücks, als die Räuber ihren Hauptmann aus den Armen seiner Geliebten und seines im Thurm gefundenen Vaters durch die Erinnerung an seinen Eid aufschrecken, die Stelle des deus ex machina, dessen der deutsche Dichter sich so gewissenlos und grausam überhoben hatte; er zeigt den Pardon des Kaisers vor, nebst der Errichtung der Räuberbande zu einem corps franc de troupes légeres unter Robert's Anführung: worauf sich denn das Stück zur allerseitigen Befriedigung schließt, ausgenommen, daß Maurice (der französische Franz Moor) sich von einem Thurm hinunter in den Mayn gestürzt hat. Man sieht aus diesem kurzen Auszug, daß der französische Vf. in keinem Betracht mit dem deutschen viel gemein hat; und obgleich sein Stück im

vorigen Jahre ein ausgezeichnetes Glück auf dem Theater gemacht 1794. hat, so findet man darin doch einen Keim von ungeschickter Furchtsamkeit und von Antirepublicanismus, der sich in der Fortsetzung sehr entwickelt hat, ja sogar dem tribunal redoutable verschiedne Denunciationen zugezogen, und dessen öffentliche Vorstellung verhindert hat. Dies Stück ist fast ganz von des Vf. eigner Erfindung, ausgenommen etwa darinn, daß er seinen Robert, als souverainen Comte de Moldar en Franconie mit den vornehmsten seiner ehemaligen Mitbrüder das heimliche Gericht, was er vorher als Räuberhauptmann errichtet hatte, ungestört fortsehen läßt, und also vergißt, was er seinem Kosinsky am Schluß des ersten Stücks sagen ließ:

O Robert! L'Empereur, touché de tes rêmards, veut réformer par sa justice tous les abus, que tu punissois par la force.

Amalia und der alte Moor sind todt; dafür lebt aber der todtgeglaubte Maurice, und gründet auf die Existenz eines jungen Adolphe, eines Sohnes von dem ermordeten Grafen von Marburg, ein höllisches Complot, um seinen Bruder, als Entführer der Braut dieses Jünglings, und als Mörder des legteren bey seinem eignen Gericht angeben zu lassen,' und zugleich den vorgeblich ermordeten Adolphe zum Rächer seines Vaters gegen ihn anzustiften. Aber seine Ränke, welche, die Wahrheit zu sagen, auch ungeschickt genug angelegt sind, mißlingen ihm; er wird selbst für den Räuber des Mädchens erkannt, ihr von ihm verführter Liebhaber fällt Robert, der unter einer Verkleidung sein Wohlthäter gewesen war, zu Füßen, und das Stück schließt mit dem diesmal, wie wir hoffen wollen, wirklichen Tode des Bösewichts Maurice, der sich nicht ohne einige Selbsterkenntniß ersticht. Was diesem Stück nach dem 10 August, ungeachtet der Reclamationen des Vf. in seiner Vorrede, hauptsächlich einen gehässigen politischen Nebensinn für die herrschende Partey gegeben haben mag, ist die sehr oft wiederkehrende, mit der ganzen Handlung verbundne, und durch die glückliche Entwicklung vollends ausgeführte loyale Idee des Nachfolgerechts des tugendhaften und liebenswürdigen Adolphe auf die Staaten seines als Tyrann rechtmäßig ermordten Vaters. Schon im ersten Act z. B. erscheinen Marburger Deputirte, welche Robert die Regierung antragen, indem sie den Sohn ihres Fürsten ver

1794. bannt hätten; sehr kräftig weisen sie Robert und seine Räthe zurecht, und Robert sagt unter andern folgende, im neueren französischen Régime sehr heterodoxe Worte:.

Il est tombé des tyrans sous nos coups, mais c'étoient des tyrans, et les tyrans ne sont pas des souverains. Man sieht, daß es dem Vf. leicht gehen kann, wie manchem. seiner unglücklichen Landsleute: in Frankreich zu wenig, und außer Frankreich zu viel gethan zu haben. Mir wünschen übrigens, daß er vor keinem wirklichen, etwas tragischen tribunal redoutable Rechenschaft abzulegen haben möge; aber von jedem literarischen Jury muß das Urtheil ergehen, daß es nicht der Mühe werth war, sich mit einem solchen Stück in diesen Fall zu sehen.

Allgemeine Literatur-Zeitung, Jena und Leipzig, 1794, 27. februar.

Jena, b. Mauke: Allgemeine Sammlung historischer Memoiren vom 12ten Jahrhundert bis auf die neuesten Zeiten, durch mehrere Verfasser überseht, herausgegeben von Sr. Schiller. 2te Abtheil. I. Band. 1791. Į Alph. 2 Bog. II. B. 1792. 21 Bog. III. B. 1792. Į Älph. Į Bog. gr. 8.

Dem Plane gemäß, ist diese zweyte Abtheilung neuern Memoiren aus dem 16ten Jahrh. gewidmet, und die Wahl konnte nicht besser getroffen werden, als daß man mit den Memoiren des Herzogs von Sully anfing. Sie nehmen diese drey Bände ein und sind noch nicht darin geendigt. Ihr vorzüglich reichhaltiger Inhalt, der große politische und edle moralische Charakter des Mannes, aus dessen Briefen und Auffäßen sie gezogen sind, die Gleichheit der darin erzählten Begebenheiten mit den Vorfällen, die wir jezt in Frankreich anstaunen, die Treue der aus einer so reinen Quelle geschöpften Erzählung, die einnehmende Simplicität und der Biedersinn, der in allem herrscht, was den Held der Memoiren, Heinrich IV., angeht, geben dem Buche einen so großen Werth, und so viel Anziehendes, daß Rec. es in dieser Uebersetzung noch einmal ganz durchgelesen hat, welches sein Zweck, nur diese Uebersehung, und die Schillerschen Zufäße an

zuzeigen, vielleicht nicht nöthig gemacht hätte. Dieser Zweck ver- 1794. hindert ihn nun zwar auch, den Inhalt des Buches genau anzuzeigen; aber er kann sich doch nicht enthalten, einige Stellen herzusehen, die für unsere Zeiten so äußerst treffend sind. Der Leser muß dabey erwägen, daß in diesen Stellen Schriften zum Grunde liegen, die fast drittehalb Jahrhunderte alt sind, und er wird alsdann mit uns übereinkommen, daß auch in der Staatskunst, wie in allen andern praktischen Wissenschaften, allgemeine Grundsäge angetroffen werden, die zu keiner Zeit ungestraft aus den Augen gelassen werden können. B. I. S. 141. „Solchen entsezlichen Demüthigungen sah sich ein König (Heinrich III.) ausgesetzt, der den Factionen weder zuvor zu kommen, noch sie zu ersticken oder zu zertheilen wußte; der sich mit Muthmaßungen aufhielt, wo er handeln sollte, der weder mit Klugheit noch mit Nachdruck zu handeln verstand, ja der niemals weder seine Unterthanen, noch die, die am meisten um ihn waren, kennen lernte. Die Staatsveränderungen großer Reiche sind nicht Wirkungen des Zufalls oder des Eigensinns der Völker. Nichts reizet die Großen eines Staates so sehr zum Aufruhr, als eine schwache, unordentliche Regierung. Das Volk aber empört sich nicht aus Lust, der angreifende Theil zu seyn, sondern nur um eine unerträgliche Last abzuwerfen." S. 172. „Der König (Heinrich IV.) urtheilte, daß die Unternehmung gegen Paris nicht nur unmöglich wäre, sondern daß auch selbst, wenn wir uns der Stadt bemächtigt hätten, eine in einer so ungeheuren Stadt als Paris zerstreuete Armee die größte Gefahr laufen müßte, darin überwältigt zu werden; indem wir zugleich von innen, mit einem unzähligen Volke, und von außen mit einer Armee, die nach uns hineindringen, oder uns darin belagern würde, zu kämpfen gehabt hätten." 1792 dachte man so nicht, und wenn man zur Entschuldigung sagen wollte: was für ein Unterschied unter der Armee Heinrichs IV. und der Aliirten: so muß man darauf wieder antworten; was für ein Unterschied unter Paris damals und jezt? B. II. S. 115. „Das Lesen der römischen Schriftsteller hatte Brissac einen sonderbaren Plan eingegeben. Er dachte darauf, Frankreich zu einer Republik, und Paris zur Hauptstadt dieses neuen Staats zu machen, wozu er in seiner Einbildung schon den Grund nach dem Modell des alten Roms

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