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dedicatory poem of the Promethidenloos-there are two-like the poem entitled "Mein Kampf" in Das bunte Buch sums up for us tersely the mood which pervades so much of his early work: "Was wir gefühlt, was wir gewollt,

Zu sagen ist uns Pflicht.

In uns'rer Zeiten Adern rollt

Statt roten Blutes, rotes Gold,

In unsern Adern nicht.

Schlingt Hand in Hand zum festen Kreis

Und fühlt, daß ihr euch kennt,

Daß euer Fuß auf einem Gleis',
Und eine Flamme glühend heiß
In euren Seelen brennt.

Poch' glühend Herz und walle Blut
Für Wahrheit und für Licht,

Und du gewalt'ger Kampfesmuth
Verlisch', verlisch' uns nicht!"

UNIVERSITY OF MICHIGAN

DIE THEORIE, DIE HISTORISCHEN BEZIEHUNGEN UND DIE EIGENART DES EXPRESSIONISMUS

VON FRIEDA BACHMANN

I

LLE Philosophie ist eine rein intellektuelle Begründung der Realität. In fast jeder Geistesepoche wird entweder die innere oder die äußere Wirklichkeit überwiegend betont. Nur selten wird eine Harmonie zwischen der äußeren und inneren Welt philosophisch hervorgehoben. Das war immer Aufgabe der wahren Kunst. Kunst ringt nach Totalität im menschlichen Leben, weil sie schöpferisch den ganzen Menschen: Geist, Willen, und Gefühl, in Anspruch nimmt. Sie ist demnach das ganz menschliche Angesicht der Welt. Die große Kunst beginnt da, wo der Mensch Anteil am Leben nimmt. Auch dabei gelingt es ihr nur in einzelnen Künstlern, selten in einer ganzen Strömung, weil sich eben nie solch schöpferische Vollkommenheit wellenweise über die Menschheit ergießt. Doch die dynamische Kraft, die stets solche Kunst erzeugt, finden wir oft in großen Epochen vorhanden. Diese war es, die das achtzehnte Jahrhundert zur Zeit Herders und des jungen Goethe beherrschte. Sie ist es jetzt wieder, die, sich als Expressionismus bezeichnend, in moderner Kunst und Literatur auflebt.

Noch nie seit dem achtzehnten Jahrhundert hat sich ein so großer und überschäumender Drang zu schöpferischer Tätigkeit spürbar gemacht als jetzt im deutschen Expressionismus. Gehen wir aber den grundtheoretischen Anschauungen der Kunst und Literatur dieser Bewegung historisch nach, so finden wir, daß diese gewisse fundamentale Prinzipien betätigen, die schon der Sturm und Drang angeregt, die aber Herder in seiner Kunsttheorie erst zum Gipfel führte.

Es ist wohl nicht ratsam, Ideen aus zwei verschiedenen Zeitaltern hervorzuheben und Vergleiche zu ziehen, ohne den ganzen kulturellen Hintergrund mit ins Bild zu bringen; denn alle schaffende Kunst, wie überhaupt alle geistige Tätigkeit,

dreht sich immer um spezifische, der Zeit ganz eigene Probleme. Andrerseits stellt jeder wahre Ausdruck in der Kunst und Literatur, sogar in seinem zeitlichen und örtlichen Zusammenhange, immer gewisse fundamentale Wahrheiten ans Licht, die eine universelle und ewige Bedeutung tragen. Es läßt sich aber eine im Grunde befriedigende Anerkennung und Wertung dieser parallelen Bewegungen, die wir hier andeuten, wohl nur durch eine ideengeschichtliche Entwickelung nachweisen; und solch ein ungeheures Problem kann in dieser notwendig beschränkten Arbeit nicht gelöst werden. Was wir einigermaßen zufriedenstellend unternehmen können ist dreierlei:

Wir können erstens die allgemeine Einstellung des neuen Geistes hauptsächlich in der Kunst und in der Literatur untersuchen; zweitens die vom Sturm und Drang aufgestellten, von Herder aber erweiterten und entwickelten Theorieen, in ihrem Zusammenhang mit der modernen Bewegung wohl andeuten, doch nicht im Einzelnen ausarbeiten. Nach dieser historischtheoretischen Orientierung werden wir dann im Stande sein, drittens das hervorzuheben, was als der spezifisch eigene Kern des Expressionismus betrachtet werden dürfte.

II

Im Großen, Allgemeinen bekennt der expressionistische Theoretiker seine geistige Verwandschaft mit vielen Epochen: mit dem Mittelalter zunächst, und der Romantik; sowie auch mit einzelnen Figuren, die sich geschichtlich keiner Bewegung anschlossen.

Der Expressionismus hat vielerlei Ahnen, gemäß dem Großen und Totalen, der seiner Idee zu Grunde liegt, in aller Welt, in aller Zeit." i

1

Andrerseits, in seinem Eifer die positive Stellung des modernen Geistes zu behaupten, trennt der Expressionist sich völlig von dem Alten des vorigen Jahrhunderts, und verneint allen Anschluß an den Naturalismus. Ihm ist die neue Kunst nicht einmal Reaktion gegen die alte, impressionistische. Solche absolute historische Unabhängigkeit können wir wohl schwerlich annehmen, denn es ist klar, daß zu Anfang des zwanzigsten

1 Edschmid, Kasimir, Über den Expressionismus in der Literatur und die newe Dichtung, S. 50.

Jahrhunderts allgemein eine Sättigung und Auflehnung gegen den Materialismus, den übertriebenen Naturalismus, eintrat, welche dann auch die endgültige starke Revolution herbeiführte.

Der Naturalismus betonte zu sehr das Äußerliche. Der Mensch trat zurück. Das Physische war erste Bedingung der Realität. Der Mensch, bestimmt durch Vererbung und äuBere, soziale Faktoren, war höchstens ein Symbol" seines Milieus.

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An Stelle des Seins setzte man ein Werden. Das Bleibende, Metaphysiche ward durch das immer stärker hervortretende Zeitmoment gelöst-Der Mensch spürte sich nicht mehr als einen ewigen, sondern als einen sich verändernden Komplex, der Reize empfängt. 442

Der Mensch kehrt sich immer mehr von seinem Inneren ab und nach außen. Er wird immer mehr Auge. Und das Auge wird immer mehr empfangend, immer weniger handelnd. Das Auge hat keinen eigenen Willen mehr, es verliert sich an den Reiz der Mensch geht an den ersten Anbeginn des Sehens zurück und das ist Impressionismus."

Beispiele dieser neuen Auffassung finden wir in der Kunst Monets und Manets; und in der beschreibenden, auf äußere Sinneswahrnehmungen gerichteten Lyrik von Liliencron und Arno Holz. In der Kunst führte die praktische Anwendung dieser Theorien zu einer großen Entwickelung der Farbentechnik. Darin liegt wohl der größte Beitrag des Impressionismus.

Cézanne entwickelte die Farbentechnik noch weit über den Impressionismus hinaus. Er ging vom Farbteil zur Gesammtheit, von der Sensation zur Struktur. Er suchte nicht mehr

Lichtflächen zu malen, sondern durch Farbe, Körper zu gestalten. Aber noch war der Weg zum Expressionismus in der Malerei nicht gebahnt. Das geschah vielleicht erst durch Vincent van Gogh.

Van Gogh verlangte mehr als das Äußere, Optische. Malerei sollte mehr denn Malerei sein, sollte Erregung sein, sollte Empfindung ausdrücken. Für ihn war die neue Farbentechnik nicht Zweck an sich, sondern nur Mittel, Pathos und Gefühl 2 Einstein, Carl, Die Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts, S. 13. * Bahr, Hermann, Expressionismus, S. 61.

auszudrücken. Er schreibt in seinen Briefen über die Farbe als Ausdrucksmittel:

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Ich versuchte mit dem Rot und Grün die schreckliche Leidenschaft der Menschen zum Ausdruck zu bringen."

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Da war freilich ein ganz neues Problem.

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Auch in der Literatur waren Vorbereiter des Expressionismus vorhanden. Julius Hart sagt schon Ende des vorigen Jahrhunderts über die neue Kunst der Vision, daß sie eine Kunst des fühlenden Menschen" sei, des Triebmenschen,“ die die Kunst des,, Charaktermenschen“ ablösen will. Diese Kunst zielt auf eine unmittelbare Gefühlsdarstellung. So was kannte der Impressionismus nie. Hier deutete Hart auf einen neuen Menschen, der jetzt plötzlich erwachte. Einen Menschen, der nicht mehr Produkt seines Milieus war, sondern fühlender, empfindender Schöpfer oder Zerstörer seiner Welt. Alles, was im späten Naturalismus materiell war, galt diesem Menschen nicht mehr. Geist und Seele nur bedeuteten für ihn Leben. Er sagte nun:

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Wer dem Geist dient, verachtet den Stoffglauben des Naturalisten; wer die Berufung der Ewigkeit in sich spürt, ist ferne der verlockenden Süße des Augenblicks, die der Impressionismus verkündigte.“ 4

III

Es äußerte sich nun plötzlich eine ungeheure schaffende Geisteskraft. Erstens verschob sich der Schwerpunkt zu Anfang dieses Jahrhunderts; vom Äußeren zum Inneren, vom statisch Empfangenden zum dynamisch Wirkenden. Man lehnte alles Mechanistische ab und kehrte sich ganz nach Innen, um zu sehen, was denn wirklich lebendig sei. Und da fand man wieder Geist und Seele. Zweitens betonte man wie zu Anfang jeder neuen, umstürzenden Bewegung das Maßlose. Man suchte Befreiung vom Zwang der Naturwissenschaft. Diese als letzte Wahrheit über den Sinn des menschlichen Daseins zu erkennen, war jetzt schon Trug. Sie erklärte nur das Äußere über den Menschen. Der Mensch mußte nun, befreit von den Hemnissen seiner Vererbung und seines Milieus, neuempfinden, handeln, leiden. Soergel, Dichtung und Dichter der Zeit, Bd. II, S. 343 f.

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