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Bruder hieher begebe. Hamb. wimmelt [von Me] dicis; und es ist ungemein schwer, daß sich einer neu hinaufarbeite.—Voß wird auf einige Zeit in Wandsbeck seyn. Er kränkelt jetzt wieder ein wenig. Ich hoffe, er hält es für schlimmer, als es ist. -Herr Bodinus hat mir die Subscriptionsgelder noch nicht geschickt. Es ist mir unangenehm, daß ich Sie bitten muß, ihn dahin zu vermögen, daß er die Zahlung nicht länger aufschiebe.

Ich bin mit aufrichtiger Freundschaft
Der Ihrige
Klopstock.

The addressee, Pastor Brückner, is Ernst Theodor Johann Brückner, who was born in 1746 in Mecklenburg-Strelitz, studied theology at Halle, and served as substitute pastor in Wendenburg before becoming pastor at Großen Viehlen in 1771. It was at the latter place that he made the acquaintance of Johann Heinrich Voß, who was five years his junior and upon whom he exercised considerable influence, and the acquaintance of Klopstock. Through Voß he became associated with the Göttingen Dichterbund. He published some dramas anonymously (Etwas für die deutsche Schaubühne, 1772) and later some poems (Gedichte, 1803). During the latter part of his life he held a pastorate at Neubrandenburg, where he died in 1805.1

I have not succeeded in finding out anything further about Brückner's brother, evidently a physician desirous of settling in Hamburg.

The Voẞ referred to is, of course, the poet Johann Heinrich, one of the moving spirits of the Göttingen Dichterbund, the author of the idyl Luise, and the translator of Homer. About twenty-two years younger than Klopstock, he had as a Göttingen student become an ardent admirer of the author of the Messias and, early in April, 1774, had visited him in Hamburg.2

The reference to Voẞ makes it possible to assign a fairly precise date to the letter. Early in April, 1775, Voß left Göttingen for Hamburg. In a published letter of his, dated

1 Cf. Allgemeine Deutsche Biographie, vol. 3, p. 399.

Cf. Muncker, Friedrich Gottlieb Klopstock, Geschichte seines Lebens und seiner Schriften. 2. Aufl., Berlin, 1900, p. 397.

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Hamburg, April 20, 1775, we read: "Die nächste Woche werd' ich mich mit Miller [i.e. Johann Martin Miller] nach Wandsbeck begeben und mein Landleben anfangen." In two subsequent letters dated April 29 and May 2 of the same year, and written in Wandsbeck, he tells Ernestine Boie that he likes Wandsbeck very well. Between the 20th and 29th of April, then, Voß left Hamburg for Wandsbeck. Now since the sentence of our letter reading: "Voß wird auf einige Zeit in Wandsbeck seyn," may be interpreted to mean either that he is on the point of leaving for Wandsbeck, or has already arrived there, and furthermore since it is not likely that so good a friend as Brückner would long remain without knowledge of Voẞ's plans and whereabouts, we may date the letter either the end of April or, at the latest, the beginning of May, 1775. A few weeks after, about July 1, Voß visited Brückner, as is evident from a sentence in another published letter of the former to Ernestine, dated Großen Viehlen, July 8, 1775:5 "Dienstag vor acht Tagen kam ich ganz unerwartet bei meinem Brückner an."

Voẞ's ill health, to which Klopstock refers, is also mentioned in at least one letter of Voß himself. He writes to Brückner "am Himmelfahrtstage 1775," a few weeks after the date of our Klopstock letter: "Mit meiner Gesundheit steht's noch

immer auf dem alten Fuße. Wenn nur keine Schwindsucht daraus wird. . . . Ich kann Dir indes nicht läugnen, daß mich die Todesgedanken oft sehr niederschlagen." These fears, however, were ungrounded, for Voß lived until 1826.

The identity of Herr Bodinus I have not been able to establish. But it is quite likely that he was either one of the numerous agents who about a year before had solicited subscriptions for Klopstock's Deutsche Gelehrtenrepublik, or one of the many disgruntled subscribers."

INDIANA UNIVERSITY

'Heinrich Doering, Johann Heinrich Voß nach seinem Leben und Wirken, Weimar, 1834, p. 78.

4 ibid.

' ibid., p. 81.

• ibid., p. 80.

'For a discussion of the ambitious and unique subscription campaign conducted in connection with Klopstock's Gelehrtenrepublik, and its result, cf. Muncker, op. cit., pp. 443-465, especially pp. 463–464.

DAS BÜHNENBILD IM STURM UND DRANG DRAMA EINE THEATERGESCHICHTLICHE SKIZZE*

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VON OTTO KOISCHWITZ

IE Literaturgeschichte des vorigen Jahrhunderts hat der Sturm und Drang Dichtung mit wenig Sympathie gegenübergestanden 1 und im allgemeinen eine eingehende Darstellung jener zwischen 1770 und 1780 hervorgetretenen Altersgemeinschaft überhaupt abgelehnt. Selbst Erich Schmidt hat die entrüsteten Urteile kleinbürgerlicher Sittlichkeit nicht aus der Welt schaffen können. Erst seitdem die Entwicklung der jüngsten Geschichte in Deutschland eine der Sturm und Drang Epoche analoge Schichtung der psychologischen Voraussetzungen geschaffen hat, ist das Verständnis für jene "Jugendbewegung des 18. Jahrhunderts allgemein möglich geworden; und das Interesse der Forschung an einem der interessantesten und doch so lange vernachlässigten Jahrzehnte deutscher Dichtung hat seit den letzten 20 Jahren unverhältnismäßig rasch zugenommen.3

* Vorbemerkung: Die für die vorliegende Untersuchung benutzten Sturm und Drang Dramen sind, soweit es möglich war, nach der Ausgabe von Karl Freye, Sturm und Drang, Dichtungen aus der Geniezeit (Bong 1922) unter den folgenden Abkürzungen zitiert:

Gerstenberg, Ugolino (I, 3): UGOL. Klinger, Das leidende Weib (III, 9): LD.WB.; Die Zwillinge (III, 61): ZW.; Simsone Grisaldo (III, 115): SIMS.; Sturm und Drang (III, 195): ST.DR. Leisewitz, Julius von Tarent (I, 55): JUL.; Die Pfändung (I, 109): PFD.; Der Besuch um Mitternacht (I, 113): BES. Lenz, Der Hofmeister (II, 59): HOFM.; Die Soldaten (II, 131): SOLD.; Die beiden Alten (II, 179): ALTEN.; Die Freunde machen den Philosophen (II, 197): FRDE.; Der Engländer (II, 235): ENGL.; Der tugendhafte Taugenichts (II, 255): TAUG.; Catharina von Siena (II, 275): CATH. Maler Müller, Fausts Leben (IV, 221): FAUST.; Golo und Genoveva (IV, 307): GENOV. Wagner, Die Kindermörderin (II, 467): KM.

Von der für die Abhandlung wesentlichen Literatur war mir Carl Nießen Das Bühnenbild, ein kulturgeschichtlicher Atlas (Bonn 1924), nicht zugänglich.

1 Ganz abfällig urteilen z.B. Appell, Gervinus, Julian Schmidt, Hettner, Scherer. Sogar Sauer spricht in seiner Ausgabe der Stürmer und Dränger (Dtsch. Nat. Lit. Bd. 79-81) dem Sturm und Drang jeden selbständigen Wert ab.

2 Erich Schmidt, H. L. Wagner 1879; Lenz und Klinger 1878.

3 1906: Gesamtausgabe von Heinse (Schüddekopf).

1907: G. Keckeis, Dramaturgische Probleme im Sturm und Drang.

Der Sturm und Drang ist sowohl mit dem Naturalismus als auch mit dem Expressionismus verglichen worden. Dieser doppelte Vergleich ist insofern zutreffend, als die Sturm und Drang Dichtung die Elemente eines rationalistischen Naturalis1908: A. Luntowski, Maler Müller.

1909: Gesamtausgabe von Lenz (Franz Blei).
Gesamtausgabe von Lenz (Lewy).

Th. Friedrich, Die "Anmerkungen übers Theater" des Dichters J. M. R.
Lenz (Probefahrten XIII).

M. N. Rosanow, J. M. R. Lenz.

J. Zorn, Die Motive der Sturm und Drang Dramatiker, Diss. Bonn. 1910: C. Müller, Aufsatz über Klinger im Hambg. Correspondent, Zeitg. für Lit. (1910, 14).

1911: Neue Ausgabe der Sturm und Drang Dichtungen von Karl Freye in 4
Bd. (Bong).

F. Gundolf, Shakespeare und der deutsche Geist, Kapitel "Sturm und
Drang."

H. Schwartz, Jacobis Allwill.

Brecht, Heinse und der ästhetische Immoralismus.

1912: Ausgabe der Jugendwerke Klingers (Berend).

A. Köster, Die allgemeinen Tendenzen der Geniebewegung im 18. Jahrhundert.

W. Kühlhorn, Leisewitzens Julius von Tarent.

O. Gluth, Lenz als Dramatiker, Diss. München.

1913: G. Hausdorff, Die Einheitlichkeit des dramatischen Problems bei J. M. R. Lenz. Diss. Würzburg.

W. Kurz, Klingers Sturm und Drang.

1914: Ettlinger, Bühnenbearbeitung von Wagners KM. in Hendels Bibl. d.

Ges. Lit.

Erste Ausgabe von Lenz' Ueber die Soldatenehen (Freye).

1916: U. Garbe, Beiträge zur Ethik der Sturm und Drang Dichtung, Diss. Leipzig (ziemlich wertlos).

M. Maresch, Katharina von Siena, Führer d. Volkes, 11. Bd., Gladbach.

1917: Auswahl aus Lenz' Werken (Holländer).

1918: Lenz' Briefe über die Moralität der Leiden des jungen Werthers, zum ersten Male veröffentlicht von Schmitz-Kallenberg.

Briefe von und an J. M. R. Lenz (K. Freye und W. Stammler).

1920: A. M. Wagner, W. v. Gerstenberg und der Sturm und Drang.

1922: Cl. Stockmeyer, Soziale Probleme des St. u. Dr.

P. Kluckhohn, Auffassung der Liebe i. d. Lit. d. 18. Jh.

1923: H. A. Korff, Geist der Goethezeit, I. Teil, "St. u. Dr."

1924: F. Lieb, Die philosophischen und religiösen Grundtendenzen der Sturm und Drang Epoche (Zwischen den Zeiten Heft VII, München, 1924). 1925: H. Kindermann, Lenz und die deutsche Romantik.

♦ Schon R. von Gottschall (Zur Kritik des modernen Dramas, Berlin 19003, bes. letztes Kapitel) hat Parallelen zwischen St. u. Dr. und naturalistischer Dramatik der Moderne durchgeführt.

'Wiegand, Gesch. d. deutschen Dichtg. Schaffstein 1922.

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mus mit denen eines antirationalistischen Romantizismus in sich verbindet. Das typische Phänomen Das typische Phänomen unserer jüngsten literarischen Revolution wie der Aufstandsbewegung im 18. Jh. ist ihre tiefe Verwandtschaft mit der Generation, die sie bekämpft. Die daraus sich entwickelnden bipolaren Tendenzen von Altem und Modernem beider Epochen erwecken den Eindruck einer inneren Zerrissenheit, die in dem ursprünglichen Titel des Klingerschen "Sturm und Drang" Dramas am besten charakterisiert wird: Wirrwarr.

Wie in der jüngsten Vergangenheit, so ist auch in der Sturm und Drang Epoche das Drama eines der stärksten Angriffsmittel gegen die ablaufende Zeit gewesen. Und hier hat sich der innere Zwiespalt bis in das Bühnenbild hinein widergespiegelt. Eins der typischen Dramen des sogenannten Expressionismus, Tollers Masse Mensch, läßt vor irrational fantastischem Hintergrund naturalistische Typen von Polizisten, Arbeitern und Stahlhelmsoldaten erscheinen, und in Werfels Spiegelmensch wird gar über die verschiedenen Tendenzen von der Rampe herunter reflektiert.

So kraß wie in der Moderne sind die Gegensätze im Bühnenbilde des Sturmes und Dranges allerdings nicht, da die in jenem Dezennium von der Gottschedschen Zeit nicht wesentlich verschiedene Bühnentechnik eine äußere Gleichartigkeit bedingt, während das 20. Jh. über einen noch von den Begründern des Naturalismus ungeahnten bühnentechnischen Apparat 9 verfügt. Der heute auch im Szenenaufbau augenfällige Gegensatz zur Vergangenheit beschränkt sich in der Vorklassik mehr auf die innere Struktur, auf das Prinzip des Bühnenbildes als solches.

Das dem Sturm und Drang eigentümliche, durch die Einlagerung "zwischen die Zeiten" bedingte Schwanken zwischen traditionellen und revolutionären Tendenzen äußert sich zunächst in der Einstellung zu der Frage des Bühnenbild-Wechsels. Die von Corneille aufgestellte und von den Gottschedianern absurd übertriebene Forderung der Ortseinheit hatte ein • Gottscheds sowie Diderots Forderungen (Abschaffung des Monologs, Einführung historischer Kostüme, Anfertigung entsprechender Dekorationen etc.) berühren sich eng mit den Prinzipien des neueren Naturalismus.

7 vgl. hierzu bes. Kindermann a.a.O.

8 vgl. Korff, Einleitung.

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hierüber C. Hagemann, Bühnenkunst, Dtsch. Verl. Anst. 1921.

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