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AN UNPUBLISHED LETTER OF BÜRGER

By B. J. VOS

Wöllmersh. den 16. Febr. 1778.

ITTEN in meinen Amts- und Autorgeschäften, liebster Rothmann, muß ich doch, wenn es auch nur zwey Zeilen wären, an Sie schreiben. Ich hätte das schon eher gethan, wenn ich gewiß gewußt hätte, ob Sie noch in Bückeburg oder schon in Münster wären. Doch nun sind Sie ja wohl in Münster. Meinem Schwager wird Ihre Ankunft daselbst, unter andern auch seines Koffers halber, sehr erfreulich gewesen seyn. Die Gnade des Herrn Grafen gegen meinen Schwager, und die Erleichterung, welche höchstdieselben ihm in B. angedeyhen lassen, erkennen wir hier alle mit dem lebhaftesten Danke. Sie, mein lieber Rothmann, werden mir gütigst melden, ob es nüzlich und nöthig sey, deshalb ein besonderes Dankschreiben an den Herrn Grafen abzufertigen, denn ich für mein Theil verstehe mich auf die Etiquette der großen Welt von Herzen schlecht.

Von unserm Sprickmann erhalte ich öfters Briefe, worin er mir Nachricht von seinen Umständen giebt. Mitten unter seinen Staats-Affären schreibt er doch von Zeit zu Zeit hübsche Sachen. Er ist ein Mann von sehr gutem Kopf und warmen Herzen. Den Theater Kalender habe ich vor einigen Tagen erhalten, allein er hat nicht durch aus zu meiner Erbauung gereichet. Jedoch das läßt sich auch von einer solchen Samlung nicht durch aus fodern. Verschiedene Umstände haben mich veranlaßt, für die Zukunft mich vor die Spize der Dietrichschen MusenAlmanachianer zu stellen. Schon vor Goekingks Antritt wurde mir dieser Kommandostab angetragen und ich schlug ihn aus. Jezt aber werde ich durch Damen u. Herren, ja sogar per Rescripta vel quasi, von Hannover angefochten, diesem edlen Institut doch vorzustehen. Hauptsächlich wolte ich mich Vossens wegen nicht damit befassen. Allein wenn ichs nicht bin, so findet sich leicht ein andrer, qui nomen habet

et omen.

Alsdann ist Vossen nichts geholfen, ich aber habe ein Honorarium, welches immer mitzunehmen ist, in die Schanze geschlagen. Was Sie also künftig im Dietrichschen M.A. schlechtes zu lesen kriegen, das haben Sie meiner Wenigkeit zu verdanken.

Die Herausgabe meiner Gedichte brennt mir jezt gewaltig auf die Nägel. Ostern komt immer näher und mich umringen so viel andere Plackscheißereyen, daß ich nicht weis, wo mir der Kopf steht.

Meinen Schwager versichern Sie unserer Hulden und Gnaden, wenn er fein fleißig und artig ist. Selbst kann ich heut ohnmöglich an ihn schreiben. Vale faveque

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The letter is in my personal possession and was acquired by purchase. It is the letter to which that of Rothmann, under date of February 28, 1778, is the answer.1 It was written on the same day as the letter to Boie (Strodtmann, No. 439) and has certain phrasings in common with it. A few comments on the contents of the letter may be in place.

Rothmann, introduced to Bürger through a letter from Sprickmann, had done Bürger good service in connection with the placing of Georg Leonhart in a military school in Münster. As Sprickmann's phrase had it, he was, after a fashion, "vom Metier," i.e., a brother in Apollo. Largely in return for the services rendered, Bürger printed in the first Musenalmanach edited by him, the issue for the year 1779, two of Rothmann's contributions, an epigram "Warnung" and a longer poem 1 Strodtmann, Briefe von und an Gottfried August Bürger, No. 445.

"Blödigkeit." They are signed Rn and R-n respectively. The salient facts in the life of Rothmann are given by Hoenig in Euphorion, I, 313-314. An estimate of Sprickmann and a description of the ties that bound him to Bürger will be found in Julius Wahle, "Bürger und Sprickmann, Nachlese zu ihrem Briefwechsel," Forschungen zur neueren Litteraturgeschichte, Festgabe für Richard Heinzel, pages 191–202.

The Schwager is Georg Heinrich Leonhart, the youngest of the brothers of Bürger's wife. The poet's constant solicitude for his welfare is one of the finer traits of Bürger's character. Their friendship lasted through life.

The Graf in question is the Count of Schaumburg-Lippe, to whom letter No. 384 of the Strodtmann collection is also addressed. The letter of thanks was apparently never written.

The Kalender is presumably Reichard's Theaterkalender, which was published from 1775 to 1800.

The Göttingen Musenalmanach, published by Dieterich, had been edited for the years 1770 to 1774 by Boie, for 1775 by Voss, and for 1776 to 1778 by Goeckingk. In 1777, after the issue for 1778 had been published, Goeckingk terminated his contract with Dieterich, at the instigation, more especially, of Voss, who had, since the autumn of 1775, been publishing a Musenalmanach of his own and who depended for his sustenance upon the returns from this venture. Bürger himself had encouraged Goeckingk in this decision, but when Dieterich approached him with the suggestion that he himself take charge of the Göttingen Almanach, Bürger, attracted by the pecuniary advantages involved, could not bring himself to refuse the offer. This placed him in an equivocal position toward Goeckingk and Voss. He sought to appease them by a number of special pleas (Strodtmann, Nos. 386, 405, 469, 471, 502, and especially the "Pro Memoria," Strodtmann, No. 432). The statement that even before Goeckingk's incumbence the editorship was offered him is supported by other and earlier letters of Bürger and is doubtless correct. See especially the letter of Bürger to Voss under date of January 23, 1777, which is also important for its bearings on the ethics of the case.

"Rescripta vel quasi" finds its parallel in the expression

"so gut als per Rescriptum" of the "Pro Memoria." The personages referred to are Professor Heyne of Göttingen and Hofrat Brandes of Hannover (Strodtmann, Nos. 386, 392, 393, 406).

Of the phrase "Qui nomen habet et omen" Bürger repeatedly makes use in his "Ehrenrettungen" (Strodtmann, Nos. 386, 432, 461), varying it slightly here and there.

Dieterich seems to have paid Bürger 200 Reichsthaler, i.e., fifty Reichsthaler more than Goeckingk had received.

The expression "brennt mir gewaltig auf die Nägel" is a stock phrase that Bürger frequently uses when he is hard pressed by a publisher.

Such Kraftausdrücke as "Plackscheißereyen" abound in Bürger's letters. The word itself is found again in Strodtmann, No. 402, and is also used by Goeckingk in Letter No. 371.

INDIANA UNIVERSITY

WEG, 'DIE WAND,' EIN BEITRAG ZUR

DEUTSCHEN WORTKUNDE

BY HERMANN COLLITZ

N Ludwig F. Hoefers Auswahl der ältesten Urkunden in deutscher Sprache (Hamburg 1835), S. 39 ff. ist ein auf Veranlassung des Erzbischofs Gerhart zu Mainz im Jahre 1289 aufgestelltes 'Urkundliches Verzeichnis aller erzbischöflichen Gerechtigkeiten in der Stadt Erfurt' abgedruckt.1 Darin wird (S. 47) unter der Überschrift "Von deme unrehtem Buwe" vorgeschrieben:

Der Martemeister sal ouch rihten ubir unrechten Gebu und ubir Gazzin und ubir unrehten Ubirhanc und von Wegin unde von Kameren, die zu weite gen, unde ubir mist, die da ligit in der Strazze.

Sieht man die Stelle oberflächlich an, so mag es scheinen, als sei von Gassen (Gazzin), Wegen (Wegin) und Straßen (Strazze) die Rede. Aber bei näherem Zusehen überzeugt man sich leicht, daß hier mit Wegin keine Wege gemeint sein können. Das Wort steht auf einer Linie mit Ubirhanc und Kameren; dem "unrechten" Ubirhanc sind Wege und Kameren angereiht, die durch den Zusatz "die zu weite gēn" näher bestimmt werden. Es sind also unter den Wegin, ebenso wie unter dem Ubirhanc und den Kameren, Teile von Gebäuden zu verstehen, die an der Straße liegen.

Die Bedeutung des Wortes Ubirhanc ist schon richtig bei Haltaus, Glossarium German. s.v. Überhang (wo unsere Stelle nach von Falckenstein, Hist. Erf. p. 134 benutzt ist) als “projectura aedificii in publicum" angegeben. Im Mittelhochdeutschen werden überhanc, überbü, überschuz und überzimber

1 Die Urkunde ist inzwischen von neuem gedruckt in Alfr. Kirchhoffs Ausgabe der ältesten Weistümer der Stadt Erfurt (Halle, 1870) und im ersten Teile des von Carl Beyer herausgegebenen Urkundenbuches der Stadt Erfurt (= Geschichtsquellen der Prov. Sachsen, Bd. 23, Halle, 1889). Für die Fragen, welche in diesem Aufsatze zur Sprache kommen, macht es voraussichtlich wenig Unterschied, welche von diesen drei Publikationen man zu Rate zieht. Mir ist zur Zeit nur der Abdruck bei Hoefer zur Hand.

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