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Landsleuten zu erhalten. Der Nationalverein, dem ich seit 2 Jahren hier vorstehe, sammelt die leicht dem Schlaf des Materialismus verfallenden jungen Kaufleute einmal im Monat zur Discussion politischer Fragen. Wir haben ihm für hier ein so weites Programm gegeben, daß alle Demokraten eintreten können. Die Folge war, daß die Bekehrungen zum Republikanismus rasch eintraten. Der Rechtsschutzverein thut jetzt viel Gutes, indem er besonders Rechtsfragen unter Deutschen friedlich ausgleicht und so die Leute an die rechte Selbsthilfe gewöhnt. Einen neuen Auskunftsverein für Emigranten hoffen wir demnächst zu gründen. Der Turnverein (bei dem ich weniger mitgewirkt habe) hat sich eine herrliche Turnhalle gebaut. Ein deutsches Hospital und ein Unterstützungsverein, so wie Liederkränze u. Arbeiterverbrüderungen bestanden schon als ich hier ankam. Das giebt viel zu thun, aber es macht auch viele Freude. Man muß immer arbeiten; wenn man nicht im Großen kann, dann im Kleinen, um die Leute an öffentliches Verhandeln, Administration, Association zu gewöhnen.

Ihre Dresdner Novelle mit der Schilderung der mir doch so wohl bekannten Elbbrücke und des Voigtlandes hat mich sehr erfreut u. erbaut. Es ist eine ächt deutsche Herzensgeschichte, und meine erste Frau Johanna habe ich mir auch so aus einem gesprengten Kahn vom Rhein aufgefischt. Auf frohes Wiedersehen, hier oder über dem Rhein!

Ihr hochachtend ergebener u. verbundener Mitkämpfer.

COLLEGE OF THE CITY OF New York

G. KINKEL

Reference is to the following episode reported in the biography of Kinkel by Otto Henne am Rhyn, p. 29: “Es war im Herbst 1840, als Kinkel mit Johanna von einem Ausfluge heimkehrend auf einem Kahn über den Rhein fuhr. Johanna sang eben ein melancholisches Lied, als die Nacht hereinbrach und zugleich ein Sturm sich erhob. Da stieß das leichte Schiffchen gegen einen eben heranbrausenden Dampfer und sank zerschellt unter. Gottfried aber faßte die versinkende Gefährtin und rettete sie ans Ufer. Jetzt, als er die Geliebte, Herz an Herz, schwimmend ans Land ruderte, durchstürmte ihn zum ersten Male, das Gefühl, daß nur dies Weib ihn zu beseligen vermöchte."

HAUPTMANN AND NOVALIS

BY FREDERICK W. J. HEUSER

THE purpose of this study is not to convict Hauptmann of a number of deliberate plagiarisms, nor even to lay much stress on some obvious subconscious borrowings, but rather, by using Novalis as a representative thinker, to show how deeply in several important details the modern poet entered into the spirit of Romanticism.

It seems a rather far cry at first thought from the masterful exponent of Naturalism to the most imaginative of the Romanticists, and yet there may be found in Hauptmann, beside reminiscences in language and thought so close that they could not all have been mere coincidences, several direct references to Novalis. In Der Narr in Christo1 the young disciple Dominik quotes from the earlier poet, and Hauptmann himself alludes to him in his address before the Berlin students in November, 1922.2

If Naturalism is taken solely in the metaphysical sense which looks upon man as a mere machine or a collection of cells, then indeed there can be no point of contact with Romanticism. But very few of the Naturalists of the last decade of the nineteenth century believed in that form of Naturalism, and by this criterion Hauptmann could not be called a Naturalist at all. In fact, it was Julius Bab, who in his Fortinbras first flatly labelled him a Romanticist even in his most naturalistic productions. Wilhelm Bölsche felt this, though less distinctly, as early as 1901, when in the introduction to the second edition of his Mittagsgöttin, he speaks of "Romantik" as "ein allerfeinster Naturalismus," and in an essay on Novalis he says," 1 Gerhart Hauptmann, Gesammelte Werke, Volksausgabe, Berlin, 1912, V, 478 (hereafter referred to as G. W.).

* Vossische Zeitung, Nr. 543, A228 (Nov. 16), 1922.

'Berlin, 1914, p. 135.

Reprint, Jena, 1921, I, p. vi.

"Ein Wort zu Novalis" in Hinter der Weltstadt, Leipzig, 1901, p. 34.

"Was vor hundert Jahren Novalis hieß, das heißt heute Naturalismus."

The year 1901, the one-hundredth anniversary of Novalis' death, is marked by a significant revival of interest in this poet. Ernst Heilborn edited a critical text, for the first time utilizing the Hardenberg archives, and also adduced much new material in his monograph, Novalis der Romantiker (Berlin, 1901). It is interesting to note that Bruno Wille, an intimate friend of Hauptmann's, had in 1898 written the introduction to the first modern republication of Novalis' works and that Wilhelm Bölsche, beside the above-mentioned essay, published a selection from the poet's works for the popular Hesse-series."

But Hauptmann did not need these external stimuli to turn from Haeckel to Novalis. Max Müller, the pianist, stressing in his reminiscences & the emotional reaction to the materialistic environment of the Jena student-days of 1881-1882, speaks of himself and Hauptmann as "Müßiggänger des Geistes, Abenteurer der Seele, Heimsuchende nach ihrem verlornen Paradies," and Hauptmann himself corroborates this characterization in one of his few published letters, in which he says half in retrospect of the Jena-days," "Meine Liebe ist noch immer die Seele."

The earliest trace of an influence of Novalis can be found in the following lines from Hanneles Himmelfahrt: 10

Das weite, weite Meer füllt rot roter Wein,
Sie tauchen mit strahlenden Leibern hinein.

Sie tauchen hinein in den Schaum und den Glanz,

Der klare Purpur verschüttet sie ganz,

Und steigen sie jauchzend hervor aus der Flut,

So sind sie gewaschen in Jesu Blut.

In rhythm and phraseology these lines undoubtedly hark back to Novalis' poem in his Hymnen an die Nacht,"

• Novalis' Werke, her. von C. Meißner, Leipzig, 1898.

"Leipzig, 1903.

* Meo, "der Nothelfer” in W. Heynen, Mit Gerhart Hauptmann, Berlin, 1922, p. 17.

"Unbekannte Jugendbriefe Gerhart Hauptmanns" in Berliner Tageblatt, Nr. 349 (August 8), 1922.

10 G. W., II, 51.

" Novalis' Schriften, her. von J. Minor, Jena, 1907, I, 27 (hereafter referred to as Minor).

Ich fühle des Todes
Verjüngende Flut,

Zu Balsam und Äther
Verwandelt mein Blut-
Ich lebe bei Tage

Voll Glauben und Mut

Und sterbe die Nächte
In heiliger Glut.

This Todesromantik, to which Novalis also gives expression in his Fragmente, 12 is one of the most striking characteristics of Hauptmann. Nearly all of his characters are restrained by heredity, education and environment, but their true selves, their souls, are fully revealed in death. Fuhrmann Henschel and Gabriel Schilling would rather die than carry with them the feeling of guilt with which their souls have been besmirched. The hunchbacked reprobate Arnold Kramer, with the inborn love of beauty in his soul, leaps into the Oder and in death reveals to his father the inner beauty that was his, "Was jetzt auf seinem Gesichte liegt, das alles, Lachmann, hat in ihm gelegen. Das fühlt ich, das wußt ich, das kannt ich in ihm und konnte ihn doch nicht heben, den Schatz. Sehn Se, nun hat ihn der Tod gehoben . . . Hör'n Se, der Tod ist verleumdet worden, das ist der ärgste Betrug in der Welt! Der Tod ist die mildeste Form des Lebens: der ewigen Liebe Meisterstück." 13 When the sage Wann in Und Pippa tanzt is questioned by the Director as to what he is waiting for, he replies: "auf mein seliges Ende! Auf den neuen Anfang und Eintritt in eine andere musikalisch-kosmische Brüderschaft." 14 The nymphomaniac Gersuind in Kaiser Karls Geisel on her death-bed is only an innocent child. "Der Pöbel nennt sie eine Hexe! er, der Kinderfreund, der Heiland, nur ein Kind!" 15 Even in the murderer in the Winterballade the divine spark shines forth and by a self-willed death Sir Archie rejects the proffered escape.16

1 Cf. Minor, II, 113: Leben ist der Anfang des Todes. Das Leben ist um des Todes willen. Der Tod ist Endigung und Anfang zugleich.

18 G. W., III, 186-187.

14 G. W., IV, 136.

15 G. W., IV, 333.

16 G. W., Ergänzungsband, I, 378.

Es galt dem Schicksal, galt dem Leben, galt

dem nächsten Atemzug, dem nächsten Herzschlag:
und alles stand im Augenblicke still,

als sich dies ungeheure—“Nein❞—gebar
in eines Menschen Seele. Amen, Amen!
Hier liegt ein Überwinder . . . ein

Entsühnter, Freunde!-und wo ist mein Feind?

Another point of contact with Novalis lies in Hauptmann's interest in the invisible world of poetic intuition. In Hanneles Himmelfahrt carping critics repeatedly pointed out that the feverish visions of the dying child were not quite in accord with accepted scientific rules of dream-psychology. Moritz Heimann, the poet's brother-in-law, who perhaps knew more about his plans and intentions than any other critic, has once for all put an end to this dismal literalness: "In Wahrheit ist diese Inkonsequenz sein weise angewandtes Mittel, die Subjektivität der Phantasien Hanneles allmählich zu durchbrechen, und immer klingender eine jenseitige Welt aufstrahlen zu lassen. Diese jenseitige Welt ist nach dem Geiste der Dichtung vorhanden . . . Auch ein Dichter, der nicht an Apollo glaubt, kann den Apollo erscheinen lassen, ohne ihn als Halluzination eines real gemeinten Menschen auszugeben Die Seele ist wirklich in den wirklichen Himmel gefahren." 17

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In Und Pippa tanzt Michael Hellriegel is an illustration of Novalis' thesis: "Wir sind mit dem Unsichtbaren näher als mit dem Sichtbaren verbunden . . . Es liegt nur an der Schwäche unserer Organe und der Selbstberührung, daß wir uns nicht in einer Feenwelt erblicken. Alle Märchen sind nur Träume von jener heimatlichen Welt, die überall und nirgends ist . . . Die Geisterwelt ist uns in der Tat schon aufgeschlossen, sie ist immer offenbar. Würden wir plötzlich so elastisch, als es nötig wäre, so sähen wir uns mitten unter ihr." 18 Hellriegel has succeeded in making his mind so elastic that he does have a vision of the inner world, though he has had to pay the penalty and must henceforth be blind to the outer world. With scorn he looks upon the purblind Philistines:

17 Moritz Heimann, Prosaische Schriften, Berlin, 1918, pp. 148-149. 18 Minor, II, 310.

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