Billeder på siden
PDF
ePub

fertig. ... Ich arbeite con amore und weiß, daß ich etwas Hübsches liefere." 19

Des Strauß'schen Buches wird jedoch mit keiner Silbe Erwähnung getan, obwohl sich Gutzkow in diesen und in anderen Briefen keinerlei Zwang aufzuerlegen scheint und hier zweifelsohne der geeignetste Platz gewesen wäre, wenn es sich so verhalten hätte, wie Gutzkow vierzig Jahre später behauptete. Aus der inneren Wesensverschiedenheit der beiden Werke ließe sich ebenfalls dartun, daß sie in keinem direkten Zusammenhang stehen, doch dürfte die rein äußerliche, chronologische Beweisführung, weil eindeutiger, überzeugender sein.

UNIVERSITY OF CALIFORNIA

19 Fester, op. cit., Beilage I, S. 35.

GOTTFRIED KINKEL AND HERMAN SEMMIG

GOT

BY SOL LIPTZIN

OTTFRIED KINKEL and Herman Semmig were two poets among the many who were compelled by the failure of the revolution of 1848 to wander forth into exile.1 Kinkel, after participating in the uprisings along the Rhine and in Baden, was condemned to life imprisonment. Although he soon regained his freedom by a dramatic escape from the fortress of Spandau with the assistance of Carl Schurz, nevertheless there was no safety for him anywhere in the Fatherland and he sought refuge in England. Semmig, after fighting on the barricades of Dresden, fled in the same carriage with Richard Wagner and Michael Bakunin and found safety in France. Although the poet of the Rhine and the poet of Saxony never saw each other, still they were united in a common struggle and nourished common hopes and ideals throughout the long years of their exile. In 1852, while Kinkel was busy with plans for a new revolution, Semmig, who had found a temporary abode at Nantes, wrote the following poem, hitherto unpublished, that gave voice to his admiration for his brother in arms and comrade in exile.

GOTTFRIED KINKEL

(S. den Schluß von Schillers Gedicht "Die Künstler.")

Es wandelt eine schöne Sage

Des Rheines Ufer ab und auf,

Sie klingt in unsre trüben Tage

Hell brausend wie des Stromes Lauf.

Von einem Sänger, einem Helden

Singt sie so froh und wunderbar,

Dem kommenden Geschlecht zu melden,

Was Hohes diese Zeit gebar.

1 The main source for the life of Kinkel is the unsatisfactory monograph by Otto Henne am Rhyn published soon after the poet's death under the title Gottfried Kinkel. Ein Lebensbild, Zürich, 1883. A detailed biography of the Rhenish poet is now being prepared by Alfred R. De Jonge of Columbia University. An excellent biography of Semmig was published by his daughter, Jeanne Berta Semmig, the poetess of Dresden, under the title Die Wege eines Deutschen, C. H. Beck, München, 1921. The author is indebted to Miss Semmig for permission to examine her father's literary remains and to print the manuscripts dealing with his relations to Kinkel.

Wo von den Siebenbergen nieder
Noch Siegfrieds Drachenhöhle schaut,
Da schollen seine süßen Lieder
Ins Land mit Nachtigallenlaut.2
Und wie einst Siegfried hier gerungen,
Rang auf dem Schlachtfeld, kühn und kalt,
Ein Schütz wie der, den er gesungen,
Er mit dem Drachen der Gewalt.3

Mit Worten nicht, wie andre taten,
Mit bloßem Lied aus träger Ruh',
Im blut'gen Waffenlärm, mit Taten
Riefst du den Dichtern mutig zu:
"Erhebet euch mit kühnem Flügel
Hoch über euren Zeitenlauf!

Fern dämmre schon in eurem Spiegel
Das kommende Jahrhundert auf!" 4

Nicht in der Jugend Rausch und Hitze
Hast du, was in dir lebt und glüht,
Aufflammend gleich dem flücht'gen Blitze
In wilder Kampfeslust versprüht;

Ein Mann, noch auf der Höh' des Lebens
Die Brust durchsonnt vom Ideal,

In allem Ernst bewußten Strebens

Griffst du entschlossen nach dem Stahl.

Du unterlagst; wie ein Verbrecher

Mit Ketten wurdest du beschwert;

Den Kelch der Schmach, des Leidens Becher,
Du hast den herben ganz geleert.
Und doch mit eines Siegers Größe,

Die Märtyrruhe im Gesicht,

Wie stolz in deiner Kerkerblöße,

Standst du vor ihnen im Gericht.

Und deine Richter zu bekehren
Und zu beschämen rohen Hohn,
Den, der noch zweifelt, zu belehren,

Zu stärken, wer voll Glauben schon,

2 Kinkel was professor at Bonn up to the outbreak of the Revolution. Reference is to Kinkel's best known poem Otto der Schütz.

'Quoted from Schiller's poem "Die Künstler."

Schriebst mit dem Blut von deinen Wunden
In der Geschichte Buch du ein:

"Was schöne Seelen schön empfunden,

Muß trefflich und vollkommen sein." 5

Years passed. The exiled poets grew older but their faith in the ideals of 1848 never left them. Still they hoped for a German republic or at least for a constitutional monarchy on a democratic basis. Kinkel remained the most active figure among the revolutionary poets who took up their abode in England. Semmig, who was compelled by economic need to wander from one French city to another, continually kept in touch with the banished leaders in Paris. In 1865 the King of Saxony proclaimed a general amnesty for his subjects and Semmig was free to return to his native land. However, in the sixteen years that had elapsed since the wanderer first set foot on foreign soil, his parents had died, his friends had been scattered, and he himself, after much suffering, had at last become economically secure. Was the man of forty-five to give up his newly acquired position as professor at the lycée of Orleans and to return to Dresden where the struggle for bread would have to begin anew?

It was on August 28, 1865, while this problem was uppermost in his mind, that he wrote to Gottfried Kinkel. This letter probably dealt with their efforts during the March Revolution and with Semmig's life in exile. Kinkel's answer is highly interesting. It was written a few months before his departure from England.

This letter, which is here printed for the first time, is important not merely because of the light it sheds on Kinkel's activities at this time but also because it helps to clarify doubts that have arisen as to his political views at this period.

23 BLOMFIELD ROAD
LONDON W

5. Januar 1866

ibid.

DEN VETERANEN DES EXILS.

Nein, noch will das Blut nicht stocken,
noch ist klar des Auges Glanz!
Schön auch durch die Silberlocken

windet sich der Eichenkranz.

Und so schlagen wir uns weiter
auf der dampf-umwallten Bahn;
fester als der jüngste Streiter
steht der narbige Veteran.

Preßt die Faust auf eure Wunde!

kämpft noch fort gestützt aufs Knie!

reißt den Feind mit euch zum Grunde-
sterbet-doch ergebt euch nie!

Geschrieben London,

den 30. Juli 1862.

Mein geehrter Herr,

Ihr Brief vom 28. Aug. v. J. nebst der Novelle ist mir durch meine Freundin Mme. Rasche erst spät zugekommen, nachdem ich von der See nach London zurückgekommen war. Ich fand damals mit dem Arrangement der Arbeit für die neue Lehrsaison alle Hände voll zu thun, und erst diese kurzen Weihnachtsferien machen es mir möglich meine Correspondenz für die letzten 6 Monate wieder zu ordnen und aufzuarbeiten.

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihr schönes, mich hoch ehrendes Gedicht, das mehr ist als ich verdiene. Damals, glaube ich, hätten wie Sie und ich eben Alle aufstehen müssen, und die es nicht thaten, haben die Schande davon. Uns gebührt kaum Auszeichnung dafür, daß wir thaten, was wir schuldig waren. Und wir als Poeten durften uns ja zu Nichts für zu gut halten, was wir Allen zumutheten. Schwerer als in jener großen Stunde loszuschlagen, habe ich es gefunden, durch die langen kalten Jahre der Reaction und des Exils "unsern Gott hindurchzutragen." Daß ich auch das gethan, zeigt Ihnen das vorstehende Gedicht, welches ich Ihnen als Gegengruß zusende. Ich wollte, Sie wären im Frühling bei dem Turnfest in Paris gewesen, und ich weiß, Sie hätten sich gefreut.

Wir haben seit 1858 tapfer hier gearbeitet, um auch in sichtbaren Vereinen das nationale Leben auszuprägen und, dem mächtigen englischen Wesen gegenüber, es in unsern hiesigen

A variant form of this poem is printed in Gottfried Kinkel, Gedichte, Zweite Sammlung, Stuttgart, 1868, p. 132.

« ForrigeFortsæt »