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17-32. tutus: während zur Zeit der Proskriptionen, mit denen auch Güterkonfiskationen verbunden waren, oft genug vorgekommen sein mag, was im „Tell" Stauffacher von Melchthal berichtet: Der Landenberger.. liefs die Ochsen, das beste Paar, ihm aus dem Pfluge spannen". perambulat: als silinovs (schwerwandelnd), hier überdies den Pflug ziehend. Faustitas: setzt H. st. des gewöhnlichen Felicitas; es war dies eine Personifikation der Fruchtbarkeit (über felix fecundus zu ep. 2, 14) und des positiven Glücks (vgl. dagegen Fortuna), welche zu Rom mehrere Tempel hatte (darunter einen der Felicitas publica auf dem Kapitol, wo sie wie die Salus publica neben den höchsten Göttern angerufen wurde). pacatum: an betonter Stelle, wie tutus V. 17; im Griech. würden beide präd. Stellung haben. August rühmt selbst von sich (im Mon. Anc., zu III 6, 2 Rom.): mare pacavi a praedonibus, vgl. zu ep. 4, 19. volit. per mare: kontrastiert mit rura peramb. metuit: „scheut (und hütet) sich". fides: während früher (III 24, 59) H. klagen mufste (wozu er leider auch jetzt noch Grund genug hatte): periura fides consortem amicum fallit. Von der ehelichen Treue insbesondere, der metuens alterius viri certo foedere castitas (III 24, 22), spricht die folgende Strophe. mos et lex: III 24, 22 fragt H.: quid leges sine moribus vanae proficient? Um den Ausschweifungen der verheirateten Frauen zu steuern, erliefs Aug. im J. 18 die lex Julia de adulteriis. Dafs aber durch dies Gesetz das Laster in irgend erheblichem Masse eingedämmt, oder gar die innere Sittlichkeit gehoben worden wäre, ist durchaus unwahr, wie das Beispiel der eignen Tochter des Kaisers, welche dieser im J. 2 wegen öffentlicher Skandale zu verbannen zich gezwungen sah, zur Genüge beweist. H. malt hier auf Goldgrund. edomuit: e- gänzlich"; vgl. das starke nullis im vorigen V. simili prole: denn tixtovoi (dè) yvvaines ἐοικότα τέκνα τοκεῦσιν. Katull in seinem hübschen Hochzeitsgedichte für ein wackeres Patrizierpaar, den jungen Manlius Torquatus und die Vinia Aurunculeja: „Möge bald ein junger Torq. vom Schofs der Mutter die Händchen zum Vater hinstrecken und ihn mit halbgeöffneten Lippen süfs anlächeln;

sit suo similis patri
Manlio et facile insciis
noscitetur ab omnibus.

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et pudicitiam suae
matris indicet ore.

culpam: „Unsittlichkeit" ist das „Laster" xar' ozýv (vgl. III 6, 17 und 27, 38), wie ja umgekehrt (nach sat. I 6, 82) pudicitia primus virtutis honos ist. premit: persequitur (vgl. II 12, 14); Vergil sagt es mehrfach vom Jäger; verstärkend tritt comes („auf dem Fufse") hinzu. Dafs H. strengen Strafgesetzen und einem scharfen Vorgehen gegen die zu seiner Zeit sich breitmachende licentia das Wort redete, wissen wir schon aus III 24. Parthum: zu C. S. 54. gelidum: weil in seiner Heimat die Aquilones incolae sind (III 10, 3). Scythen: zu C. S. 55. Germ. fetus: die Brut (vgl. partus von den greulichen Erdriesen III 4, 74), welche das schaurige G. in seinem Schofse trägt“. Man hört aus den Worten des Römers die Angst heraus, die er trotz seines zuversichtlich klingenden quis paveat im Hinblicke auf das kraftvolle Geschlecht unserer Altvordern um die Zukunft seines Volkes empfand. Hatte doch auch schon Cäsar (b. g. VI 1-43) in seiner berühmten vergleichenden Charakteristik der Kelten und Germanen die Gründe fühlen lassen, weshalb, während jene schon alterten und dem Untergange verfallen waren, diese dagegen jugendfrisch einer ungeheuren Zukunft entgegensahen. Und schon etwa 20 Jahre nach der Abfassung dieser Ode erhielt das Horazische quis paveat incolumi Caesare? eine eigentümliche Beleuchtung, als durch die Nachricht von der Niederlage des Varus Augustus selbst schier in Verzweiflung war, und das Volk aus Furcht vor einem germanischen Feldzuge den Werbungen grofse Schwierigkeiten bereitete.

ferae: heifst Spanien wegen des Cantaber indoctus iuga ferre nostra (II 6, 2) und der longa ferae bella Numantiae (II 12, 1); vgl. auch zu IV 14, 50 Hib. condit: „beschliefst", nachdem er ihn ebendort arbeitend verbracht hat. Die längst entschwundene avtovoyla der alten Römer, die ein Leben in Sitteneinfalt ohne luxuria und avaritia voraussetzt, ist indessen niemals wiedergekehrt; auch hier ist der Wunsch Vater des Gedankens gewesen. collibus: sc. vinetis, wie der folg. V. ergibt. viduas: zu II 15, 4 plat., vgl. ep. 2, 9-10. redit: domum. ad vina: bibenda, i. e. convivia im Kreise der Familie und Freunde. Zu der Arbeit gesellt sich (nach H. anziehender Fiktion) ein edler Frohsinn: ,,Tages Arbeit, abends Gäste; Saure Wochen, frohe Feste!" alteris mensis: dem „Nachtisch“, (sonst mensae secundae genannt, bestehend aus Backwerk, Obst u. dgl.), dem die Hauptmahlzeit, cena, voraufgegangen war; zwischen beiden erhielten die Laren des Hauses ihre Opfer von Speise und Trank, die ihnen unter andachtsvollem Schweigen in kleinen Schüsselchen auf den Herd gesetzt oder in die Flamme geschüttet wurden, bis nach dem Rufe: dii propitii! die Mahlzeit fortgesetzt werden konnte. Auch könnte alteris mensis == alteri ferculo (oder cenae) gedacht werden; denn auch nach dem ersten Gange (deren es in älterer Zeit zwei, späterhin gewöhnlich drei gab) wurde die Opferung nicht selten vorgenommen. Dafs eine solche Spende nicht blofs bei öffentlichen, sondern auch bei privaten Mahlzeiten auch dem Augustus dargebracht werden sollte, hatte der Senat schon nach der Rückkehr des Herrschers aus Ägypten verordnet.

33-40. defuso pat.: Ausdruck der Religionssprache: „spenden, libieren", vgl. I 31, 2 und zu I 19, 15 pat. lar. numen: Neben den lares familiares, von denen zu V. 32 die Rede war, gab es auch öffentliche, viales oder compitales genannt. An den compita nämlich d. h. an den Punkten, wo sich mehrere Wege kreuzten, kam, sowohl in der Stadt wie auf dem Lande, die Nachbarschaft zusammen, um gemeinschaftliche Angelegenheiten zu beraten und volkstümliche Feste zu feiern; hier hatten ebendeswegen auch die schützenden Laren des ganzen Quartiers ihre Kapellen und Gottesdienste, Compitalia, mit einem gemeinsamen Opfer, zu dem jedes Haus des Quartiers einen Opferkuchen steuern musste. Als nun etwa um die Zeit der Abfassung dieser Ode Augustus zugleich mit der Einteilung der Stadt in Regionen und Quartiere, vici, auch die in Verfall geratene Kompitalienfeier reorganisierte, wurde den Laren jeder Kompitalkapelle der Genius Augusti d. h. sein personifizierter Geist und Lebensdämon beigefügt, so dafs das römische Volk fortan durch die ganze Stadt, aber auch in ganz Italien und soweit sich die neue Einrichtung sonst verbreitete, neben jenen altherkömmlichen Schutzgeistern des Quartiers den individuellen Schutzgeist dieses Fürsten verehrte. Nichts hat mehr als diese Einrichtung dazu beigetragen, seinen Namen und sein Andenken im Volke zu befestigen. Graecia: st. Graeci; so auch Cic., wenn er von dem eigentümlichen nationalen Wesen redet; vgl. I 15, 6. Castoris: et Pollucis, denn das innig verbundene Brüderpaar der Tyndariden kann nicht getrennt gedacht werden, zu III 3, 9 und III 29, 64. memor: est. Herculis: quem hominum fama beneficiorum memor in concilio caelestium collocavit (Cic. off. III 5). Wie III 3, 11, so wird auch hier Augustus den vergötterten Heroen, den Wohlthätern der Menschheit, angereiht. longas Hesp.: schliefst die Bitte ein (I 2, 45): serus in caelum redeas! Hesperiae: zu III 6, 8. dicimus: omnis civitas. int. die: wenn der Tag noch ganz ist" (prima luce), wird durch mane erläutert und hat in cum subest seinen Gegens. sicci: hier_„noch nüchtern“, anders I 18, 3; Gegens. uvidi (vino), womit vgl. uda Lyaeo (= vino) tempora I 7, 22. Zu guter Letzt noch ein kleiner Scherz!

Horati carmina.

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6. Ode.

Als H. im J. 17 vom Kaiser den höchst ehrenvollen Auftrag erhielt, zu der bevorstehenden grofsen Säkularfeier das von einem Chore von 27 Knaben und ebensovielen Mädchen im palatinischen Apollotempel (I 31) vorzutragende Lied, das carmen saeculare, zu dichten, nahm er Veranlassung, das römische Publikum auf die hohe Bedeutung des patriotischen Festes vorab in dieser Ode hinzuweisen.

In V. 1-24 singt er den Preis Apollos, dem Rom mittelbar sein Bestehen verdanke; in 25-30 erfleht er den Segen dieses Gottes, der die Muse lehre und ihm selbst die Sangeskunst verliehen habe, für die ihm übertragene wichtige Aufgabe; in 31-44 endlich wird der Chor gemahnt, dem Gesange die gebührende Aufmerksamkeit zuzuwenden, damit die göttlichen Kinder der Latona ihn huldvoll entgegennehmen, die Sänger selbst aber noch in späteren Tagen ihrer schönen Leistung mit Freude sich erinnern mögen.

Wie V. 35 ergibt, ist das Gedicht vor der Feier, vermutlich aber nach Fertigstellung des C. S., jedenfalls nach getroffener Wahl des Metrums abgefasst.

1-24. Niobea: Nioßɛia, vgl. Daedaleus IV 2, 2. magnae linguae: i. e. magniloquentiae der Mutter, die nach Ovid (VI 151) nicht gelernt hatte cedere caelitibus verbisque minoribus uti. Ihre vermessenen Worte (ibid. 170-202) gipfeln in dem Verse: maior sum quam cui possit Fortuna nocere. quem vindicem: „dessen Rache"; vgl. zu comitem I 35, 22. Tityos: zu III 4, 77. Zu Tityos sensit ist aus dem ersten Gliede des Relativsatzes blofs quem vindicem heraufzunehmen, während an die Stelle des begründenden Genet. (magn. ling.) hier die Appos. raptor getreten ist. Die Begründung des folgenden et (quem vind. sensit) Achilles liegt in prope victor: wie Ach., hätte er wirklich den Sieg errungen, gehaust haben würde, besagen V. 17--20. prope victor: Den Tod des Achilles erzählt die Aidionis, nächst der Ilias das älteste griechische Epos und wie diese vornehmlich eine Achilleïs d. h. ein Gedicht zur Verherrlichung des Ach. Dieser wollte eben durch das Skäische Thor in die Stadt eindringen, da traf ihn ein Pfeil des Paris, den Apollo, der Schutzgott Trojas und der Priamiden, gelenkt hatte (Schiller benutzte in der „Kassandra" eine jüngere Gestaltung der Sage). Auch in spätern diesen Gegenstand behandelnden Epen wurde die Feindschaft zwischen Apollo und Achill immer sehr stark hervorgehoben. altae: Bei Homer sehr oft "Thios ainɛivý. ceteris-inpar: Soph. Phil. 335 berichtet Neoptolemos über seinen Vater:

τέθνηκεν, ἀνδρὸς οὐδενός, θεοῦ δ ̓ ὑπο τοξευτός, ως λέγουσιν, ἐκ Φοίβου δαμείς, worauf Phil.: ἀλλ ̓ εὐγενὴς μὲν ὁ κτανών τε χὼ θανών. filius: „als S.“. marinae: I 8, 13, turris: der Τροίη εὔπυργος (Iliad. VII 71). ferro: bipenni, wie der Zusammenhang lehrt, vgl. zu IV 4, 60. pinus: ingens (II 3, 9). cupressus: Katul!: aëria (himmelhoch). procidit late: seiner ganzen Länge nach", der neλógios Axıλhevs (Iliad. XXI 527). Das Bild wird veranschaulicht durch gefällte oder vom Sturme entwurzelte Baumriesen, nach Homers Vorgange Iliad. XXIII 389 XVI 482:

ἤριπε δ' (Ασιος), ὡς ὅτε τις δρυς ήριπεν η αχερωίς
ἠὲ πίτυς βλωθρή, τήντ ̓ οὔρεσι τέκτονες ἄνδρες
ἐξέταμον πελέκεσσι νεήκεσι νήιον εἶναι·

ὡς ὁ προσθ ̓ ἵππων καὶ δίφρου κεῖτο τανυσθείς.

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Iliad. XVII 57 fällt Euphorbos wie ein Ölbaum, den ἐλθὼν ἐξαπίνης ἄνεμος σὺν λαίλαπι πολλῇ

βότρου τ' ἐξέστρεψε καὶ ἐξετάνυσσ ̓ ἐπὶ γαίη.

collum das der cedere nescius (I 6, 6) jetzt zum ersten Male beugte! posuit in pulv.: Das war die Strafe für seine entehrende Behandlung der Leiche Hektors (Iliad. XXII), die er mit den Füfsen an den Wagen gebunden und so ins Schiffslager geschleift hatte, V. 401:

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τοῦ δ ̓ ἦν ἑλκομένοιο κονίσαλος· ἀμφὶ δὲ χαῖται
κυάνεαι πίτναντο, κάρη δ ̓ ἅπαν ἐν κονίησιν
κεῖτο πάρος χαρίεν.

Teucro: Dardano (V. 7) i. e. Troico; so bei H. nur hier, bei Vergil bekanntlich oft. (Wie heifst dieses Teucro im Nom.? dagegen I 7, 27?). non: verneint inclusus falleret. equo Min.: Das „hölzerne Pferd" hatte auf Veranlassung Athenes Epeios gezimmert. sacra ment.: sacrum se esse simulanti überträgt auf das Pferd, was von dessen Erbauern gilt, welche nach Aen. II 17 (equum) votum (esse) pro reditu simulant. male: d. h. zu unrechter Zeit; vgl. sat. II 1, 20: cui (Caesari) male (an der unrechten Stelle, wo er „kitzlich“ ist) si palpere, recalcitrat. feriatos: Das Subst. desselben Stammes steht in der vorigen Ode V. 27. Die im Bauche des Pferdes versteckten Helden stiegen aus, während die ganze Stadt nach der vermeintlichen Heimkehr der Griechen vom Freudenrausche trunken war. falleret: „unbemerkt eindringen“, I 10, 16 „unb. hindurchgehen“, III 14, 20 „unb. entgehen". captis gravis: ist zu verbinden; captis captivis, gravis crudelis, cruentus. nescios - pueros : infantes, νήπια τέκνα. etiam alvo: Achilles würde gewifs nicht unterlassen haben, was Agamemnon Iliad. VI 57 den Troern in Aussicht stellt:

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τῶν μή τις ὑπεκφύγοι αἰπὸν ὄλεθρον

χεῖράς θ' ἡμετέρας, μηδ' ὅν τινα γαστέρι μήτηρ

κοῦρον ἐόντα φέροι, μηδ' ος φύγοι, ἀλλ ̓ ἅμα πάντες Ἰλίου ἐξαπολοίατ ̓ ἀκήδεστοι καὶ ἄφαντοι.

Dann aber wäre nicht eingetreten, was IV 4, 53-56 Hannibal von Äneas und seinen Begleitern rühmt, und Roms Gründung wäre vereitelt worden. ni: in H. Lyrik nur noch ep. 1, 8, dagegen oft in den Sermonen. Veneris: der Freundin des Paris und daher Trojas, der Mutter des Äneas (und daher Stammmutter der albanischen Geschlechter, insbesondere der Julier, also auch Freundin des römischen Volkes, zu I 2, 33). Du erinnerst dich, wie sie Aen. I lacrimis oculos subfusa nitentīs den Juppiter an sein Versprechen gemahnt, certe hinc (ab Aenea) Romanos olim fore, und der hominum sator atque deorum seine Zusage wiederholt:

parce metu, Cytherea: manent inmota tuorum

fata tibi; cernes urbem et promissa Lavini
moenia u. s. w.

gratae: zaitoons, decentis (I 18, 6). adnuisset: xatévɛvoɛ. rebus Aen. Umschreibung der Person, wie (bei Plato) tò Zwxgátоνs пçãуμα Zoxpatns. alite: wie ep. 10, 1 und avi I 15, 5.

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25-30. doctor: ov. Als uovoayέrns begleitet Apollo den Gesang des Musenchors mit dem Spiele seiner Leier (Iliad. I 603). argutae: wie die Citharödin Neaera III 14, 21, vgl. (Calliope) voce acuta III 5, 3. Thaliae: aλelas (eine Grazie heifst alia), st. Musae; ebenso (V. 10) Eurus st. ventus, Hadria st. mare u. dgl. m. Xantho crinis: als Пlaraqɛús, zu III 4, 64. lavit crinis kurz st. lavit se intonsis (solutis) crinibus decorum (zu I 21, 1 int.). In derselben Situation zeigt den jugendschönen Gott III 4, 61. Dauniae: i. e. vatis Horati (III 30, 11). Camenae : Musae (zu II 16, 38) carminis (zu I 12, 39). levis: ist Apollo als das Idealbild der levis iuventas (II 11, 6). Agyieu: Apollo als Gott des Heils und Abwender alles Bösen (aλeğixaxos) schützt auch

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die Wege und Strafsen (äyviai, daher Ayviɛús), den Ein- und den Ausgang; seine Gegenwart wurde vor den Thüren und in den Vorhöfen sinnbildlich durch eine kegelartig zugespitzte Säule dargestellt, bei der ihm Opfer dargebracht wurden. Derselbe Agyieus galt aber auch als Symbol der städtischen Ansiedlung und des die Strafsen schützenden apo ollinischen Friedens, und als solcher wurde er auch wohl von ganzen Gemeinden verehrt. Die letztere Bedeutung des Gottes dürfte hier der Dichter im Sinne gehabt haben. spir. Phoeb. dedit: Cic. Arch. 8, 18: sic a summis hominibus eruditissimisque accepimus, poetam quasi divino quodam spiritu inflari. Wenn H. ebendasselbe Geschenk II 16, 38 der Parze, IV 3 der Muse zuschreibt, so kommt es ihm an den genannten Stellen nur darauf an, die Thatsache seiner dichterischen Begabung festzustellen; hier aber will er den besonderen Charakter derselben betonen, um damit seine Berechtigung und Befähigung für die ihm übertragene Abfassung des hochheiligen Liedes darzuthun: seine Dichterkraft stammt von Apollo (wie durch die Repetitio des Götternamens, in Verbindung mit der Kraft des Stellentons, stark hervorgehoben wird), ist also auch apollinischer Art; Apollo aber rührt seine Leier zu ernsten und erhabenen Gesängen vom Ursprunge der Dinge und den unsterblichen Göttern, Gesängen von alles ergreifender und besänftigender Wirkung (vgl. die Bem. zu Delphica lauro III 30, 15 unter et coma). artem carm.: wird neben spiritum (ingenium) ausdrücklich betont. Im Einklange mit dem Goetheschen Worte:

Vergebens werden ungebundne Geister

Nach der Vollendung reiner Höhe streben

war H. der Überzeugung, dafs die Begeisterung nur im Bunde mit der Besonnenheit das Vollendete schafft. Er sagt A. P. 408:

natura fieret laudabile carmen an arte,

quaesitum est. ego nec studium sine divite vena
nec rude quid possit video ingenium: alterius sic
altera poscit opem res et coniurat amice.

und tadelt demgemäfs die römischen Dichterlinge, die es an sorgfältiger Ausfeilung fehlen liefsen und ein ernstes Studium ihrer Kunst verschmähten ibid. 289:

nec virtute foret clarisve potentius armis,

quam lingua Latium, si non offenderet unum-
quemque poetarum limae labor et mora. vos, o
Pompilius sanguis, carmen reprendite, quod non
multa dies et multa litura coercuit atque
perfectum deciens non castigavit ad unguem.

Daran reiht sich eine launige Schilderung solcher Genies, welche die
Arbeit durch unkultivierte Natürlichkeit ersetzen wollen:

ingenium misera quia fortunatius arte
credit et excludit sanos Helicone poetas

Democritus, bona pars non ungues ponere curat,
non barbam, secreta petit loca, balnea vitat.
nanciscetur enim pretium nomenque poetae,
si tribus Anticyris caput insanabile numquam
tonsori Licino conmiserit.

vgl. zu I 1, 29 doct. nom. poetae: „und so denn auch Anspruch auf den Ehrennamen des Dichters". Diesen vindiciert sich H. auf Grund seiner Lyrik, während er ihn als Satiriker ausdrücklich ablehnte, sat. I 4, 40:

primum ego me illorum, dederim quibus esse poetas,
excerpam numero: neque enim concludere versum
dixeris esse satis, neque si quis scribat, uti nos,
sermoni propiora, putes hunc esse poetam.

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