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Wie ihm der Kaiser selbsten erlaubt,
Zu bedecken sein fürstlich Haupt?

Erster Arkebusier

Das war für das Mecklenburger Land,
Das ihm der Kaiser verseht als Pfand.

Erster Jäger zum Wachtmeister)

Wie? In des Kaisers Gegenwart?
Das ist doch seltsam und sehr apart!

Wachtmeister (fährt in die Tasche)

Wollt ihr mein Wort nicht gelten lassen, Sollt ihrs mit Händen greifen und fassen.

(Eine Münze zeigend.)

Wes ist das Bild und Gepräg?

Marketenderin

Ei, das ist ja ein Wallensteiner!

Wachtmeister

Weist her!

Na, da habt ihrs, was wollt ihr mehr?
Ist er nicht Fürst so gut als einer?
Schlägt er nicht Geld, wie der Ferdinand?
Hat er nicht eigenes Volk und Land?
Eine Durchlauchtigkeit läßt er sich nennen!
Drum muß er Soldaten halten können.

Erster Arkebusier

Das disputiert ihm niemand nicht.
Wir aber stehn in des Kaisers Pflicht,
Und wer uns bezahlt, das ist der Kaiser.

Trompeter

Das leugn ich Ihm, sieht Er, ins Angesicht. Wer uns nicht zahlt, das ist der Kaiser!

Hat man uns nicht seit vierzig Wochen
Die Löhnung immer umsonst versprochen?

Erster Arkebusier

Ei was! Das steht ja in guten Händen.

Erster Kürafier

Fried, ihr Herrn! Wollt ihr mit Schlägen enden?
Ist denn darüber Zank und Zwist,

Ob der Kaiser unser Gebieter ist?
Eben drum, weil wir gern in Ehren
Seine tüchtigen Reiter wären,
Wollen wir nicht seine Herde sein,

Wollen uns nicht von den Pfaffen und Schranzen

Herum lassen führen und verpflanzen..

Sagt selber! Kommts nicht dem Herrn zugut,
Wenn sein Kriegsvolk was auf sich halten thut?
Wer anders macht ihn, als seine Soldaten,
Zu dem großmächtigen Potentaten?
Verschafft und bewahrt ihm weit und breit
Das große Wort in der Christenheit ?
Mögen sich die sein Joch aufladen,
Die mitessen von seinen Gnaden,

Die mit ihm tafeln im goldnen Zimmer.

Wir, wir haben von seinem Glanz und Schimmer

Nichts als die Müh und als die Schmerzen,
Und wofür wir uns halten in unserm Herzen.

Zweiter Jäger

Alle großen Tyrannen und Kaiser

Hieltens so und waren viel weiser.

Alles andre thäten sie hudeln und schänden,
Den Soldaten trugen sie auf den Händen.

Erster Kürassier

Der Soldat muß sich können fühlen.

Schillers Werke. III. Bd.

4

Wers nicht edel und nobel treibt,
Lieber weit von dem Handwerk bleibt.
Soll ich frisch um mein Leben spielen,
Muß mir noch etwas gelten mehr,
Oder ich lasse mich eben schlachten
Wie der Kroat, und muß mich verachten.

Beide Jäger

Ja, übers Leben noch geht die Ehr!

Erster Kürafier

Das Schwert ist kein Spaten, kein Pflug,
Wer damit ackern wollte, wäre nicht flug.
Es grünt uns kein Halm, es wächst keine Saat,
Ohne Heimat muß der Soldat

Auf dem Erdboden flüchtig schwärmen,
Darf sich an eignem Herd nicht wärmen,
Er muß vorbei an der Städte Glanz,
An des Dörfleins lustigen, grünen Auen,
Die Traubenlese, den Erntekranz
Muß er wandernd von ferne schauen.
Sagt mir, was hat er an Gut und Wert,
Wenn der Soldat sich nicht selber ehrt?
Etwas muß er sein eigen nennen,

Oder der Mensch wird morden und brennen.

Erster Arkebuster

Das weiß Gott, 's ist ein elend Leben!

Erster Kürassier

Möchts doch nicht für ein andres geben.
Seht, ich bin weit in der Welt rum kommen,
Hab alles in Erfahrung genommen.

Hab der hispanischen Monarchie

Gedient und der Republik Venedig

Und dem Königreich Napoli;

Aber das Glück war mir nirgends gnädig.

Hab den Kaufmann gesehn und den Ritter
Und den Handwerksmann und den Jesuiter,
Und kein Rock hat mir unter allen
Wie mein eisernes Wams gefallen.

Erster Arkebuster

Ne! das kann ich eben nicht sagen.

Erster Kürafter

Will einer in der Welt was erjagen,
Mag er sich rühren und mag sich plagen;
Will er zu hohen Ehren und Würden,
Bück er sich unter die goldnen Bürden;
Will er genießen den Vatersegen,
Kinder und Enkelein um sich pflegen,
Treib er ein ehrlich Gewerb in Ruh.
Ich ich hab kein Gemüt dazu.
Frei will ich leben und also sterben,
Niemand berauben und niemand beerben,

Und auf das Gehudel unter mir
Leicht wegschauen von meinem Tier.

Erster Jäger

Bravo! Just so ergeht es mir.

Erster Arkebusier

Lustiger freilich mag sichs haben, über anderer Köpf wegtraben.

Erster Kürassier

Kamerad, die Zeiten sind schwer,

Das Schwert ist nicht bei der Wage mehr;

Aber so mag mirs keiner verdenken,

Daß ich mich lieber zum Schwert will lenken. Kann ich im Krieg mich doch menschlich fassen, Aber nicht auf mir trommeln lassen.

Erster Arkebusier

Wer ist dran schuld, als wir Soldaten,
Daß der Nährstand in Schimpf geraten?
Der leidige Krieg und die Not und Plag
In die sechzehn Jahr schon währen mag.

Erßter Kürassier

Bruder, den lieben Gott da droben,

Es können ihn alle zugleich nicht loben.
Einer will die Sonn, die den andern beschwert;
Dieser wills trocken, was jener feucht begehrt.
Wo du nur die Not siehst und die Plag,
Da scheint mir des Lebens heller Tag.
Gehts auf Kosten des Bürgers und Bauern,
Nun, wahrhaftig, sie werden mich dauern;
Aber ich kanns nicht ändern

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seht,

's ist hier just, wies beim Einhaun geht: Die Pferde schnauben und setzen an, Liege, wer will, mitten in der Bahn, Seis mein Bruder, mein leiblicher Sohn, Zerriß mir die Seele sein Jammerton, über seinen Leib weg muß ich jagen, Kann ihn nicht sachte beiseite tragen.

Erster Jäger

Ei, wer wird nach dem andern fragen!

Erster Kürassier

Und weil sichs nun einmal so gemacht,
Daß das Glück dem Soldaten lacht,

Laßt uns mit beiden Händen fassen,

Lang werden sies uns nicht so treiben lassen.
Der Friede wird kommen über Nacht,
Der dem Wesen ein Ende macht;

Der Soldat zäumt ab, der Bauer spannt ein,
Eh mans denkt, wirds wieder das Alte sein.

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