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Mit diesem Geschütz nun besiegen sie die guten Engel, bis der Messias ihnen zu Hülfe kömmt, und die Satane in die Hölle hinabstürzt.

So erhaben und gross auch die übrigen Schilderungen in dieser Engelschlacht sind, so sieht man doch aus diesen wenigen Beispielen schon, dass sie sich mit der Vorstellung Klopstoks yom Weltgericht nicht messen kann. Hier finden sich die erhabensten moralischen und ästhetischen Schönheiten ohne jene Mängel. Da also das Weltgericht an Umfang und Folgen der Engelschlacht wenigstens gleich kam, an würdiger Vorstellung sie bei weitem übertraf, so darf man mit Recht folgern, dass es im Ganzen einen Vorzug vor demselben habe.

Jetzt ist es nothwendig, zurückzublicken, um mit einemmale zu übersehen, was wir bisher, in Absicht der Handlung, für den Messias erarbeitet

haben. Wir haben aus den drei vorzüglichsten Heldengedichten die, nächst dem Grundstof, wichtigsten Handlungen herausgehoben, sie mit einigen Handlungen im Messias verglichen, und gefunden, dass diese als vorzüglicher vor allen jenen sich erweisen lassen; selbst ein scharfer Beurtheiler wird mir also jetzt wohl erlauben zu behaupten, dass die Handlung im Messias überhaupt grösser sey, als in einem von jenen Heldengedichten.

Sollte dieser Schluss jemanden noch nicht zu folgen scheinen, so vergesse er nicht, dass in ästhetischen Abhandlungen-keine mathematischen Beweise möglich sind, und dass man sehr oft nur an das Gefühl eines jeden darin appelliren kann. Zur Stärkung jenes Schlusses dient es vielleicht, wenn man sich erinnert, dass aus den drei besten Heldengedichten die Haupthandlungen herausgehoben wurden, und dass sich im Messias allein ohne den Grundstof, eben so viel fanden, die grösser als jene waren.

Wollte man eine Vergleichung unter noch mehreren Handlungen in jenen Gedichten anstellen, so würde man fast immer finden, dass der Sieg sich auf die Seite des Messias neigt, aber dies würde hier zu weit führen, und ich will bloss in obigen Heldengedichten die ähnlichen Begebenheiten aufsuchen, die Vergleichung aber dem Kenner überlassen.

In der Iliade und dem Messias haben folgende Handlungen Ähnlichkeiten miteinander: der Abschied Hectors von seiner Gemahlin, Iliad. VI.

392. ffd. und der Abschied Christi von seinen Jüngern, Mess. IV. 1065 ffd.; die Mannigfaltigkeit der Scenen in den Schlachten der Iliade, mit den verschiedenen Auftritten im Messias bei Auferstehung und Erscheinung der Heiligen, bei dem Gericht Christi auf Tabor und beim Weltgericht; die Klagen der Eltern und der Gattin Hektors um seinen Tod, Iliad. XXII, 405 ffd. mit der Trauer der Mutter und der Jünger Christi nach seinem Begräbniss, Mess. XII, 254 ffd.; die Leichenbestattung Hektors, Iliad. XXIV, 699 ffd. mit dem Begräbniss Christi, Mess. XII, 61 ffd.

Aus der Aeneis lassen sich vergleichen: die Liebe der Dido und des Aeneas, lib. IV., mit der Liebe von Semida und Cidli. Der Tod der Dido, lib. V, 642 ffd., mit dem Tode Ischarioths, Ges. VII, 142.; das Flattern der Furien um die Juturna, lib. XII, 845 ffd., mit dem Fluge der Todesengel um das Kreuz Christi, Ges. VIII, 527 ffd.

Im verlohrnen Paradiese kann man Vergleichungspunkte finden zwischen der Aufrichtung der Satane von ihrer Betäubung, Ges. I., und eben dieser Scene im Messias, Ges. XIV. 610 ffd.; der Rathsversammlung der Satane im verl. Par. Ges. II, und eben dieser Handlung Mess. II, 275 ffd., der Verstellung Satans in einen Engel der Lichts, verl. Par. Ges. II., und demselben Vorfall mit Abbadona, Mess. IX. 485 ffd.

Wenn man alle diese verglichenen Handlungen gegeneinander hält, um ihre Erfindung und Ausführung zu prüfen, so wird man immer finden, dass das Vorzüglichere im Messias ist. Ich folgere hier jetzt nichts daraus, weil ich nur bloss hingewiesen habe, und überlasse die näheren Prüfungen und Resultate daraus dem Forscher selbst.

Aber noch ist ein Umstand übrig, aus welchem sich der Vorzug der Handlung im Messias darthun lässt, und vielleicht der entscheidenste; denn wer kann es dem Kämpfer verübeln, dass er noch irgend ein Geschütz im Hinterhalt behält, von welchem er im Nothfall, zur letzten Überlegenheit, Gebrauch macht? Sie unterscheidet sich nemlich in der Handlung von allen andern Heldengedichten dadurch, dass sie philosophische Wahrheit hat, das heisst: es liegen bei ihr solche Begebenheiten zum Grunde, die sich der Verstand ohne Absurdität als würklich denken, und gegen die der Philosoph keine gegründeten Einwendungen machen kann. Die Illusion der Einbildungskraft kann also das ganze Gedicht hindurch dauern, ohne dass der Verstand Einspruch thut, und ihr auf einmal die schönen Ideen raubt, denen sie eben das Bürgerrecht gegeben hatte. So weit auch der Dichter in ein künftiges Leben, so weit er auch in die Geister- und überhaupt in die Ideenwelt sich verliert, so viel ausserirdische Scenen er auch darstellt, so ist doch alles, was er erfindet, (einige unbedeutende Züge, die in der Prüfung der einzelnen Ge

sänge bemerkt werden sollen, abgerechnet) eines erhabenen Gottes, wie der Christ ihn sich denkt, und seiner Geschöpfe würdig. Es könnte so seyn; dies vermag selbst die scharfe Prüfung des Weltweisen nicht zu widerlegen.

Wer kann dies von irgend einem andern Heldengedicht sagen? Wer kann nur die Hälfte von den Scenen in frühern Heldengedichten als wirklich möglich denken? Wenn der Fluss Xanthus, Iliad. XXI, 248 ffd., sich ausser seinem Gestade erhebt, und sich über die Gefilde dem Achilles nachwälzt, um den bedrängten Trojanern, vor deren Mauern er fliesst, beizustehen, so hat diese Handlung für die Einbildungskraft ungemein viel reizendes; aber man fordre sie vor den Richtstuhl der Vernunft, was wird von der ganzen Begebenheit übrig bleiben?

So ist es mit hundert andern Scenen in der Ilias und der Aeneis. Wer kann es glauben, wenn Athene in der Schlacht Iliad. XX. 438 ffd. vom Achilles die Lanze Hektors weghaucht, und Hektor hingegen vom Apollo durch einen Nebel unsichtbar gemacht wird? Wer kann es glauben, wenn Aeneid. II. 203 ffd. zwei Schlangen von Tenedos übers Meer kommen, den Laocoon erwürgen, und sich dann in den Tempel der Pallas unter ihren Füssen verbergen; wer kann es glauben, so herrlich auch die Beschreibung ist? Man beraube diese Scenen ihrer schönen Poesie, und es bleiben nichts als Feenmährchen übrig.

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