Billeder på siden
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beleuchten. Geschah diess durch das rothe Licht und war das Ocular so gestellt, dass der Faden deutlich gesehen wurde, so sah man ihn nicht, wenn die Beleuchtung durch blaues Licht bewirkt wurde. Das Ocular musste dem Faden jetzt näher gerückt werden, und zwar um mehr als das Doppelte der Längenabweichung wegen der Farbenzerstreuung der Ocularlinse. Frauenhofer fand, dass in seinem Auge parallele, also aus unendlicher Entfernung kommende, rothe Strahlen dieselbe Vereinigungsweite hatten als blaue, welche im Mittel aus einer Entfernung von 20,6 Zoll divergirten. (Die einzelnen Beobachtungen an zweien Ocularen aus Crownglas und zweien aus Flintglas gaben 23,"7. 21,"3. 19,5 17,9-) Auf den Antheil, den die Farbenzerstreuung der Linse hat, ist hierbei Rücksicht genommen.

Für die nicht vollkommene Deutlichkeit der Bilder im Auge spricht dann ferner die Irradiation, oder die Ausbreitung des Lichts auf der Retina, jene wohlbekannte Thatsache, dass helle Gegenstände uns zu gross erscheinen. Die Theorie, welche man hierüber gewöhnlich aufstellt, sieht in dem Phänomen der Irradiation eine eigenthümliche Wirkung der Retina, vermöge welcher Theile derselben von benachbarten mit erregt werden, und es ist möglich, dass die Voraussetzung vollkommen deutlicher Bilder durch den brechenden Apparat des Auges, von der man als unbezweifelt ausging, eine Theorie dieser Art aufstellen liess. Ich werde später in einem eigenen Abschnitt zeigen, dass keine Erscheinung über die Irradiation bis jetzt bekannt sei, welche eine eigenthümliche Wirkung erkennen liesse, dass vielmehr der Mangel deutlicher Bilder zur Erklärung hinreichend sei. Wie es nun hiermit auch stehen mag, so ist jedenfalls eine Irradiation im Auge vorhanden, und daher kann wiederum von vollkommen deutlichen Bildern nicht die Rede sein. Die Wahrnehmung täuscht hierüber leicht. Man betrachte das Bild in einer mässig guten camera obscura, und man wird es für ein sehr deutliches halten; wendet man jedoch eine Blendung an, so wird man bald finden, dass man die Deutlichkeit überschätzt habe. Auch bei einer guten camera obscura ist es aus mangelnder Uebung keine leichte Sache, sie auf ein Object gehörig einzustellen, und man bleibt innerhalb eines mehr oder minder grossen Intervalls über den eigentlichen Ort des Bildes ungewiss, zum Beweise, dass un

ser gewöhnliches Urtheil über die Deutlichkeit kein sehr sicheres sei *).

Nachdem wir nunmehr das Vorhandensein der Adaptirung nachgewiesen, kömmt es darauf an, messende Beobachtungen darüber anzustellen. Wenn man nach Porterfield's Angabe einen weissen Faden auf schwarzem Grunde ausspannt, und längs des Fadens sieht,, so erscheint derselbe bekanntlich einfach und als Faden erst von einer gewissen Entfernung ab, und bleibt es während eines verschiedentlich grossen Intervalls. Vor und hin

*) Bei dieser Gelegenheit will ich ein Paar Worte über das Einstellen einer camera obscura hinzufügen, ein Gegestand, der in jetziger Zeit nicht ohne Wichtigkeit ist. Lambert hat in den Abhandlungen der Berliner Akademie aus dem vorigen Jahrhundert die Frage behandelt, woher es rühre, dass die Bilder, welche die convexe Linse giebt, auf der Tafel zu kleben scheinen, und keinen perspectivischen Eindruck hervorbringen. Ich habe den Aufsatz nicht zur Hand, und erinnere mich nur der Aufgabe, aber nicht der Art, wie Lambert sie gelöst hat. Die richtige Lösung ist aber jedenfalls diese: Die gute Linse, d. h. diejenige, welche von den Abweichungen möglichst frei ist, giebt ein perspectivisches Bild; bei dem Bilde einer schlechten Linse mit zu grosser Apertur mangelt dieser perspectivische Eindruck und es scheint wie auf der Tafel zu kleben, worauf man es, fallen lässt. Das Auge überträgt dasselbe Urtheil auch auf photographische Bilder, die mittelst solcher Linsen angefertigt worden sind. Daher reicht zu einem vollendet treuen Bilde die gute Linse noch nicht hin, sie muss auch sehr scharf eingestellt werden. Und diess eben ist schwieriger, als man glaubt; es ist mir mit der schönen Doppellinse, welche Voigtländer und Sohn in Wien nach Professor Petzval anfertigen, erst nach längerer Uebung gelungen, und gelingt nach meinen Erfahrungen Anderen gar nicht. Es ist also dem Auge nicht so leicht, innerhalb eines gewissen Intervalls, die verschiedenen Grade der Deutlichkeit zu beurtheilen, und das darf bei manchen Fragen, die über das Auge aufgestellt werden, nicht übersehen werden. Wenn man eine Linse möglichst scharf einstellen will, so finde ich es am zweckmässigsten, Zahn und Trieb, durch welchen dieselben jetzt gewöhnlich bewegt werden, nicht anzuwenden, denn diese Bewegung ist wegen des todten Ganges unregelmässig und springend. Viel besser ist es, wenn man die Bewegung durch Drehen eines Rohres in einem andern bewirkt. Das Auge vergleicht dann, wenn man es unabänderlich auf einen feinen Theil des Bildes fixirt (wo möglich stets auf denselben), die auf einander folgenden Grade der Deutlichkeit, und die Hand bringt leichter denjenigen zurück, den das Auge für den höchsten erkannte. Loupen thun hierbei gute Dienste, besonders wenn sie mittelst einer Röhre auf der matten Glastafel aufgesetzt werden and alles seitwärts kommende Licht abhalten.

ter diesem Intervall erscheint der Faden flächenhaft ausgebreitet, und die Ausbreitung nimmt zu, je weiter von derselben entfernt der Faden fixirt wird. Sonach erhielte man hierbei eine untere und eine obere Gränze für die Adaption, und man könnte z. B. sagen: das Auge adaptire sich für Gegenstände, welche 5 bis 6 Zoll entfernt seien. Dem Vorhergehenden zufolge kann jedoch hiermit nicht gemeint sein, dass in diesem Intervall der Faden vollkommen deutlich gesehen werde; das wird er niemals. Sondern es kann darunter nur verstanden sein, dass innerhalb dieser Gränzen die Undeutlichkeit nicht bedeutend genug sei, den Faden und ähnliche (vollends grössere) Objecte in der Wahrnehmung sehr zu verändern.

Inzwischen ist es mir nicht geglückt, auf diese Weise zu irgend genauen Werthen zu gelangen, und ich wandte mich an die Erscheinung der Doppelbilder, welche mittelst zweier feinen Oeffnungen von einem Gegenstande erhalten werden, der zu nahe oder zu entfernt ist, als dass seine Strahlen sich auf der Retina selbst, und nicht vielmehr hinter oder vor ihr vereinigen. Auch bei diesem, von Scheiner angegebenen Experiment giebt es eine obere und untere Gränze, zwischen welchen das Object einfach erscheint, und auch für diese Gränzen gilt das, was so eben bei der ähnlichen Erscheinung des Fadens bemerkt worden ist.

Auf einer messingenen Skale von 18 Zoll Länge war eine feine Spitze mittelst eines Index zu verschieben; an dem Anfang der Skale befand sich eine Metallscheibe mit zweien feinen Oeffnungen, durch welche gegen eine weisse, dem Tageslicht ausgesetzte Tafel, visirt wurde. Die Spitze, welche bei zu grosser Nähe doppelt erscheint, wurde allmählig entfernt, bis sie einfach erschien; hierauf so weit weggeschoben, dass sie wiederum doppelt wurde und dann allmählig genähert, bis beide Bilder zusammenfielen. Trotz angewandter Sorgfalt war ich aber auch hierbei nicht im Stande, gut zusammenstimmende Werthe zu erhalten, und ich theile, diess nachzuweisen, von vielen Beobachtungsreihen, die ich anstellte, eine mit, welche rasch hinter einander ausgeführt wurde.

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Ich glaube zweien Umständen den wenigen Erfolg dieser Versuche zuschreiben zu müssen. Einmal ist es von erheblichem Einfluss, wenn die beiden Oeffnungen vor der Pupille verschoben werden, und zwar desshalb, weil die Crystalllinse am Rande ein geringeres Brechungsverhältniss hat, als mehr nach der Mitte zu. Hiervon überzeugt man sich leicht. Man stelle die Spitze so, dass sie einfach erscheine, und verschiebe nun die beiden Oeffnungen, durch welche man sieht, längs der Pupille, so wird man die Spitze bald einfach, bald doppelt sehen, und verdeckt man die eine oder andere Oeffnung, so überzeugt man sich, dass am Rande der Pupille eine geringere Brechungsfähigkeit vorhanden sein muss. Es kömmt daher bei diesen Versuchen viel auf die unabänderliche Stellung des Auges gegen die beiden Oeffnungen an. Um diess so gut als möglich zu erreichen, verfuhr ich so, dass ich das Auge hinter der Scheibe hin und her bewegte, bis die beiden Spitzen und die hellen Kreise, in welchen sie zu stehen scheinen, gleiche Lichtstärke besassen. Der zweite störende Umstand ist der, dass die Feuchtigkeit, mit welcher die Cornea überzogen ist, namentlich bei fortgesetzten Versuchen eine nicht regelmässe Gestalt annehmen mag. Sähe man mit freiem Auge, so würde der störende Einfluss solcher Stellen verschwinden, anders jedoch, wenn man durch feine Oeffnungen sieht, wo dergleichen Unregelmässigkeiten sich sehr geltend machen können.

Wenn auch durch diese Versuche, die ich auch von anderen Personen anstellen liess, das fragliche Intervall mit keiner grossen Genauigkeit gefunden werden kann, so scheint doch mindestens so viel gewiss, dass für die meisten der vorkommenden Augen

ein solches Intervall vorhanden sei. Es ist nicht richtig, wenn mehrere Physiologen und Physiker der Meinung sind, dass bei dem sogenannten normalen Auge von einem dergleichen Intervall nichts vorkomme, dass dieses Auge vielmehr von einer gewissen verhält. nissmässig kleinen Entfernung ab bis ins Unendliche die Spitze durch zwei Oeffnungen einfach sehen würde. Wir werden sogleich nachweisen, auf welche Art sich die verschiedenen Augen in Bezug auf dieses Experiment verhalten und wollen vorläufig nur bemerken, dass bis jetzt nichts bekannt sei, welches einen spezifischen Unterschied zwischen den verschiedenen Augen aufzustellen berechtigte. Mit Bezug auf die im Leben am häufigsten vorkommende Gegenstände ist allerdings das Auge das brauchbarste, welches die Objecte weder in zu grosse Nähe bringt noch dieselben zu weit entfernt, und die meisten Beschäftigungen (Lesen, Schreiben u. s. w.) sind auch den Anforderungen dieses Auges gemäss eingerichtet. Allein doch ist, optisch genommen, kein erheblicher Unterschied zwischen diesen Augen und den kurzsichtigen, und obgleich diese letzteren einen so kleinen Spielraum haben, berechtigt bis jetzt nichts, ihnen eine kleinere Adaptionsfähigkeit zuzuschreiben.

Die zu Anfang dieses Abschnitts mitgetheilte Tafel über die Entfernung der Bilder b, für gewisse Entfernungen der Objecte a habe ich nämlich so eingerichtet, dass die aufeinanderfolgende Werthe von b2 die constante Differenz 0,2316 haben. Ich werde diese Differenz das Maass der Adaptionskraft nennen und voraussetzen, dass, wenn bei irgend einem Auge Bilder in der bestimmten Fntfernung b, deutlich seien, das Auge die Fähigkeit habe sich so zu verändern, dass es andere Bilder in der Entfernung b2+0"",2316 mit gleicher Deutlichkeit sehe. Wenn diess der Fall ist, so wird nach jener Tafel ein Auge Objecte deutlich sehen:

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hier wäre also ein sehr verschiedener Spielraum der Adaptirung, während die zu Grunde liegende Kraft doch dieselbe ist, nur der Effect dieser Kraft ist verschieden, und das ist im Allgemeinen gerade dasjenige, was die Erfahrung zeigt.

Es versteht sich hierbei von selbst, dass wir auf die Differenz

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