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Atque superba pati fastidia? nonne Menalcan,
Quamvis ille niger, quamvis tu candidus esses?
O formose puer, nimium ne crede colori:
Alba ligustra cadunt, vaccinia nigra leguntur.

Despectus tibi sum, nec, qui sim, quaeris, Alexi,
Quam dives pecoris, nivei quam lactis abundans.
Mille meae Siculis errant in montibus agnae;
Lac mihi non aestate novum, non frigore defit.
Canto, quae solitus, si quando armenta vocabat,
Amphion Dircaeus in Actaeo Aracyntho.

Nec sum adeo informis; nuper me in litore vidi,
Quum placidum ventis staret mare. Non ego Daphnim
Iudice te metuam, si numquam fallit imago.

O tantum libeat mecum tibi sordida rura
Atque humiles habitare casas, et figere cervos,

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17. ne crede, vertraue nicht zu Amphion, wenn er seine Heerden zu sehr, lege nicht übertriebenen Werth rufen pflegte. Amphion, von der auf Gesichtsfarbe. Quelle Dirce hier Dircaeus genannt,

18. vaccinia; der Sinn ist: Vac- wurde mit seinem Zwillingsbruder cinium, das weiss ist, wird nicht Zethus auf dem Aracynthus, an gepflückt und fällt unbeachtet ab, der Grenze von Acte (dem früheren dunkle vaccinia werden gepflückt, weil Namen Attica's) ausgesetzt und von man sie vorzieht. Früher hat man einem Hirten erzogen. unter vacc. eine Art Rittersporn (Del- 25. nec phinium) verstanden, andere dachten

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adeo, auch bin ich dabei an die Schwertlilie (gladiolus). gar nicht so... Man merke die BeWahrscheinlich ist die Levkoie und deutung von adeo in ähnlicher Verbindung. zwar die dunkle Art gemeint. Sie heisst noch heute in Italien Fior di 26. quum placidum ventis, als vacca. S. Stud. III p. 19. Dass hier das windstille Meer mir entgegeneine Blume genannt wird, welche so- stand (staret). Eigenthümlich ist diese wohl weiss als auch dunkelfarbig Causalverbindung der Winde und der blüht, ist für unsre Stelle von wesent Meeresruhe; denn die Winde regten, licher Bedeutung wegen des Contra- nach der Anschauungsweise der Alten. stes bei einer und derselben Species. nicht nur das Meer auf,, sondern beWeil bei den Griechen Delphinium ruhigten es auch wieder wenn sie auch Hyacinthus hiess, so nimmt lind wurden. Vollständige WindVoss an, dass das Wort vaccinium stillen (Calmen) herrschen auch in eine handschriftlich aus hyacinthus der That nicht in Meeren, wie dem mittelländischen. S. Aen. III, 69 und

verdorbene Lesart sei.

19 ff. Ich werde von Dir ver- V, 763. Ebenso Hor. od. I, 3, 15, schmäht, und Du fragst gar nicht wo der Südwind als Aufwiegler und einmal, was für ein Mann näm-Beruhiger des Hadria-Meeres belich ein wohlhabender und angesehe- sungen wird. Daphnim, einen ner Oberhirte ich bin. schönen Hirten, der als Begründer

21. meae, als mein Eigenthum. der Hirtenpoesie galt. Siculis. Hieraus geht hervor, dass p. 7 ff..

S. Einleit.

Vergil siculisches Hirtenleben bei 28. sordida, ebenso wie hudieser Ecloge vor Augen hatte. miles in dem Sinne des Alexis also

23 ff. Der Sinn: Ich singe so genannt. kunstfertig, wie einst der Thebaner

Haedorumque gregem viridi compellere hibisco:
Mecum una in silvis imitabere Pana canendo.
Pan primus calamos cera coniungere plures
Instituit: Pan curat oves oviumque magistros.
Nec te poeniteat calamo trivisse labellum:

Haec eadem ut sciret, quid non faciebat Amyntas?
Est mihi disparibus septem compacta cicutis
Fistula, Damoetas dono mihi quam dedit olim,
Et dixit moriens:,,Te nunc habet ista secundum."
Dixit Damoetas; invidit stultus Amyntas.
Praeterea duo, nec tuta mihi valle reperti,
Capreoli, sparsis etiam nunc pellibus albo,
Bina die siccant ovis ubera: quos tibi servo.
Iam pridem a me illos abducere Thestylis orat,
Et faciet, quoniam sordent tibi munera nostra.

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30. hibisco, der Dat. für da proximum," wie Ecl. V, 48 auch c. Acc. in dieser Verbindung mit ,, alter" in der Bedeutung,, ein zweicompellere (zutreiben) der eigentliche ter." Jedoch hebt Ameis (expl. Hirtenausdruck. Ebenso: Georg. II, Verg. p. 5) mit Recht hervor, dass 306, Ecl. VIII, 101. eine näher liegende und einfachere 32. Pan primus. Pan als Er- Erklärung sich empfiehlt, indem man finder der Syrinx s. bei Ovid. Met. secundum durch,,meinen Nachfolger" I, 689-712. curat. Pan war wiedergebe. Ebenso seien die Worte Beschützer der Hirten und förderte,,tu nunc eris alter ab illo" (Ecl. V, auch ihre musischen Zerstreuungen. 48) nichts anders als, ,,Du wirst 34. poeniteat. Hiermit werden jetzt der Nächste nach jenem sein." Die Würdigkeit des Erbenden wird die v. 28-30 ausgesprochenen Wündadurch betont. sche fortgesetzt: halte es nicht unter Deiner Würde, jenes Hirteninstru39. invidit, diese Nachfolge in ment zu erlernen. Nach der Sage dem Besitz der Syrinx beneidet der erfand Pan die mehrröhrige Hirten- thöricht vergessene (stultus) Amyntas. pfeife, als die von ihm verfolgte Na- 40. nec tuta mihi. Sie hatte jade Syrinx von ihren Schwestern in Corydon von dem Lager der Mutter Rohr verwandelt ward. Zum An- in einem schroffen Felsthale wegdenken schnitt Pan mehrere Halmen, geholt. blies hinein und erfand so das Instrument, das fortan nach jener Nymphe benannt wurde.

35. Amyntas und Damoetas (37) die Namen zweier musicalischen Hirten, von denen der letztre den

erstern übertraf.

41. albo. Die weissen Elecken pflegten sich nach dem ersten Halbjabre zu verdunkeln.

42. siccant. Dies bezeichnet die

Gesundheit und Lebhaftigkeit der Jungen, da jedes täglich die Milch zweier Schafe aussaugt. Das verb.

38. te nunc habet, nachdrucks- siccare in der Bedeutung des Ausvoll wird das leblose Object zum saugens und Melkens bei Hor. Ep. Subject, zum eigentlichen Besitzer II, 46, Ovid. am III, 5, 14. erhoben, während die Person zum 44. munera nostra, Geschenke Object heruntersinkt. Der Werth des von Leuten unserer Art. sordent Instrumentes wird dadurch erhöhet. tibi, liegen werthlos für Dich da, secundum. Man erklärte bisher werden von Dir verachtet. secundum durch: canendi arte mihi

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Huc ades, o formose puer: tibi lilia plenis
Ecce ferunt Nymphae calathis; tibi candida Nais,
Pallentes violas et summa papavera carpens,
Narcissum et florem iungit bene olentis anethi;
Tum, casia atque aliis intexens suavibus herbis,
Mollia luteola pingit vaccinia caltha.
Ipse ego cana legam tenera lanugine mala
Castaneasque nuces, mea quas Amaryllis amabat;

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45 ff. Jetzt verspricht Corydon | in bewässerten Wiesen wild wächst. dem Knaben in schwunghafter, zier- ane thi, des Dills (anethum graveolicher Wendung Körbchen voll Früh- lens, Linn.). Dillkränze werden bei lingsblumen, die ihm die Nymphen Alcäus und Theokrit ausdrücklich erdarbringen werden und besonders eine wähnt.

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cneorum

vac

Nais, welche Schwertlilien, Goldlack 49. casia. Hierunter ist eine und Narcissen, der Quelle benachbart, mit duftendem Dill geschmackvoll genus von Daphne zu verstehen, etwa Zeiland oder Seidelbast, eine wohlzusammenwinden wird; denn so weit ist von Blumen des Frühlings welche bei den Griechen riechende, von Bienen besuchte Pflanze, die Rede. Später (tum, v. 49) soll hiess. cf. Kittel Botan. sub: Daphne die goldgelbe Ringelblume (caltha) cneorum. mit Zeiland (casia) und andern lieblichen Kräutern verwoben neben zarten 50. pingit. Dies verb. bedeutet hier durch abstechende Farben ausLevkojen dargebracht werden. Der einfache Gedanke:,,Hier kannst Du zeichnen, abstechen lassen." alle diese Blumen pflücken," ist dich-cinia. cf. Einleitung pag. 19. calterisch so dargestellt, als ob die tha. Das beigefügte adj. luteola unNymphen und Najaden (candida, von terstützt die Annahme, dass hier die blendender Schönheit, Ecl. VII, 38) auch bei uns heimische calendula, diese Blumen dem holden Knaben Goldblume oder Ringelblume gemeint spenden würden. ist. Plinius (n. h. XXI, 6, 15) beschreibt sie als gelb und von strengem Geruch, was ganz auf diese bei uns auch unter dem vulgären Namen Todtenblume," weil sie auf Kirchhöfen wächst, bekannte species passt.

45. lilia. Es ist wohl hier nicht an die weisse Lilie (lilium Martagon, L.) zu denken, welche erst Ende Juni und im Juli blüht, da hier in erster Linie Frühlingsblumen zusammengestellt werden (Narcissen, Goldlack (violae)), welche zudem von der Najade gepflückt werden sollen, d. h. welche an der Quelle des Gartens aufspriessen. Desshalb denken wir bei lilia eher an die Schwertlilie, eine den Najaden homogene und entsprechende Blume (eine Iris - Art).

47. pallentes kann nach Analogie andrer Stellen ganz wohl für die gelbe, gilbende Farbe stehen, wie sie Goldlack zeigt (cf. Ovid Met. XI, 145). papavera, Klatschmohn, der natürlich in Italien schon früher blüht, als bei uns. S. Studie IV sub II, 47.

48. narcissum, Narcisse, eine Zierblume bei uns, welche in Italien

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Addam cerea pruna-honos erit huic quoque pomo-,
Et vos, o lauri, carpam et te, proxima myrte:
Sic positae quoniam suaves miscetis odores.

Rusticus es, Corydon; nec munera curat Alexis,
Nec, si muneribus certes, concedat Iollas.

Heu heu, quid volui misero mihi? floribus Austrum
Perditus et liquidis inmisi fontibus apros.
Quem fugis, ah, demens? habitarunt dî quoque silvas
Dardaniusque Paris. Pallas, quas condidit arces,
Ipsa colat; nobis placeant ante omnia silvae.

Torva leaena lupum sequitur, lupus ipse capellam,
Florentem cytisum sequitur lasciva capella;

Te Corydon, o Alexi: trahit sua quemque voluptas.

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53. cerea pruna. Die Wachs- bekannte, verderbliche Wind, welcher pflaumen zählt Plinius mit der Pur- Gras und Blumen ausdörrt. Der Eber purpflaume zu den edelsten Sorten. verunreinigte, wenn kein Gehege ihn pruna-honos. Der hier stattfin- abhielt, den lautersten Quell. cf. dende Hiatus bei einer kurzen Sylbe Georg. III, 411 ff. wird durch die starke Interpunction gerechtfertigt, wie Aen. I, 405. S. auch Fleckeisen N. Jahrb. 61, pag. 49.

54. proxima myrte; die Myrte, ein sinnbildlicher Strauch, reiht sich zunächst an den Lorbeer, der natürlich als Emblem der Sieger im Kampf fürs Vaterland in erster Linie glänzt. So ist proxima aufzufassen! An eine örtliche Proximität der Myrte in dem Garten, der dem Dichter vorschwebte, ist wohl nicht, wie Voss es thut, hier zu denken.

56 ff. Aber du bist, sagt sich Corydon in pessimistischer Anwandlung, ein Landmann, und Alexis liegt nichts an deinen ländlichen Gaben; auch würde, wenn es auf diese ankäme, Jollas Dich doch überbieten (nec concedat.).

59. perditus, vor Liebe wie verloren, cf. Ecl. VIII, 87.

60. Jetzt wendet sich Cor. von seiner pessimistischen Anschauung stischen Erwägung plötzlich weg zu einer mehr optimider Italer, die in ihrem lebhaften ganz nach Art das andere gerathen. Gefühlstempo von einem Extrem auf wechselnde Stimmung lässt ihn ausDiese rasch rufen: Wen fliehest Du eigentlich?! Aber die Götter liebten ja selbst von Etwa mich, weil ich ein rusticus bin? jeher das Land! Pallas Athene mag ihre städtischen Burgen, die sie gestiftet, selbst verehren, uns mögen vor Allem die Wälder behagen! colere (62) nehmen Viele in der Bedeutung von incolere, ähnlich, Ecl. III, 61, ille colit terras.

unver

63 ff. Meine Liebe zu Dir ist so heftig, mein Naturtrieb so 58. Heu, heu, quid volui änderlich, wie der angeborne Trieb misero mihi? Ach, ach, was habe und Zug einer Kreatur zu der andern. ich mir Unglücklichem angestellt?! Dies wird durch V. 63-65 indiviDen weiteren Gedanken, dass er eine dualisiert. Diese hier nun angeführunglückliche Liebe in sich habe auf- ten Hirtengleichnisse erinnern genau kommen lassen, drückt Cor. durch an Theokr. X, 30:

zwei aus dem Hirtenleben entnommene „,ὰ ἀὶξ τὰν κύτισον, ὁ λύκος τὰν Redensarten aus:,,ich habe den Süd- αἶγα διώκει

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wind in die Blumen" und den ὁ γέρανος τὤροτρον, ἐγὼ δ ̓ ἐπὶ τὶν wühlenden Eber in die klare Quelle hineingelassen." Der Südwind, Auster,

μεμάνημαι."

65. o Alexi. Hier beobachte

ist der trockene, jetzt als Scirocco man den Hiatus bei Interjectionen! Glaser, P. Vergilius M. Bucolica.

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Aspice, aratra iugo referunt suspensa iuvenci,
Et sol crescentes decedens duplicat umbras;
Me tamen urit amor: quis enim modus adsit amori?
Ah, Corydon, Corydon, quae te dementia cepit!
Semiputata tibi frondosa vitis in ulmo est.

Quin tu aliquid saltem potius, quorum indiget usus,
Viminibus mollique paras detexere iunco ?
Invenies alium, si te hic fastidit, Alexim.

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66 ff. Der Sinn ist: Die Stiere welches die Libation von dem Weine kehren von ihrer Arbeit zurück, der eines ungeschneitelten Baumes verbot. Tag hat sein Ende erreicht, aber Hieraus entstand der für die Landnicht so meine Liebesqual." Der wirthschaft wohlthätige Aberglaube, Pflug, welcher in den ältesten Zeiten dass, wer auch nur von einem obernoch keine Räder hatte, wurde von flächlich oder halbgeschneitelten Weinden Stieren hangend, so dass er den stocke geniesse oder opfere, dem Boden nicht berührte, zurückgetragen. Wahnsinne verfallen müsse. Diese 70 ff. enthalten Selbstvorwürfe, Schneitelung, die aber mit dem Abwelche sich Corydon macht, dass er blatten der breiten Rebenblätter (pamdurch seine Liebe zu Wahnwitz ver- pinatio) nicht zu verwechseln ist, geleitet worden sei und in Folge dessen schah zweimal im Jahre. cf. Georg. II, die Besorgung wichtiger Geschäfte 400 ff.

verabsäume. Der Vorwurf des Wahn- 71. Quin tu. Hierzu verbinde sinnes wird durch das ländliche Sprüchwort ausgeführt: Du trankst von dem Weine einer halbgeschneitelten (semiputata) Rebe auf einer dichtbelaubten, ungeschorenen Ulme.

potius, warum nicht vielmehr? Die Frage wirkt hier wie eine Aufforderung. quorum i. usus, dessen die gewohnte Wirthschaft benöthigt ist, wie z. B. Körbe, Kistchen, Käseformen aus Binsen geflochten.

70. semiputata. Die Schneitelung wurde an unnützen Weinranken 73. alium. Diese Stelle ist und zugleich an dem Auswuchse der Theokr. Id. XI, 76 nachgebildet, wo hohen Ulme, mit welcher die Rebe sich Polyphem mit den Worten bevermählt war, vorgenommen. Weil ruhigt:

nun die Winzer bei hohen Baum-Εὑρήσεις Γαλάτειαν ἴσως καὶ καλreben, wegen der gefährlichen Arbeit, λίον αλλαν.

diese Ausschneidung bedumpfender Galatea, eine Nymphe, hatte den BeZweige vielfach unterliessen, so zwang werbungen des Cyklopen kein Gehör sie Numa hierzu durch ein Gesetz, gegeben.

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