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Vorstudien zu Vergil's Bucolica.

I. Studie.

P. Vergilius Maro's Leben und dichterische Persönlichkeit. (In kurzer Uebersicht.)

Geboren zu Andes bei Mantua (684 u. c. 15. Oct., 70 a. Chr.) stammte P. Vergilius Maro von geringen Eltern ab, da sein Vater ein Gütchen zu Andes besass und gerade Mittel genug hatte, seinen Sohn Anfangs zu Cremona, hernach zu Mailand in den ersten Erziehungselementen unterweisen zu lassen.1 Später begab sich Vergil nach Neapel, um dort von dem griechischen Dichter und Grammatiker Parthenius unterrichtet zu werden, dessen Einwirkungen nicht ohne Bedeutung für des späteren Dichters eigenthümlich gelehrte Richtung geblieben sind. In Rom, wohin er von Neapel sich begab, genoss er den Unterricht des Epikureischen Philosophen Siron.2 Die entsprechenden Studien in Mathematik und Physik, die er hier anstellte, wirkten dabei bestimmend für seinen eigentlichsten inneren Beruf eines Naturdichters, als welchen er sich bald durch seine bucolischen und georgischen Dichtungen erweisen sollte.

Von Rom auf seine kleine Besitzung bei Mantua zurückgekehrt, legte er theils selbst Hand an bei dem landwirthschaftlichen Betriebe seines Gutes, theils widmete er sich

1) Die älteste vita des Vergil, welche von den spätern Erklärern zu Grunde gelegt wird, ist die von Donatus; s. Jahn's Jahrb. 1833, 2. Suppl. p. 566 ff. Teuffel Stuttg. Real-Encyclop.

2) Hierüber Teuffel Gesch. d. R. L. S. 390. Besonders s. die sorgfältig zusammengestellten Notizen über Vergil's Leben in O. Ribbeck's Narratio de vita et scr. P. Vergili als Einleitung zu der Teubn. Textausgabe 1867.

Glaser, P. Vergilius M. Bucolica.

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gelehrten und dichterischen Studien. Sein erstes Gedicht, das ihm einigen Namen verschaffte, scheint das gewesen zu sein, welches „Culex" überschrieben war, etwa im Jahr 709 oder 710 u. c. verfasst.2 Der Inhalt desselben ist recht nett: Ein von der Sonnenhitze ermüdeter Schäfer schläft unter einem schattigen Baume ein, als an ihn plötzlich eine Schlange herankriecht. Eine Mücke, die in selbigem Augenblicke den Schäfer weckt, wird sein Retter, indem der Erwachende zwar leider sie selbst tödtet, aber hernach von der lästigen Schlange sich befreit. Dem kleinen Insekt weiht der Gerettete folgendes Distichon:

Parve culex, pecorum custos tibi tale merenti

Funeris officium vitae pro munere reddit.

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Uebrigens ist sehr zu bezweifeln, ob dieses noch vorhandene Gedichtchen in seiner im Ganzen elenden Verfassung das wirklich Vergilische ist. Ausserdem werden dem Vergil von den Grammatikern noch zugeschrieben die kleineren Gedichte: Priapeia, Epigrammata, Moretum, Catalecta, Dirae, Ciris, Copa und Aetna, von denen der grössere Theil sicher nicht von unserm Dichter verfasst ist. Vom Jahre 712 u. c. an (42 a. Chr.) dichtete Vergil nach dem Vorbilde des Theokrit bukolische Lieder, die dem C. Asinius Pollio, dem gelehrten Kenner der griechischen und römischen Literatur, welcher damals das transpadanische Gallien verwaltete, so gefielen, dass er dem Dichter neue Stoffe zur Bearbeitung empfahl. S. Ecl. VIII, 11. In dem noch ungestörten Besitze seines Landgutes dichtete Verg. die zweite, dritte und fünfte Ecloge. Er wurde aber im darauffolgenden Jahre durch eine Ackervertheilung, welche Octavian seinen Veteranen verheissen

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1) Heyne praef. ad Verg. op. Reifferscheid Sueton. reliqu. p. 54 ff. 2) Hertzberg Einleitung zu Verg. kl. Ged. Stuttgart, 1856. 3) Die Idee des Gedichtchens nannten wir nett und halten sie unsres Dichters für würdig, wiewohl Bernhardy (R. L. p. 484, IV. Bearb.) dieselbe als ,, kleinlich“ bezeichnet. Zugestanden muss freilich werden, dass die heutige Reproduction derselben, voll breiter Rhetorik und formaler Geziertheit, eher einer alexandrinischen Kunst- u. Schuldichtung angehört. Bei solchen Gedichtchen wird die Idee derselben wesentlich durch die äussere Form getragen und gehoben. S. Teuffel Gesch. d. Röm. Lit. p. 403.

hatte, plötzlich aus seiner idyllischen Ruhe und Beschaulichkeit herausgerissen. Die rauhen, habsüchtigen Krieger, mit dem Gebiete von Cremona nicht zufrieden, dehnten ihre Besitzungen auch auf das Mantuanische Gebiet aus, so dass Vergilius, dem auch sein in den perusinischen Krieg abgereister Gönner Pollio nichts mehr nützen konnte, sich genöthigt sah, nach Rom zu gehen, um die Hülfe des Octavianus, dem er durch seine 5. Ecloge bereits empfohlen war, zu erbitten. Octavianus erfüllte das Gesuch des bedrängten Dichters und sicherte ihm den Besitz seines Gutes zu, wofür zum Danke Verg. die erste Ecloge dichtete, in der er seinen Wohlthäter auf das Höchste feierte. Aber nach Beendigung des Perusinischen Krieges übergab Octavian, zum Zweck einer abermaligen Ackervertheilung, dem Alfenus Varus das transpadanische Gallien mit dem Auftrage, die Vertheilung desselben unter die Veteranen zu leiten. Vergilius bat den Varus, die Mantuaner in ihrem Besitze zu schützen und versprach ihm dafür, seine Thaten dichterisch zu verherrlichen (S. Ecl. VI, 3; IX, 26). Dem ungeachtet bemächtigte sich der Centurio Arrius des Landgutes unsres Dichters, der mit genauer Noth dem eindringenden Usurpator entging. Vergil floh abermals nach Rom, wo er sich einige Zeit in der Wohnung seines ehemaligen Lehrers Siron verborgen hielt und woselbst er die IX. Ecloge zur Beklagung seines Geschickes dichtete. Später erhielt der Dichter, besonders durch Pollio und Mäcenas wiederholt Octavian empfohlen, sein Landgut dauernd zurück. Zum Danke hierfür dichtete V. die 4. Ecloge, worin er die glücklich beseitigte Gefahr eines Krieges zwischen Octavian und Antonius und die Verdienste des Pollio feiert. Im folgenden Jahre (39 v. Chr.) erfüllte V. sein dem Varus gegebenes Versprechen, ihn durch ein Gedicht zu verherrlichen. Doch verräth die Art und Weise, wie dies in der 6. Ecloge geschieht, so bemerkt Ladewig in seiner Einleitung zu Vergil, dass der Dichter sich ungern zur Besingung des Varus, der die Mantuaner so schlecht beschützt hatte, herbeiliess.

Durch seine Eclogen, deren er 10 dichtete, erwarb sich Verg. die ersten und bleibendsten Freunde und

Gönner1. Zu letztern zählen wir Pollio, Mäcenas und vor allen Octavianus selbst, zu erstern gehören der Elegiendichter Cornelius Gallus, der tragödische Dichter L. Varius, Plotius Tucca, Propertius und Horatius.

In den Jahren 717-724 u. c., wie die Grammatiker und Servius, der Exeget Vergil's, angeben, schrieb Vergil seine Georgica in 4 Büchern. Neuerdings hat man diese Angaben von sieben Abfassungsjahren der Georgica aus kritischen und historischen Gründen beanstandet.2

Nach Vollendung der Georgica wandte sich V. einem umfassenden epischen Gedichte, der Aeneis, zu. Höhern Ortes erwartete man von ihm ein Nationalepos, welches die mythischen Anfänge Roms und die Familiensagen der Dynastie der Julier verherrlichen sollte. An diesem Werke soll er nach Angabe des Servius, 12 Jahre gearbeitet haben. Leider wurde der Dichter durch den Tod, der ihn auf einer Reise plötzlich in Brundusium überraschte, verhindert, die letzte Hand an sein Epos zu legen.

Dem Wunsche des Dichters, man möge seine unvollendete und nicht hinreichend verbesserte Aeneis den Flammen übergeben, wurde von seinen Freunden, auf Zuthun des Kaisers Augustus, nicht entsprochen.

Die Quellen, aus denen Vergil für sein Nationalepos schöpfte, waren für die Irrfahrten des Aeneas, welche sich im dichterischen Gehalt und Tone sonst an Homer's Odyssee vielfach anschmiegen, die cyklischen Dichter, die Alles das behandelten, was sich auf das Geschick Troja's nach seinem

1) Die Bemerkungen zu den Ecl. von Genthe. H. Fritzsche zu Theokrit u. Vergilius, Leipzig, 1860. Ausgaben Vergils von Ph. Wagner, Forbiger und Ladewig, welche die oft veralteten Ansichten Heyne's (Ausg. 1767-1800) berichtigen. Für Texteskritik merke besonders M. Haupt (recens. Lips. 1858) und O. Ribbeck Verg. op. rec. Lips. 1859-1862. J. H. Voss übers. u. erkl. die Ecl. und Georgica, Eutin, 1789 u. Altona, 1797. 2) Schaper de Georg. a Vergil. emendatis, Berol. 1873. Bockemüller Verg. Georg. nach Plan und Motiven erklärt, Stade, 1874. Verg. Georg. von mir erkl. u. herausg. Halle, Ueber die auf V.'s Gedichte bezüglichen Schriften s. Teuffel

1872.

Gesch. der R. Lit. S. 402 ff. Ueber die Entstehungszeit der Eclogen s. C. Schaper,, Neue Jahrb." Bd. 89 S. 633 ff. u. 769 ff.

Fall und auf die Abenteuer der heimkehrenden Helden bezieht, wie die Ιλίου πέρσις des Arctinus, die Νόστοι des Agias, die Ἰλιάς μικρά des Lesches und die Ιλίου πέρσις des Lyrikers Stesichorus. Für die Kämpfe des Aeneas in Latium und seine Berührungen mit den hier bereits ansässigen Völkerschaften benutzte V. den ältern Cato in seinen Origines (S. Corn. Nep. Cat., c. 3), sowie den gelehrten Alterthumsforscher Varro in seinen vielen Schriften, besonders dessen libri antiquitatum rerum humanarum."

Eine tiefer eingehende Würdigung der Aeneis kann hier so wenig unsre Aufgabe sein, als eine allgemeine Charakteristik der dichterischen Eigenthümlichkeiten Vergils.1 Ueber seine Bedeutung als Naturdichter haben wir allein zu reden, und in Bezug hierauf verweisen wir auf die beiden folgenden Studien.

1) Siehe diese bei Weidner Commentar zu Verg. Aen. I u. II Einl.

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