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dagegen die faden Possen, die das Publikum jezt so gern beklatscht, in denen alles recht befriedigend abläuft und in denen alberne Situationen" oder schlimmer versteckte und offene Gemeinheiten 500 ausverkaufte Häuser erzielen. Während so vielfach eine Dekadence des Geschmackes sich geltend macht, sind doch einige wahrhaft erfrischende Proben dichterischer Kraft gegeben worden. Das Drama im Großen hat heute wenig berufene Vertreter. Das Drama im Kleinen aber, die Ballade, hat geradezu Großes gezeitigt. An erster Stelle möchte ich hier die Wildenbruchschen Balladen nennen, und es ist wol kein Zufall, daß dieser wahre Dramatiker im Kleinen auch das historische Drama wieder aufleben lassen wollte. Bemerkt sei auch die talentvolle Gestaltungskraft eines Münchhausen. Wie traurig aber ist es dagegen mit dem Gedicht bestellt. Goethe hat gesagt, man erkenne den Wert eines solchen, wenn man es in Prosa übersetzt. Man tue dies mit der Dichtung der Nachtreter Dehmels, und wie werden die leichten Flitter herumfliegen! Die Vernachlässigung von Rhythmus uud Reim stempelt noch lange nicht zum Dichter, wie diese Leute sich einbilden, welche ihre bettelhaften Gedanken nicht in ein wolgeordnetes Ge wand zu kleiden vermögen, und daher zum Unverständlichen ihre Zuflucht nehmen. Aber diese Plattheit ist ja so süß da fällt der Neid fort, das hat ein jeder als Untersekundaner heimlich ja auch gekonnt. Es fann's auch wirklich jeder, nur hat nicht jeder die Stirn, es drucken zu lassen. Es ist kaum zu glauben, daß ernsthafte Menschen den Nonsens wie er sich in den Ueberbrettlbüchern zusammenfindet, lesen und angeblich noch schön finden. Da wagt z. B. ein gewisser Heymel dem Publikum seine Gedichte" anzubieten, aber er hat Recht, das Publikum nimmt sie ja an. Wenn diese Leute Prosa schreiben, so besteht das Machwerk manchmal in 40% Worten und 60% Ausrufungszeichen und Gedankenstrichen. Letterer will sagen: „Hier hatte der Autor schon wieder keine Gedanken, lieber Leser, sei so gut und fülle diese Lücken selber aus." Eine weitere Gruppe sind die verlogenen Verkünder der Lebensfreudigkeit, die sie am wenigsten fühlen, die fein anderes Thema kennen als die Prostitution. Daß in den sogenannten guten Kreisen sich wenig echte Weiber finden lassen, ist ein Grund, der Menschen mit echtem Fühlen sich den Frauen zuwenden läßt, die aus echtem Gefühle gefallen" sind. Wo die Lust an ihnen einer starken, frohen Natur entspringt, wie bei Bierbaum, da kann man sich daran erfreuen, aber wo die schwermütigen Tränensäcke sich an dieses Thema machen und lustig zu werden versuchen, verursachen sie nur den Efel am Viehischen. Dekadente Menschen sind es, die sich ihre schwächlichen Gefühle unter idealem Geschwät selber verbergen wollen. Wilhelm v. Scholz, der wenigstens nicht heuchelt, wenn er auch ein echt nervös-moderner Gefühlsmensch ist, bekennt, jeder Entschluß sei für ihn etwas Schreckliches, und ließe Erschöpfung zurück. Und das wollen die Führer der Nation sein, und das traurigste ist, daß diese sich von ihnen führen läßt.

Auch unter den,,Sezessionisten" finden sich begabte Leute, zu ihnen rechnet in erster Linie Maeterlinck. Nur schade, daß sie alle, ob sie in Prosa, Gedichtsform oder gar im Drama sich versuchen, durch ihre übermächtige Gefühlsseligkeit sich auf ein falsches Gebiet locken lassen, die Fehler aller Entarteten begehen, nämlich die Grenzen ihrer Kunst überschreiten. Gedanken sind ihnen neben

sächlich, man will direkt Gefühle zum Ausdruck bringen. Und was geschieht? Man macht mit Worten Musik. Dehmel liebt es daher, Wortbildungen zu erfinden, um durch diese eine Stimmung wiederzugeben.

„Trinklied.

Singt mir das Lied vom Tode und vom Leben,
Dagloni gleia glühlala!

Klingklang, seht: schon knicken die Reben
Aber sie haben uns Trauben gegeben!
Hei!"

Der direkte Ausdruck des Gefühls und der Stimmung ist aber nicht die Dichtkunst. Sie kann nur die Aeußerung des Gefühls in die Welt vermitteln. Dieses selbst gibt die Musik wieder. Halb Poesie, halb Musik, das ist das Kriterium jener Richtung, und deshalb nichts Halbes und nichts ganzes. Diese Ülebermittelung der Gefühle ist etwas Erfundenes, nicht allgemein Verständliches, auch naturgemäß Unvollkommenes. Die Musik aber ist, wie wir sogleich sehen werden, die allgemein direkt verständliche Sprache, und das Hineinpfuschen in ihr Reich kann deshalb nur ein Gefühl erwecken — das der Unzulänglichkeit. Wir leben in einer wunderlichen Zeit der Maler will philosophieren der Musiker will malen, der Dichter nicht dichten, sondern musizieren eine babylonische Verwirrung!

Wenn Klopstock in der „naiven und sentimentalischen Dichtung" ein musikalischer Dichter genannt wird, entspringt das dem richtigen Gefühl für das Wesen der Musik. Aber Klopstock darf deshalb doch nicht mit den genannten Dichtern in eine Reihe gestellt werden.

Die Musik ist nun aber die Kunst, deren Grenzen viel schärfer gezogen sind, als die der anderen Künste, von denen sie sich fundamental unterscheidet. Die bisher betrachteten 4 Künste hatten nämlich alle ein gemeinsames Merkmal: Sie illustrierten Ideen an Beispielen. Die Musik aber verkündet sich, ohne die Hilfe der Materie in Anspruch zu nehmen, sie wählt das abstrakteste und deshalb uneingeschränkteste Hilfsmittel, den Ton. Daher kann sie auch Abstrakta, das Uebersinnliche, selbst ohne Umweg widerspiegeln, was die Malerei, wie man sich erinnern wird, in der Madonna mit geringerem Erfolge anstrebte. Das Unzulängliche, hier wird's Ereignis: Sie illustriert nicht mehr am Beispiel, sondern sie gibt die Sache selbst wieder. Darum ist sie die eigenartigste Kunst und doch_sonderbar genug, der unzulänglichsten Kunst, der Baukunst am ähnlichsten. Diese gab auch einen der Grundzüge der Welt wieder: die Zweckmäßigkeit durch Symmetrie. Die Musik aber, kann man sagen, ist wie das Grundprinzip alles Seins selbst: denn alles ist das Produkt von Liebe und Haß, das bedeutet Anziehung und Abstoßung, Vereinigung und Trennung, Angenehmes und Unangenehmes. Diesem großen Grundprinzip der Welt unterliegen die Menschen wie die scheinbar leblosen Atome, wie jeder Physiker weiß. Begierden und Abneigungen, daher Glück und Unglück wechseln in endloser Kette und sind demnach das Thema der abstraktesten der Künste. Daher ist ihr Vorwurf immer derselbe, jedes Thema ist nur dessen Variation. Dafür aber ist es nie kleinlich, sondern stets wichtig. Das große Weltthema kommt entsprechend im Wechsel von Konsonanz und Dissonanz zum Ausdruck.

(Fortsepung folgt.)

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Berliner Lokal-Anzeiger: Es spricht entschieden Talent aus diesem Bändchen Lyrik. Ein eigenartiger Duft liegt über den kleinen Gedichten, ein poetischer Reiz, welcher den Leser gefangen nimmt und fesselt. . . . . Die Gesellschaft: Philips ist sichtlich bestrebt, sich seine eigene form zu schaffen. Auf jeden Fall ist er ein Dichter, der nicht die gewöhnliche Heerstraße schreitet. . . . . Deutsche Universitäts-Zeitung: Es steckt viel Persönliches in diesen Liedern; darum werden fie auch persönlich wirken und in verwandten Seelen eine reine Stimmung auszulösen wissen.

Aachener Post:

Der Dichter hat mit seiner Schöpfung eine gedankentiese Urbeit, die den Leser zugleich erbaut und erwärmt, auf den Tisch der Öffentlichkeit gelegt. Die Lektüre der Gedichte in dem eleganten Bändchen ist von Anfang bis zu Ende anregend und packend; der Autor verrät in denselben sein innerstes Selbst, das von der Devise Frei und sicher" diktiert ist.

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Anzeigen werden die zweispaltige Petitzeile oder deren Raum mit 30 Pf. berechnet. Bei Wiederholungen Rabatt. Verantwortlicher Redakteur: Wilhelm Conrad Gomoll, Berlin W. 57, Bülowstr. 32. Magazin für Litteratur-Verlag, Berlin. Druck von A. W. Hayn's Erben, Berlin und Potsdam.

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