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Die Sprache vermag nicht auszudrücken, was ich beim Klang dieser Worte empfinde.

Mein Geliebter, das ist er, der Erste, Einzige und Herrliche, an den zu denken mich erzittern macht und doch mit einer solchen Seligkeit erfüllt, daß ich die Augen schließen muß. Er ist es, der eine solche Macht über mich hat, daß mein Wille in seiner Nähe schwindet, meine Entschlüsse schwanken, ich selbst nur erfüllt bin von dem Einen, Großen: ganz sein zu sein, sein eigen, seine Geliebte.

Wenn seine Augen in die meinen schauen, seine Lippen die meinen berühren, seine Arme mich umfassen, dann weiß ich von nichts in der Welt als von ihm. Es ist mir, als ob wir beide die einzigen Wesen auf der Welt seinen, die einzigen, welche zu lieben verstehen und welche lieben.

Dann wünsche ich, daß ich in einem solchen seligen Augenblick ganz Eins mit ihm werden und dann vor Glück vergehen könnte.

Ich würde dann ins Paradies geschaut haben, dessen Glanz kein Mensch ertragen kann.

überkam mich ein Glücksgefühl der Art, wie es, glaube
ich, für meine Natur paßt. Es war nämlich nicht
das Glücksgefühl, welches ich ja auch kenne, das einem
den Atem raubt und alles vor einem schwindeln macht,
sondern es war das starke und stille Glücksgefühl, das
einem gleichsam die Brust erweitert und einen empor
hebt. Da verstand ich richtig, was es heißt geliebt zu
werden und ich fühlte mich stolz darüber, daß ein
Mann mich lieben kann und noch dazu der herrlichste
von allen, Du, mein einziger teurer Freund. An dem
Abend schien es mir, daß ich glücklich sein könnte,
wenn ich mein ganzes Leben lang nur Dich dann und
wann allein sehen, wie Kamerad zum Kameraden mit
Dir sprechen und Dir als Deine zärtlichste und ver-
trauteste Freundin so innerlich nahe stehen könnte, wie
ich es jetzt tue.
Deine Valborg.
Montag.

Wenn ich eine Tochter hätte, würde ich sie von aller Welt abschließen. Ich würde sie fernhalten von all dem, was unschön, schlecht, hart und traurig ist und dann würde ich versuchen, ihre Jugend mit soviel Freude zu erfüllen, das sie glaubte, das ganze Leben sei lauter Wonne.

Denn ist es wol natürlich, daß die Jugend nicht froh ist und nicht an sich selbst glaubt, nicht alles vom Leben erhofft, iondern daß sie nur alle Dinge grau in grau sieht? Ich selbst bin in meinem Leben so selten froh gewesen, wenigstens so richtig jubelnd froh, wie ich sein kann; ich habe still und friedlich meine Arbeit verrichtet ohne Seitensprünge, aber ich habe diesen Mangel an Freude stets als Entbehrung empfunden, als wenn ich im Leben um etwas betrogen worden sei: um die Fähigkeit, die Dinge leicht und sonnig zu nehmen und allem die beste Seite abzugewinnen. Ich empfinde immer nur das Schlechteste.

Ich bin traurig heute abend.

Mein einziger Geliebter!

Deine Valborg.

Donnerstag.

Ich weiß eigentlich nicht, weshalb ich Dir heute schreibe. Denn wenn ich, wie ich zu tun pflege, aus der Stimmung heraus schreibe, in der ich bin, weiß ich, daß Du den Brief ärgerlich von Dir werfen und sagen wirst: Wird sie es denn niemals müde, mit ihren sentimentalen Gefühlsausbrüchen zu kommen! Mich amüsieren die nicht; sie selbst wol auch nicht!"

Aber denke doch daran, daß man nicht zu viel von einem „hysterischen Frauenzimmer" (der lezte schöne „Kosename" für mich) verlangen muß und daß ich das, | was ich Dir nicht sagen darf, Dir vielleicht schreiben kann, da Du ja doch in der Regel meine Briefe mit Stillschweigen übergehst und ich vielleicht infolgedessen ohne Schelte davonkomme. - O, wie Du doch schelten kannst! Ich habe nie einen Menschen gehört, der so andauernd schelten kann wie Du. Wenn Du, wie Du Dir im letzten Monat angewöhnt hast, recht tüchtig auf mich gescholten hast, sind meine Nerven zuletzt so in Aufruhr, daß ich hinterher mich absolut nicht erinnern kann, weshalb Du schaltest, sondern beständig nur Deine verbitterte Stimme und einzelne losgerissene Worte, welche Du stark betonst, vor meinen Ohren höre. Es ist schrecklich, wie Du schelten kannst und Wenn ich in Deine frohen, liebevollen Augen sah, wie oft Du es tust! Bin ich wirklich so schlecht gegen

Deine Valborg.

Freitag.

Ich glaube nicht, daß ich mich jemals vorher so innerlich glücklich zusammen mit Dir gefühlt habe, wie am Mittwoch abend, als wir beide allein am Meer gingen.

Dich, daß unsere Zusammenkünfte fast ausschließlich von Deinen Zornesausbrüchen erfüllt werden müssen? Etwas Ernstliches gegen Deinen Willen habe ich, so viel ich weiß, nie getan und doch behandelst Du mich, als ob ein Unglück geschehen sei.

Du sagst, daß ich Dir nie ein hartes Wort sage, weil kein Grund dazu ist. Ich glaube nicht, daß es daran liegt; ich könnte wol, wenn ich pedantisch genug wäre, etwas finden. Aber alles andere wird in meinen Augen so klein im Vergleich mit dem einen Großen, daß Du mich liebst und daß ich Dich liebe. Valborg.

(Fortsetzung folgt.)

Bücherschau.

Turgenjeff: Gedichte in Prosa. Inselverlag, Leipzig.
Mt. 1,00.

Garschin: Attalea princeps. Ebenda. Mk. 2,00.

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Diese beiden Publikationen sind die ersten Bändchen einer im Inselverlage erscheinenden russischen Bibliothek, die wie der Prospekt sagt nur Werke erstklassiger Autoren in ihren glänzendsten Schöpfungen bringen wird. Der Verlag konnte diese neue Bibliothek nicht besser einführen, als dadurch, daß er mit der Herausgabe der Gedichte in Prosa“ von Turgenjeff begann. Diese prächtigen Skizzen sind in Deutschland längst bekannt. Die Prägnanz des Ausdrucks, die den skizzenhaften Bildern eine so wunderbare Plastik gibt, die feine Stimmungsmalerei, die selbst jene Gedichte wertvoll erscheinen läßt, deren Inhalt vielleicht weniger bedeutend und interessant ist, kennen wir schon aus den früheren Ausgaben. Der neue Übersetzer (Th. Comichau) hat nun auch versucht, alle die Feinheiten und den Rhythmus des Originales zu wahren. So dürfte das Büchlein, den Gedichten Turgenjeffs, unter denen sich einzelne wirkliche Meisterstücke befinden, noch viele neue Funde erwerben; auch die Ausstattung ist eine so glänzende, daß nur wenige Publikationen von gleichem Preise aus anderen Verlagsanstalten (vielleicht die bei Schuster & Löffler erschienenen „Deutschen Chansons“, Bierbaums Irrgarten der Liebe" und Stefan Zweigs Verlaine-Anthologie") in dieser Hinsicht mit dem Buche konkurrieren können. Das Werkchen ist nämlich auf echtem Büttenpapier gedruckt, mit Titelblatt und Buchschmuck von Heinrich Vogeler-Worpswede, und

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stattung liegt das zweite Bändchen der Bibliothek vor. Die Erzählungen, die von dem durch seine schöne Gorjfiübertragung (bei Eugen Diederichs in Leipzig erschienen) vorteilhaft bekannten Michael Feofanoff übersetzt wurden, zeichnen sich durch Leichtflüssigkeit der Sprache und lebhafte dramatische Darstellung aus. Grandios ist die psychologische Entwickelung in den beiden Novellen „In der Nacht“ und „Ein Ereignis“. Auch Garschin gibt in wenigen Strichen Bilder voller Farbe und Leben. Er ist eine starke künstlerische Persönlichkeit, die großes Interesse wecken muß. Seine Novellen liest man gerne immer und immer wieder, weil man stets neue Schönheiten darin zu finden gewiß ist, und selbst dem, der sie nur einmal liest, offenbaren sie eine staunenswerte Fülle von Beobachtung und Können und werden ihm nie aus dem Gedächtnisse entschwinden. Der Prospekt des Verlages meldet als nächste Erscheinungen: Korolenko „Der Wald rauscht“ u. a. Nov., und Lermontoff „Ein Held unserer Zeit“. Die Bibliothek verspricht also wirklich eine schäßenswerte Verlagsunternehmung zu werden.

Maximilian Fuhrmann: Die Hölle im Pferde

stall und andere lachende Satiren. Berlin und Leipzig. Schuster & Löffler.

Fuhrmanns Satiren sind kein Zeitspiegel, der die großzen sozialen Probleme zeigt. Nur die tausend kleinen Lächerlichkeiten des Alltags sind es, die er verspottet. Darum ist sein Lachen nicht laut und lärmend, kein höhnischer Zuruf. Es ist das gutmütige Schmunzeln Eines, der von weitem dem närrischen Treiben der Anderen zusieht. Und so ist auch seine Sprache: ruhig, einfach, manchmal ein wenig zu stark referierend. Detlev von Liliencron, der dem Buche einen hübschen Geleitbrief mit auf den Weg gab, hebt das besonders hervor, indem er sagt: „Ein Hauch, wenn der Ausdruck erlaubt ist, von Bureausprache gibt diesem Deutsch, so paradox es klingen mag, einen herben, trocknen, nicht unangenehmen Beigeschmack." Manche der Satiren deren Sujets übrigens nicht immer ganz originell sind

sind anspruchslos in Form und Inhalt, und nach einer der schwächsten führt das Buch seinen klingenden Titel. Daneben stehen aber auch einige sehr gute Sachen. Zu diesem zähle ich vor allem „Die Wohltäterin", eine Skizze, in der Fuhrmann auch den hochtrabenden Reporteistil, von dem er selbst nicht ganz

kostet gleichwohl nur eine Mark. In gleicher Ausloskommt, glänzend persifliert. Victor Fleischer.

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Freie Litterarische Gesellschaft. ·

Dienstag, den 3. Februar, Abends 9 Uhr wird im Saal B des

Architekten-Hauses, Wilhelmstr. 92

Dr. Bruno Wille über Zola's Weltanschauung vortragen.

Der Vorstand.

J. A.: Jul. Konßt. v. Hoeßlin.

Nach dem Vortrage geselliges Zusammensein in den unteren Räumen des Architektenhauses.

Eintrittskarten à 2 Mk.

in den Buchhandlungen von Axel Juncker, Potsdamerstr. 138; Hermann Lazarus, Friedrichstr. 66; sowie an der Abendkasse, wo auch Eintrittskarten für Familienangehörige zu 0,50 Mk. erhältlich sind.

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