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und Hammer sie nicht zerstörten, Reliquien vorgeschichtlicher Zeiten: Feldlager, Burgen, Wälle, Grabhügel, Menhirs oder Steinsetzungen, Cromlechs oder Steinkreise und Dolmen oder Steinkammern. Manche derselben setzen uns durch ihren mächtigen Umfang in Erstaunen; alle aber erregen unser Interesse. Stammen sie doch aus uralten Zeiten und sind von einem geheimnissvollen Dunkel umgeben!<

>Die kleineren Grabhügel kann man in England auf fast jeder Ebene sehen. Die heute noch auf den Orkneysinseln stehenden berechnet man allein auf mehr denn zweitausend, und in Dänemark ist ihre Zahl noch bedeutender. Sie finden sich in ganz Europa, von den Küsten des atlantischen Meeres an bis zum Uralgebirge. In Asien verbreiten sie sich über die weiten Steppen von der russischen Grenze an bis zum stillen Ocean, von den Ebenen Sibiriens bis zu denen von Indien. ›› Die ganze Ebene von Jelalabad<<, sagt Masson, >>ist buchstäblich mit Grabhügeln und Tumuli bedeckt.<<

>In Amerika soll man sie nach Tausenden und Zehntauseden zählen; auch in Afrika fehlen sie nicht. Tragen doch die Pyramiden selbst den grossartigsten Stempel derselben Idee. Ja die ganze Erde ist mit den Ruhestätten der Todten besäet; wohl sind viele derselben klein, einige indessen sind sehr gross. Silbury Hill, der höchste Tumulus in Grossbritannien, ist hundertundsiebenzig Fuss hoch. Jedoch ist es, obgleich er augenscheinlich von Menschenhänden erbaut ist, einigermaassen zweifelhaft, ob er auch wirklich zu Beerdigungszwecken verwandt wurde. <

> Die Steinsetzungen oder ›› Menhirs << wurden wahrscheinlich meistens zur Erinnerung an ein besonderes Ereigniss errichtet. Die Mehrzahl derselben sind im eigentlichsten Sinne des Wortes die Grabsteine entschwundener Zeiten. <

>Diese Steinkreise*) beschränken sich übrigens durchaus nicht allein auf Europa. Einige Meilen nördlich von Tyrus sah Stanley einen Kreis von unbehauenen aufrecht stehenden Steinen, und ein Jesuiten-Missionär, Namens Kohen, hat kürzlich in Arabien, im District von Kasim, in der Nähe von Khabb, drei grosse Steinkreise entdeckt, die der Beschreibung nach eine auffallende

*) Ebendas., S. 106.

Aehnlichkeit mit Stonehenge haben müssen und aus sehr hohen Trilithen bestehen.<

› Auch in der Bibel*) werden Steinsetzungen und Grabhügel erwähnt. 1. Buch Mose 20, Vers 19 heisst es: >>Und Jacob nahm. den Stein und richtete ihn auf zu einem Maal<<; und Capitel 31, Vers 51 und 52: >>Und Laban sprach weiter zu Jacob: Siehe, das ist der Haufe und das ist das Maal, das ich aufgerichtet habe zwischen mir und Dir. Derselbe Haufe sei Zeuge, und das Maal sei auch Zeuge, wo ich herüberfahre zu Dir, oder Du herüberfährst zu mir über diesen Haufen und Maal, mich zu beschädigen.<< >Am Berge Sinai errichtete Moses 12 Säulen (2. B. Mose 24, Vers 4). Und als dann später die Kinder Israel den Jordan überschritten hatten, wird erzählt (Josua 4, Vers 20-22): >>Und die zwölf Steine, die sie aus dem Jordan genommen hatten, richtete Josua auf zu Gilgal und sprach zu den Kindern Israel: >> Wenn Eure Kinder hernachmals ihre Väter fragen werden und sagen: Was sollen diese Steine? So sollt ihr es ihnen kund thun und sagen: Israel ging trocken durch den Jordan.<< Von Achan aber und seiner Familie steht geschrieben: >>Und da sie ihn gesteinigt hatten, machten sie über sie einen grossen Steinhaufen, der bleibet bis auf diesen Tag. Also kehrte sich der Herr von dem Grimme seines Zornes. ‹ ‹

Dass auch die Art und Weise, sich Nahrung zu verschaffen, auf gleichen Stufen der ökonomischen Entwickelung und bei ähnlichen Verhältnissen zu allen Zeiten und auf allen Punkten des Erdbodens ohngefähr dieselbe gewesen ist, beweist der Umstand, dass man z. B. die sogenannten Küchenabfälle auf verschiedenen Punkten nicht nur der alten, sondern auch der neuen Welt gefunden hat. So liest man über die Küchenabfälle auf den Andaman-Islands in der Zeitschrift für Ethnologie:

>Dr. Stolicza fand im Norden der Chatam-Insel einen 12' hohen und 60' im Durchmesser haltenden Hügel, mit grossen Bäumen bestanden, der ganz ähnlich den dänischen Kjökkenmöddinger zusammengesetzt war. Muscheln, zahlreiche Knochen des Andaman-Schweines, Steine und roh an der Sonne gebackene Topfscherben mit rohen eingekratzten Mustern bildeten die Zusammensetzung. Die Markknochen der Schweine waren in bekannter Weise aufgeschlagen. Auch Steinwerkzeuge, Hammer,

*) Ebendas., S. 108.

einige polirte Celts und eine typische Pfeilspitze wurden gefunden. <*)

Herr Wallis, der langjährige Reisen in Südamerika unternommen hat, bezeugt, dass unter den abgelegenen Indianer-Stämmen noch jetzt das Steinzeitalter fortdauere. **)

Auch in Betreff der Kleidung findet man auffallend ähnliche Gebräuche bei verschiedenen durch Raum und Zeit getrennten Völkern.

So sagt Waitz: ***)

>Eine eigenthümliche Sitte der Karolinen, an welcher weder die Marianen noch die Marschall- und Gilbertinseln Theil haben, besteht darin, dass die Weiber stets und die Männer wenigstens zum höchsten Putze, also bei Festen, zum Kampf u. s. w. sich mit dem gelbfärbenden Pulver der Wurzel von Curcuma longa einrieben, welche namentlich auf Eap gut gedieh, weshalb sie dort vielfach gebaut und auf die Nachbarinseln ausgeführt wird. Auf Ponapi reiben sich die Weiber so fortwährend mit diesem Pulver ein, dass sie dadurch heller als die Männer erscheinen. Gelb ist noch vor Roth die Lieblingsfarbe der Mikronesier: gelbe Kleider trug man vorzüglich gern, gelbe Kränze waren die be liebtesten, die Leichen wurden zur Bestattung mit dem Pulver der Gilbwurzel gefärbt. Merkwürdig ist es, dass auch auf Java goldgelb die Lieblingsfarbe der Weiber und Mädchen ist und Maas (Gold) dort als Schmeichelwort gilt.<<

Ganz dieselbe Erscheinung ist auch jetzt wahrzunehmen bei den Damen des Demi-monde, welche, gleich den Karolinen, durch Anwendung von Pulvern und Salben ihrem Haar eine gelbe Farbe geben.

Die Kleidung der Polynesier entspricht auffallend derjenigen der civilisirten Völker. Waitz führt an:+) >Bis zur Geschlechtsreife ging die Jugend überall nackt. Erwachsene Männer thaten dies nur auf einzelnen Inseln Paumotus, nach Mörenhout auch auf Mangareva, auf anderen Inseln selten und dann meist nur bei schweren Arbeiten oder arger Hitze; doch trug man auch in diesen Fällen nebst einem schmalen Gurt, den auf Mangareva nur die

*) III, 1871, 23.

**) Zeitschrift für Ethnologie, I, 90.

***) Anthropologie der Naturvölker, V, 2. S. 64.

†) Ebendas. VI, S. 42.

Greise tragen. Ausser diesen trug man zu Tahiti die Tiputa, ein Stück Zeug, und zwar nahm man dazu das feinste, in welches für den Kopf ein Loch geschnitten war und das vorn und hinten ziemlich lang über Brust und Rücken herabhing. Um die Taille, bis etwa zum Knie reichend, trug man den Parau, ein 12-15' langes Stück Zeug, welches bei einer Breite von etwa 3' zierlich und vielfach um den Leib gewunden wurde. Die Männer zogen es überdies noch hosenartig zwischen den Beinen hindurch. Oft zog man mehrere von diesen Kleidungsstücken übereinander, denn dies ist ein Zeichen von Reichthum und Vornehmheit.<

Und wie hinsichtlich der Gebräuche in Betreff der Kleidung nicht nur bei wilden Völkern unter einander, sondern auch zwischen diesen und den Völkern der civilisirten Welt eine grosse Aehnlichkeit vorhanden ist, so lassen sich andererseits viele Gebräuche und Gewohnheiten der auf einer niedrigen Entwickelungsstufe stehenden Wilden auf die Eigenthümlichkeiten von Thieren zurückführen. Wenn der Wilde z. B. seinen Feind durch aufgerichtete Federn etc. erschrecken will, so hat er dieses Verfahren unzweifelhaft von den Thieren gelernt, welche in ähnlicher Weise die sich nähernde Gefahr abzuwenden suchen. Charles Darwin lässt sich hierüber in folgender Weise aus: *)

> Kaum irgend eine Bewegung des Ausdrucks ist so allgemein wie das unwillkürliche Aufrichten der Haare, Federn und andern Hautanhänge; denn durch drei der grossen Wirbelthierclassen geht es gemeinsam durch. Diese Anhänge werden unter der Erregung des Zornes oder Schreckens emporgerichtet, ganz besonders wenn diese Gemüthserregungen mit einander verbunden sind oder schnell aufeinander folgen. Die Bewegung dient dazu, das Thier seinen Feinden oder Nebenbuhlern grösser und furchtbarer erscheinen zu lassen und wird allgemein von verschiedenen willkürlichen Bewegungen, die demselben Zwecke angepasst sind, sowie von dem Ausstossen wilder Laute begleitet. Mr. Bartlett, welcher über Thiere aller Arten eine so reiche Erfahrung besitzt, zweifelt nicht daran, dass dies der Fall ist: es ist aber eine davon ganz verschiedene Frage, ob die Fähigkeit des Aufrichtens ursprünglich zu diesem speciellen Zwecke erlangt wurde. <

*) Der Ausdruck der Gemüthsbewegungen bei dem Menschen und den Thieren, 1872, S. 96.

Die Gebräuche bei Bestattung der Todten sind gleichfalls unter allen Himmelsstrichen und zu allen Zeiten einander sehr ähnlich gewesen.

>

Sir John Lubbock*) führt an, dass nach Kapitain Meadows Taylor die indischen Dolmen mit den westeuropäischen bis ins Kleinste übereinstimmen. Die Anzahl, die er untersuchte, sagt Lubbock,**) war sehr bedeutend... >Bemerkenswerth ist es dabei, dass über 1100, gleich einigen in Europa, an der einen Seite ein Loch hatten, das wahrscheinlich offen gelassen war, um für den Todten Nahrung hineinthun zu können. Einen Dolmen aus dem Kaukasus, der ein ähnliches Loch hat, zeichnet Montperieux. Auch in den Vereinigten Staaten sollen, wie Schoolkraft sagt, die Rothhäute sehr oft in derselben Absicht eine derartige Oeffnung in dem Grabdeckel lassen.<

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..... Die Hochländer haben eine höfliche Redensart: Curri mi clach er du cuirn, d. h. >>Auch ich will zu Deinem Grabmal einen Stein hinzufügen.<<< Mr. R. Gray sagte mir, dass diese Sitte nicht allein noch in den Hebriden existire, sondern auch bei verschiedenen wilden und halb civilisirten Völkerschaften.<<

Eine ähnliche Sitte ist aber auch selbst bei kultivirten Völkern noch vorherrschend, indem die bei Leichenbestattungen Anwesenden, gleich dem durch den kirchlichen Brauch dazu verpflichteten Geistlichen, in das Grab des Todten dreimal hintereinander Erde hineinwerfen.

> Die Beobachtung, die Schoolkraft bei den Indianern machte, sagt Lubbock weiter,***) >lässt sich auf manche wilde Nationen anwenden. Er sagt nämlich: >>Alles, was die Todten an werthvollem Eigenthum, und hielt man dasselbe auch für noch so kostbar, besassen, senkte man mit dem Leichnam in die Gruft. Den kostbaren Anzug, die Waffen, Schmucksachen und Werkzeuge wurden in das Grab gelegt, und zwar wählte man zur Stätte desselben eine besonders schöne Gegend, auf einem grünen bekränzten Hügel oder einer anmuthigen Anhöhe in einem einsamen Thale.<<

*) Die vorgeschichtliche Zeit, S. 122.
**) Ebendas., S. 122 und 123.

***) Ebendas., S. 123.

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