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Geschichte umgrenzt werden nämlich: 1) in solare Völker, oder die Tagseite der Menschheit; -2) in planetare Völker oder die Nachtseite der Menschheit; 3) in Uebergangsvölker oder die Dämmerungsseite der Menschheit, welche er wieder in Aufgangs- und Untergangsvölker unterscheidet.

Die planetare Menschheit ist nach Klencke in den äthiopischen Volksstämmen repräsentirt. Ihre schwarze Hautfarbe entspricht dem dunkeln Planeten, der überall im Organismus reichlich abgelagerte Kohlenstoff ist dem vegetativen Charakter der Pflanzen analog und die gleichartige, äthiopische Bildung nach einem bestimmten Typus kündigt das Gattungsleben, die Bedeutung der Masse an. Klencke nennt daher auch die äthiopischen Völker Massenvölker<, >Völker der Schwere.<

Als einen schöneren Theil der Menschheit und als den entschiedensten Gegensatz der planetarischen Seite stellt Klencke die solaren (kaukasischen) Völker dar. Während in den planetaren Völkern ganze Massen aus einer und derselben Form gegossen und von gleichen Seelenzuständen erfüllt erscheinen, so dass das eine Individuum dem andern völlig ähnlich ist, erhebt sich in der solaren Menschheit die grösste Mannigfaltigkeit von Individuen, die nicht nur in den leiblichen Formen, sondern vielmehr noch hervorstechender durch die mannichfaltige Verschiedenheit im Geiste und Gemüthe sich von einander unterscheiden. Das Bewusstsein vom Leben, welches die solaren Völker durch ihre Geschichte bekunden, macht sie, nach Klencke, zu Tagmenschen; in ihrer hellen Farbe der Haut sieht Klencke etwas dem Lichte Entsprechendes. Als Gegensatz zu den Völkern der 'Masse nennt Klencke die solaren solaren Völker Persönlichkeitsvölker, wodurch selbstredend ihre höhere Stufe in dem Entwickelungsgange der Menschheit ausgedrückt wird.

Die zwischen planetaren und solaren Völkern, als Mittelglieder mannigfaltigster Bildung liegenden Gruppen von Menschen nennt Klencke die Uebergangsvölker, indem er in ihnen entweder frühe Anfangspunkte des geistigen Lebens erkennt oder in ihnen den Ausdruck tieferer, starrerer, nicht in Bewegung gekommener Formen des Lebens erblickt. Den Charakter dieser Uebergangsvölker bezeichnet Klencke als die Einseitigkeit und rechnet zu denselben die Hindu's, Mongolen, Chinesen und Malayen. Sie bezeichnen die Morgendämmerung des menschlichen Bewusstseins und daher nennt sie Klencke die Aufgangs

Gedanken über die Socialwissenschaft der Zukunft. I.

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völker. Ihnen gegenüber stellt er die westlichen Untergangsvölker Amerikas. Es ist interessant zu sehen, schliesst Klencke, wie das Ideelle und das Leibliche sich gewissermassen polar im Osten und Westen der solaren Menschheit gegenübergestellt hat; denn wenn wir in den Aufgangsvölkern die ideelle Entwickelung auf einseitige sensible Höhe getrieben und die körperliche Bildung schwach und zart finden, so erkennen wir in den Untergangsvölkern, bei völligem Stumpfsinne und schwacher geistiger oder sensibler Befähigung, eine einseitige leibliche Entwickelung verwirklicht.<

Beseitigen wir die oberflächlich - materielle Seite dieser Eintheilung der Menschenracen in Tag-, Nacht- und Dämmerungsvölker und betrachten wir sie aus dem Standpunkte der gegenseitigen Nervenreflexe, so wird sogleich die reale Analogie zwischen den einzelnen welthistorischen Gruppen der menschlichen Gesellschaft und den einzelnen Weltkörpern und Weltsystemen, aus dem Standpunkte der Wechselwirkung des Lichtprincips betrachtet, klar werden.

bis

Gleichwie der Sonnenstrahl auf verschiedenen Punkten der Erdoberfläche sich in Gestalt fester, kalter und scheinbar inerter Körper anhäuft und sammelt, bis er in Folge einer äusseren Anregung in seiner ganzen lebendigen Kraft wieder hervorbricht, so wird eine Idee in der Form von Schrift oder eines anderen Denkmals oft fern von jedem menschlichen Auge bewahrt, sie, der Erkenntniss einer neuen Generation zugänglich gewor den, von Neuem ihre ursprüngliche geistige Bedeutung erlangt und Alles um sich her erleuchtet und erwärmt. In alle Dem sehen und fühlen wir nur die nach einem bestimmmten Modus vor sich gehende Wechselwirkung von Kräften. Das eigentliche Wesen dieser Wechselwirkung ist unserem Verständniss eben so unzugänglich, wie das Wesen der gegenseitigen Wirkung der Kräfte überhaupt in der Natur. Die Fortpflanzung des rein mechanischen Stosses, die Uebertragung der Bewegung von einem Körper auf einen anderen ist für uns ein eben solches Geheimniss, wie die Leitung des Lichtstrahls durch den Raum und die Uebertragung des galvanischen Stromes durch den Telegraphendraht. Im organischen Leben giebt sich diese Uebertragung der Kraft in der Form von Reflexen kund, als deren höchster Ausdruck alle Nervenerscheinungen, und in der menschlichen Gesellschaft die socialen Reflexe dienen; der hauptsächlichste Ver

mittler dieser Reflexe und Leitungen aber ist die menschliche Sprache.

In der Sprache zeigt sich die Materie, als Mittel für den Ansdruck von Gedanken, auf ein Minimum reducirt. In dieser Form ist der Gedanke im Stande, gleich dem Licht, in Zeit und Raum unbestimmbare und unendliche Entfernungen zu durchfliegen, in die Gemüther einer endlosen Reihe von Generationen zu dringen und aus ihnen wieder hervorzugehen als neue Kraft, mit neuer Energie, in neuer Form. Die Sprache, als Mittel des Austausches von Gedanken, Anschauungen, Ueberzeugungen, als Erreger solcher Ideen, die zu fernen Personen und Völkern, Staaten und Regierungen dringen und ihren Willen auf bestimmte Handlungen und Ziele hinlenken, bildet das, wenn auch unendlich zarte, fast ungreifbare, doch immer noch materielle Band, das hauptsächlich die geistige Vereinigung und die geistige Scheidung der verschiedenen organischen Gruppen in der menschlichen Gesellschaft vermittelt, das Band, das vorzugsweise die Wechselwirkung, die Ansammlung und Aufspeicherung der geistigen Kräfte in ihr zu Wege bringt.

Wir wiederholen es nochmals: die ganze organische Natur auf der Erdoberfläche, sowohl die im gewissen Sinne schon untergegangene, als auch die noch lebende, kann gewissermassen als die Folge der Wirkung der Sonnenstrahlen angesehen werden, die sich in verschiedenen Formen verkörperten und verschiedene Verbindungen mit der Materie eingingen. Eben so kann auch das gesellschaftliche Leben, vom Beginn der Existenz der Menschheit an, gewissermassen aufgefasst werden als eine Folge verschiedene sociale Verbindungen und gesellschaftliche Formen bildender Ideen, die von einem Menschen zum anderen, von einer Generation zur anderen sich hauptsächlich durch Vermittelung der Sprache fortpflanzen. Der belebenden Wirkung des Lichtes auf die organische Natur entspricht vollständig die Macht und allumfassende Bedeutung der Ideen im socialen Leben. So sagt Klencke *):

-

> Da die Menschheit nicht nur ein physischer, sondern eben ihrer hohen Bedeutung gemäss, als bewusstes Leben auch ein geistiger Organismus ist, so müssen alle Entwicke

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*) Naturbilder aus dem Leben der Menschheit, in Briefen an Al. von Humboldt, von Klencke.

lungsperioden auch ideelle, auf die Entfaltung des Geistes gerichtete Evolutionen sein. — Es entstehen im Bewusstsein der Völker neue Ideen und erlöschen scheinbar, während andere Fähigkeiten hervortreten und dazu neue Völker bethätigen; Alles aber, was die Menschheit aus sich entstehen und zurückgehen, erwachen und wieder ruhen liess es bleibt, da es geistig ist, als eine ideelle Zeitreihe von Entwickelungsmomenten, als eine innere Logik des gegenwärtigen, auf die Vergangenheit sich stützenden Bewusstseins, als eine Construction von Ideen, die organisch verknüpft, den wahrhaften geistigen Gliedbau der Menschheit, die Geschichte des Geistes bildet.<

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Aber wie das Tageslicht, ungeachtet es untast- und ungreifbar ist, auf die Materie nur auf materielle Weise wirken kann, so kann auch eine Idee nur durch physische Mittel, durch Laut, Schrift, Druck, Bild sich offenbaren und auf den in dem physischen Leib eingeschlossenen Geist des Menschen wirken. Und wie der in der Materie verkörperte Sonnenstrahl substantielle Bewegung und Entwickelung organischen Lebens nicht anders zu Wege zu bringen im Stande ist, als nach bestimmten der Materie innewohnenden Gesetzen, so kann auch eine den Menschen und die Gesellschaft durchdringende Idee die äussere Offenbarung des Lebens eines jeden Individuums und der ganzen Gesellschaft nur nach bestimmten, dem Menschen und der Gesellschaft als realem Wesen innewohnenden Gesetzen und Factoren bedingen.

Noch klarer und verständlicher tritt die reale Analogie zwischen dem physischen und socialen Kosmos hervor, wenn man die Gesetzmässigkeit, die sich in der Entwickelung dieses wie jenes ausspricht, versetzt.

Die in den Räumen des Himmels sich bewegenden Körper sind alle das Resultat der continuirlichen Kapitalisation und Specialisation der mechanischen Bewegung der ursprünglich den ganzen Weltraum erfüllenden Materie anzusehen. Materie und Bewegung concentrirten sich allmählig in bestimmten Punkten, nahmen eine bestimmte Richtung auf bestimmte Ziele hin, und in Folge dessen erschienen Körper, verschieden an Masse und Geschwindigkeit, verschieden in ihrer gegenseitigen Spannung und Bewegung. Die Allgemeinheit dieses Vorgangs und die Gleichartigkeit in der Wirkung aller Kräfte des Weltalls zeigt sich besonders darin, dass eine Veränderung oder Aufhebung der Spannung an einem und selbst dem entferntesten

Punkte des Himmelsraumes mehr oder minder an allen übrigen Punkten sich bemerkbar macht. Wenn wir zu einem Stern aufblicken, dessen Lichtstrahl, um bis zu uns zu gelangen, eine unmessbare Entfernung durchläuft, und wenn dieser Lichtstrahl unsere Netzhaut durch Aufhebung des Gleichgewichts der Kräfte erregt, so beweist schon allein die Möglichkeit einer derartigen Bewegungsübertragung den Zusammenhang aller Erscheinungen in der sichtbaren Welt.

Der gemeinsame Ursprung der Menschheit, besonders der Ausbildung der höheren Nervenorgane muss aus demselben Standpunkte betrachtet werden, wie der gemeinsame Ursprung der verschiedenen Formen der Materie im Weltall. Wie diese Formen das Resultat einer consecutiven Integrirung und Differenzirung der Naturkräfte sind, so sind auch die jetzt lebenden Racen, Nationen, Volksstämme und Individuen nichts Anderes, als eine verschiedenartige Kapitalisation der socialen Kräfte. >Nachdem sagt L. Büchner in seinem populär gehaltenen Werke Die Stellung des Menschen in der Natur<*) das Resultat im Grossen und Ganzen festgestellt und der thierische Ursprung des Menschen zunächst aus naturwisenschaftlichen Gründen so wahrscheinlich als möglich gemacht ist, handelt es sich weiter darum zu wissen, wie ein solcher Vorgang der Menschwerdung aus thierischen oder thierähnlichen Anfängen heraus auch im Einzelnen möglich oder vorstellbar sein mag, oder um das Wann? Wo? und Wie? seiner ersten Entstehung - sowie namentlich auch darum, ob eine Einheit oder Vielheit der Abstammung als wahrscheinlich oder gewiss anzunehmen sei? <

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> Diese wichtige Frage fällt zusammen mit der so oft behandelten und bereits in der verschiedensten Weise beantworteten Frage nach der Einheit oder Vielheit des Menschengeschlechts überhaupt eine Frage, welche bekanntlich von jeher den Anlass zu zahl- und endlosen Streitigkeiten der Gelehrten gegeben und dieselben in die zwei grossen Heerlager der sogenannten Monogenisten und der sogenannten Polygenisten gespalten hat. Eigentlich spiegelt sich in diesen Streitigkeiten nur die alte, erst seit Darwin beseitigte Unklarheit über Bedeutung und Entstehung des sogenannten Artenbegriffs wieder;

*) S. 187 und folg.

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