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Leben.

mussten für den Schwang stehen. Es war ein schönes reges Der Theokrit war nun unser Eigenthum. Nach der Pharmaceutria" wurden dann auch die weiteren Idyllen gekostet; um so lieber, als wir schon in Secunda

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Dic mihi Damoeta, cuium pecus? an Meliboei?

gelesen hatten und in dem

Εἰπέ μοι, ὦ Κορύδων, τίνες αἱ βόες;

ja auf jeder Seite, alte Bekannte fanden. Die Michaelisferien erschienen. Der Theokrit wanderte mit in die traute Heimath. Ihre freundlichen Berghöhen, Haine und bachumsäumten Wiesen mit den grasenden Herden verwandelte die jugendliche Phantasie in sicilische Gefilde, und

Αδύ τι τὸ ψιθύρισμα καὶ ὁ πίτυς, απόλε, τήνα erklang es da, wo die Hundstagsferien zuvor ich noch ausgerufen hatte:

Tityre, tu patulae recubans sub tegmine fagi

Von der Zeit an hat Theokrit neben Pindar, den Tragikern und Horaz zu meinen Lieblingsdichtern gehört. Wie an mir selbst aber, so habe ich es nachmals oft an Anderen erfahren, wie anregend und bildend es ist, wenn mit dem Studium des Virgil bei den reiferen Gymnasiasten oder Studenten das des Theokrit Hand in Hand geht, was um so selbstverständlicher ist, als andererseits die Aeneide in unseren Bildungsanstalten neben der Iliade und Odyssee gelesen wird und überall sich Stoff zu anziehenden Vergleichungen in Sachen, Worten, Versbau bietet. Der eifrige Gymnasiast, der in seinem Homer zu Hause ist und durch ihn den epischen Dialekt, durch den Herodot den ionischen Dialekt, wohl auch schon durch den Chor der Antigone das helltönende ἀκτὶς Μελίου und Aehnliches kennen gelernt, hat von selbst den Trieb, doch auch von dem Dorismus eine nähere Vorstellung zu bekommen. Mit dem macht er sich nun leicht vertraut in Theokrit's wohllautenden gefälligen Versen.

Von diesen Gedanken geleitet, gab ich 1857 die Theokritschen Idyllen zum erstenmale mit deutschen Anmerkungen heraus, absichtlich mit deutschen Anmerkungen, weil durch die Muttersprache Vieles, was das Leben, das frische Leben des Landvolkes charakterisirt, lebendiger als durch das Latein vor

die Seele geführt wird bis auf die Kenntniss der Gräser, Bäume und Sträucher, von denen oft abenteuerliche Vostellungen herrschen, wie z. B. ein gar gelehrter Herr mir einmal für die Belehrung über die Tamariske dankte, die er sich bis zur Lesung meiner Anmerkung zu 1, 13 ungefähr wie eine alte Weide gedacht hatte. Hat doch der Dorismus auch Analogien im Plattdeutschen.

Dass meine Arbeit ihren Zweck erreicht hat, zeigt die Nothwendigkeit einer zweiten Auflage, zu welcher mich die um die Humanitätswissenschaften hochverdiente TEUBNER'Sche Verlagshandlung veranlasste, als ich mich eben anschickte zur Bearbeitung des Supplementbandes für meine mittlerweile erschienene grosse Ausgabe des syrakusischen Dichters, Theocriti idyllia, cum comm. crit. et exeget. Lips. 1864-1868. Auf diese Ausgabe verweise ich im Allgemeinen in Betreff der Kritik. Durch sie haben sich allerhand Noten der ersten Auflage erledigt. Diese konnte ich jetzt mit anderen Bemerkungen vertauschen, unter welchen die handschriftlichen Notizen, besonders zu dem anecdoton Zieglerianum (Id. 30), obenan stehen, die ich ZIEGLER'S Freundschaft verdanke und die ich der gelehrten Welt nicht bis zum Erscheinen des oben erwähnten Buches vorenthalten konnte. Dort werde ich auch die Collationen des Cod. Palat., welche mir HOLDER unaufgefordert mit heutzutage seltener Liberalität überlassen hat, völlig verwerthen. Spreche ich hiermit öffentlich diesen Gelehrten meinen Dank aus, so thue ich dieses mit um so freudigerem Gefühle, als auch die Anderen, deren Mittheilungen und Aufschlüsse mein Werk gefördert haben, wie ZIEGLER, Männer sind, die einst mit mir zugleich die goldene Zeit GOTTFRIED HERMANN's in der societas Graeca vereinigte, AMEIS, KREUSSLER, STEPHANI. Die Freundschaft, welche die communio studiorum hervorrief, ist geblieben und grünt und treibt noch Früchte an des Lebens Baum. Das ist der Segen des redlichen Strebens.

Wer zuerst Theokrit oder sonst einen dorischen Schriftsteller lieset, bedarf eines Fingerzeiges, selbst wenn er sich die Dorismen aus den gewöhnlichen Grammatiken mühsam zusammen suchte. Nicht nur Primaner, wie ich in der Vorrede zur ersten Auflage sagte, sondern auch Studenten machen oft när

risches Zeug und übersetzen z. B. Id. 15,60 лaqεvdɛîv „danebenweg hineinlaufen". Deshalb fügte ich der ersten Auflage eine clavis Theocritea bei. Weitere eigene Erfahrungen und die Rathschläge der Freunde, haben mich bestimmt, dieselbe jetzt mit einer fasslichen Uebersicht des Dorismus in Form einer Art dorischen Grammatik zu vertauschen, die hoffe ich auch Philosophen, so sich um das Griechische des Philolaus und anderer Pythagoräer kümmern, zu Gute kommen soll.

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Möge das Werk auch in dieser Auflage dazu helfen, dem alten,,Hirten vom Aetna", dem zu Liebe Seume nach Sicilien ,,spazirte“, um ihn an Ort und Stelle zu lesen, neue Freunde zu gewinnen, die alten zu erhalten von Upsala über Triest bis Kydonia, wohin es zu LÖFSTEDT, LIVADA und STAVRIDIS meine Grüsse trage. Ich widmete es vor zwölf Jahren meinem greisen Vater. Seinem Andenken bleibe es geweiht, denn er verband als ächter Theolog von der alten sächsischen Art mit dem tiefsten theologischen Wissen die gründliche Kenntniss der römischen und griechischen Classiker, die er noch im achtundsiebenzigsten Lebensjahre „zu seiner Erholung las". Noch in den letzten Lebenstagen war die facundia seines oris Latini eben so rein und schön wie die, mit der er von der Kanzel das Wort des Lebens klar und wahr in der Kraft des Herrn verkündigte. Ich wiederhole hier das, was der Grabstein des Predigers nach dem Herzen Gottes besagt.

Non fucata fides spirabat pectore puro,

Spem nil frangebat, cuncta regebat amor.
In coelis animus. Pia dicta ac facta sequuntur.
Christus ubi est, ibi tu, fide minister, eris.

Ἡ ἀγάπη οὐ θνήσκει.

Leipzig, den 1. September 1869.

F.

Einleitung.

Theokrit gilt als Erfinder und Meister der Idylle oder, wie wir richtiger sagen, der antiken Hirtenpoesie oder der ẞovxoAixά. Als solcher hat er in alter und neuer Zeit begeisterte Lobredner und Nachahmer gefunden. Admirabilis in suo genere Theocritus, sagt Quintil. 10, 1, 551). Aus der römischen Litteratur nennen wir namentlich Virgil2), welcher in den Eclogen auf mannigfache Weise, in Anlage der Gedichte, in Gedanken, in Gedankenausführung, in sprachlichem Ausdrucke und im Verse den Theokrit nachgeahmt oder mit ihm gewetteifert hat. Im vorigen Jahrhundert war es, um hier Anderes (vgl. S. 18) zu übergehen, Salomon Gessner, der sich ihn zum Muster für seine Idyllen nahm und den Namen des deutschen Theokrit erwarb, obwohl zwischen Gessners Idyllen und den gleichnamigen Dichtungen Theokrits ein viel grösserer Unterschied ist, als die meisten Halbgebildeten ahnen, und Hebel ein bedeutenderes Anrecht auf diesen Ehrennamen hat (s. S. 18). Wollen wir uns nun eine klare Vorstellung von dem Wesen dieser Poesien verschaffen, so müssen wir zunächst das Leben des Dichters und die Verhältnisse betrachten, unter welchen er dichtete.

Theokrits Leben 3).

Theokrit, der Sohn des Praxagoras und der Philine 4), war von Geburt ein Syrakusier oder, nach Anderen, ein Koer 5).

1) Vgl. p. 22 Anm. 45, p. 25 Anm. 56.

2) Die richtige Schreibart ist Vergilius, allein im Deutschen hat sich Virgil so eingebürgert, dass es eben so pedantisch oder manirirt aussieht, wenn Vergil geschrieben wird, wie es pedantisch oder manirirt aussieht, wenn man Lukianos u. dgl. schreibt.

3) Ueber das Leben des Theokrit s. Ad. Th. H. Fritzsche, de poetis Graecorum bucolicis. Gissae 1844, 8. J. Hauler, de Theocriti vita et carminibus. Friburgi Brisg. 1855, 8. J. Adert, Théocrite. Genève 1843, 8. Arethusa oder die bukolischen Dichter des Alterthums (von Finkenstein). 1. Th. Berlin 1789, 4. pag. 59. Aeltere Schriften s. bei Fabricius Bibl. Gr. 3 p. 764 Harl.

4) S. Epigr. 22.

5) S. de poet. buc. p. 3, wo ich mich für Kos als Geburtsort entschie-. den habe. Die von Ameis in Jahns Jahrbb. 1846 Band 45 p. 197 dagegen THEOKRIT VON FRITZSCHE. 2. Aufl.

1

Erinnerungen an Kos sind in der schönen siebenten Idylle aufbewahrt. Er lebte in der Mitte des dritten Jahrhunderts vor Christi Geburt, sicher in den Jahren 265 bis 259 oder 258 o). Wenn er sich in der siebenten Idylle (21 flg.) unter dem Namen Zuzidas einführt, so berechtigt uns das Scholion zu dieser Stelle in Verbindung mit anderen Notizen zu der Annahme, dass nach dem Tode seines Vaters sich seine Mutter mit einem Manne Namens Ziuixos verheirathete), dessen wahrhaft väterlicher Liebe Theokrit in jenem Gedichte ein Denkmal gesetzt hat, gerade so wie seinem Lehrer Philetas (7, 40) und seinen Freunden Phrasidamus und Antigenes (7, 3-4), Sicher ist dies, dass er einen grossen Theil seiner Bildung dem im Alterthum, namentlich von Properz (siehe Anm. zu Id. 7, 40) hochgefeierten Grammatiker wir würden sagen Philologen- und Dichter Philetas schuldete, von dem er Id. 7, 40 mit der grössten Hochachtung spricht. Wo er den Unterricht dieses Mannes genossen habe, ob in Kos, oder in Alexandrien, ist nicht gewiss 8). Jedenfalls hielt sich aber Theokrit eine Zeit lang in Alexandrien, dem Sammelplatze der damaligen gelehrten Bildung, auf. Jedenfalls dort verfasste er Id. 17, das Loblied auf den König Ptolemaeus Philadelphus, welches im Jahr 259 oder 258 geschrieben ist; ingleichen Idylle 14 und Idylle 15, deren letzter Zweck ein Preis des Ptolemaeus ist, und das Gedicht Berenike, von dem sich ein Fragment erhalten hat. Dass er mit diesen Gedichten sich der Gunst des Königs empfehlen wollte, liegt auf der Hand; ob er aber sich dieser Gunst wirklich erfreut, oder ob er sie vielleicht später wieder verscherzt habe, das wissen wir nicht 9).

Als sein eigentliches Heimathsland betrachtete Theokrit Sicilien. Daher sagt er von dem Polyphem Id. 11, 7: ó Kúxλw w

ausgesprochenen Einwände sind beachtenswerth, aber eben so wenig schlagend als das von Hauler p. 6 Gesagte, was zum Theil auch nur auf Vermuthungen beruht.

6) Um das Jahr 265 a. Chr. ist Idylle 16, 259 oder 258 Idylle 17 geschrieben. S. meine grosse Ausg. II p. 61 und Arg. Id. 17.

"

7) So Hauler p. 6 flg. Es hängt nämlich alles ab von dem richtigen Verständnisse des Scholion zu 7, 21. Dieses lautet bei Duebner p. 52 so: of μὲν αὐτόν φασι Θεόκριτον, καθὰ Σιμιχίδου (lies Σιμίχου) ἦν υἱός, ἢ καθὸ σιμὸς ἦν. οἱ δὲ ἕτερόν τινα τῶν σὺν αὐτῷ καὶ οὐ Θεόκριτον. φασὶ δὲ τὸν τοιοῦτον ἀπὸ πατρίου κληθῆναι Σιμιχίδου τοῦ Περικλέους τῶν Ορχομενίων, οἵτινες πολιτείας παρὰ Κῴοις τετυχήκασιν. Ameis, adn. in Theocr. p. 39 bezieht diese Worte auf den Grossvater des Theokrit. Für πατρίου hat aber cod. L πατρωιοῦ, wofür Hauler p. 6 πατρωοῦ conjicirt, was Ahrens schol. p. 244 mit eben dem Rechte aufgenommen hat, mit welchem er das diplomatisch begründete Σιμίχου für Σιμιχίδου schreibt. Unstatthaft ist Hartung's Conjectur Tatoos für narowiov. Im litt. Centralbl. 1859 p. 39 wird nάτendev álóuevos conjicirt Landesflüchtiger".

= ein

8) Erstere Ansicht habe ich de poet. buc. p. 4, letztere Hauler p. 8 zu begründen gesucht.

9) Dass Id. 16, 64 auf Ptolemaeus gehe, lässt sich nicht beweisen.

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