,,English Padlock" (W. I. p. 81 ff.) dem Horaz entnommen. Es handelt sich um die allgemein bekannte und viel verwendete Sage von der Buhlschaft Jupiters und der Danae: Prior beginnt sein Gedicht: Miss Danae, when Fair and Young Could not be kept from Jove's Embrace By Doors of Steel, and Walls of Brass. Der Hinweis auf Horaz betrifft dessen sechzehnte Ode des dritten Buches: Inclusam Danaen turris aënea robustaeque fores et vigilum canum nocturnis ab adulteris ... Eine kleine Anlehnung an Horaz (I. 13, 4):,,tumet jecur" und besonders IV. 1, 12:,,si torrere jecur quaeris idoneum" liegt in dem Reim Priors (Alma Canto I. p. 219): ,,Horace his Phrase is torret jecur And happy was that curious Speaker." Ovid. Ovid, der lateinische Lieblingsschriftsteller weiter Kreise, kommt bei Prior nur selten zu Wort. Inwieweit allerdings die zahlreichen mythologischen Vergleiche und Beispiele Priors bewußter oder unbewußter Ausfluß seiner Ovidlektüre sind, wird sich aus Mangel an beweisenden Übereinstimmungen kaum feststellen lassen. Genannt ist Ovid in Priors Werken ziemlich häufig (s. On Beauty „A Riddle" I. p. 71; A Satire on Modern Translators II. p. 48 und 49; A Letter to the Examiner II. p. 149). Wie günstig Prior von Ovids Episteln denkt, zeigen uns die Verse: Written in Lady Howe's Ovid's Epistles (W. II. p. 173); weniger freundliche Worte findet er für seine erotische Dich tung, wie uns ein anderes ebenfalls in ein Buch geschriebenes Epigramm: Written in an Ovid (W. I. p. 174) beweisen kann: ,,Ovid is the surest Guide, You can name, to show the Way was ihn aber nicht hindert, gerade hier bei dem Lateiner Anleihen zu machen, wie wir nachher sehen werden. An dieselbe Gruppe der Werke Ovids denkt Prior, wenn er in ,,Alma", Dick, der die Liebe im Herzen lokalisieren will, sagen läßt: The self-same Thing soft Ovid says (A proper Judge in such a Case)" (W. I. p. 219). Gehen wir nunmehr die einzelnen Bücher der Metamorphosen Ovids durch, so finden wir eine Reihe von Stellen, welche Prior im Gedächtnis gehabt haben könnte. Dem Bericht Ovids über Apollos vergebliches Liebeswerben um die keusche Daphne Met. I. v. 452-5061) ist der Stoff zu Priors dialogischem Gedicht: ,,Daphne and Apollo Imitated“ (W. II. p. 91 ff.) entnommen. Für seine parodistische Dialogisierung der Erzählung Ovids verwendet der Dichter die flehentlich fordernden Worte des Originals, auf welche er Daphne mit possenhaften Gegengründen antworten läßt. Nach dem Muster des Originals: „Nympha, precor, Peneï, mane! non insequor hostis:" (v. 504) beginnt Prior: ,,Abate, fair fugitive, abate thy speed, Dismiss thy fears, and turn thy beauteous head . . . .", den bei Ovid in Vers 505-507 enthaltenen Vergleich aus dem Tierreich läßt Prior fallen, und fährt in Anlehnung an Vers 507-511: 1) Zitiert nach: P. Ovidius Naso ex Rudolphi Merkelli Recognitione. Edidit R. Ehwald. Lipsiae 1891. ,,amor est mihi causa sequendi Me miserum! ne prona cadas, indignave laedi 99 With kind regard a panting lover view, Less swiftly fly, less swiftly I'll pursue; Pathless alas, and rugged is the ground, Some stone may hurt thee, or some thorn may wound." Diesen inständigen Bitten des Gottes setzt Prior die spöttischen Worte Daphnes entgegen: This care is for himself, as sure as death, One mile has put the fellow out of breath; So geht es fort. Jedem werbenden Ausspruch Apollos folgt eine witzelnde Antwort der spröden Schönen bis zur letzten Ermahnung Daphnes in ehrenhafter Weise, wie Irdische es tun bei ihrem Vater um sie anzuhalten. Der letzte Teil enthält eine realistische Skizze einer eventuellen glücklichen Ehe zwischen beiden mit dem Schluß: ,,Now love, or leave, my dear: retreat, or follow, And may i split into ten thousand trees If I give up, on other terms than these." Die Antwort des Gottes auf diese bündige Erklärung der heißbegehrten Schönen ist uns nicht überliefert, Ratten haben das Manuskript benagt. Eine sehr geschickte Verwendung der Phaetonsage findet sich in einem seiner besten Gedichte,,The female Phaeton" (W. II. p. 33 f.), einer Schmeichelei für Lady Katherine Hyde. Wie Phaeton mit seinem Sonnenwagen die Welt in Brand setzt, so setzt auch ,,Kitty" an einem Tage alle Herzen in Flammen. Im vierten Buche der Metamorphosen ist (v. 603 ff.) die Geschichte von der Tötung der Medusa und der Befreiung der Andromeda vorgetragen, welche Prior in einem Prologue (W. I. p. 125) verwertet hat: ,,Minerva thus to Perseus lent Her Shield; Secure of Conquest, sent Him to the Field: The Hero acted what the Queen ordain'd: So was His Fame compleat and Andromede unchained." Ein Zitat Ovids krönte die erste Ausgabe seiner Epistel: ,,From the Elector of Bavaria to the French King, after the Battle of Ramillies" (1706) (W. II. p. 370) und zwar die Eingangsverse des neunten Buches seiner Metamorphosen (v. 4-7): Triste petis munus. quis enim sua proelia victus und in der Widmung dieses Gedichtes:,,To the Right Honorable William Cowper, Esq., Lord Keeper of the Great-Seal of England", sagt Prior, daß er sich bemüht habe, Ovids ,,manner of writing" zu imitieren (vgl. Waller Notes p. 406); doch zeigt die Epistel keine auffällige Entlehnung aus dem Lateiner. Eine sichere Anregung durch Ovid liegt für Priors Verserzählung „The Ladle" (W. I. p. 93) vor. Es ist eine Vermischung der Erzählung von Philemon und Baucis (Met. VIII. v. 610 ff.) mit der von den drei Wünschen. In früheren Ausgaben muß es sogar unter dem Titel,,Baucis and Philemon" gestanden haben, denn Goldsmith (Beauties of Engl. Poet. II. p. 58) bespricht es unter diesem Titel:,,This poem is very fine, and though in the same strain with the proceeding [Hans Carvel], is yet superior." Der Stoff ist durch starke Modernisierung so abweichend von Ovid behandelt, daß es sich kaum wird entscheiden lassen, ob Ovid, Lafontaine (s. p. 105), oder irgend ein anderer der vielen Bearbeiter dieses Mythus als direkte Quelle anzusehen ist. Verrät sich schon das Motiv des Priorschen Gedichtes: ,,An English Padlock" (W. I. p. 81), die Frau durch Späher bewachen zu lassen, als Sitte östlicher Völker, so weisen einige Übereinstimmungen auf Ovid als Anreger hin. Zwei Stellen seiner Werke kommen in Betracht. Zunächst Amores lib. III. 4. Dort schildert der Dichter die Zwecklosigkeit einer solchen Bewachung der Frau: Rusticus est nimium, quem laedit adultera coniunx, Et notos mores non satis Urbis habet In qua Martigenae non sunt sine crimine nati (v. 37 ff.). Die Frau kann, so heißt es (ib. v. 7—8), nicht bewacht werden, wenn sie es nicht will: ,,Nec corpus servare potes, licet omnia claudas; Dann folgt der Ausspruch, welcher wahrscheinlich Prior zu seiner Lösung der Frage, wie man eine Frau behandeln muß, damit sie die Treue hält, bestimmte: ,,Send Her abroad; and let Her see, That all this mingled Mass, which She Is a dull Farce, an empty Show etc.", vgl. bei Ovid v. 9 ff.: ,,Cui peccare licet, peccat minus: ipsa potestas Desine, crede mihi, vitia inritare vetando: Auch das Beispiel Danaes, welches Prior zur Einleitung benutzt, allerdings mit einem Hinweis auf Horaz, bringt Ovid v. 19f.: ,,In thalamum Danae ferro saxoque perennem Quae fuerat virgo tradita, mater erat.“ Hiermit vergleiche man Prior v. 1-4: ,,Miss Danae, when Fair and Young |