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Beeinflussung von Priors,,Dialogue between Charles the Emperour and Clenard the Grammarian“ (W. II. p. 207 ff.) durch Fontenelles Dialog zwischen Charles V. und Erasme (Oeuvres III. p. 444 ff.). Hier sind beide Gestalten Fontenelles von Prior übernommen, Karl V., der Typus des stolzen und mächtigen Potentaten, und der bedeutende Grammatiker Fontenelles Erasmus und Priors Clenard sind in beiden Dialogen wesensgleiche Gestalten. Auch das Thema der Zwiegespräche ist ein ähnliches: Wer ist der Größere ,,un grammairien" oder vielleicht,,un prince qui s'est vu maître de la meilleure partie de l'Europe"? (Oeuvres III. p. 444), vgl. bei Prior: Charles: Why I was by Birth Monarch of Nations etc. . . . Clen. And I was the best Grammarian of mine . . . Egad I am very Serious while I tell you I think my self as Great, as Wise, and certainly as happy a Man, as your self" (1. c. p. 208). Die Weiterentwicklung bei Prior zielt ab auf eine durch weitausholende Gründe bedingte Vernichtung des Herrscherstolzes Karls, die aber im leeren Nichts versandet. Fontenelles Dialog sucht die Herrscher- und Geistesgröße skeptisch nicht in einem Verdienst, sondern in einer bloßen Kombination glücklicher Zufälle darzulegen:,,Erasme : Tout est donc hasard? Charles V.: Oui, pourvu qu'on donne ce nom à un ordre que l'on ne connaît point". Wie nahe dem Dichter des ,,Solomon on the Vanity of the World" dieser zeitgenössische französische Literat stand, zeigt der Schluß des französischen Dialogs:,,Si avant que de tirer vanité d'une chose, ils voulaient s'assurer bien qu'elle leur appartînt, il n'y aurait guère de vanité dans le monde" (ib. p. 448).

IV. Der Einfluß der italienischen Literatur auf die

Dichtungen Matthew Priors.

Giovanni Boccaccio.

Nur eine einzige, fragmentarisch überlieferte Erzählung Priors läßt sich mit Sicherheit auf Boccaccio zurückführen. Ob aber Prior für die Bearbeitung das Original benutzt hat oder sich einer Zwischenübersetzung bediente, läßt sich nicht entscheiden. Daß Prior des Italienischen mächtig war, wenn er es vielleicht auch nicht fließend sprechen konnte, zeigt eine gelegentliche Bewerbung in einem Gesuche an Marlborough, in welchem er sich um eine politische Sendung nach Florence bewirbt1).

Zum Gegenstand der fragmentarischen Erzählung, die Waller aus den Longleat-Handschriften veröffentlicht hat unter dem Titel:,,Prelude to a Tale from Boccace in blank Verse" (W. II. p. 339 ff.), wählte Prior die neunte Novelle des fünften Tages 2); die lange Einleitung vor der Geschichte selbst ist eine Huldigung für die Herzogin von Shrewsbury.

Wie schon aus den ersten Versen des Fragments der Erzählung geschlossen werden kann, hat Prior sehr frei mit der Vorlage geschaltet. Die einleitenden Worte Boccaccios zu seiner Erzählung von Federigo degli Alberighi, welcher liebt und keine Gegenliebe erlangt, sein ganzes Vermögen bis auf einen einzigen Lieblingsfalken um der Geliebten willen verschwendet und schließlich auch diesen bei einem unverhofften Besuche seiner Geliebten für ihre Bewirtung opfert und da

1),,I believe some of your Grace's friends will trouble you in my behalf, that by your kindness to me I may be restored to the commission, in which there is now a vacancy, or sent to Florence, or where else your commands may dispose of me, and that too at such a time as you may think proper." (Priv.-Correspondence of Sarah Duchess of Marlborough, London 1838; vol. II. p. 386; Brief vom 16. Nov. 1709).

2) Cf. Il Decameron di Messer Giovanni Boccaccio corretto ed illustrato con note; tom. 8. Parma 1813 (vol. V. p. 182 ff.).

durch bewirkt, daß sie ihn zum Gatten erwählt, läßt Prior fort und beginnt gleich mit der eigentlichen Erzählung.

Die vier ersten Verse:

In Florence heretofore (who knows not Florence
Beautiful Sov'raign of Etrurias Cities)

(p. 342),

Liv'd Frederic from a Noble race Descended With fair Revenues blest and large Estate schließen sich ziemlich eng an die Darstellung der Vorlage an. Dann folgt eine typisch Priorsche Art der Beschreibung des jungen Mannes ganz im zeitgenössischen Stile. Seine großen körperlichen und geistigen Vorzüge werden beschrieben, deretwegen: Illustrious Houses courted his Alliance

And every noble Virgin sighing wisht
Her Father might succeed

(ib.).

Der Geliebten dieses Friederich, bei Boccaccio Monna Giovanna, legt Prior den für eine Dichtung seiner Zeit passenderen Namen Clitia bei. Sie wird von ihm gleich als Witwe eingeführt, während bei Boccaccio ihr Gemahl erst stirbt, nachdem Friederich ihr zu Ehren durch Waffenspiele und Vergnügungen aller Art seinen ganzen Reichtum verschwendet hatte. Die Aufzählung der Feste zu Ehren der Schönen, wie unser Dichter sie weitläufig gibt, bricht mit Vers 38 ab, sollte aber wahrscheinlich noch weitergeführt werden. Die schlichte Erzählung der Prosa ist durchgehend in den breiten, geschmückten Stil des Epos verwandelt worden. Die übrigen noch vorhandenen Fragmente erlauben kein weiteres Urteil über die Komposition, doch scheint der Schluß: ,,And be our next Endeavor join'd to save

The lingering life of him

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And Thou wilt grant I next to Thee shou'd Love My Son . . . (ib. p. 344) darauf hinzuweisen, daß Prior den Sohn der Witwe nicht sterben lassen wollte.

Über die verschiedenen Versionen dieser Novelle Boccaccios vergleiche: Rudolf Anschütz: Boccaccios Novelle vom Falken und ihre Verbreitung in der Literatur, Erlangen 1892 (siehe Kochs Zeitschrift, N. F. 7, 480).

V. Der Einfluß der lateinischen Literatur auf die

Dichtungen Matthew Priors.

Quintus Horatius Flaccus.

Horaz hat in Leben und Dichtung Priors eine große Rolle gespielt. Von seiner frühen Jugend an hat er für den augusteischen Dichter Verständnis und Neigung bekundet. Nach der anekdotenhaften Erzählung von einer fröhlichen Tischgesellschaft in der Weinstube seines Onkels, der der junge Matthew eine strittige Stelle Horazens mit Bescheidenheit und viel Geschick zu voller Zufriedenheit erklärte, verdankt er eben dieser Kenntnis des Horaz, daß der Earl of Dorset, ein Teilnehmer jener Gesellschaft, ,,resolved to remove him from the tap of ,,The Rummer" to the more congenial bowers of university" (Mitford L. of Pr. p. III.), womit er den Grundstein für Priors späteres Fortkommen legte. Ist die Anekdote auch nicht ganz sicher verbürgt, so ist sie doch auch nicht ganz unwahrscheinlich, und jedenfalls den Kenntnissen Priors gemäß treffend erfunden. Zeit seines Lebens hat unser Dichter Horaz studiert und zu seinen Zwecken wohl auszunutzen verstanden. Daneben zeigt die Summe seiner Lebensanschauung, die stark von horazscher Weltweisheit durchtränkt ist, auch eine innere Beziehung zum Wesen seiner Poesie. Die epikureische Lebensauffassung des Anacreon und des Horaz war Prior bis zu einer gewissen Grenze kongenial; außerdem waren Horaznachahmungen damals an der Tagesordnung. Wie seine Zeitgenossen fand auch Prior in der Nachahmung horazscher Oden und Episteln eine bequeme Form, in der sich gut höfisch dichten, d. h. schmeicheln, betteln und danken ließ.

In unserer Untersuchung des Verhältnisses Priors zu Horaz sollen zunächst die direkten Entlehnungen seiner panegyrisch

politischen Oden besprochen werden, dann wird auf Grund der kleineren Anspielungen an Horaz und der allgemeinen Stimmung und Lebensgewohnheiten versucht werden, ihre geistige Verwandschaft näher zu beleuchten.

In den ersten Teil gehören sieben Imitationen, meist Oden, die alle außer einer nicht zu datierenden Epistel (To the Right Honorable Mr. Harley) politische Ereignisse der Zeit von 1692-1706 begleiten.

Aus dem Jahre 1692 stammt Priors,,Ode in Imitation of the Second Ode of the Third Book of Horace" (W. II. p. 36 ff.). Mit Ausnahme der Strophen 4, 9, 10 und 11 entspricht jede Strophe einem Gedanken des klassischen Vorbildes, wie in den Ausgaben in Fußnoten angegeben ist, doch erreicht der panegyrische Wortschwall zu Ehren Wilhelms von Oranien nicht im entferntesten die Wirkung der einfachen, großen Worte der Vorlage. In dreizehn Strophen von ungleicher Länge werden die Kriegs- und Ruhmestaten Wilhelms gegen Frankreich verherrlicht.

Wie stark Prior die Ausdrucksweise des Horaz verändert hat, zeigt ein Vergleich des Anfangs beider Oden; man wird in den Worten Priors:

How long, deluded Albion, wilt thou lie
In the Lethargic Sleep, the sad Repose,
By which thy close thy constant Enemy,
Has softly lull'd Thee to Thy Woes

kaum das Original wiedererkennen:

Angustam, amici, Pauperiem pati
Robustus acri Militia Puer
Condiscat et Parthos feroces

Vexet eques metuendus hasta.

Auch die folgenden Zeilen der Strophe treten dem von Horaz ausgesprochenen Gedanken nicht näher, nur in den vier Schlußversen:

Are Thy Enerva[t]e Sons not yet Alarm'd?

When William Fights dare they look tamely on,

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