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LEIPZIGER

LITERATUR ZEITUNG

FÜR

DAS JAHR 1828.

ERSTES HALBJAHR No 1 BIS No 162.

REDACTOREN:

Ober Hofgerichts Rath Dr. BLÜMNER. Professor KRUG. Professor Dr. HEINROTH
Professor Dr. ROSENMÜLLER. Professor Hofrath PÖLİTZ und Professor BRANDES

LEIPZIG

BEY BREITKOPF UND HÄRTEL

Am 1. des Januar.

1.

1828.

Baukunst.

Geschichte der Baukunst vom frühesten Alterthume his in die neuern Zeiten. Von C. L. Stieglitz. In drey Abtheilungen. Nürnberg, bey Campe. 1827. 470 S. 8.

Die Anzeige dieses Buches wird sich nur auf den

Inhalt desselben beschränken, um im Allgemeinen damit bekannt zu machen, die Beurtheilung bleibt Andern überlassen. Es stellt, in drey Abtheilungen, die Schicksale der Baukunst auf, vom frühesten Alterthume bis in die neuern Zeiten, den Gang, den diese Kunst zu ihrer Ausbildung nahm, wie sie herabsank, wie sie sich wieder erhob, wie sie in verschiedenen Zeitaltern, bey verschiedenen Völkern, auf verschiedene Weise ausgeführt wurde. Eine solche Zusammenstellung der Bauwerke aller Zeiten lässt das Ganze der Geschichte der Baukunst richtig erkennen, sie führt zur unparteyischen Beurtheilung der Bauwerke der verschiedenen Völker, um nicht die Werke des einen Volkes zum Nachtheile der Werke eines andern zu erheben, sie zeigt zugleich die Wege, auf welchen der Mensch zur vollkommenen Ausbildung gelangte.

Die Betrachtung der Werke der Baukunst erzeugt den Gedanken, den Grund der Bildung der Formen zu entdecken. Diesen Grund gaben die Gesetze der Natur. Durch erkannte Naturwahrheiten wurde der Mensch zur Religion, zur Kunst geführt. Aus ihnen ging auch die Geometrie hervor, die erste aller Wissenschaften, das Mittel, durch Bilder die Naturwahrheiten zu versinnlichen, eine Kunst zum Ausdrucke unsichtbarer Weltkräfte, wie Herder sie nennt. Geometrische Bilder brin gen daher das Geistige, und wie es aufgefasst, zur Anschauung, sie geben durch Begrenzung des Raumes, Formen, woraus die Formen aller zum Seyn und Leben nöthigen Dinge entstanden, wodurch auch die Formen der Baukunst ihr Daseyn erhielten, nicht nur die der wesentlichen Theile der Bauwerke, auch die architektonischen Glieder.

der erste Sitz der Menschen, wo auch, in HöhlenOstasien und der Paropamisus war unstreitig tempeln, die Kunst ihren Anfang nahm. Auf dem Rücken der Gebirge zogen von hier die Völker zuerst nach dem unteren Theile von Asien, und es gründeten sich Reiche in Indien und China. In

Erster Band.

den gesegneten Ländern am Indus und Ganges érhoben sich die Völker früher zur Cultur, als es andern möglich war, denen rauhere Gegenden zu Theil geworden. Hier war es auch, wo die Kunst schon weitere Fortschritte machte, aber noch immer nur in unterirdischen Felsen-Tempeln sich zeigte, grosse, wundervolle Werke. Auf eine andere Weise erschien die Baukunst in China, wo Holz das Baumateriale war, die Hütte die erste Wohnung der Menschen, wodurch die besondere Form der Bauwerke bestimmt wurde. Aber nur durch den Steinbau konnten schöne Formen gebildet werden, nicht im Holzbaue, jener gibt grossartige Gestalten, dieser ärmliche, daher auch nur jener das Bauen zur Kunst zu erheben vermochte.

Zogen diese Völker von Ostasien südlich, so andere nördlich in die Gegenden des Kaukasus. Hier liessen sie sich nieder, hier, am Gestade des Pontus, am See Marotis, entstand ein zweytes Urland. Von hier zogen viele andere Völker aus, welche in verschiedene Theile der Welt sich verbreiteten und Reiche gründeten, von denen noch jetzt mehrere in hoher Blüthe stehen. In diesen Gegenden war es, wo die Gesammtbildung der Völker Statt fand, welche nachmals der Grund zu ihrer weitern Ausbildung wurde, in der Religion, in Sprache und Schrift, im Bauen. So sehen wir, wie am Kaukasus der allgemeine Standpunct aufzusuchen ist, von dem die Völker in ihrer Bildung ausgingen. Aus gemeinschaftlichem Keime entsprungen, wurde sie nachmals, durch die verschiedene Beschaffenheit der Länder, durch den Zustand und den Geist der Völker sehr verschieden motivirt, und auf verschiedene Weise zur Vollkommenheit gebracht. Findet sich daher bey manchen Völkern Aehnlichkeit in der Religion, Kunst und Sprache, so liegt die Ursache in der Gesammtbildung am Kaukasus; jedoch erhielt auch zuweilen ein Volk von dem andern Kenntnisse und Bildung.

Eine geraume Zeit hindurch hatten die Völker am Kaukasus gewohnt, und der Naturzustand der Gegend, welche sie einnahmen, erzeugte die Erweckung mannichfaltiger Fähigkeiten und Fertigkeiten. Von hier fanden die Auswanderungen Statt. Schon in sehr früher Zeit mochten von der östlichen Küste Asiens nach der nordwestlichen Küste Amerika's Völker gezogen seyn, wo sie, nach erlangter Ruhe, die grossen Tempel in den

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