Billeder på siden
PDF
ePub

inspicientum gratia nec largientis excedat humanitas; in loxu autem et ossibus loco motis usque ad deuncem solidi iniuriarum commodum placuit extendi; iam porro de ossibus fractis placuit convenitque, ut in minutalibus solidus, in principalibus vero ossibus argenti libra protenus traderetur. Hierher gehört endlich eine Bronzetafel aus Vercellä, welche den Anfang der sogenannten lex Tappula1 aus der Zeit um 100 n. Chr. enthält, die aber nach Premersteins 2 Untersuchungen zurückgeht auf ein scherzhaftes Gedicht eines gewissen Valerius Valentinus aus dem Ende des 2. Jhd. v. Chr. Der Text der Tafel kann bei seiner fragmentarischen Überlieferung hier übergangen werden.

Was uns bis jetzt an vóuoi ovμлоτizоi begegnete, ist also hervorgegangen aus einem Ordnungsbedürfnis, wie die Bestimmungen aus platonischem Kreis, oder aus Lust an der Parodie philosophischer Einrichtungen und der Gesetzessprache. Daneben zeigt aber die Iobakcheninschrift deutlich, daß die Gesetze des Symposions auch sakrale sein können. Das in der Nähe des Areopags aufgedeckte Kultlokal, Bazyɛiov genannt, stammt aus römischer Zeit, die Inschrift nach E. Maaß aus dem Jahr 170 n. Chr. Nach einer Bemerkung im Eingang des Textes (Z. 8-13) liegen aber frühere Bestimmungen zugrunde aus der Zeit der Priester Chrysippos und Dionysios. Früher als in das 2. Jhd. n. Chr. will aber Maaß die erste Fassung gleichwohl nicht ansetzen wegen Erwähnung der πανέλλην γερουσία (Ζ. 131), eines Ehrenamtes aus hadrianischer Zeit. M. E. kann aber das Ehrenamt sehr wohl nachträglich in die Bestimmungen dieses dionysischen Thiasos aufgenommen sein, die erste Fassung kann früher entstanden sein. Die Vorschriften für die festlichen Veranstaltungen des Iobakchen

1 Abgedruckt in: Petronii saturae et liber Priapeorum, quartum ed. Fr. Buecheler, Berlin 1904, 241.

2 Hermes XXXIX (1904) 347 ff. Vgl. Bücheler, Index Bonn. 1847, 10 ff. Vgl. E. Maaß, Orpheus, München 1895, 18 ff.; Prott-Ziehen Leges sacrae e titulis collectae II 1 S. 132 ff. 4 AaO. 18.

Dionysische Kultvereine mit einem Bazzazov als Kultlokal bestanden in Perinth (3. Jhd. n. Chr.), in Megara (2. Jhd. n. Chr.), in Thasos (3. Jhd. n. Chr.). In Athen besteht ein Baxxetov, wenn auch ohne faßbaren Thiasos, bereits im 5. Jhd. v. Chr., vgl. Aristoph. Lys. 1 ff. S. auch Ziebarth, Das griechische Vereinswesen, Index u. d. W. Baxzɛior,

thiasos enthalten in gleicher Weise wie jene parodisierenden νόμοι συμποτικοί auch das Verbot zu lärmen, Streit anzufangen, falsche Plätze einzunehmen, einen anderen zu schlagen; sie legen die Befugnisse von Archibakchos und Priester für die Leitung des Symposions fest. Die bezeichnendsten Paragraphen ihrer Gesetze seien hier vermerkt; Z. 62f.: Oldɛvì δὲ ἐξέσται ἐν τῇ στιβάδι οὔτε ἆσαι οὔτε θορυβῆσαι οὔτε κροτῆσαι. Ζ. 711.: Μάχης δὲ ἐάν τις ἄρξηται ἢ εὑρεθῇ τις ἀκοσμῶν ἢ ἐπ' ἀλλοτρίαν κλισίαν ἐρχόμενος ἢ ὑβρίζων ἢ λοιδορῶν τινα, ὁ μὲν λοιδορηθεὶς ἢ ὑβρισθεὶς παραστανέτω δύο ἐκ τῶν Ἰοβάκχων ἐνόρκους ὅτι ἤκουσαν ὑβριζόμενον ἢ λοιδορούμενον, καὶ ὁ ὑβρίσας ἢ λοιδορήσας ἀποτίτω τῷ κοινῷ λεπτοῦ δρ. κε', ἢ ὁ αἴτιος γενόμενος τῆς μάχης ἀποτίτω τὰς αὐτὰς δρ. κε', ἢ μὴ συνίτωσαν ἐς τοὺς Ἰοβάκχους, μέχρις ἂν ἀποδῶσιν. Ἐὰν δέ τις ἄχρι πληγῶν ἔλθῃ ἀπογραφέσθω ὁ πληγεὶς πρὸς τὸν ἱερέα ἢ ἀνθιερέα· ὁ δὲ ἐπάναγκες ἀγορὰν ἀγέτω, καὶ ψήφῳ οἱ Ἰόβακχοι κρεινέτωσαν προηγουμένου τοῦ ἱερέως, καὶ προστειμάσθω πρὸς χρόνον μὴ εἰσελθεῖν, ὅσον ἂν δόξῃ καὶ ἀργυρίου μέχρι (δρ.) κε'. Ζ. 631.: Μετὰ δὲ πάσης ευκοσμίας καὶ ἡσυχίας τοὺς μερισμοὺς λέγειν καὶ ποιεῖν προστάσσοντος τοῦ ἱερέως ἢ τοῦ ἀρχιβάκχου. Ζ. 106.: Μηδεὶς δὲ προσφωνείτω μὴ ἐπιτρέψαντος τοῦ ἱερέως ἢ τοῦ ἀνθιερέως, ἢ ὑπεύθυνος ἔστω τῷ κοινῷ λεπτοῦ δρ. λ. Nicht minder beweisen die Bestimmungen des sog. decretum Lanuvianum für einen Thiasos des Antinous und der Diana, daß sich die Gelagebestimmungen rein sakraler Gemeinschaften und ausgesprochener Vergnügungsvereinigungen in mancher Hinsicht gleichen. Auch hier haben wir also Beziehungen des Symposions zu Sakralem und Profanem, und wieder versagen die Mittel, um festzustellen, welches das Primäre ist.

ff.:

1 Der Text bei E. Maab aaO. 49: Item placuit, ut quisquis seditionis causa de loco in alium locum transierit, ei multa esto HS. quattuor nummum. Si quis autem in obprobrium alter alterius dixerit aut tumultuatus fuerit, multa esto HS. duodecim nummum. Si quis quinquennali inter epulas obprobrium aut quid contumeliose dixerit, multa esto HS. viginti nummum. 2 Vgl. o. S. 50–56.

DRITTES KAPITEL

Wein und Blut

§ 1. Was ist Wein?

Die Feststellung allein des Vorhandenseins von Trinkbräuchen im Altertum dürfte in einer Untersuchung der heiligen Bedeutung des Weines nicht genügen: es muß der Versuch gemacht werden, die Frage nach ihrem Ursprung zu beantworten. Hoffentlich brauchen wir dabei nicht Tylors resigniertem Ergebnis beizustimmen im ganzen scheinen die Zeugnisse für eine frühe und weite Verbreitung der Sitte, einem Lebenden zuzutrinken, nicht den genügenden Schlüssel zu ihrem rationellen Ursprung zu enthalten'1. Wir gehen, wie schon oben (S. 2) gesagt wurde, von der Ähnlichkeit des Weines mit dem Blute aus. Was ist Wein, was ist Blut, bei welchen Gelegenheiten findet das Blut Verwendung, welche Beziehungen zwischen Blut und Wein sind vorhanden? Das seien die leitenden Fragen.

Uns modernen Menschen dient der Rebensaft mehr als Genußmittel denn zur Nahrung. Anders die Griechen bei Homer: Τερπόμενοι φίλον ἦτορ | σίτου καὶ οἴνοιο· τὸ γὰρ μένος ἐστὶ καὶ ἀλκή. Kraft und Stärke des Menschen liegt in Brot und Wein. Wohl aus diesem Grunde bekommen schon Kinder Wein zu trinken, wie der kleine Achilleus 3, der aber in kind

1 Tylor aaO. I 97.

2 Il. IX 705 f., vgl. XIX 61.

3 II. IX 485 ff. Von der gesundheitlichen Wirkung des Weines für Kinder waren aber auch die Griechen nicht immer überzeugt; Aristoteles

licher Art den Trank wieder ausspeit. Biog nennen die Griechen dies Getränk nach Plinius 1: sie schrieben ihm also lebenerhaltende Eigenheit zu. In dem Glauben an seine lebenspendende Kraft hält man es sogar für den Erzeuger des Blutes und damit des Lebens, denn Blut ist Leben. Bei Aphrodites Verwundung durch Diomedes fließt kein Blut; die Götter

οὐ γὰρ σῖτον ἔδουσ ̓ οὐ πίνουσ' αἴθοπα οἶνον,
τοὔνεκ ̓ ἀναίμονές εἰσι καὶ ἀθάνατοι καλέονται 3.

Das glaubt nicht der homerische Mensch allein; Athenaios 1 urteilt über den Wein von Knidos und Chios: Ὁ δὲ Κνίδιος (scil. οἶνος) αἵματος γεννητικός, τρόφιμος . . ., κοινῶς δ ̓ ὁ Χῖος πεπτικός, τρόφιμος, αἵματος χρηστοῦ γεννητικός. So sehr der Äthiopenkönig die Lebensweise der Perser herabsetzt, der Besitz des lebenverlängernden Weines erscheint ihm doch als ein Vorzug dieses Volkes. Eine besonders gesundheitliche Wirkung schrieb man in Athen dem jungen Wein zu, der an den Pithoigien gekostet wurde, dem Most in Rom', wo zu Ende der Weinlese an den Meditrinalien man nach dem Spruche handelte: Novum vetus vinum bibo, novo veteri morbo medeor. Und wie der Wein durch seine lebenerhaltende Kraft hier als Arznei gilt, vermag er auch die Pest zu vertreiben, Luc. Scytha 2: Παύσονται τῷ λοιμῷ ἐχόμενοι, ἢν τοὺς στενωποὺς οἴνῳ πολλῷ ῥάνωσι.

6

(Ausg. d. Berl. Ak.) 457 A 14 f. : Διὸ (scil. διὰ τὸ πνευματώδες) τοῖς παιδίοις οὐ συμφέρουσιν οἱ οἶνοι οὐδὲ ταῖς τίτθαις, ἀλλὰ δεῖ πίνειν ὑδαρῆ καὶ ὀλίγον. 1 h. n. XIV 8. 2 S. u. S. 77 ff.

Il. V 340 f. Interessant ist gegenüber der griechischen Vorstellung vom Weingenuß der Götter die germanische Auffassung; Edda (übers. v. Jordan), Mär von Grimmer, Str. 19: 'Doch nur von Wein lebt der waffengewaltige Odin immer'. Das erklärt sich aus der Seltenheit des Getränkes in der nordisch-germanischen Kulturwelt: den Göttern gehört das Beste. Das Volksgetränk war jedenfalls Meth (Budde, Die Bedeutung der Trinksitten in der Kultur der Angelsachsen, 18).

I 32 E, 33 A. Rein physiologisch betrachtet steht der Weingenuß nur insofern mit der Blutbildung im Zusammenhang, als der Wein auf blutbildende Organe wie Leber und Milz anregend einwirkt.

Plut. quaest. conv. III 7, 1; vgl. o. S. 27.

5 Herodot III 22.

7

Varro, de 1. 1. VI 21; vgl. Wissowa aa0. 101 f.

Nicht nur als lebenspendende Kraft, auch als berauschendes Genußmittel ist den Alten der Wein bekannt. Am treffendsten wird die gesundheitliche Wirkung der rein narkotischen zuweilen bei Theognis gegenübergestellt:

1

Δισσαί τοι πόσιος κῆρες δειλοῖσι βροτοῖσιν,

δίψα τε λυσιμελὴς καὶ μέθυσις χαλεπή.

Zwar dienen zahlreiche narkotische Mittel zur Herbeiführung eines Rausches, die Getränke haben aber allgemein den Vorzug 2. Entsprechend den Anlagen eines jeden Volkes äußert sich das im Rausch gehobene Lebensgefühl, die angeregte Phantasie in verschiedener Weise. Die Hellenen versetzt der Wein in dichterische Begeisterung. In dionysischer Ekstase weiß bei Archilochos der Dichter ein Lied des Dionysos, einen Dithyrambus zu singen:

Ὡς Διωνύσοι ̓ ἄνακτος καλὸν ἐξάρξαι μέλος

οἶδα διθύραμβον, οἴνῳ συγκεραυνωθεὶς φρένας 4.

Nach Athenaios" wirft Sophokles dem Aischylos vor, er habe seine Tragödien im Rausch geschrieben, ebenso dichten Alkaios und Aristophanes im Rausche nach Athenaios; der Chor des Euripides rühmt von sich selbst:

Παρά τε Βρόμιον οἰνοδόταν

παρά τε χέλιος ἑπτατόνου
μολπὰν καὶ Λίβυν αὐτὸν
οὔπω καταπαύσωμεν
Μούσας, αἱ μ' ἐχορευσαν.

Den gleichen Gedanken wie im Archilochosfragment, nur in reziproker Wendung, finden wir bei Epicharm: Ouz ori di

1 PLG II V. 837 f.; vgl. 211f., 873 ff.

* Vgl. M. Hörnes, Die Urgeschichte des Menschen, 111; Tylor aa0. II 417 ff. 3 PLG II Fr. 79.

Vielleicht beweisen die Verse, daß ein Vorsänger des Dithyrambos in dionysischer Ekstase dem Chor der Gemeinde gegenübersteht (A. Dieterich, Die Entstehung der Tragödie, Arch. f. Rel.-Wiss. XI 1908, 165).

5

X 428 F, 429 A.; A. Dieterich bei Pauly - Wissowa I 1084: „Daß Aischylos uvav dichtete, soll nur den dichterischen Schwung dartun“.

[blocks in formation]
« ForrigeFortsæt »